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Ich brauchte zwei Tage um das Dorf versteckt hinter den Blättern zu erreichen. Als ich für eine Nacht rast machte, versteckte ich mich gut und meditierte in Ruhe, nachdem ich Obito eine kurze Nachricht zukommen lassen habe. Es kam auf dem Weg zu keinen Zwischenfällen. Mit einem umständlichen Umweg, konnte ich mich sogar in das Dorf schleusen, ohne erwischt zu werden.

Es war etwas schwierig sich unerkannt im Dorf zu bewegen, da es erst später Nachmittag war und Konoha nicht gerade vom Schatten überflutet wurde. Aber auch das bekam ich hin.

Von den Beobachtungen, die Yami und ich bisher angestellt hatten, wusste ich, dass er einen spezifischen Lieblingsort in diesem Dorf hatte. Dabei handelte es sich um einen Baum, an einem Weg, über den man unter anderen nach und aus Konoha gelangen konnte. Ich war sehr erleichtert, als ich den Grauhaarigen dort sah, denn er hätte immerhin auch auf einer Mission sein können. Um vorsichtig zu sein, schickte ich erst eine Doppelgängerin vor.

Ungeniert landete sie mit etwas Abstand vor ihm auf dem Ast. Erschrocken sah er auf, klappte sein Buch sofort zu und ging direkt in Kampfstellung.

"Was wollt ihr hier?", fragte er schroff.

"Keine Sorge, ich bin allein.", ignorierte ich seine Frage halb. Ich spürte, wie er mich sofort analysierte, doch es brachte ihm nichts. Der Hatake sagte nichts, er fokussierte sich nur auf meine Bewegungen.

"Ich wusste nicht, dass Akatsuki sich eine weitere Person mit dem Rinnegan hinzugezogen hat." Nach seiner Aussage verdrehte ich die Augen. Rinnegan hier, Todes Zwilling da - die Menschen fürchteten sich so sehr. Dabei wollte ich gerade tatsächlich mal helfen.

"Bist du fertig? Ich möchte mich mit dir unterhalten.", sagte ich gelangweilt.

"Was sollten wir zu besprechen haben?", fragte er bissig und verengte das sichtbare Auge.

"Es ist wichtig und könnte ausschlaggebend für die Zukunft sein.", erklärte ich. Er stand immer noch in der Defensive, was mich zum seufzen brachte. "Hier, ich löse sogar meine Doppelgängerin auf und stelle mich dir höchst persönlich." Mit diesen Worten flatterten ihm die Fledermäuse um die Ohren und ich stand nun tatsächlich vor ihm.

"Was willst du hier? Seid ihr nicht immer in Paaren unterwegs?", löcherte er mich.

"Wenn du mir zuhören würdest, dann würde ich es dir erklären.", zischte ich nun ungeduldig. Kakashi war immer noch vorsichtig, seine Haltung lockerte sich jedoch etwas.

"Dann fang an.", befahl er schon fast. Ich schluckte das Verlangen nach einem Konter runter.

"Bist du schon mal auf den Typen mit der orangenen Maske getroffen?", fragte ich als erstes. Der Grauhaarige nickte nur langsam. "Er ist in der Organisation selbst als Tobi bekannt, agiert hinter den Kullissen jedoch als Kopf unter dem Namen Madara Uchiha."

"Das kann nicht sein.", wand er nun ein. "Pain ist als Anführer von Akatsuki bekannt und Madara Uchiha ist längst tot." Ich zeigte nach seiner Aussage einfach auf meinen Mantel.

"Ich sitze näher an der Quelle, vertrau mir.", kommentierte ich. "Dieser Mann ist aber weder Tobi, noch Madara. Ich habe selbst erst vor ein paar Tagen seine wahre Identität aufgedeckt." Die Wahrscheinlichkeit, dass er mir glauben würde, war gering. Dies war mir von Anfang an bewusst.

"Und weiter?", bohrte er nach.

"Bei dem Typen handelt es sich um Obito Uchiha, deinen ehemaligen Kammeraden.", sagte ich mit fester Stimme. Kakashi schnaufte ungläubig und schüttelte den Kopf.

"Obito ist tot. Was für ein krankes Spiel habt ihr euch dieses Mal ausgedacht?", entgegnete er wütend und wieder veränderte er seine Körperhaltung.

"Lass mich ausreden, sonst wird es die Ninja-Welt so wie wir sie kennen bald nicht mehr geben.", fauchte ich. Er blickte mich verwirrt an, also sprach ich weiter. "Obito und ich sind in der Organisation ein Team. Er sagte, dass ich ihn an dich erinnern würde und wahrscheinlich hat er sich mir deshalb so schnell anvertraut.", begann ich. "Madara hat ihn nach dem Einsturz damals gerettet und er hat gesehen wie Rin gestorben ist. Dies hat sich Madara zu Nutzen gemacht und ihn komplett manipuliert. Obito sammelt die Bijuu, um unsere Welt zu einem Scheinfrieden zu zwingen." Ich erklärte Kakashi genau, was auch Obito mir erklärt hatte. Das Gesicht des Konoha-Shinobi war zwar bedeckt, doch ich konnte die Skepsis deutlich erkennen.

"Und warum genau sollte ich dir glauben?", fragte er ernst.

"Warum sollte ich meinen Hals riskieren und allein hier her kommen, um mit dir zu sprechen?", stellte ich ihm als Gegenfrage. "Er wollte einst Hokage werden und plötzlich ist er gegen diese komplette Ideologie und hasst alle, die so denken? Ein verdammtes Genjutsu in dem alle gefangen sind, das ist komplett verrückt.", betonte ich nochmal.

Der Hatake sah mich nachdenklich an. Er haderte sichtlich, denn eigentlich gehörte ich ja zu den Feinden. Dies war auch vollkommen verständlich, aber ich brauchte sein Vertrauen.

"Kakashi, er glaubt wirklich, dass er der Welt so etwas gutes bringt. Doch jedes Mal, wenn ich mit ihm spreche kommt eine Seite durch, die sich definitiv von Madara unterscheidet. Er ist immer noch Obito, nur wurde er vom Leben gebrochen und verfolgt Ziele, die nicht seine sind. Er hat sogar einen Namen angenommen, der nicht seiner ist." Mein Ton wurde beim erzählen sogar schon etwas emotionaler und nicht so monoton wie sonst.

"Angenommen, was du erzählst ist wahr. Wie hast du dir das vorgestellt? Was sollte ich dagegen ausrichten können?" Dies waren gute Fragen.

"Wenn er von dir spricht, verändert sich sein Wesen. Obito sieht dich immer noch als Freund, auch wenn er es nie zugeben würde. Er nimmt dich sogar in Schutz. So habe ich erst seine wahre Identität herausgefunden.", erklärte ich. "Wenn du es nicht schaffst zu ihm durchzudringen, dann schafft es niemand."

Wieder sah mich Kakashi nur eindringlich an.

"Warum tust du das? Hintergehst du ihn nicht gerade, indem du diese Informationen weitergibst?" Der Grauhaarige war gut darin seine Gefühle zu verstecken, doch ich konnte die Mikroveränderungen in seinem Chakra spüren. In mir blühte die Hoffnung auf, sein Vertrauen erlangt zu haben. Es war untypisch für mich, doch ich wollte sicherlich nicht den Rest meines Lebens in einem bescheuerten Genjutsu verbringen.

"Das ist Ansichtssache. Ich habe vor kurzem jedoch sowas wie Empathie erlernt und spüre, dass er sich selbst unterdrückt. Er ist ein guter Mensch, der maßlos ausgenutzt und zu einer Marionette gemacht wurde. Durch Hanso habe ich eine gewisse Ahnung, wie das ist.", sprach ich. "Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich dies jemand sagen würde, aber: In dieser Situation hintergehe ich niemandem, sondern ich versuche einem Freund zu helfen.", fügte ich an und verdrehte die Augen. Diesen Satz aus meinem Mund zu hören war so surreal.

"Für deinen Ruf bist du ziemlich .. menschlich.", bemerkte er. Hörst du das Yami? Das ist alles deine und Itachis Schuld.

"Ich will nicht lügen, es ist wahrscheinlich eine der wenigen Situationen in der ich das Richtige mache. ", gab ich zu. "Außerdem will ich nicht in einer Traumwelt verrotten.", murmelte ich.

"Also gut, Kairi Uzumaki, ich glaube dir. Auch wenn ich es später vielleicht bereuen mag.", sagte er und mir fiel sofort eine Last von den Schultern. Es war ein kleiner Lichtblick, denn die nächsten Tage würden ohnehin sehr hart für mich werden. Yamis Todestag rückte nämlich langsam näher.
"Bringst du mich zu ihm?", fragte der Grauhaarige.

"Nein. Die Akatsuki-Mitglieder versammeln sich zu einer Lagebesprechung an einem Ort. Sollte ich dich also anschleppen, dann müsstest du wahrscheinlich gegen die geballte Kraft der Organisation kämpfen und das überlebst du nicht.", sagte ich etwas spöttisch, doch es stimmte. Niemand würde dies überstehen.

"Was sollen wir dann machen?"

"Ich beherrsche das Hiraishin no Jutsu. Also entweder markiere ich dich, oder einen Gegenstand, den du immer bei dir hast."

Kakashi legte den Kopf schief und sah mich abschätzend an. Außer Minato gab es keinen bekannten Ninja, der dieses Jutsu konnte. Das weckte wohl Erinnerungen in ihm.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt