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"Kannst du dir vorstellen, dass es Menschen gibt, die Angst vor ihm haben?", fragte ich Itachi. Nachdem ich ihn an diesem Morgen behandelt hatte, entführte ich ihn das erste Mal in mein Kamui und somit in eine andere Dimension. Ich machte von dort aus Kisames Chakra ausfindig und teleportierte uns dann in die Höhle. Der Shinobi lag am Boden und Itachis Doppelgänger saß gelangweilt an einer Wand gelehnt. Anscheinend war nichts passiert in den letzten paar Tagen. Der Doppelgänger löste sich auf, als er uns erblickte.

"Im Normalfall schon.", antwortete er belustigt.

"Er siegt gruseliger aus, wenn er so dümmlich grinst.", murmelte ich, woraufhin der Uchiha leicht lachte. Kisame lag mit Samehada im Arm da und grinste, wie gesagt, einfach nur vor sich hin. Ich wollte gar nicht wissen, was in diesem Genjutsu vor sich ging.
"Du solltest etwas Abstand nehmen.", riet ich meinem Freund.

"Das ist ein spezielles Genjutsu.", informierte er mich. Ich seufzte und machte mich auf das schlimmste gefasst.

"Na gut. Wann immer du bereit bist.", sagte ich und sammelte bereits Chakra. Itachi näherte sich dem Nuke-Nin und löste das Jutsu auf. Kisame schlug seine Augen auf und musste sich erst einmal orientieren. Als er uns dann erkannte, verfinsterte sich seine Miene schlagartig. Das war meiner Meinung nach immer noch besser, als dieses dümmliche Grinsen. Kisame sprang wütend auf und umklammerte sein Schwert mit einer Hand, bereit dazu es zu schwingen.

Itachi sprang in weiser Voraussicht weiter nach hinten, um Abstand zu schaffen.

"Was genau sollte das denn, Baka?!", schrie Kisame seinen Teampartner an. Ohne auch nur auf eine Antwort zu warten, lief er auf den Uchiha zu. Um weiteres zu vermeiden stellte ich mich zwischen die beiden und zwang Kisame mit dem Himmelspfad dazu ruhig zu stehen. Wortwörtlich, denn durch diesen Pfad konnte ich Abstoßungs- und Anziehungskraft kontrollieren und manipulieren. Er befand sich in einem Zustand der Regungslosigkeit und war somit bewegungsunfähig.
"Kairi, ich konnte dich eine Zeit lang gut leiden, aber wenn du mich nicht sofort runter lässt..", drohte er mir.

Ich holte unbeeindruckt Nagatos und Konans Ringe aus meiner Tasche und präsentierte sie ihm. Kisame zog seine Augenbrauen zusammen.

"Ich verstehe nicht ganz was das zu bedeuten hat.", gab er zu und wurde durch die Verwirrung etwas ruhiger. Als ich seine Aufmerksamkeit nun hatte, holte ich eine weitere Schriftrolle raus, die Konan verfasst hatte. Diese richtete sich an die Akatsuki-Mitglieder.

Ich hielt das Schriftstück vor seinem Gesicht, damit er es lesen konnte. Erst weiteten sich seine Augen, dann sah er skeptisch zu mir runter, bevor er sich wieder dem Papier widmete. Mit einem ungläubigen schnaufen signalisierte er, dass er fertig war, also packte ich die Schriftrolle wieder weg.

"Also, was sagst du?", fragte Itachi seinen Teampartner. Dieser sah nicht gerade beeindruckt aus.

"Die Welt mit Diplomatie zu einem besseren Ort machen? Ich weiß ja nicht.", kommentierte er.

"Mir ist bewusst, dass diese Organisation nie wieder rein pazifistisch sein kann.", gab ich zu. "Die Anwendung von Gewalt lässt sich zu unserer heutigen Zeit wohl leider nicht mehr vermeiden. Wir müssen sie nur eben richtig kanalisieren.", sagte ich. Kisame lachte humorlos auf.

"Und woran willst du entscheiden, was richtig oder falsch ist? Womit willst du dich rechtfertigen?", hakte er nach.

"Jedes Vergehen zieht Konsequenzen nach sich. Verstößt jemand gegen die Regeln, so gibt es dafür eine Strafe. Es gibt nicht umsonst so viele Nuke-Nins.", erklärte ich. "Wir ziehen Kriminelle zur Rechenschaft und Mitteln diplomatisch zwischen den Ländern. Dabei ist es wichtig, dass wir untereinander absolut transparent sind.", betonte ich. Kisame schien zu überlegen.

"Kisame, du bist ein intelligenter Mann und ich habe unsere Gespräche bislang immer geschätzt. Mir ist klar, dass du eine andere Vorstellung von Frieden hast, aber überleg doch mal: Wie weit haben wir es mit dieser Vorstellung geschafft?", argumentierte Itachi. Mochte sein, dass der Kiri-Nin Respekt vor mir hatte, doch dem Uchiha vertraute er auch vollkommen. Sie hatten mittlerweile so viele Jahre miteinander verbracht, dass sich auch sowas wie eine Freundschaft aufgebaut hatte.

Der Blauhäutige dachte tatsächlich über Itachis Worte nach. Zugegebenermaßen ließen sie auch nicht viel Spielraum für effektive Gegenargumente. Kisame sah zu mir und schätzte wahrscheinlich ab, inwiefern er mich einordnen sollte.

"Du erinnerst mich an jemanden, den ich vor langer Zeit beschützen sollte.", sprach er an mich gerichtet.

"Beschützen sollte?", hakte ich nach.

"Ich habe sie umgebracht.", erklärte er kurz und emotionslos.

"Oh.", entgegnete ich. "Mich musst du nicht beschützen, versprochen.", sagte ich und rümpfte die Nase. Er würde ohnehin nicht an mich rankommen. Kisame setzte ein amüsiertes Lächeln auf.

"Das weiß ich.", sagte er. "Aber ich habe auch keine andere Wahl, als mich zu beugen, richtig?", fragte er rhetorisch. Ich hob meine Hand etwas an und schwankte mit ihr hin und her, um ihm zu zeigen, dass er tatsächlich nicht wirklich eine andere Wahl hatte.
"Und du würdest auch deine Hand für sie ins Feuer legen, wenn sie dir nicht den Kopf verdreht hätte?", fragte Kisame an Itachi gerichtet. Ich zog belustigt eine Augenbraue hoch. Da hatte sich der Kiri-Nin ja noch recht gewählt ausgedrückt.

"Das würde ich. Wenn sie wollte, könnte sie uns alle auf einmal umlegen.", antwortete der Uchiha sehr ehrlich. Sein Tonfall war eher ernst, als würde er einfach nur einen Fakt in den Raum werfen, was mich fast schon zum Lachen brachte. Ich war mir sicher, dass er keine Angst vor mir hatte, aber so eine drastische Aussage von ihm zu hören, war durchaus amüsant. Kisame wandte seinen Blick wieder zu mir und musterte mich abermals eindringlich.

"Ich dachte immer Pain wäre die Reinkarnation von Kaguya Ōtsutsuki.", sprach er nach einer gefühlten Ewigkeit. "Dabei steht sie gerade vor mir.", brachte er seinen Gedanken zu Ende.

"Ach, hör doch auf.", winkte ich direkt ab.

"Wann hast du dein Rinnegan erweckt?", fragte das Fischauge.

"Mit 19.", antwortete ich knapp.

"Madara hat Jahre gebraucht, um das Rinnegan zu erwecken. Er hat es an Nagato weiter gegeben, also kann er es rein technisch gar nicht sein.", warf Itachi ein. Mir war bewusst, dass es bei mir recht schnell ging und was dies bedeutete. Aber Kaguyas Reinkarnation?

"Das weiß ich.", zischte ich schon fast. Irgendwie brachte es mir Unbehagen, dass sie sich bei dieser Vermutung so sicher waren. Vielleicht hatten sie ja recht, vielleicht aber auch nicht.

Was wäre, wenn ich genauso werden würde, wie Kaguya? Diese Frau war durchaus mächtig, aber sie hatte auch viel Leid über die Welt gebracht. Und auch wenn ihr Sohn es besser machen wollte, so entstanden doch wiederum nach seinem Tod die beiden wohl bekanntesten Clans: Senju und Uchiha. Von ihrem ersten Konflikt an, bekriegten sie sich. Außer ihnen, gab es auch noch mehr, die sinnlose Kriege führten und dabei hatten sie doch alle vermeintlich das selbe Ziel.

Ich sah zu Itachi und traf auf seine kühle Miene. Dennoch strahlten seine Augen eine Wärme aus, die wohl nur ich unter seiner Facette erkennen konnte. Es erinnerte mich daran, wofür ich eigentlich kämpfte.

Yami, Itachi, Obito, Sasuke, Nagato, Konan - von mir aus sogar Kakashi, Tsunade, Konohagakure und die gesamte Ninja-Welt.

"Selbst, wenn ich ihre Reinkarnation bin. Ich werde es besser machen als sie.", sagte ich mit fester Stimme und sah dann Todernst zu Kisame. Er erwiderte diesen Blick und nickte.

"Dann versuche ich es zur Abwechslung mal mit Diplomatie, Boss.", erwiderte er. Ein zufriedenes Schmunzeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt