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"Kairi.", hallte es durch meinen Kopf, gefolgt von einem sanften rütteln an meiner Schulter. Ich zog die Augenbrauen zusammen und drückte meine Augen fester zu. "Kairi-chan, wach auf.", kam es erneut, doch dieses Mal war es nicht in meinem Kopf, sondern es hörte sich an wie ein Flüstern in der Realität.

Langsam öffnete ich meine Augen, doch so wirklich fokussieren wollten sie noch nichts. Vor mir formte sich dieser schier schwarz-weiße Fleck zu dem Gesicht meines Freundes, der mich liebevoll ansah. Erst dann realisierte ich, dass ich wohl in Yamis Zimmer eingeschlafen sein musste. Ich blinzelte ein paar mal und stützte mich dann auf meinen Arm.

Itachi setzte sich auf das Bett und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen.

"Das ist der Moment in dem du realisierest, dass deine Freundin eine Psychopathin ist, weil sie das Zimmer ihrer toten Schwester nicht das reinste bisschen verändert hat.", grummelte ich in meiner charmanten morgendlichen Stimme. Der Uchiha lachte leicht auf und schüttelte mit dem Kopf.

"Nein, dass ist der Moment in dem ich realisiere, wie sehr meine Freundin lieben kann.", entgegnete er ruhig und sah mich anschließend an. Plötzlich machte sich ein unangenehmes Gefühl in mir breit. Wir haben uns diese Worte noch nicht gesagt, was prinzipiell nicht schlimm war. Aber wann war der richtige Zeitpunkt dafür? Wollte ich es überhaupt sagen? Wollte er es? "Ich hätte es wahrscheinlich auch genauso gelassen.", sprach er dann weiter und mir fiel ein Stein von Herzen. Was zur Hölle war denn auf einmal los mit mir?

Seht mich an, mein Gesicht zeigt nur sehr begrenzt Emotionen und ich könnte eine Bedrohung für die komplette Ninja-Welt sein, wenn ich das wollte und doch bekam ich bei einem bestimmten jungen Mann so weiche Knie, dass ich anfange zu stottern.

Genau. Wenn irgendjemand, jemals, einen Blick in meine Gedanken werfen würde, dann würde ich anhand mancher Sachen wahrscheinlich meinen Ruf verlieren.

"Ist sie das?", fragte Itachi als ich nichts sagte, zeigte auf die Fotos und ich nickte. "Ich weiß, du mochtest deine Eltern nicht, aber ihr seht eurer Mutter sehr ähnlich. Nur eben mit schwarzen Haaren, statt brünett.", stellte er fest.

"Ja, da haben sich die Uchiha-Gene bei uns beiden durchgesetzt.", kommentierte ich trocken. "Dadurch, dass wir eineiig waren, dachten viele Gegner anfangs, dass eine von uns ein Doppelgänger ist.", erzählte ich amüsiert.

"Ihr saht auch beinahe exakt gleich aus.", staunte er.

"Nur durch mein Sharingan konnte man uns unterscheiden.", stimmte ich ihm nickend zu.

"Wenn man den Erzählungen glauben mag, dann könntet ihr beiden das Sinnbild für die Verbundenheit zwischen Hashirama Senju und Madara Uchiha sein. Mit dem unterschied, dass ihr tatsächlich alles füreinander gegeben hättet.", bemerkte Itachi. Irgendwie könnte er recht haben. Es war, als hätten wir zwar gemischtes Blut, doch bei mir überwog anscheinend der Uchiha-Teil und bei Yami der Senju-Teil. Das Universum machte schon verrückte Sachen.

"Apropos Uchiha.", merkte ich vorsichtig an. "Wir sollten uns langsam vorbereiten."

"Deswegen bin ich hier.", sagte er und strich mir durchs Haar. "Ich hatte mich nach dem aufwachen gewundert wo du warst und die Tür stand hier offen.", erklärte er kurz.

"Ich weiß auch nicht genau warum ich hergekommen bin.", gab ich zu. "Aber es fühlt sich leichter an, als das letzte Mal.", sagte ich. "Und, du bist der erste, der außer mir oder Yami dieses Zimmer jemals betreten hat.", fügte ich über mich selbst erstaunt an. Normalerweise hätte ich jeden anderen mit Kunai und Shuriken zerrissen, wenn sie diese Zimmertür auch nur angesehen hätten.

"Hoffentlich ist es in Ordnung. Ich möchte nicht nochmal ein Kunai von dir an meiner Kehle haben.", scherzte er. Mittlerweile konnte er meine Gefühlslage sicherlich auch gut einschätzen. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf.

"Keine Sorge, wenn dem nicht so wäre, dann hättest du bereits am Boden gelegen, bevor du überhaupt ein Fuß in diesen Raum hättest setzten können.", versicherte ich ihm.

"Habe ich dir jemals erzählt, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging?", fragte er und seine Stimme wurde auf einmal tiefer. Ich stand vom Bett auf, zog ihn mit hoch, strich die Bettdecke zurecht und sah ihn anschließend an.

"Nicht hier.", sagte ich bestimmend, denn ich wusste genau worauf er hinaus wollte. Doch das konnte ich nicht in Yamis Zimmer passieren lassen, weil es sehr komisch gewesen wäre.

Dieser Uchiha-Blödmann biss sich auf die Lippe und führte mich aus dem Zimmer meiner Schwester, als würde er schon ewig hier leben. Ich schloss die Tür hinter mir und deutete ihm an, dass er nun sprechen konnte. Itachi drückte mich sanft gegen die Wand hinter mir und erzählte, wie er anfangs über meine Schnelligkeit erstaunt war und sich dann mit seinen schmutzigen Gedanken nicht zügeln konnte. Damals saß ich auf ihm, würgte ihn, hatte eine äußerst scharfe Waffe an seinem Hals und drohte ihm, ihn umzubringen. Das erklärte natürlich auch sein kehliges Lachen an dieser Stelle. Was für ein charmanter junger Mann er doch war.

Während er erzählte, verteile Itachi leichte Küsse an meinem Hals. Wie leicht er sich gerade ablenken ließ. Vermutlich versuchte er sich selbst auf andere Gedanken zu bringen, um nicht zu sehr über das bevorstehende nachzudenken. Dabei half ich ihm natürlich gern, vor allem auf dieser Art.

"Itachi", hauchte ich.

"Hm?", brachte er nur hervor. Seine Hände wanderten schon über meine Kurven, zogen mich näher an sich heran.

"Wir brauchen ganz dringend eine Dusche.", sagte ich und stellte mich auf Zehenspitzen, um ungefähr auf seiner Höhe zu sein. Er leckte sich langsam über die Lippen und küsste mich anschliessend.

"Nichts lieber als das.", entgegnete er und führte mich ins Badezimmer.

•••

Meine Haare trockneten beim Frühstück und wir waren so gut wie fertig zum Aufbruch. Normalerweise hätten wir bereits vor Tagen los gemusst, doch das Kamui war gerade zu dieser Zeit mein bester Freund.

Wir zogen uns die Mäntel über und kontrollierten, ob wir alles hatten. Mit einem Nicken signalisierte Itachi mir, dass wir uns auf den Weg machen konnten. Ich teleportierte uns also in das Uchiha-Versteck. Kisame und Obito waren sicherlich auch schon da und warteten draußen auf die Jugendlichen.

Der Raum, oder eher die Halle, war nicht gerade von Licht durchflutet. Typisch Uchiha eben. An der Kopfseite befand sich eine Art Thron aus Stein. Ansonsten gab es hier nicht wirklich viel.

"Bevor das hier alles anfängt, möchte ich dir noch etwas geben", sagte ich und richtete mich an den Schwarzhaarigen. Er legte den Kopf schief und hob eine Augenbraue an.

"Ach ja?", fragte er neugierig. Ich schloss den Abstand zwischen uns und legte eine Hand an sein Gesicht, während ich mit der anderen eine der seinen ergriff. Mit sanftem Verlangen zog ich ihn zu mir runter und küsste ihn unschuldig. Dabei bemerkte ich, wie Itachi kurz zuckte, als er spürte wie etwas von meinem Chakra auf ihn über ging.

"Nur für den Fall der Fälle.", sagte ich leise und schmunzelte frech, als ich mich wieder von ihm löste.

"Warum wundert es mich nicht, dass du sowas kannst?", fragte er sarkastisch.

"Ich finde, es trifft sich gerade ganz gut.", kommentierte ich und zuckte mit den Schultern. "Es wird langsam Zeit. Ich werde mein Chakra unterdrücken, euch aber die ganze Zeit über beobachten. Bleib ja am Leben.", sagte ich und schloss Itachi nochmal in eine Umarmung, die er sofort erwiderte.

"Versprochen.", sagte er leise.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt