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"Kairi..", flüsterte Itachi. Erst jetzt bemerkte ich, wie flach mein Atem ging und wie zittrig ich selbst war. Ich sah ihm in die Augen. "Ich bin hier.", versicherte er mir. Seine Stimme war noch etwas brüchig, doch er klang in Ordnung. Auch seine Wunden heilten schnell - ich hatte mich wohl so in meiner Verzweiflung verfangen, dass ich mich um einiges mehr anstrengte als sonst.

Itachi hatte die Panik in mir bemerkt und mir gut zugeredet. Ich realisierte, dass ich gerade viel mehr Kontrolle über die Situation hatte, als ich eigentlich dachte. Ich hatte mehr Kontrolle, als bei Yami damals.
Die Hilflosigkeit und die Verzweiflung ebbten wieder ab und ich beruhigte mich. Itachi würde es gut gehen, dafür sorgte ich. Vielleicht war es das, was ich lernen musste. Es war das Risiko, welches ich in Kauf nahm, als ich ihn in mein Leben ließ. Also würde ich es auch verdammt nochmal annehmen und ihm später dafür den Hintern versohlen.

"Hast du ein Glück, dass du gut aussiehst.", murmelte ich monoton, doch scherzhaft. Itachi lachte auf und zuckte nichtmal zusammen. Das hieß, das seine Schmerzen wohl auch gelindert waren, was mich aufatmen ließ. Währenddessen, behielt ich Sasuke stets im Auge.

Ich hatte Itachi wieder vollständig geheilt, jetzt musste er nur noch sein Chakra regenerieren. Das hieß, dass er Ruhe brauchte. Ich half ihm dabei sich aufzusetzen und stand nun selbst auf.
Sasuke hatte uns die ganze Zeit über beobachtet und ließ keine einzige Emotion in seinem Gesicht zu. Erst als ich mich neben ihn setzte und begann auch ihn zu heilen, sah er überrascht zu mir.

"Stell dich nicht so an, schließlich hat er das alles alles für dich gemacht.", sagte ich neutral. Verwirrt sah er nun wieder zu seinem älteren Bruder, der im Schneidersitz auf dem Boden saß und seufzte. Beschämt sah er auf die Steinchen, die vor ihm lagen.

"Ich hoffe du hast Zeit, es ist nämlich eine lange Geschichte.", sagte Itachi.

"Das heißt, du hast mich auch vorhin die ganze Zeit angelogen?", fauchte der kleine Uchiha seinen Bruder an. Itachi sah zu Sasuke auf und nickte, woraufhin dieser verächtlich schnaubte. "Warum sollte ich dir dann überhaupt zuhören?"

"Weil du es sonst bitter bereuen wirst.", zischte ich bedrohlich. Sasuke wagte es nichtmal zu mir zu sehen, er hielt einfach die Klappe. "Ich werde Obito eine Nachricht zukommen lassen, dann kann er mit Kisame nach Amegakure kommen. Alles weitere besprechen wir bei mir.", legte ich einfach fest. Itachi hatte keine Einwände.

"Amegakure?", fragte Sasuke.

"Keine sorge, wird nicht lange dauern.", versicherte ich ihm. Auch seine Wunden waren so gut wie alle geheilt, nur sein Chakra müsste sich nun regenerieren, wie bei Itachi eben. Ich schickte Obito eine Fledermaus zu und informierte ihn über den Stand der Dinge. Er sollte mit Kisame zurück zu Konan und Nagato. Sasukes Team konnten sie von mir aus stehen lassen, sie interessierten mich nicht sonderlich.

Als alles erledigt war, stand ich auf und die beiden Uchihas taten es mir gleich. Ich legte jeweils eine Hand auf deren Schultern und beförderte uns mit meinem Kamui direkt in mein Wohnzimmer. Der kleine Uchiha schnaufte und sah sich ausdruckslos um.

"Fühl dich wie zuhause, kleiner Uchiha.", sagte ich und hing meinen Mantel über die Couchlehne, ehe ich in die Küche ging, um uns einen Tee zu machen. "Und komm ja nicht auf die Idee abhauen zu wollen, ich finde dich überall. Du bist markiert.", rief ich ins Wohnzimmer, damit er ja nicht auf dumme Gedanken kam. Ich hörte nur, wie er etwas murmelte, verstand aber nicht genau was er sagte.

Mit einem Tablet, auf dem drei Tassen standen kam ich nun zurück und stellte es auf dem kleinen Tisch ab. Itachi saß bereits auf der Couch, nur Sasuke stand mit verschränkten Armen und versteinertem Gesicht in der Gegend rum, wie ein trotziges Kind. Ich setzte mich gegenüber von Itachi auf einen kleinen gepolsterten Hocker.

"Setz dich doch bitte.", sagte ich an den kleinen Uchiha gerichtet. Er sah mich ausdruckslos an.

"Nein danke.", sagte er kühl. Ich seufzte und rieb mir die Schläfen.

"Sasuke, geh mir nicht auf die Nerven.", warnte ich ihn. Er verdrehte die Augen und setzte sich mit genügend Abstand mit auf die Couch. Ich nahm mir eine Tasse und sah zu Itachi.

"Ich fange einfach am Anfang an.", sagte er und nahm sich ebenfalls einen Tee. Itachi begann nun endlich damit seinem Bruder die wahre Geschichte zu erzählen, was etwas Zeit in Anspruch nahm. Sasuke stellte ihm zwischendurch auch Fragen, die Itachi ihm beantwortete. Man konnte deutlich sehen, wie der kleine Uchiha sich hin und wieder bei gewissen Sachen anspannte und dann wieder runter kam. Er begann zu verstehen, die Frage war nur, ob er seinem Bruder auch verzeihen würde.

Nachdem die Karten alle auf dem Tisch lagen und Sasuke keine weiteren Fragen zu haben schien, wurde er still. Seinen Tee hatte er mittlerweile ausgetrunken und stützte sich mit seinen Ellenbogen auf den Knien ab. Als ich einen kurzen Blick auf sein Chakra warf, konnte ich erkennen, dass es trotzdem noch leicht in ihm brodelte.

"Wie konntest du es all die Jahre ertragen von allen gehasst zu werden, obwohl sie dir ihren Frieden zu verdanken haben? Willst du sie dafür nicht zur Rechenschaft ziehen?", fragte Sasuke leicht verärgert.

"Nein, weil Konohagakure meine Heimat ist und mir liegt das Dorf am Herzen. Außerdem konnte ich so sicher stellen, dass du am Leben bist. Das war mir noch viel wichtiger.", sagte Itachi. "Ich bereue es, dass du wegen mir in diesem Loch aus Hass versunken bist, Sasuke. Zum damaligen Zeitpunkt schien es die richtige Entscheidung gewesen zu sein, doch offensichtlich lag ich falsch.", ergänzte er. Es war schön zu sehen, dass sie ruhig miteinander sprechen konnten, auch wenn der kleine Uchiha noch nicht begreifen konnte, wie Itachi diese Ausgrenzung hinnehmen konnte.

"Du solltest auch bedenken, dass die Bewohner die wahren Hintergründe nicht kennen. Es war Teil des Deals zwischen Itachi und Danzō. Die Bewohner kennen also nur das, was ihnen erzählt wurde und aus dem Grund sind ihre Reaktionen und Vorurteile nur logisch.", erklärte ich rational. Natürlich konnten wir es als heuchlerisch empfinden, dass Itachi vom Dorf so abgestoßen wurde. Doch wir kannten nun mal auch die Hintergründe.

"Solltest du nicht hinter meinem Bruder stehen?", fragte der kleine Uchiha skeptisch.

"Oh, das mache ich, glaub mir. Wäre ich nicht gewesen, dann wäre er heute für dich gestorben. Wortwörtlich.", sagte ich monoton und funkelte Itachi beim letzten Teil etwas böse an. Sasuke sah zu seinem Bruder und zog die Augenbrauen zusammen.

"Wie meint sie das?", fragte Sasuke.

"Wie gesagt, damit du den Namen Uchiha rein waschen konntest. Außerdem bin ich krank und dachte, dass ich so oder so bald sterben muss. Aber es sollte eben durch deine Hand passieren. Ursprünglich.", erzählte Itachi.

"Du bist krank?", fragte Sasuke sogar etwas besorgt und sah abwechselnd zwischen Itachi und mir hin und her.

"Er hat eine Tuberkulose und wer auch immer ihn vor mir untersucht hat, war der Meinung, dass er sterben würde. Was ohne Therapie wohl auch der Fall wäre, aber ich behandle ihn wöchentlich und er nimmt zusätzlich Medikamente. Es wird zwar noch eine Weile dauern, aber ich kann ihn heilen.", erklärte ich und Itachi nickte, bevor er mir ein liebevolles Lächeln schenkte.

Der kleine Uchiha sah immer noch geschockt zu seinem Bruder.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt