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Ich befreite Kisame aus seiner Bewegungslosigkeit. Er landete auf beiden Beinen und befestigte Samehada wieder auf seinem Rücken. Natürlich hatte er noch ein paar Fragen, doch dieses mal vertröstete ich ihn und würde ihm alles in Amegakure erklären.

"Dann haben wir auf dem Weg ja genug Zeit zur Klärung meiner Fragen.", stöhnte der Nuke-Nin genervt.

"Eigentlich", warf ich ein. "Eigentlich haben wir dazu eben nicht wirklich viel Zeit.", sagte ich. Itachi sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Bist du dir sicher?", fragte der Uchiha und ich nickte.

"Worüber zur Hölle redet ihr?", fragte Kisame irritiert.

"Ich habe ein Jutsu erlernt, welches dir gefallen wird.", erläuterte ich und legte meine Hand auf seine Schulter. Auch Itachi trat einen Schritt näher und ich ergriff seine Hand. Mittlerweile fühlte ich mich mit meinem Kamui sicher genug, dass ich es nun mit mehreren Leuten versuchen wollte. Wie angenommen, war es etwas mehr Chakra-Aufwand, doch damit konnte ich besser umgehen, als ich Anfangs dachte.

Wir landeten wieder im Hauptgebäude und trafen sogleich Konan und Obito an. In letzter Zeit war ich wirklich sehr häufig hier.

"Und wer ist das?", fragte Kisame und musterte Obito sehr aufmerksam. Bisher hatte er den Uchiha noch nicht ohne Maske gesehen.

"Ich hatte ein paar Namen. Du kanntest mich unter Tobi oder vielleicht sogar Madara Uchiha.", begann der Schwarzhaarige. "Nun, ich bin zwar ein Uchiha, aber nicht Madara. Ich bin Obito. Obito Uchiha.", stellte er sich dann endlich vor.

"Du hast also unter dieser Maske gesteckt.", stellte Kisame erstaunt fest, als würde er Obito kennen. Der älteste Uchiha nickte nur leicht.

"Also.", sagte ich und lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf mich. "Du hattest ein paar Fragen. Schieß los."

Wir setzten uns und hatten ein sehr langes Gespräch. Ähnlich wie bei Tsunade, beantwortete ich alles, was Kisame wissen wollte, inklusive unserer nächsten Schritte. Er warf Itachi noch den ein oder anderen bösen Blick dafür zu, dass der Uchiha ihn für so lange Zeit mit einem Genjutsu belegt hatte. Auf der anderen Seite musste man sagen, dass er selbst Schuld war, wenn er es nicht durchblickt hatte.

Konan und Nagato sprachen ebenfalls nochmal mit Kisame, einfach nur, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Der Kiri-Nin und Obito würden uns zum Uchiha-Versteck begleiten um Karin und Suigetsu aufzuhalten, falls sie Sasuke zur Hilfe kommen wollen sollten.

"Dann sollte es morgen ja ein aufregender Tag für dich werden.", sagte Kisame an Itachi gerichtet. Ich überprüfte mit einem unauffälligen Blick Itachis Chakra. Der Uchiha war bisher noch vollkommen ruhig. Ich hoffte es lag daran, dass er nicht allein gehen müsste und wusste, dass ich einschreiten würde, wenn es zu weit ging. Und dabei war ich mir ziemlich sicher. Keine Ahnung ob Sasuke sein Wort halten würde und erst mit seinem Bruder sprach. Selbst wenn, dann bestand immer noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass er seinem Bruder nicht glauben würde. In jedem Falle müsste ich also bereit stehen und das würde ich auch.

"Könnte man so sagen.", antwortete Itachi kühl und dann veränderte sich auch etwas an seinem Chakra. Wahrscheinlich hatte er nun seinen kleinen Bruder vor Augen. Er wollte ihm doch nur helfen. Damit er nicht weiter gelöchert werden würde, stellte ich mich auf und ergriff das Wort.

"Wir sollten jetzt gehen.", verkündete ich und Itachi nickte.

"Und was ist mit mir?", fragte Kisame etwas überfordert.

"Du bekommst hier ein Zimmer, keine Sorge.", versicherte ihm Konan. Der Kiri-Nin gab sich damit zufrieden und wir verabschiedeten uns von allen. Sekunden später befanden sich Itachi und ich wieder in meinem Wohnzimmer.

"Arigato.", sagte er und seufzte. Itachi zog seinen Mantel aus und hing ihn über die Lehne der Couch, als wäre er gerade von einem anstrengenden Arbeitstag zurück gekommen. Am liebsten würde ich ihm das abnehmen was bevorstand, doch das war eine Sache zwischen ihm und seinem Bruder. Stattdessen ging ich also zu ihm und umarmte ihn von der Seite, legte meinen Kopf auf seine Schulter.

"Ich werde da sein. Und Sasuke wird dir verzeihen.", sagte ich. Beim letzten Teil war ich mir zwar nicht so absolut sicher, doch eine kleine Hoffnung bestand.

"Das werden wir morgen sehen.", kommentierte er und legte seinen freien Arm um meinen Körper. "Wir sollten schlafen gehen.", fügte er an und platzierte noch einen Kuss auf mein Haar.

Ich stimmte ihm zu, wir machten uns Bettfertig und legten uns hin. Itachi schien zunehmend unruhiger zu werden. Also tat ich das, was ich bei Yami immer machte, wenn sie nicht zur Ruhe kam: Ich erzählte ihm eine Geschichte.

Vielleicht klang es kindisch, doch es lenkte jedes Mal ab. Der Uchiha war anfangs zwar irritiert, lauschte dann jedoch meinen Worten und mit jeder Minute, die verstrich, sank er in eine andere Welt. Man hatte nun mal nicht viel Zeit dazu, sich weiter Gedanken zu machen, wenn der Kopf versuchte Bilder zu malen.

Es gelang mir sogar ihn zum einschlafen zu bringen. Itachi lag also schlummernd neben mir, während ich sein Gesicht verinnerlichte. Seine geschwungenen Wimpern ruhten schon förmlich auf seinen Wangen und sein Mund war leicht geöffnet. Ein paar Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. Ich strich sie vorsichtig nach hinten, darauf bedacht ihn nicht zu wecken.

Da ich selbst noch nicht sonderlich müde war, stand ich vorsichtig auf und schlich mich aus dem Schlafzimmer. Ich wusste nicht genau was es war, doch irgendetwas zog mich schon wieder in Yamis Zimmer. Dieses Mal, jedoch, fühlte ich nicht nur das Bedürfnis meine Schwester wieder bei mir zu haben, sondern ich erinnerte mich an all die guten Zeiten, die wir zusammen hatten.

Ja, unser Leben war nicht gerade einfach und uns wurden Steine in den Weg gelegt, doch wir hatten uns und das reichte vollkommen aus. Mich überkam ein fast schon bittersüßes Gefühlt, als ich so in ihrem Zimmer stand. Wäre sie an meiner Stelle, dann würde sie umso härter kämpfen. Yami, es hat eine Weile gedauert, verzeih mir bitte, aber ich werde deinen Traum fortführen und du wirst immer in mir weiterleben, dachte ich mir.

Ich ging auf ihr Bett zu und setzte mich. Auf ihrem kleinen Nachttisch stand immer noch unser altes Familienfoto. Unsere Eltern waren noch am Leben, Vater machte einen auf erhaben, Mutter setzte ihr bestes falsches Lächeln auf und Yami und ich standen vor ihnen. Meine Zwillingsschwester hatte ein freches Grinsen aufgesetzt und ich schielte sie leicht schmunzelnd von der Seite an.

Yami mochte Erinnerungsfotos. Sie hatte auch ein paar von uns beiden, nachdem wir in Hansos Spezialeinheit aufgenommen wurden. Auf dem ersten strahlte sie mich wieder an, währen ich die Arme vor der Brust verschränkt hatte und mein versteinertes Gesicht zeigte. Auf dem nächsten sah man uns beide Lachen.
Sie schaffte es einfach immer wieder mich aufzuheitern und mir ein Lachen ins Gesicht zu zaubern. Selbst wenn unsere Persönlichkeiten verschiedener nicht hätten sein können. Doch zu zweit waren wir einfach unschlagbar und wenn wir unter uns waren, dann kam ich hinter meiner schützenden Mauer hervor und konnte einfach sein, was ich sein wollte: Ein Teenager.

Wie oft wir durch diese Wohnung gerannt sind, weil wir die andere geärgert hatten oder uns ungefragt Kleidungsstücke der jeweils anderen geborgt hatten, ohne dass die andere davon wusste. Wie oft wir miteinander trainierten und uns gegenseitig weiter anspornten. Wie oft wir im Zimmer der jeweils anderen übernachtet hatten, weil wir über alles sprachen, was uns in den Sinn kam.
Wir hatten doch nur einander und dann plötzlich war sie weg.

Ich spürte, wie mir eine Träne die Wange runter rollte. Eine einzige, unschuldige Träne. Wie lange hatte ich schon nicht mehr geweint? Eine Ewigkeit.
Ich legte mich auf die Seite und sah mir ein letztes Mal die Bilder an.

"Ich werde dich immer lieben, Yami.", flüsterte ich in die Dunkelheit.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt