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"Etwas verwachsen, doch dennoch schön.", sprach Itachi leise neben mir.

Die drei Uchihas haben sich neben mir aufgestellt. Alle drei sahen sie mit ähnlichem Ausdruck nach oben. Sie waren aufgeregt, wussten nicht was sie emotional erwarten würde. Bevor irgendwer einen Rückzieher machen konnte, ging ich einfach voraus. Und so, wie ich das Tor passiert hatte, änderte sich die Atmosphäre um mich herum. So viele Eindrücke fluteten meine Synapsen, obwohl ich diesen Ort nicht kannte.

Es war natürlich komplett Menschenleer. Eine merkwürdige Ruhe breitete sich aus. Zum einen Teil war es etwas unbehaglich - gerade, wenn man von dem Massaker wusste und sich daher auch das Unheil vorstellen konnte, was an jenem Abend hier herrschte. Die Verluste, die Schreie, die Angst und das Blut. Seitdem belebte niemand mehr dieses Viertel.
Auf der anderen Seite jedoch, wurde dieses Unbehagen von einem Hoffnungsschimmer abgelöst. Die Stille trug nicht nur Trauer und Trauma mit sich. Viel mehr schien es mir, als könnte es tatsächlich der Anfang von etwas Neuem sein. Wie Itachi eben bemerkte, waren viele Ecken bereits verwachsen und Ranken bahnten sich ihren Weg an den Hauswänden hoch. Es sah jedoch nicht verwuchert aus, sondern filigran und fast schon künstlerisch.

Meine Beine trugen mich einfach immer weiter, als ich mich aufmerksam umsah. Mochte sein, dass das Uchiha-Viertel nicht mehr so aussah, wie es die drei kannten, doch in meinen Augen hatte es keinesfalls an Glanz verloren. Vielleicht war es anders, doch dies bedeutete nicht immer etwas schlechtes. Dieser Ort vermittelte mir ein Stück das Gefühl von einem Zuhause, so wie ich es sonst nur von Amegakure kannte.

Hier könnte irgendwann schon bald Wirklichkeit werden.

Mit diesem Bewusstsein im Hinterkopf kam ich zum stehen und drehte mich zu der Gruppe.

"Zeigt mir wo ihr aufgewachsen seid.", forderte ich die drei Uchihas ruhig auf und sah sie nacheinander an. Obito schmunzelte leicht und übernahm die Führung. Zu bestimmten Ecken, an denen wir vorbei liefen, erzählte er uns Geschichten aus seiner Kindheit. Der älteste Uchiha war früher wirklich ein kleiner Chaot.
Vor einem Gebäude blieb er dann jedoch stehen und sah zur Fensterfront einer oberen Etage hoch.

"Da war mein Zimmer.", bemerkte er leise. Mein Blick richtete sich an Tsunade.

"Dürfen wir?", fragte ich sie. Die Senju nickte.

"Natürlich.", sagte sie nur. Ich ging zu Obito und legte meine Hand auf seine Schulter, um ihn etwas nach vorn zu schieben. Logischerweise waren die Türen nicht abgeschlossen, denn es gab hier keine Privatsphäre, die geschützt werden musste. Wir gingen also durch das Haus und Obito zeigte uns die verschiedenen Räume. Zu manchen erzählte er uns ein paar Sachen. Zum Beispiel, dass er mit seiner Großmutter aufwuchs und sich daher besonders Gegenüber den älteren Leuten im Dorf hilfsbereit verhielt. Kakashi erinnerte sich an eine andere Situation, als er Obito zum Training abholen wollte, da dieser schon wieder zu spät war, und ihn dabei erwischte, wie er verträumt vor einem Foto an seinem Schreibtisch saß.

Der älteste Uchiha legte ein trauriges Lächeln auf und steuerte den besagten Tisch an. Eine Pinnwand lehnte halb an der Wand und halb am Fenster. Noch immer hingen dort Fotos, die jedoch komplett verstaubt waren. Man hatte sich wohl außerhalb der Gebäude um das Viertel gekümmert, doch die Häuser wagte niemand zu betreten. Dies fiel mir bereits auf, als wir in Obitos altes Zuhause hinein gingen.
Der älteste Uchiha wischte den Staub von einem Foto. Darauf zu erkennen waren er, Kakashi, Minato und Rin. Mein Herz sank für einen Moment, als selbst das traurige Lächeln aus seinem Gesicht verschwand.

Ich trat neben Obito und entfernte vorsichtig die Nadel aus dem Bild, bevor ich auch den Rest des Staubes wegwischte. Irgendwie war es schon amüsant, dieses Bild. Minato und Rin grinsten schön in die Kamera, während Obito und Kakashi weniger begeistert waren. Zu der Zeit waren sie wohl noch nicht so dicke Freunde.

"Mach sie stolz, mit dem Weg, den du nun gehst.", sagte ich leise zu Obito und hielt ihm das Foto hin. Er nahm es entgegen und nickte seufzend. Gegen Gefühle konnte man nun mal nichts machen. Früher oder später musste man sich mit ihnen auseinander setzten. Je später man es tat, desto mehr übermannten sie einen. Doch der Uchiha schien schon auf einem guten Weg zu sein. Schließlich war er nicht allein.

"Gehen wir weiter.", sagte Obito. Dabei hob er einen Mundwinkel an. Dieses winzige Schmunzeln erreichte sogar seine Augen, was mich wiederum erleichterte.

Also gingen wir auch weiter. Itachi und Sasuke übernahmen die Führung. Auf dem Weg sprach keiner, beide Brüder schienen angespannt zu sein. Ich bereitete mich schon mal auf jede erdenkliche Situation vor. Möglicherweise könnten die Erinnerungen den kleinen Uchiha so sehr reizen, dass er einen Streit anfing. Itachi wiederum könnte vielleicht stärker in seine Schuldgefühle gezogen werden und sich etwas distanzieren.
Und dann standen wir da, vor dem Anwesen der beiden Uchiha.

"Egal was in euren Köpfen passiert, lasst die Vergangenheit ruhen. Schuldgefühle oder Rache machen nichts ungeschehen.", sagte ich zu den beiden, als sie wie gebannt auf den Eingang starrten. Nachdem sie meine Worte verinnerlicht hatten, betraten wir das Anwesen.

Es war nicht riesig, aber dennoch schön groß. Der Garten im Innenbereichen war zwar wie der Rest verwachsen und benötigte ein bisschen Aufmerksamkeit, aber er sah dennoch nicht unordentlich aus. Man konnte schließlich nicht verlangen, dass sich hier jeden Tag jemand um alle Gärten kümmerte.
Die Veranda und die Außenseite waren aus schönem Vollholz, welches sich stabil und hochwertig anfühlte. So lebte man wohl, als Kopf der Polizeieinheit hier in Konoha. Itachi und Sasuke sprachen nicht all zu viel, kommentierten nur hin und wieder mal etwas.

Dann kamen wir vor einer bestimmten Schiebetür an. Beide blieben vor ihr stehen, doch keiner öffnete sie. Man musste kein Genie sein um zu erraten, was sich dahinter angespielt hatte. Itachi senkte seinen Blick demütig, während Sasuke die Hände zu Fäusten ballte und stur nach vorn sah. Ich konnte nur annehmen, dass ihre Gedanken gerade von Erinnerungen geflutet wurden.
Es dauerte einen Moment, bis sie sich ansahen und wortlos kommunizierten. Sasuke entspannte seine Hände wieder und Itachi richtete sich auf. Dann schoben sie gemeinsam die Türen auf und betraten den Raum.

Als wir ihnen folgten, wurden wir von Dunkelheit umgeben. Gerade durch die zwei Uchiha Brüder spürte man das emotionale Chaos noch mehr.

Wut, Trauer, Verzweiflung, Enttäuschung, Verlust, Hass.

Ich stellte mich hinter die beiden und legte jeweils eine Hand an deren Schultern.

"Zeigt ihr es mir?", fragte ich und wartete geduldig auf eine Reaktion. Wieder warfen sie sich gegenseitig einen Blick zu und nickten. "Ihr müsst nichts weiter machen, als euch daran zu erinnern. Wenn es zu viel wird, brecht eure Gedanken einfach ab.", erklärte ich und schloss meine Augen. Ich ließ einen Hauch von meinem Chakra in ihres fließen und verband mich so mit ihren Gedankenströmen. Dabei konnten sie ebenfalls sehen, was der jeweils andere in seinen Gedanken projizierte.

Es begann damit, wie die Eltern der beiden vor Itachi knieten, wie er sich in diesem Moment fühlte und was die letzten Worte der beiden waren. Trotz der Differenzen mit seinem Vater, fiel es ihm unheimlich schwer den Auftrag auszuführen. Itachis letzter Gedanke dabei, war sein jüngerer Bruder.

Aus Sasukes Sicht war da dieser Schatten, der sich als sein Bruder entpuppte. Erst war er erleichtert über die Erkenntnis, bis er langsam realisierte, was er getan hatte. Der kleine Uchiha war verwirrt, konnte überhaupt keinen klaren Gedanken fassen und wurde zu all dem noch detailliert mit den Geschehnissen konfrontiert, ehe Itachi diesen Hass und die Rachegelüste in ihm pflanzte.

Und so begann die Tragödie der Uchiha in ihrer Generation.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt