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"Wo ist Madara?", fragte ich, so wie ich den üblichen Besprechungsraum von Konan und Nagato im Hauptgebäude betrat. Ich war schon seit ein oder anderthalb Stunden wieder von Itachis Behandlung zurück und hatte mich bereits etwas ausgeruht.
Drei Personen kamen aus einem Nebenraum, genau die, die ich suchte.

"Ich bin hier. Was ist passiert?", fragte er beinahe besorgt und kam auf mich zu.

"Mir war langweilig, also habe ich uns ein neues Opfer aus dem Bingo-Buch ausgesucht. Trainieren können wir auch unterwegs.", sprach ich neutral. Obitos Schulter sanken vor Erleichterung, bevor er sich wieder gerade hinstellte.

"In Ordnung. Gib uns noch fünf Minuten.", stimmte der Maskierte dann zu. Ich nickte und die drei verschwanden wieder in dem Nebenraum.

Während ich wartete, ging ich auf die Plattform zu und blieb unter dem letzten Stück der Überdachung stehen. Der Regen fiel noch immer unerbittlich zu Boden und bildete in den Straßen des Dorfes Pfützen. Obwohl es mitten am Tag war, hatte man hier fast durchgängig das Gefühl, dass es bereits früher Abend war. Dabei war ich vor wenigen Stunden noch an einem anderen Ort, an dem es durch die leicht warmen Sonnenstrahlen schon ganz anders aussah. Wenn ich ehrlich war, mochte ich beides.

Der Regen hatte eine durchaus beruhigende Wirkung, wie er so gleichmäßig auf die Erde herunter kam. Aber auch die Wärme der Sonne hatte etwas friedliches. Das einzige nicht-friedliche auf dieser Welt waren wir Menschen. Wir ließen uns durch Liebe und daraus entstehenden Hass in Kriege verwickeln, die nor vor unserer Geburt begonnen hatten. Kriege, die schon lange nichts mehr mit unseren Generationen zutun hatten. Und dann sollte noch einmal jemand sagen, dass wir die am höchsten entwickelten Spezies waren. So ein Schwachsinn.

"Von mir aus können wir jetzt gehen.", sprach Obito hinter mir. Ich drehte mich um und ging zu ihm.

"Es handelt sich um einen geschickten Räuber. Er hatte sich wohl mehreren Gruppen angeschlossen und die anschließend alle hintergangen.", informierte ich ihn kurz.

"Also weiß er, wie man sich aus brenzlichen Lagen windet.", stellte der maskierte Uchiha fest. Ich nickte bestätigend.
"Dann sollte er wenigstens ein bisschen Aufregung bringen.", fügte er an.

Wir verabschiedeten uns von den anderen beiden und Obito teleportierte uns hinter die Grenzen Amegakures, wo wir nicht mehr von Regen umgeben waren. Als wir durch dichte Baumkronen sprangen, fragte er mich nach meinen Vermutungen zum Aufenthaltsort des Nuke-Nin. Wie geplant erzählte ich ihm, dass dieser Mann wahrscheinlich in Richtung Sunagakure unterwegs war, sich nach letztem Informationsstand jedoch noch im Feuerreich befinden musste. Er nickte dies ab und folgte meiner Intuition.

Am Abend machten wir Rast und versteckten uns selbst vor potentiellen Feinden. Tatsächlich kamen Reisende an uns vorbei, diese waren jedoch harmlos. Sie zogen unwissend an uns vorbei und suchten selbst nach einem geeigneten Platz für ein Lager für diese Nacht.

Dies bedeutete auch, dass wir am nächsten Tag auf Itachi und den Hataken treffen würden. Hoffentlich konnte der Uchiha seinen Teampartner ohne weitere Komplikationen temporär aus dem Weg schaffen. Kisame würde sicherlich nicht begeistert sein, wenn er aus Itachis Genjutsu wieder auferstand. Doch das war ein Problem für die Zukunft.

Obito und ich meditierten zusammen, um bei verstand zu bleiben und nicht in der Realität festsitzen zu müssen. Wir hatten beide mehr oder minder große Pläne vor uns, die uns jeden Tag etwas abverlangten. Ob es sich dabei um Geduld oder verschiedene Ausweichmöglichkeiten handelte, war erstmal hinten angestellt.

Durch meine Tätigkeiten als Spionin konnte ich das Chaos in mir sehr gut tarnen. An sich lag mir dies schon immer. Deswegen fiel es mir auch nicht schwer, andere zu belügen. Zumindest in Situationen, in denen es darauf ankam. Normalerweise würde ich mir nahestehende Personen nicht einfach hinters Licht führen, denn ich legte selbst viel Wert auf Ehrlichkeit.

Wie ironisch das doch klang.

Doch wenn es darauf ankommt, wusste ich Richtig von Falsch zu unterscheiden. Immerhin kannte ich es von mir selbst doch am besten, dass es außerordentlich schwer sein konnte das Vertrauen anderer Menschen zu erlangen. Und aus diesem Grund würde ich Itachi oder Obito nie böswillig belügen. Selbst dem kleinen Uchiha, Sasuke, würde ich das nicht antun. An ihm konnte man besonders sehen, was gebrochenes Vertrauen und Hass aus einer Person machte.

"Du scheinst immer so tiefsinnige Gedankengänge zu haben.", kommentierte Obito aus dem nichts. Ich öffnete meine Augen und sag ihn an.

"Könnte man so sagen. Ich habe gerade über Vertrauen nachgedacht.", gab ich ehrlich zu. Es interessierte mich, was der Maskierte wohl dazu zu sagen hatte.

"Ein heikles Thema.", sprach er und ich nickte. "Es ist schwer aufzubauen und kann so schnell kaputt gehen."

"Würdest du mich jemals hintergehen?", fragte ich neugierig.

"Nein.", antwortete er sofort. Er klang sogar etwas angegriffen durch meine Frage. "Würdest du es etwa bei mir machen?"

"Nein.", antwortete ich ebenso schnell. "Ich bin ein loyaler Mensch, wenn man mich erstmal als Freundin in seinem Leben hat und handle nur im besten Interesse des anderen.", erklärte ich ihm. Hoffentlich würde er sich an meine Worte erinnern, wenn er realisierte, dass er wegen mir Kakashi bald gegenüber stehen würde.

"Das ist Nobel von dir, Kairi.", sagte er. Es erinnerte mich ein bisschen an meine Konversation mit dem Kopier Ninja. Auch wenn Obito es wahrscheinlich leugnen würde, hatten die beiden ebenfalls Ähnlichkeiten miteinander. Spätestens morgen würde es dies hoffentlich auch erkennen.

Die restliche Nacht verlief ebenfalls ruhig. Am Morgen machten wir uns dann weiter auf den Weg. Noch hatten wir ein kleines Stück vor uns, doch je mehr Zeit verstrich, desto mehr breitete sich die Aufregung in meinem Körper aus. Das hatte ich schon lange nicht mehr. Genau genommen wusste ich nicht, wann ich das letzte Mal so richtig nervös geworden bin. Die kleineren Situationen mit Itachi zählte ich dabei nicht mit, denn diese fühlten sich anders an. Es war beinahe schon eine gute Nervosität. Doch das hier, das was unmittelbar bevor stand, war definitiv keine gute Nervosität.

Ich war so konzentriert, dass ich etwas erschrak, als ich ein bekanntes Chakra in der Entfernung verspürte. Es war unheimlich schwach, doch das machte nichts - meinen Freund würde ich überall, unter jeder Menschenmasse, wieder erkennen. Ohne den Kopf zu bewegen schielte ich zu Obito rüber. Er schien noch nichts bemerkt zu haben. Doch wenn Itachi sein Chakra nicht unterdrückt hatte, dann würde es auch der Maskierte bald spüren. Dann wird er sich fragen, warum Kisame nicht dabei war. Der Hatake musste seins unterdrückt haben, denn außer Itachi spürte ich niemanden und die beiden mussten sich schon über den Weg gelaufen sein.

"Ich kann Itachis Chakra spüren, aber er ist allein.", sprach Obito, wie erwartet.

"Vielleicht sind sie in Schwierigkeiten geraten.", sagte ich und versuchte minimal besorgt zu klingen. Ich wollte so authentisch wie möglich klingen und somit fingen auch schon die ersten Notlügen an. Zu meinem erstaunen beschleunigte Obito und sprang vor mir durch die Baumkronen. Entweder sollte er Itachi helfen, indem er ihm so schnell wie möglich entgegen kam, oder er wollte mich vor dem beschützen, was potentiell auf uns zukam. Oder beides. Dabei würde nichts der gleichen passieren.

Das Chakra meines Uchihas wurde immer deutlicher, auch wenn er noch nicht zu sehen war. Durch das Adrenalin, was nun durch meine Adern pumpte, beschleunigte ich selbst nun auch und holte den Maskierten nicht nur ein, sondern überholte ihn auch.

Dann sah ich sie.

Die zwei entfernten Gestalten, die auf uns zukamen.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt