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Itachis POV

Ich saß gerade an dem Feuer, welches Kisame und ich für unser Lager gezündet hatten, als plötzlich der Schwall einer Erinnerung in meinem Kopf erschien, die ich so noch nie tatsächlich durchlebt hatte. Offensichtlich hatte sich mein Doppelgänger aufgelöst und die gesammelten Informationen gehören nun mir. Dabei musste ich zugeben, dass sie nicht gerade das waren, was ich erwartet hatte.

Es stimmte wirklich, ich wollte mehr über sie erfahren und wenn sie ihr Wort hielt, dann würde ich dies auch. Irgendwie brachte es mich schon ein wenig in Verlegenheit, als sie die Geschichte mit dem Doppelgänger dann ausgesprochen hatte. Dennoch hatte es diese Frau faustdick hinter den Ohren. Kairi wusste ganz genau was sie wollte und die Tatsache, dass sich alles einfach mit einem Glas Wein angesehen hat, machte es unglaublich verrucht.

Dies stand aber gar nicht mal so sehr im Kontrast zu dem, was unsere Doppelgänger da gemacht haben. Es war auf jeden Fall gut zu wissen, worauf sie stand. Offensichtlich war sie mir da recht ähnlich und ging auf ihren gegenüber ein, testete langsam Grenzen aus. In solch einer intimen Situation sollte man auch nicht ignorant vorgehen, immerhin musste es beiden gefallen.

Kairi gab sich nach außen hin immer sehr kühl und unnahbar. Selbst nach dem was eben passiert war, konnte ich nicht genau sagen, ob sie auch auf mich stand oder ob sie einfach nur die Lust überkommen hatte. Immerhin kam von ihr ja vor ein paar Tagen diese eine Bemerkung, als sie mich von oben bis unten musterte. Doch jetzt hatte sie etwas losgerissen und ich wollte nur noch mehr über sie erfahren.

Meine Gedanken kreisten im Chaos durch meinen Kopf. Ihr Körper fühlte sich in meinen Händen einfach perfekt an. Jeder Blick, jede Kurve machte mich verrückt, ihre Haut war unheimlich weich. Keine Ahnung was ich erwartet hatte. Wahrscheinlich dachte ich, dass sie viel mehr Narben haben würde, von den Kämpfen, die sie in ihrem Leben schon ausfechten musste. Dem war aber nicht so. Wie konnte sie mich in so kurzer Zeit so sehr um den Verstand bringen? 

Ihr kleines Spiel mit den Doppelgängern war Brillant. Zwar fühlte sich alles echt an, doch in meinem Unterbewusstsein wusste ich ganz genau, dass es nicht wirklich sie war, die mir ihre Leidenschaft entgegen brachte. Wollte sie sicher gehen, dass ich auch wirklich persönlich bei ihr auftauchen würde? Ich wäre auch so dran geblieben, doch sie verstand auf jeden Fall, wie sie mich um den Finger wickeln konnte. Verdammt, was machte diese Frau nur mit mir?

"Itachi!", rief Kisame schon fast und riss mich so aus meiner Gedankenwelt. Ich sah ihn fragend an. "Ich habe gefragt ob alles in Ordnung ist. Du siehst aus, als wärest du versteinert worden. Hast du etwas herausfinden können?", redete er. Natürlich hatte ich vor ihm kein Geheimnis draus gemacht, als ich den Doppelgänger erschuf. Hätte ich das mal lieber gemacht.

"Ich, äh. Nein, nicht wirklich.", stotterte ich vor mich hin. Super, wenn er vorher nicht schon irgendwas mitbekommen hatte, dann definitiv jetzt. Ich sollte mich wirklich zusammenreißen, das sah mir gar nicht ähnlich.

"Warum bist du dann so abwesend und sprachlos, irgendwas muss doch -", unterbrach er sich selbst und grinste mich dann breit an. "Itachi Uchiha, du Hund!" Kisame war nicht dumm. Ich fuhr mit den Händen über mein Gesicht und dann etwas durch die losen Strähnen, während er lachte. Es nützte nichts ihn anzulügen.

"Es war nur ihr Doppelgänger, sie wollte 'faire Verhältnisse' schaffen. Ich soll sie persönlich aufsuchen, wenn ich etwas von ihr wissen will.", erklärte ich kurz. Wir philosophierten normalerweise über viele Sachen und die Gespräche mit Kisame waren immer angenehm, doch das hier war eine komplett neue Situation. Sowas ist bisher noch nie passiert.

"Die Kleine überrascht mich jedes Mal aufs neue. Schmeiß dich ran, Itachi, sie scheint dich auf Trapp halten zu können.", schmunzelte er mit wissendem Blick.

"Wenn du das irgendjemandem erzählst oder vor ihr erwähnst, dann werde ich dich in ein Genjutsu versetzten, welches dr das Gefühl gibt, drei Jahre lang gequält zu werden.", warnte ich ihn ernst, was ihn nur wieder zum lachen brachte.

"Entspann dich, dein Geheimnis ist bei mir sicher.", versicherte er mir. Jetzt musste ich auch belustigt grinsen. Irgendwie hatte er ja recht, sie war schließlich eine eigenwillige und intelligente Frau, wahrscheinlich reizte mich das so an ihr.

•••

Kairis POV

Der gestrige Abend schien mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen zu wollen. Natürlich war es ein aufregendes Erlebnis, sowas hatte ich vorher noch nie gemacht, aber nicht nur das war es, was mir immer noch in Gedanken herum schwirrte. Zum Schluß, als er auf mir lag, meine Wange küsste und mir in die Augen sah, regte sich etwas in mir. Ich konnte nicht genau sagen was es war, doch ich wusste, dass es nichts gutes bedeuten konnte. Für einen Moment fühlte es sich so vertraut und warm an, ich fühlte mich irgendwie geborgen.

Und das war ein Problem.

Mein Leben bestand schon immer aus einer Spirale, die mich geradewegs in einen pechschwarzen Ozean aus Dunkelheit und Depressionen führte. Yami war die einzige Person, die ich hatte und der ich vertraute. Die einzige, um die ich mich sorgte und auf die ich immer zählen konnte. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, wo ich ohne sie jetzt stehen würde oder ob nicht schon längst aufgegeben hätte.

Nach ihrem Tod kompensierte ich alles mit Gewalt und Aggressionen. Es führte sogar so weit, dass ich mich einige Zeit selbst verletzte. Fairerweise musste ich an dieser Stelle Nagato und Konan dankbar sein, denn wenigstens davon konnten sie mich abhalten und mittlerweile zog es mich auch nicht mehr dazu. Dafür bin ich sehr oft in meinen Gedanken versunken. Ich überlegte, was Yami wohl zu meinem jetzigen Ich sagen würde. Sie sah immer die andere Seite, da wo der Regen aufhörte und sie die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut genießen konnte. Sie wollte so gern in einem friedlichen Dorf leben, ihre Schwester bei sich haben, sich verlieben und eine Familie gründen. Ich wusste genau, dass sie sich das auch für mich wünschte und vor fünf Jahren hätte ich es vielleicht auch in Erwägung gezogen.

Seit unserer Kindheit war ich schon immer das schwarze Schaaf und sie der Sonnenschein, aber ich nahm es ihr nie übel. Auch wenn unsere Eltern uns beide nie wirklich gut behandelten, achteten sie mehr auf meine Schwester, als auf mich. Dafür konnte sie jedoch nie etwas, ich liebte sie trotzdem. Denn auch für mich, war sie der Sonnenschein. An meinen dunkelsten Tagen, brachte sie mir Licht und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Eine Zukunft, in der wir selbst über unser Leben bestimmten und ausbrechen konnten. Wir waren so kurz davor dies alles zu erreichen und dann wurde sie mir genommen. Hätte Nagato den Salamander nicht umgebracht, dann hätte ich es mit dem größten Vergnügen getan.

Dieses Arschloch hatte mir meine Schwester genommen. Seitdem habe ich mich absichtlich vor jeglicher Zuneigung verschlossen, denn ich wollte nie wieder einen Menschen verlieren müssen, der mir so unheimlich wichtig war. Nochmal würde ich dies einfach nicht durchstehen. Egal für wie stark mich alle anderen halten, im inneren war ich schlussendlich nur eine zerstörte Existenz. Eine leere Hülle meiner selbst, um die ich dazu noch eine Mauer errichtet hatte.

Meine Beine führten mich in Yamis Zimmer und ich setzte mich auf ihr Bett. Ich hatte es immer noch nicht übers Herz gebracht es zu räumen. Die Anfangszeit war besonders schlimm, denn so absurd und unrealistisch wie es war, hatte ich immer noch die Hoffnung, dass sie wieder kommen würde. Mittlerweile hatte ich mich zwar mit ihrem Tod irgendwie abgefunden, doch trotzdem hielt ich hier alles sauber, als würde sich irgendwann etwas ändern.

Und dann war da plötzlich Itachi, der mir unbewusst ein diesem kurzen Augenblick das Gefühl von Geborgenheit gab. Yami würde wollen, dass ich darauf einginge und es weiter führen sollte.

Doch ich war mir nicht so sicher, ob ich dazu bereit war.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt