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Ich hatte mich in eine dunkle Ecke, irgendwo auf einem der inneren Balkone verkrochen und sah dabei zu, wie sich Itachi auf diesen Thron setzte. Er sah so konzentriert aus, als würde er genau wissen was passieren würde und wie er auf seinen jüngeren Bruder zu reagieren hatte. Da ich mein eigenes Chakra unterdrückte, konnte ich mir seins nicht ansehen.

Plötzlich vernahm ich Schritte und wurde so ruhig, wie es mir nur möglich war. Der kleine Uchiha betrat langsam die Halle und stand seinem älteren Bruder gegenüber. Man konnte die Wut in ihm deutlich spüren, er würde Itachi am liebsten direkt einen Kopf kürzer machen. Zu meinem Erstaunen tat er dies jedoch nicht. Sasuke hatte generell noch einige Fragen, dessen Antwort er nun endlich haben wollte.

"Du schickst deine Freundin vor, um mich zu holen.", warf Sasuke kühl in den Raum. Itachi schnaufte belustigt.

"Eine faszinierende junge Frau, nicht wahr?", fragte der ältere Uchiha rhetorisch. Sasuke lachte humorlos auf, verkniff sich jedoch jegliche weiteren Kommentare. Dies war wohl die bessere Entscheidung, sonst wäre ich direkt runter gesprungen und hätte ihm eine verpasst.

Der kleine Uchiha löcherte seinen Bruder erst mit Vorwürfen und dann mit Fragen. Sie führten ein eher kurzes Gespräch, bis sich dann der Kampf zwischen den beiden entfaltete. Es wunderte mich sehr, dass Itachi ihn immer noch anlog. Er erzählte Sasuke, dass er ihm die Augen stehlen wollte, um das ewige Mangekyō Sharingan zu erwecken. Ich wusste, dass er log, doch Sasuke wusste es nicht. Und doch ergab es durchaus Sinn, dass Itachi ihn so sehr auf die Palme brachte, denn irgendwie musste er seinem jüngeren Bruder ja Orochimaru entlocken. Das funktionierte nur, wenn sich Sasukes Fluchmal in einem Kampf aktivierte.

Dadurch, dass Itachi mein Chakra in sich trug, konnte ich mit in deren Spiel von Genjutsus eintauchen. In der Realität bewegten sich die beiden nämlich keinen Zentimeter. Es war bemerkenswert.

Es fiel mir trotzdem schwer, mich zurück zu halten. Die beiden Uchihas hatten eine unglaubliche Dynamik. Sie waren beide sehr talentiert und landeten auch beide gute Treffer. Natürlich schien Itachi seinem jüngeren Bruder überlegen zu sein, doch Sasuke hielt wirklich gut mit.
Als es sich immer weiter zuspitzte, bemerkte ich, warum der kleine Uchiha nicht mit seinem Bruder mithalten konnte: sein Mangekyō war noch nicht entwickelt. Früher oder später musste er also auf die Kräfte des Mal des Fluches zurückgreifen.

Als sie dann tatsächlich in der Realität waren, fragte Sasuke seinen Bruder, wer der letzte Anwender des Mangekyō Sharingans war. Itachi erzählte ihm von Madara und versetzte seinen kleinen Bruder wieder in ein Genjutsu, dieses Mal aber das Tsukuyomi. Zwar wusste ich, dass Itachi ein überaus intelligenter junger Mann war und auch selbst bemerkt hatte warum Sasuke noch nicht ganz auf seiner Ebene kämpfte, doch er hatte dafür auch sofort eine Lösung parat.

Mit dem Tsukuyomi erschuf er für den kleinen Uchiha eine quälende Illusion und erweckte somit dessen Mangekyō Sharingan. Ich schüttelte begeistert meinen Kopf. Itachi, du Fuchs. Doch hoffentlich würde Sasuke dir dies auch verzeihen.

Die beiden brachten mittlerweile das gesamte Versteck zum Einsturz. Ich suchte mir in letzter Sekunde einen sicheren Ausweg, ohne aufzufallen. Hoffentlich machte sich Itachi keine Sorgen um mich. Er sollte sich voll und ganz auf seinen jüngeren Bruder konzentrieren. Denn unverletzt war keiner der beiden Vollidioten.

Dann war der Moment gekommen: Sasuke bediente sich noch mehr an den Kräften des Fluchmals. Itachi hatte seit Sasukes letztem, gewaltigen Angriff sein Susanoo bereits beschwört und konnte sich damit retten. Dieser Baka sollte nicht so mit seinem Leben spielen. Sein eigenes Chakra war fast aufgebraucht, dann hatte er nur noch meins. Auch Sasuke hatte sich fast komplett verausgabt.

Sasuke begab sich auf die zweite Stufe des Fluchmals und schien trotzdem Schwierigkeiten zu haben. Plötzlich erschien eine Riesenhydra an der Stelle, wo der kleine Uchiha eben noch war. Itachi schlug dessen Köpfe jedoch mit einem Schlag seines Susanoos ab. Orochimaru, dieser kranke Bastard, gab selbst nach seinem offiziellen Tod keine Ruhe. Es war zu gleichermaßen faszinierend, als auch ekelerregend.

Gerade als sich eine Gestalt von Orochimaru auf merkwürdige Art und Weise aus einer Schlange an die Oberfläche traute, verblüffte mich Itachi auf's neue. Mit seinem Susanoo benutzte er das Totsuka no Tsurugi. Dieses Schwert suchte Orochimaru über etliche Jahre und es war die ganze Zeit im Besitz des Uchihas. Welch Ironie, dass der abtrünnige Konoha-Nin nun von eben diesem Schwert in ein ewiges Genjutsu verschluckt werden würde.

Sobald Orochimaru vollkommen versiegelt wurde, stellte ich meinen normalen Chakrafluss wieder her und rannte auch die kämpfenden Brüder zu. Sasuke konnte nichtmal mehr sein Sharingan benutzen und versuchte sich noch mit ein paar Kunai zu retten, doch es nützte nichts. Aber auch Itachi war fast am Ende. Er lief auf wackeligen Beinen zu seinem Bruder.

"Ich habe gesagt, du sollst am Leben bleiben, du Idiot!", rief ich und zog die Aufmerksamkeit der beiden Brüder auf mich. Itachi drohte auf die Knie zu sinken, doch ich fing ihn im richtigen Moment noch ab und legte ihn vorsichtig auf den Boden, mit seinem Kopf in meinem Schoß. Itachi keuchte leicht vor Schmerzen, was mich nur noch mehr fluchen ließ.

"Kairi? Warst du -", begann Sasuke irritiert, doch ich unterbrach ich unhöflich, als ich gerade seinen Bruder heilte.

"Setz sich hin.", sagte ich schroff und blickte nichtmal in seine Richtung. Itachi wollte seinem Bruder zwar helfen, doch dazu hatte er vor Jahren bereits den falschen Weg eingeschlagen und sich heute dazu noch vollkommen verausgabt. Wenn er nicht so schwach wäre, dann würde ich ihm die Hölle heiß machen.

"Aber -", wollte der kleine Uchiha protestieren, doch dazu hatte ich gerade keinen Nerv.

"Ich sagte, setz dich hin!", befahl ich ihm nun noch schroffer und funkelte ihn wütend an. Er blinzelte ein paar mal, tat jedoch was ich sagte. Itachis Atmung und sein Herzschlag stabilisierten sich wieder. Hätte ich ihm vorher nichts von meinem Chakra überlassen, dann wäre er jetzt höchst wahrscheinlich tot.
"Du Baka, wie kannst du es dir wagen, dein Versprechen fast zu brechen?", zischte ich Itachi an. Ich versuchte die dunklen Gedanken aus meinem Kopf zu streichen, die sich in fluten den Weg in den Vordergrund bahnten.

Itachi wollte für seinen Bruder und für mich nur das Beste. Er hatte gerade fast sein verdammtes Leben dafür gegeben Sasuke zu beschützen. Ich hatte extra so lange gewartet, denn schließlich war es seine Aufgabe, doch er hätte seinen jüngeren Bruder nicht so unterschätzen sollen. Trotzdem wollte ich mir eine Welt ohne diesen Dummkopf nicht vorstellen. Wir flickten uns doch gegenseitig wieder zusammen und waren bei weitem noch nicht fertig. Irgendwann war auch noch nicht in Kraft getreten, was wagte er es sich also, hier fast abzukratzen?

Ich hatte doch mein Versprechen noch nicht eingelöst. Wir hatten noch ein Haufen Sachen zu erledigen: die Welt retten, heiße Quellen, Konoha.
Wozu therapierte ich ihn jede verdammte Woche, wenn er sich hier so sehr verausgabte, dass es beinahe umsonst schien. Er wollte nicht sterben, das wusste ich genau.

In mir stieg wieder die gleiche Panik, das gleiche Gefühl auf, wie an dem Tag, als Yami starb.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt