38

383 21 0
                                    

Ich wurde vor Itachi wach und ließ meinen Blick durch sein Zimmer schweifen. Es unterschied sich kaum von meinem, nur die Anordnung der Möbelstücke war anders. Aber wie gesagt, das hier war kein Hauptquartier, sondern nur ein Versteck. Gerade deswegen war es irgendwie ein bisschen amüsant, dass bis auf Nagato alle Mitglieder hier waren. Seine sechs Pain hätten hier sicherlich auch noch Platz gefunden, aber ein gemeinsames Hauptquartier wäre für unsere Organisation eine dumme Idee gewesen. Zudem sind wir ohnehin alle normalerweise unterwegs. Konan und Nagato bildeten eine Ausnahme. Die beiden sind jedoch auch die Oberhäupter eines Dorfes, sie könnten gar nicht ständig unterwegs sein. Mal ganz davon abgesehen, dass Nagato wahrscheinlich so oder so nicht mehr wirklich mobil war. Deswegen war er auch nicht hier, denn seine Pain konnte er auch nur in einem gewissen Radius einsetzen und dieses Versteck war einfach viel zu weit von Amegakure entfernt. Die anderen Mitglieder wussten sicherlich auch nicht, wie Nagato-Pains wahre Gestalt aussah.

Hinter mir vernahm ich Bewegungen und spürte, wie Itachi sich zu mir umdrehte. Dabei stieß er mich versehentlich fast aus dem Bett, doch ich konnte mich noch halten. Ja, normalerweise waren sie eben nicht für zwei Personen ausgelegt. Um nicht weiter rumzuliegen, wollte ich mich aufsetzten und mich fertig machen, doch der Uchiha sah dies anscheinend nicht ein. Er legte seinen Arm um meinen Bauch und drückte mich zurück auf die Matratze, dann näher an sich heran. Ich lachte leise auf und schüttelte den Kopf.

"Eigentlich wollte ich gerade aufstehen.", sagte ich, als hätte er es selbst nicht mitbekommen.

"Es ist noch so früh, bleib noch etwas hier.", murmelte er mit tiefer, rauer Stimme in mein Haar. Es bereitete mir Gänsehaut, wenn er das machte. Dabei konnte er nichtmal etwas dafür, so klang er morgens nunmal. Ein bisschen hatte ich die Männerwelt schon immer dafür verflucht, dass sie nach dem aufwachen so heiß klangen. Und Itachi setzte dem natürlich eins oben drauf, mit seiner Art. Ich drehte mich zu ihm und hatte sein Gesicht genau vor mir.

"Na schön.", sagte ich leise, da seine Augen nur halb offen waren. Er sah immer am friedlichsten aus, wenn er schlief. Zumindest in meiner Nähe. Als ich ihm vorsichtig durch die Haare fuhr, schloss er seine Augen wieder komplett und atmete zufrieden aus. Ich konnte nicht genau sagen warum, aber aus irgendeinem Grund faszinierte er mich. Andere würden ihn als kalt beschreiben und sich von ihm fern halten. Keiner erkannte die Fassade, hinter der er sich schützend versteckte. Dieser Danzō konnte etwas erleben, wenn er mir jemals über den Weg laufen sollte. Nur wegen ihm und dem blöden Stolz des Uchiha-Clans war Itachi nun in dieser Lage.

Und ich erkannte langsam, dass ich mich selbst nicht mehr vor meinen Emotionen verstecken konnte - zumindest nicht, wenn es um diesen Uchiha vor mir ging. Er hatte keine Angst sich mir gegenüber zu öffnen und Gefühle für mich zuzulassen. Dabei hatte gerade er so viele Menschen verloren. Nicht nur seinen Clan, sondern auch seinen Bruder und seine Freunde aus Konohagakure. Er verdiente ein besseres Leben und ich wollte dabei an seiner Seite sein.

"Wirst du dich jemals satt sehen?", imitierte Itachi meine Worte aus dem Genjutsu neulich. Ein verschmitztes Schmunzeln umspielte seine Lippen, dann öffnete er auch seine Augen wieder etwas. Wenn man nicht genau hinsah, könnte man meinen, dass sie vollkommen schwarz waren, doch eigentlich waren sie grau. Sehr dunkel, aber grau.
Ich schnaufte belustigt und wiederholte seine Antwort.

"Wahrscheinlich nicht.", sagte ich. Wieder wurde es still um uns, nachdem sein leises Lachen abklang. Ungeniert musterte ich weiterhin sein Gesicht und konnte noch immer nicht begreifen, wie er es geschafft hatte so einfach an mich heran zu kommen. Hatte Yami tatsächlich recht und es gab für jeden Menschen einen Seelenverwandten? Handelte es sich bei Itachi um meinen?
"Itachi?"

"Hm?" Seine Augen waren stets auf meine fixiert.

"Ich glaube die Mauer steht nur noch bis zu Hüfte.", flüsterte ich, als wäre noch jemand anders im Raum und die Worte wären nur für ihn bestimmt. Erstaunt öffneten sich seine Lieder.

"Das ist gut. Sehr gut sogar.", sprach der Uchiha lächelnd und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.

"Und meine Gefühle für dich kann ich auch nicht mehr leugnen.", gab ich mit den Augen verdrehend zu. Itachi lachte wieder kurz auf und hielt dann senil grinsend inne. Es machte mich etwas nervös, dass er nichts dazu sagte. "Und wie läuft das hier jetzt ab?", fragte ich dann etwas genervter als gewollt. Itachi schenkte mir im Gegenzug dazu ein liebevolles Lächeln.

"Entweder wir machen weiter wie bisher oder wir machen weiter wie bisher und geben dem ganzen einen Namen.", erklärte er. Gütig wie er nunmal war, überließ er die Entscheidung mir, weil er mich natürlich nicht überrumpeln wollte. Dabei konnte ich mir schon denken, dass ihm unser jetziges Verhältnis zwar gefiel, jedoch noch nicht ganz das war, was er wollte.

"Dann sollten wir dem ganzen wohl einen Namen geben, meinst du nicht auch?" Mit diesen Worten begann der eben noch so müde Itachi an, über das ganze Gesicht zu grinsen. Als hätte er eine Ewigkeit auf diesen Moment gewartet.

"Damit erteilst du mir die größte Ehre.", sagte er und legte seine Stirn an meine. Wir waren jetzt also ein Paar, Itachi und ich. So ein richtiges Paar. Auch wenn ich mich damit abgefunden hatte, dass ich wohl oder übel Gefühle für einen anderen Menschen entwickelt hatte, atmete ich nervös aus. Yami würde wahrscheinlich vor Freude platzen, wenn sie mich so erleben würde.
"Mach dir keine Sorgen. Ich werde dir sicherlich niemals abhanden kommen.", versicherte Itachi mir. Er musste meine Unsicherheit wohl bemerkt haben.

"Das Leben spielt nach seinen eigenen Regeln.", sprach ich leise. Wie oft ich diesen Satz in meinem Leben schon gesagt oder gedacht hatte. "Doch nach langer Zeit steige ich wieder mit ein und mache es zu meinem eigenen.", fügte ich selbstsicher an. Itachis Lachen erfüllte meine Ohren und ich spürte die Vibration in seiner Brust.

"Das ist mein Mädchen.", raunte er schon fast, in seiner Stimme war der Stolz kaum zu überhören. Jede noch so winzige Unterstützung tat gut, dies hatte ich lange nicht mehr.

"Hört sich besser an, als ich dachte.", erwiderte ich im gleichen Tonfall. Der Uchiha sah mir nun wieder in die Augen, wobei ich erkennen konnte, dass sich seine etwas verdunkelten. Er legte seine Lippen auf meine, so wie er es schon gefühlt tausende Male zuvor schon tat, doch dieses Mal fühlte es sich sehr viel inniger an. So gern wie ich direkt über ihn hergefallen wäre, musste ich ihn dieses mal vertrösten. Ich konnte nämlich nicht einschätzen, ob er sich jetzt noch zurückhalten konnte. Also löste ich mich von ihm und schob ihn mit der flachen Hand auf seiner Brust etwas von mir weg.
"Ich sollte mich langsam bereit machen.", informierte ich ihn. Natürlich war Itachi nicht begeistert, was er mit einem ausgedehnten Seufzen verdeutlichte.

"Da habe ich dich endlich offiziell an meiner Seite und schon holt uns der Alltag wieder ein.", sagte er und verdrehte dabei die Augen.

"Seit wann bist du denn so dramatisch?", neckte ich ihn spielerisch und stützte mich auf einem Ellenbogen ab.

"Seitdem ich mit meiner Freundin Zeit verbringen will.", erwiderte er gespielt theatralisch. Diese jungenhafte und jugendliche Seite an ihm stand in so einem großen Kontrast zu seinem sonst so bekannten versteinertem und emotionslosen Gesichtsausdruck. So ging es ihm bei mir wahrscheinlich auch. Nur Itachi kannte jegliche Regungen, die ich mit meinem Gesicht sehr wohl machen konnte. Ganz im Widerspruch zu dem, was die Leute sich so über mich erzählten.

"Wir sehen uns definitiv in drei Tagen wieder, mein Freund.", konterte ich frech.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt