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Der Abend verging recht schnell. Wir amüsierten uns ganz gut, während wir das Zusammenspiel des ehemaligen Teams 7 ansahen. Sie führten sich auf, als wären sie gerade mal Ge-Nin. Theoretisch gesehen waren Naruto und Sasuke dies auch, soweit ich wusste. Zumindest, wenn man die Sache rein von den Rängen her betrachtete. Beim kleinen Uchiha war ich mir sicher, dass er definitiv bereits auf Jo-Nin-Ebene war.

Daher lud ich den Blonden auch am nächsten morgen zum Training ein.

Anfangs verlief alles noch recht locker, doch je länger wir trainierten, desto bewusster wurde den beiden ehemaligen Teammitgliedern, wie sehr sich der jeweils andere bereits gesteigert hatte. Also versuchten sie sich gegenseitig die Stirn zu bieten.

Ich beobachtete es erst aus sicherer Entfernung. Doch sie eskalierten langsam immer weiter.

Und weiter.

Und weiter.

Bis es dann nicht mehr nur nach einem Trainingskampf aussah. Die beiden waren Rivalen und sich zumindest in ihrer Sturheit ebenbürtig.

Sie waren unheimlich stark und zudem auch noch schnell.

Als Sasuke dann sein Chidori und Naruto sein Rasengan aktivierten, und die beiden wieder aufeinander zu rannten, tat ich es ihnen gleich. Nur war ich schneller und konnte mich vor einem aufeinandertreffen der zwei, zwischen sie stellen. Ich streckte jeweils einen Arm in deren Richtungen und entfesselte eine gewaltige Druckwelle. Die Shinobi flogen nach hinten und überschlugen sich mehrfach im Gras. Stöhnend und keuchend kamen sie auf.

"Was war das?", fragte ich, während ich wartete, bis die zwei Jugendlichen vor mich traten.

"Ein Trainingskampf?", antwortete Naruto. Er hielt sich die Seite, während Sasuke sich den Kiefer rieb.

"Was genau sollte das dann eben?" Mein Tonfall war streng, sie sollten merken, dass sie etwas falsch gemacht hatten. Keiner antwortete. "Ihr wart drauf und dran euch umzubringen. Was dachtet ihr euch dabei, hm?"

Stille. Nichtmal eine Ausrede hatten sie parat.

"Das Training ist beendet. Sprecht euch aus, denn vorher werde ich euch nicht weiter trainieren.", sagte ich und drehte mich um.

"Aber - warte, Kairi!", protestierte Sasuke, doch ich teleportiert mich weg.

Im nächsten Moment ging ich neben Itachi her, der gerade durch das Dorf schlenderte. Über mein plötzliches erscheinen zuckte er nichtmal mit der Wimper, aber er sah fragend zu mir runter.

"Normalerweise trainierst du mit Sasuke doch länger.", bemerkte er abschätzend. Wir gingen weiter durch die Straßen.

"Ich hätte sie in ein Izanami stecken sollen, diese Idioten.", meckerte ich vor mich hin. Wahrscheinlich war mein finsterer Gesichtsausdruck nicht gerade hilfreich, wenn man bedachte, dass wir ohnehin schon angestarrt wurden und die Leute uns noch nicht vollends vertrauten. Itachi nahm meine Hand und blieb stehen, woraufhin auch ich anhielt.

"Was ist passiert?", hakte er nach.

"Diese beiden Sturköpfe hätten sich beim Trainingskampf fast gegenseitig umgebracht. Also habe ich ihnen gedroht, dass ich ihnen nicht mehr helfe, wenn sie sich nicht aussprechen. Offensichtlich haben sie beide noch etwas zu verarbeiten und ich dulde so ein respektloses Verhalten nicht." Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu dem älteren auf. Sein Mundwinkel zuckte, ehe sich ein Schmunzeln auf seinem Gesicht ausbreitete. "Was?", zischte ich.

"Du bist süß, wenn du dich ärgerst.", antwortete er und ging einfach weiter. Ich blieb jedoch noch etwas perplex stehen und starrte in die Luft. Für was hielt er mich denn? Eine Chu-Nin Kunoichi? Es dauerte einen Moment, bis ich mich fing. Schnell lief ich ihm hinterher und wir gingen wortlos weiter zum Hokagenturm.

Wir hielten weitere Rücksprachen mit Tsunade und Shizune. Natürlich waren diese ganzen Gespräche ermüdend. Doch wir standen eben noch am Anfang. Es gab noch so viel, was besprochen und organisiert werden musste. Auch wir mussten ernst einander kennenlernen und die Vorstellungen oder Gesinnungen der jeweils anderen verinnerlichen. Doch wir kamen voran. Tsunade wollte, dass ich uns dem Dorf vorstellte und eine kleine Erklärung abhielt. Theoretisch wussten die Bewohner und Bewohnerinnen Konohas bereits Bescheid, doch es von mir zu hören und tatsächlich ein Gesicht zu dem Plan zu sehen, brachte wahrscheinlich mehr. Vor allem Vertrauen.

Danach würden wir uns mit den anderen Kagen beschäftigen, was wahrscheinlich eine der schwersten Aufgaben sein würde.

Plötzlich erschien eine Gestalt am Fenster hinter der Meisterin Hokage. Ich erkannte nur eine Maske, jedoch keine typische ANBU-Uniform, weswegen ich im Bruchteil einer Sekunde in Kampfstellung hinter ihrem Stuhl erschien und die Person nicht aus den Augen ließ. Selbst nicht, als Shizune seufzte.

"Das ist ein Shinobi aus der Ne.", klärte sie mich auf. Wie auf Kommando klopfte es danach auch direkt an der Tür, die von Kakashi geöffnet wurde. Zum Vorschein kam ein älterer Mann mit einem verbundenen Auge und einem verbundenen Arm. Sein Gehstock klackte beim Kontakt mit dem Boden, wenn er einen Schritt voran ging. Er trug nicht unbedingt eine erfreute Miene, als er uns nacheinander musterte. Zudem hätte ich schwören können, dass er sogar leicht den Mund verzogen hatte.

"Danzō, was für eine Freude.", grüßte ihn Tsunade sarkastisch.

Dies war er also.

Danzō Shimura.

"Du wolltest mich sprechen.", überging er sie schon fast. "Und wie ich sehe sind wir nicht allein.", hob er hervor. Seine Arroganz nervte mich jetzt schon.

"Das ist Kairi Uzumaki. Itachi und Obito kennst du sicherlich noch.", stellte sie uns vor. Ich umrundete den Tisch und stellte mich auf meine Ausgangsposition. "Kairi ist Akatsukis neues Oberhaupt, wie du weißt."

Der Mann vor uns musterte mich besonders eindringlich. Als wäre ich hier im Raum das wahre Problem. Wahrscheinlich fühlte er sich durch meine Anwesenheit etwas eingeschüchtert.

"Was genau machen sie hier? Du scheinst mir viel zu ruhig zu sein, dafür, dass hier Kriminelle anwesend sind.", sagte er abwertend. Tsunade seufzte genervt.

"Danzō, darüber haben wir schon gesprochen.", merkte die Meisterin Hokage an. Der alte Mann stellte seinen Gehstock vor sich ab und hielt ihn mit beiden Händen fest.

"Ich bin nun mal nicht so naiv wie du, Tsunade. Diese Organisation besteht aus nichts als Mördern, Räubern, Verrätern und abtrünnigem Abschaum.", zischte er.

"An Ihrer Stelle würde ich den Mund nicht so weit auf machen.", fauchte ich sofort zurück. Hätte er nur über mich gesprochen, dann hätte ich diese Aussage einfach ignoriert. Doch hier ging es auch um mir nahestehende Menschen, die teilweise selbst von Danzōs Machtspielchen betroffen waren.

"Sollte das eine Drohung sein?", fragte er kühl.

"Das war bei weitem noch keine Drohung.", antwortete ich ebenso kühl. "Nur eine Warnung.", fügte ich an. Er musterte mich erneut von oben bis unten. Irgendetwas an ihm war absolut merkwürdig. Dabei meinte ich jedoch nicht nur seine grantige Art.

"Uzumaki also, ja?", fragte er.

"Eher ein Senju-Uchiha-Mix. Daher auch das Rinnegan.", erklärte ich kurz, als ich merkte, wie er an meinen Augen hängen blieb. Daraufhin schnaufte er nur.

Oh, wie ich Menschen wie ihn hasste. Er stellte nochmal eine ganz andere Art von Unmensch dar. Danzō hatte viel mehr Leichen im Keller, als es den Anschein machte. Es lag einfach in seiner Aura. Egal wie sehr er lediglich sein Dorf beschützen wollte, die Methoden blieben genauso grausam wie das, was auch ich in der Vergangenheit tat.

"Genug geplaudert, wir haben wichtigeres zu besprechen.", funkte Tsunade dazwischen. Ich atmete tief durch und verkniff mir jeden dummen Kommentar, den ich ihm am liebsten an den Kopf geworfen hätte. Stattdessen erklärte ich die Umstände und unser Vorhaben erneut persönlich und beantwortete sachlich seine Fragen oder konterte seine Argumente. Er war nämlich nicht von unserer Glaubwürdigkeit überzeugt. Doch das dachte ich mir bereits.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt