Als Martin zu Richard kommt ist dieser nicht gerade erfreut dass er in den Krieg ziehen soll. Doch Aliena ist von der Idee begeistert. „Stell dir vor, du kannst Seite an Seite mit dem König Stefan kämpfen. Du kannst ihn von deiner Lojalität überzeugen und wenn du Glück hast bekommst du vielleicht unser Lehen zurück!" sagt sie freudestrahlend. Richard brummt: „Bei dir klingt es einfach. Doch William Hamleigh kämpft ebenfalls an der Seite von König Richard." Aliena schüttelt ihren Kopf. „Du weisst was für ein unangenehmer Zeitgenosse William ist. Ich kann mir vorstellen dass Stefan ihn gar nicht mag, ihn nur an seiner Seite duldet weil William für ihn kämpft. Richard nickt seiner Schwester zu und er will mit Martin zusammen zum Kloster gehen. Doch Aliena wäre nicht Aliena wenn sie nicht mitkäme. Sie ist eine selbstbewusste junge Dame, die, ohne verheiratet zu sein einen inzwischen geachteten Beruf hat. Sie möchte unbedingt ihr Familienerbe wieder haben. Dafür ist sie bereit einen hohen Preis zu zahlen. Doch sie möchte sich die Bedingungen dazu selbst anhören und entscheiden. Ihrem Bruder traut sie es nicht zu dass er vernünftig verhandelt. Er kann auch auf dem Markt nicht handeln. Gibt kaum Rabatte und handelt auch keine aus. Aliena lässt ihn darum lediglich die Buchhaltung machen. Doch auch hier stellt er sich nicht so geschickt an wie sie gerne hätte. Als Philip Richard zum Stadthalter gemacht hat, war Aliena froh dass sie ihren Bruder nicht mehr beschäftigen musste. Als Kämpfer macht er eine sehr gute Figur. Er ist ein Naturtalent im Nahkampf und er kann sehr gut mit dem Bogen umgehen. Außerdem ist er eine gute Führungspersönlichkeit. Seine Männer lieben ihn und sie bewundern ihn. Sie lernen viel von ihm und dort, bei der Stadtwache ist er sehr gut aufgehoben. Doch nun gilt es nicht nur dem König zu folgen und seinen Krieg zu führen. Es muss anschliessend etwas für die Heerführer herausspringen. Sonst ist Aliena nicht bereit ihrem Bruder die Schlacht zu bezahlen. Richard ärgert sich weil er nicht denkt dass es sich für Frauen schickt so selbstbewusst zu sein und an Entscheidungen beteiligt zu werden. Doch Aliena lässt sich nicht beirren. Martin stoppt Richard der seine Schwester böse angehen will. „Lass Aliena mitkommen. Sie wird bestimmt gute Ideen haben und wir können gute Ideen brauchen." sagt er und hält Richard davon ab seine Schwester heim zu schicken.
Zu dritt kommen sie also in der Priorei an. Francis ist sehr erstaunt dass Frauen im Kloster Zutritt haben und erst recht zu solch vorgerückter Stunde. Philip dagegen begrüßt Richard und Aliena höflich. Er bewirtet seine neuen Gäste und bringt auch Martin ein Glas mit. Francis überlegt ob vielleicht Philip den Botengang auch selbst übernommen hätte, wäre er nicht sein Bruder, sondern ein Freund Martins. Ob Philip dann dem Jüngeren die Zeit gegönnt hätte sich zu unterhalten? So selbstverständlich wie Philip gerade bedient sicherlich. Philip ist im Raum gerade der ranghöchste Mensch und dennoch behandelt er alle anderen mit Respekt und Ehrfurcht. Es wäre Martins Aufgabe gewesen den Gästen bei Tisch aufzuwarten, doch der unterhält sich ungezwungen mit dem Adligen und seiner Schwester. Francis schaut ob sein Bruder den jüngeren irgendwann einmal für sein ungebührliches Verhalten tadeln würde oder ob der Kleine vielleicht von selbst darauf kommt dass er sich gerade unmöglich verhält. Doch nichts geschieht. Philip setzt sich neben Martin als sei nichts und er streicht sogar dem jüngeren über den Rücken und lächelt ihm sanft zu. Martin lächelt kurz zurück. Also verliebt gucken können die beiden! Denkt Francis und er ist ein wenig aufgebracht. Was nützt es seinem Bruder Prior zu sein wenn er dann doch noch seine Leute bewirtet anstatt bewirtet zu werden? Richard eröffnet das Gespräch und auch er tut so als sei er dem Prior ebenbürtig. Francis muss an sich halten um nicht unhöflich zu werden. Doch ihm steht solch eine Rüge an dem Adligen nicht zu. Der junge Mann scheint adelig geboren zu sein, da sein Vater aber ein Verräter war wurde er gerichtet. Die Kinder haben ihr Lehen verloren und als junge Menschen hat Philip sie zu seinen Stadthaltern gemacht. Das ist fast so gut wie ein eigenes Lehen. Doch eigentlich wären sie nun Philip untergeordnet, da die Stadt ja offiziell zum Kloster Kingsbridge gehört. Doch Philip schert sich offenbar nicht um die Umgangsformen. Er lässt sich von Richard erklären was dieser schon von Martin erfahren hat. „Wir können eine kleine Abteilung berittener Soldaten entbehren." erklärt Richard gerade. „Die Pferde haben wir inzwischen eingeritten und wir sollten eine gute und schlagkräftige Truppe sein. Ich werde die Truppe selbst anführen. Hamleigh wird sich ärgern wenn wir so gut gerüstet auftauchen. So weit ich weiss ist nur er selbst und sein Knappe beritten. Seine anderen Männer sind Fussoldaten." Richard lehnt sich nach hinten und er grinst selbstgefällig. Philip fragt bang: „Wer wird dann die Stadtwache anführen? Martin, du?" Martin schaut zu Philip und er zuckt mit den Schultern. „Ich könnte mir vorstellen dass ich mit den Jungs trainiere. Doch ich glaube dass Patrick geeigneter ist um die tägliche Routine zu bewachen. Immerhin müssen Dienstpläne geschrieben werden, die Gruppe muss eingeteilt werden wer die Stadttore bewacht und wer nachts durch die Straßen läuft. Das ist ein Vollzeitjob und ich würde lieber weiter auf der Baustelle mit dir arbeiten." Richard räuspert sich. Als er die Aufmerksamkeit hat sagt er: „Ich stimme Martin zu. Er ist ein guter Kämpfer, ja, aber eine Wache zu organisieren ist noch einmal etwas ganz anderes als ein paar Stunden in der Woche mit uns zu trainieren." Nun staunt Francis. Wieso wird dieser kleine, knabenhafte Mönch als guter Kämpfer bezeichnet? Ob er wirklich einer ist? Oder hat er einfach nur Spass an der Bewegung und trainiert zwischendurch mit den Soldaten mit? Francis beschleicht das Ungute Gefühl dass Martin sich an den schwitzenden, gut durchtrainierten Männerkörpern ergötzen könnte. Wieso erlaubt Philip das? Philip lacht. „Richard, mein Freund! Martin organisiert den reibungslosen Ablauf eines ganzen Klosters! Inclusive der Baustelle und des Marktes! Ich würde meinem Stellvertreter schon zutrauen dass er noch die Stadtwache überwacht aber ich bin mir sicher dass Patrick euch ein guter Vertreter sein wird." Richard nickt verstehend und er muss sich eingestehen dass er mal wieder Martin nicht genügend zugetraut hat. Natürlich weiss er dass der junge Mann das Kloster mit leitet. Philip erwähnt das ja oft genug. Doch wenn er an den kleinen, quirligen Floh vom Trainigsplatz denkt dann kann er sich kaum vorstellen dass der winzige Springinsfeld ein kluger Denker ist. Martin kämpft so schnell, er ist unkonventionell in seinen Bewegungen und ehe man realisiert was der hüfpfende Knirps eigentlich von einem will hat er einem das Schwert aus der Hand geschlagen, oder den Bogen weggenommen. Martin ist so biegsam wie ein Haselnusszweig. Wenn der kleine Mönch kämpft dann wirkt der Kampf wie ein Spiel oder ein Tanz. Richard kann sich kaum vorstellen dass er ein ernstzunehmender Kämpfer ist. Doch noch keiner aus seiner Truppe hat je Martin besiegt, Richard selbst eingeschlossen. Martin behauptet stets dass seine Art zu kämpfen wunderbar sei und er bringt sie auch Philip bei. Der kluge Prior müht sich redlich ab die Bewegungsabläufe einzustudieren die Martin ihm beibringt aber er ist kein wirklich guter Kämpfer. Seine Bewegungen sind längst nicht so schnell oder elegant wie die seines kleinen Lehrmeisters. Doch wenn man nicht aufpasst dann überrumpelt einen der Prior und man wird sein Schwert los ehe man damit einen Treffer landen kann. Gerade die jungen Männer die in der Stadtwache anfangen und stolz ihre ersten Versuche mit dem Schwert machen kann Philip entwaffnen. Sehr zur Freude Martins und sehr zum Missfallen der Greenhorns.Nun meldet sich Aliena zu Wort. Sie hat bisher eher zugehört und fragt nun wer denn den Feldzug bezahlen soll. Philip seufzt und Martin antwortet: „Wenn es nur das wäre dann würden wir Richard schicken. Aber wir sollen auch noch Geld aufbringen um König Stefan seinen Feldzug zu finanzieren. Doch dieses Geld haben wir nicht eingeplant. Wir müssen an anderer Stelle sparen wenn wir der Forderung nachkommen wollen." Martin und Philip schauen gleich zerknirscht. Die Vorstellung der Bau der Kirche könnte sich verzögern macht beiden schlechte Laune. Richard sagt leichthin: „Wir könnten die Steuern erhöhen." Doch Martin schüttelt seinen Kopf. „Nein, wir muten unseren Städtern schon so viel zu. Sie bauen alle ehrenamtlich an der Kirche mit. Wenn wir ihnen nun noch mehr Geld für die Gemeinschaft abnehmen wollen dann könnte es dem ein oder anderen sauer aufstoßen." Aliena schaut Martin verwundert an. Dann fragt sie: „Murren denn schon einige Bürger?" Martin verneint und er sagt freimütig: „Aber wir möchten auch nicht dass es dazu kommt. Im Moment sind die Bürger von Kingsbridge sehr stolz auf ihre Kirche und wir möchten dass es so bleibt." Philip nickt zustimmend. „Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen um das Geld zusammen zu bekommen. Noch mehr von den Bürgern zu verlangen lehnen wir ab." Francis sagt erstaunt: „Aber dann muss das Kloster für den Betrag aufkommen." Philip und Martin verziehen zeitgleich ihr Gesicht und Philip sagt: „Ja, das ist uns klar. Wir werden den Gürtel enger schnallen. Wir werden die Ausgaben für die Brüder reduzieren und vielleicht ein wenig langsamer an der Kirche bauen." Man merkt ihm deutlich an dass er diese Idee nicht wirklich mag. Aliena sagt nachdenklich: „Und wenn wir ein Fest zugunsten des Krieges feiern? Also so eine Art Volksfest und der Erlös kommt dann König Stefan zu Gute?" Philip sieht aus als sei sein Bier sauer geworden, doch Martin runzelt zunächst die Stirn und dann hellt sein Blick sich auf. Freudig sagt er: „Wir werden die Speisen nicht zum Selbstkostenpreis anbieten, sondern einen Betrag aufschlagen. Wer uns dann einen Teller Suppe abkauft zahlt automatisch was für den König. Stimmt's?" Aliena lächelt und sie sagt: „Ja, so habe ich mir das gedacht. Dann kann jeder selbst entscheiden ob er sich das leisten kann und wie viel er sich leisten kann. Zusammen feiern macht Spass und wenn wir hinterher das Geld haben dann sollte es doch gut sein."