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"Du hast zu viel Energie. Wo nimmst du die denn überhaupt her?", fragte Obito erschöpft. Dabei hatte er im Gegensatz zu mir kaum etwas gemacht. Während ich Chakra bündelte, Raum und Zeit manipulierte und riesige Fortschritte machte, lag der maskierte Uchiha auf dem Boden und hatte alle Viere von sich gestreckt.

Es war mir endlich gelungen in eine andere Dimension zu gelangen und mich auch wieder zurück zu teleportieren. Obito wies mich an, gab mir Tipps und machte es mir noch ein bis zwei Mal vor. Ich brauchte nur ein etwas intensiveres Training, dann gelang mir dieses Jutsu auch bald Fehlerfrei.

"Ich kann eben einschätzen wie viel ich verbrauche und teile alles gut ein. Außerdem bin ich sehr Wissbegierig und Lernwillig.", erläuterte ich neutral. Der maskierte lehnte sich auf seine Unterarme und sah mich an.

"Das sollte man dir auch anrechnen. Zudem lernst du sehr schnell.", merkte er an, woraufhin ich nickte.

"Arigato.", sagte ich. "Den Rest machen wir dann morgen."

"Den Rest?", hakte er nach. Wieder nickte ich.

"Ja, ich möchte die Geschwindigkeit variieren können, teile meines Körpers in die andere Dimension schicken und andere mit mir transportieren können.", erklärte ich, als wäre seine Frage komplett überflüssig. Der maskierte ließ den Kopf nach hinten fallen.

"Na schön.", stöhnte er und stand anschließend auf. "Aber das war's jetzt erstmal für heute." Obito hatte sichtlich keine Lust mehr, was in Ordnung war. Ich hatte heute fantastische Ergebnisse erzielt.

Als Anwenderin des Mangekyō hatte ich Susanoo erwecken und beschwören können. Mit meinem Rinnegan sogar das einzig wahre Susanoo. Dies war bisher nur dem echten Madara Uchiha gelungen. Und nun übertraf ich sogar ihn, denn normalerweise konnte man nur eins von beiden: Susanoo beschwören oder Kamui. Möglicherweise gelang mir beides, eben aus dem Grund, dass ich nicht hundert prozentig das Kamui anwandte, sondern meine eigene Abwandlung.
Wie dem auch sei, es fühlte sich schon ziemlich gut an.

"Was grinst du denn so?", fragte Obito misstrauisch nach, als wir den Trainingsraum verließen.

"Nach dem morgigen Training werden mein eigenes Kamui und das einzig wahre Susanoo meine stärksten Asse im Ärmel sein.", erklärte ich mit stolz geschwollener Brust. Obito schnaufte ungläubig.

"Erzähl keinen Blödsinn. Das ist unmöglich.", meckerte er.

"Denk doch mal nach. Ich musste das Kamui auf mein Rinnegan anpassen. Theoretisch ist es nichtmal ein Kamui, sondern ein völlig neues Jutsu. Zumindest für mich und alle anderen Rinnegan-Träger. Also, Nagato." Beim letzten Satz musste ich etwas lachen. Außer ihm und mir gab es keine lebendige Person, dessen Augen so weit entwickelt waren. Theoretisch war es schon ein Wunder, dass es überhaupt zwei von uns gab.

"Okay, weibliche Madara.", zog er mich auf. Ich verdrehte die Augen und seufzte genervt. Fast hätte ich ihm entgegnet, dass er es auch hätte erwecken können, wenn er noch beide Augen gehabt hätte. Doch das wäre etwas zu frech gewesen, also ließ ich es stecken.

"Weißt du, dass Itachi eine Krankheit hat?", fragte ich Obito um das Thema zu wechseln. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie er nickte.

"Ja, er meinte, er hätte wohl auch nicht mehr all zu lange Zeit. Das tut mir sehr leid für euch.", sagte er mitleidig.

"Das muss es nicht.", entgegnete ich. "Als wir in Iwagakure waren, habe ich ihn nochmal untersucht. Irgendein Frischling hatte ihn wohl untersucht und diese Diagnose angestellt. Fakt ist aber, dass er geheilt werden kann und ich ihn behandle. Deswegen werde ich mich übermorgen auch zu ihm teleportieren und für ein paar Stunden weg sein. Ich wollte nur, dass du das weißt.", erklärte ich weiter. Obito sah zu mir herüber.

"Oh, das sind gute Nachrichten.", sagte er hörbar erstaunt. "Du flickst quasi deinen Mann wieder zusammen.", kommentierte er belustigt und stieß mir beim gehen in an meinen Arm.

"Man könnte fast behaupten, wir würden einander wieder zusammenflicken.", sagte ich leise, doch ich war mir sicher, dass der maskierte Uchiha es gehört hatte.

"Ich wusste direkt, dass du diese Art an dir hast." Mittlerweile befanden wir uns auf einer höheren Etage, als Obito sprach. Ich verstand nicht ganz was er meinte und sah ihn dementsprechend an.

"Was meinst du?", hakte ich nach.

"Nun, Nagato hatte mir viel über dich erzählt. Ihr kennt euch nun auch schon einige Jahre.", begann er.

"Mehr oder weniger.", warf ich ein.

"Wie dem auch sei. Er hat mir erzählt was mit deinen Eltern passiert ist, das mit Yami und wie es dir danach ging. Wir sind uns ähnlicher, als du denkst.", sagte Obito. Ich sah ihn nachdenklich an und erinnerte mich an seine Situation - als er sah wie Rin starb. Auch er hatte danach eine schwere Zeit, genau wie ich nach Yamis Tod. Nur mit dem Unterschied, dass ich nicht manipuliert wurde.

"Rin.", hauchte ich nur und er ließ den Kopf etwas sinken.

"Genau.", antwortete er leise. "Ich verstehe deinen Schmerz und die damit einhergehenden Ängste. Aber du bist stark und egal wie viel Blut du an den Händen kleben hast, du hast ein gutes Herz, Kairi. Wir sind eben keine Monster, nur ein bisschen verloren." Erstaunt über seine Worte, sah ich zu ihm auf. So ernst hatte ich Obito selten erlebt. Und damit meinte ich auch tatsächlich ihn und nicht die Person, die er mir anfangs noch vorspielen wollte.

"Ich glaube, ich versuche einfach in Betracht zu ziehen, das Leben zu leben, was Yami sich so sehr für uns gewünscht hat." Ich seufzte. Es klang vielleicht verweichlicht, doch so fühlte ich mich nicht. Mir wurde nur ganz langsam bewusst, dass ich so nicht mehr weitermachen wollte. Ich wollte mein eigenes Leben haben und es so sehr genießen, wie ich nur konnte. Kein ausnutzen durch andere Menschen, kein herumkommandieren, kein fliehen und verstecken. Vor allem wollte ich mich nicht mehr länger vor mir selbst verstecken.

"Das ist gut und bald wirst du auch die Möglichkeit dazu haben." Obito legte eine Hand auf meine Schulter. Ich wusste, dass er von seinem Plan sprach und somit redeten wir gerade komplett aneinander vorbei. Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken und lächelte ihn schwach an.

"Bald.", wiederholte ich nickend. Der Uchiha ließ wieder von mir ab und trat einen Schritt zurück.

"Ich werde wieder zu Konan und Nagato gehen. Morgen um die gleiche Zeit?", fragte er noch abschließend.

"Morgen um die gleiche Zeit.", bestätigte ich und dann ging er. Ich suchte mir eine dunkle Ecke und platzierte dort eine Technikformel. Man konnte ja nie wissen. Dann konzentrierte ich mich auf die Markierung in meinem Wohnzimmer. So musste ich nicht durch den altbekannten Regen laufen und war auch viel schneller wieder zuhause.

Als ich in meinem Wohnzimmer stand seufzte ich zufrieden. Ich hatte mehr oder weniger freie Bahn für mein Vorhaben. Ob Obito es wollte oder nicht, er würde sich mit Kakashi unterhalten und hoffentlich zur Besinnung kommen. Zwar konnte ich nicht in die Zukunft sehen, doch ich ahnte verheerendes, wenn der Uchiha seinen Plan komplett in die Tat umsetzten würde. Er würde nicht nur sich selbst schaden, sondern der gesamten Ninja-Welt. So gern wie ich ihn hatte, erstaunlicher Weise, würde ich ihm nicht dabei helfen sich selbst und die Welt in den Ruin zu stürzen.

Mit diesen abschließenden Gedanken machte ich mich für mein Bett fertig. Wer weiß wann ich das nächste Mal hier sein würde und diesen Luxus genießen durfte.

𝙋𝙧𝙚𝙩𝙩𝙮 𝙀𝙮𝙚𝙨 {𝙄𝙩𝙖𝙘𝙝𝙞 𝙐𝙘𝙝𝙞𝙝𝙖 𝙁𝙁}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt