Philip und Martin haben alle Hände voll zu tun. Die Zahl der Nonnen im Frauenkloster hat sich binnen eines Jahres verdoppelt und Alfred arbeitet eifrig an dem neuen Gebäude für die Nonnen. Das Gästehaus wird langsam knapp. Die Zimmer sind nun alle belegt und sie können keine neuen Novizinnen mehr aufnehmen. Doch der Zustrom reißt nicht ab, ununterbrochen kommen junge Frauen aus den umliegenden Dörfern die nach Kingsbridge ziehen, ja regelrecht fliehen. Die Ernte war schlecht und die Menschen die nicht gerade in Kingsbridge leben hungern. Philip und Martin haben gut gewirtschaftet und die Menschen die ihnen angehören haben ein gutes Auskommen. Natürlich lockt dieser Reichtum die Menschen von nah und fern. Die Stadt platzt bald aus ihren Nähten und Martin drängt Philip bald eine neue Stadtmauer zu ziehen. „Wenn wir angegriffen werden sollten dann sind die Menschen vor der Stadtmauer den marodierenden Horden schutzlos ausgeliefert." erläutert Martin seine Gedanken. „Wir wissen doch gar nicht ob der Zustrom endlich abreißt. Es wäre doch schade wenn wir nun eine Mauer ziehen und in ein paar Jahren direkt die nächste ziehen müssen." wendet Philip ein. Martin überlegt kurz. Wie immer zieht er dabei seine Nase kraus und Philip muss bei diesem Anblick unweigerlich lächeln. Martin gefällt Philip so gut wenn er so nachdenklich und in sich gekehrt schaut. Nur für diesen Anblick hat Philip Martin widersprochen. Als Martin die nächsten Argumente vorträgt stimmt Philip seinem Freund zu. „Wir bauen die Mauer. Sei unbesorgt." verspricht Philip seinem Liebsten. Er legt dem jüngeren eine Hand an die Wange und er glättet mit seinem Daumen Martins Sorgenfalten. Martin schaut zuversichtlich in Philips wohlwollendes Gesicht. „Wir werden die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen nicht im Stich lassen. Und wenn wir in den kommenden zehn Jahren fünf neue Stadtmauern bauen müssen um die Menschen zu schützen, so werden wir das tun." erklärt Philip ernst und er bekommt von Martin dafür ein strahlendes Lächeln das einfach nur wunderschön ist. Philip kann sich kaum sattsehen an der Schönheit seines Freundes. Als Philips Blick sich gerade in Martins Augen glückselig verlieren möchte stört ein leises Hüsteln die beiden und reißt sie aus ihrer persönlichen Blase des Glücks. Philip und Martin lächeln sich ein letztes Mal zu und dann wenden sie sich zu dem Hüstler. Lucifer ist es der die beiden gestört hat. Er schaut bitter und in seinen Augen erkennen die beiden Unbehagen. „Was ist los, Lucifer, sprich!" fordert Martin den offensichtlich leidenden Dänon auf. Lucifer muss sich zunächst räuspern und es bedarf einiger Anläufe ehe seine Stimmbänder ihm gehorchen. Das lange Schweigen hat seine Stimme einrosten lassen. „Würdet ihr mir bitte erklären was ihr hier so innig auf dem Kirchhof besprochen habt?!?" rügt Lucifer die beiden mit krächzender aber scharfer Stimme. Zu seiner großen Verwunderung blickt er keinesfalls in schuldbewusste Augen sondern besonders Martins Gesicht hellt sich auf und er lächelt Lucifer sanft zu. „Wir haben besprochen dass wir eine neue Stadtmauer bauen werden. Es schmiegen sich bereits zu viele Häuser außerhalb der Mauer an unsere Stadt. Würden wir angegriffen so wären die Menschen schutzlos." erklärt Martin eifrig und Philip nickt zustimmend. „Sollte unsere Stadt weiter wachsen so werden wir auch in Zukunft weitere Mauern ziehen. Kingsbridge hat keine Verbündeten als Nachbarn. Wären wir nicht wehrhaft so könnte es eine Einladung für unsere Feinde sein uns anzugreifen." erläutert Philip dem Dämon freimütig. Lucifer schaut irritiert. „Was ist los?" fragt Philip den Dänon. „Es sah so aus als würdet ihr euch liebkosen, kein ernsthaftes Gespräch führen!" sagt Lucifer und er schaut intensiv von einem zum anderen ob er nicht etwa einen Hauch von schlechtem Gewissen erkennen könnte. Martin lächelt fröhlich und Philip zwinkert dem Dämon gut gelaunt zu. „Du suchst Sünde wo keine ist." erklärt Martin seinem Schützling. Lucifer schaut schmollend. Philip will gerade seine Stimme erheben um Lucifer zu tadeln oder zurecht zu weisen aber Martin drückt just in diesem Augenblick ganz zart Philips Hand. Da Philip auf die Kleinen Gesten seines Freundes gelernt hat zu hören hält er die Luft an und kein Laut des Tadels kommt aus seinem Mund. Martin schaut sanft lächelnd zu Lucifer. Der schüttelt zwar immer wieder den Kopf und scheint so gar nicht auf das Bild klar zu kommen das seine Augen eben gesehen haben. Doch er kann den beiden keinen Vorwurf machen wenn da keine Sünde war. Irgendwann geht Lucifer ohne sich zu verabschieden oder ohne Gruß an die beiden einfach weg. Ganz offensichtlich noch sehr nachdenklich und in sich gekehrt. Martin lächelt Philip zu als Lucifer ausser Hörweite ist. „Endlich hat er sich mal Gedanken gemacht!" freut sich der Jüngere. Philip lächelt Martin erfreut zu. „Es scheint so. Hoffentlich sieht er bald ein dass er uns vertrauen kann." sagt Philip. Martin lacht sein Glockenreines Lachen. „Du, ich würde uns beiden nicht über den Weg trauen, wieso sollte es der Teufel tun?" fragt Martin belustigt. Philip verdreht seine Augen und stupst Martin liebevoll. „Mir kann er gerne misstrauen, ich bin ein sündiger Mensch. Aber du bist ein Engel, dir sollte er folgen." sagt Philip und er schaut Martin ernst an. Die ausgelassene Stimmung zwischen den beiden wird automatisch ernster. Martin schaut als wolle er Philip aus Gewohnheit widersprechen. Doch aus seinem Mund kommt dieses Mal kein Protest. Martin neigt seinen Kopf zur Seite und er muss ein wenig seine Augen kneifen weil die Sonne ihn so blendet. Darum macht er seinen Kopf wieder gerade um mit seinem Gesicht wieder in Philips Schatten zu sein. So kann er Philip besser betrachten. Martin sieht in Philips Gesicht keine Falschheit. Philip ist wirklich felsenfest davon überzeugt dass Martin ein Engel ist. Martin liebt Philip für diese Gewissheit und heute ist er bereit selber auch daran zu glauben. Wenn er Lucifer davon überzeugen will dass sich die Abkehr vom Bösen lohnt dann sollte er schleunigst Philips Gewissheit teilen dass die Abkehr wahrhaftig möglich sei. Irgendwann, Philip könnte schwören dass es Stunden waren, aber es waren nur wenige Augenblicke, da lächelt Martin ganz sanft und er nickt selig. „Ja, es ist sogar für Dämonen wie uns möglich sich ganz auf Gottes Seite ziehen zu lassen." sagt Martin leise. Seine Stimme klingt als könne er die Tragweite dieses Geschenkes noch nicht fassen. Ganz andächtig schaut er. Philip umarmt ihn erleichtert. „Endlich verstehst du es." sagt er erleichtert. Martin lehnt seinen Kopf gegen Philips Brust und er lässt sich von Philip gerne noch einmal erklären weswegen der glaubt dass Martin erlöst ist. Leider ist die Bekehrung von Lucifer nicht die einzige Sorge die Philip und Martin herumtreibt. Irgendjemand hat William Hamleigh verraten dass Elisabeth sich im Kloster versteckt. Zumindest vermuten Philip und Martin das weil man die Hamleighs auffällig häufig während der Messe sieht und William auf so gut wie jedem Markt herumlungert und ständig bei den Mönchen und Nonnen nach seiner Frau fragt. „Wir können sie nicht länger hier im Kloster verstecken!" erklärt Francis. „Wenn William sie findet dann bekommen wir riesigen Ärger und er bekommt das Mädel in die Finger." Philip schaut seinen Bruder entsetzt an als der berichtet dass William unten im Dorf wirklich jeden und jede nach Elisabeth befragt habe. „Wir können sie auch nicht weg schicken." wendet Martin ein. „Wir wüssten gar nicht wo wir sie hin schicken könnten ohne dass sie in Gefahr gerät. Hier schläft sie alleine in der Gästekammer des Priortshofes. Doch wenn wir sie in eine unserer Enklaven verstecken dann müsste sie unter den Mönchen im Dormitorium nächtigen. Ich kann mir nicht vorstellen dass ihre Maskerade dann nicht auffällt. So blind sind unsere Brüder dann doch nicht." Philip schaut unglücklich von einem zum anderen. Er will Elisabeth auf keinen Fall schaden. Nur weiss er nicht was besser wäre, sie im Kloster zu behalten und sie direkt vor Williams neugierigen Augen als Mönch im Chor zu belassen oder sie in eine Enklave zu schicken und die dortigen Mönche in ihr Geheimnis einzuweihen. Hilflos schaut Philip schliesslich zum Himmel. Aber auch von dort kommt ihm kein Beistand. Darum zuckt er mit den Achseln und sagt dann zu den beiden: „Ich weiss einfach nicht was besser wäre. Elisabeth hier zu lassen ist riskant. William könnte sie während einer Messfeier erkennen auch wenn sie die Haare geschoren hat und im Novizengewand steckt. Aber sie in irgendeine Enklave zu senden hiesse noch mehr Menschen in ihr Geheimnis einzuweihen. Ich bin mir nicht sicher ob diejenigen es dann wahren. Stellt euch einmal vor dass irgendjemand dann auf die Idee käme William sei im Recht und derjenige verrät Elisabeth dann auch noch aus der sicheren Überzeugung richtig zu handeln. Das wäre eine Katastrophe. Ich glaube ich bin dafür dass wir so wenig wie möglich andere Menschen über ihr Geheimnis in Kenntnis setzen." Martin nickt und er ergreift Philips Hand. „Egal wofür wir uns entscheiden, wenn Elisabeth auffliegt dann werden wir uns bis an unser Ende Vorwürfe machen dass wir so und nicht anders gehandelt haben. Ich denke dass deine Entscheidung die richtige ist und ich trage sie mit dir." Francis erklärt auch dass Martin Recht hat und egal wofür sie sich entscheiden beide Optionen könnten zur Katastrophe führen und sie könnten aber jetzt nicht sehen welche die richtige oder falsche Entscheidung ist. „Lasst uns darum beten dass Elisabeths Geheimnis gewahrt bleibt. Lasst uns einfach nicht mehr über sie sprechen. Mit niemandem. Dann könnte es klappen und sie bleibt vor William verborgen und verschont. Ich möchte mir nicht ausmalen was er mit dem Mädchen anstellt falls sie in seine Hände gerät." Die drei sind sich einig und sie behalten Elisabeth im Männerkloster. Elisabeth wird nur noch für Arbeiten eingeteilt bei der sie kaum in Erscheinung tritt. Sie arbeitet im Scriptorium und in der Bibliothek. Sie wird vom Küchendienst befreit weil sie dort ja den Armen nach dem Essen die Reste geben müsste. Philip hält es zwar für sehr unwahrscheinlich aber eben nicht für unmöglich dass sie einer der Bettler erkennt und womöglich an William verrät. Genau so darf sie nicht mehr beim Medicus helfen, zumindest nicht mehr in der Krankenstube wo die Stadtbewohner behandelt werden.
Alfred bekommt den Auftrag den Entwurf für das Damenkloster zu zeichnen. Er nimmt diese Aufgabe sehr ernst und er zeichnet wie er es von seinem Vater gelernt hat. Einen sehr ordentlichen, detailreichen und makellosen Abriss von dem Kloster so wie er es sich vorstellt. Es ist ein prunkvoller Bau, reich verziert und überdimensioniert gross. Als er ihn Philip und Martin zeigt schauen die beiden etwas betreten. Alfred merkt dass sein Haus so wie er es sich vorstellt nicht auf Gegenliebe stösst. Etwas mürrisch fragt er was sich die Bauherren denn wünschen würden. Martin lächelt unsicher. Er kennt Alfreds Temperament und er kann sich vorstellen dass wenn sie nun ihre Vorstellung vom Kloster erklären der grosse einen Wutanfall bekommt, weil seiner Meinung nach ein grosses und vor allem prächtiges Kloster ruhmreicher zu bauen ist als ein schlichtes und zweckvolles. Zu Martins grossem Erstaunen sagt Philip: „Da ich nicht gedenke der Bauherr zu sein müsst ihr Agnes davon überzeugen dass ihr deine Pläne gefallen. Sie wird in deinem Haus wohnen, nicht ich." Alfred glotzt Philip ein wenig tumb an, versteht dann aber dass Frau Agnes wohl ein Mitspracherecht besitzt. Da grinst er die beiden Mönche schief an und er verabschiedet sich rasch. Natürlich geht Alfred nicht geradewegs zu Agnes. Vor der strengen und oft herrischen Frau hat Alfred eine Riesenangst. Darum sucht er sich Peter der ihn auf diesem Besuch moralisch unterstützen muss. Natürlich ist Peter einverstanden seinem Freund zur Seite zu stehen. Gemeinsam gehen die beiden jungen Männer ein wenig wortkarg zu Oberschwester Agnes. Als sie ihr gegenüber stehen bekommt Alfred vor lauter Aufregung die Zähne nicht auseinander. Auch Peter hat gehörigen Respekt vor der strengen Dame. Darum piepst seine Stimme etwas als er ihr erklärt weswegen sie ihre Zeit in Anspruch nehmen. „Alfred hat die Entwürfe für das neue Kloster dabei. Er hat sie ziemlich hübsch gemalt, äh, also finde ich. Ich würde in solch ein Haus ziehen wollen, aber das steht ja nicht zur Debatte, ihr müsst das Haus hübsch finden, äh...." stammelt Peter und wird puterrot. Agnes schaut die beiden jungen Männer verständnislos an. „Bitte was?" sagt sie und Peter hebt von neuem mit seinem Gestammel an: „Äh, Prior Philip gefallen Alfreds Pläne nicht, äh, aber er hat gesagt dass sie euch äh gefallen müssen äh." Agnes schaut Peter lange an und eine peinliche Stille entsteht. Beide jungen Männer fangen an zu schwitzen. Agnes fragt erstaunt nach: „Also, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe hat Bruder Alfred die Entwürfe für das neue Damenkloster fertig gestellt?" Beide Burschen nicken. „Und ihr habt sie Prior Philip vorgelegt und ihm haben die Entwürfe nicht gefallen?" Wieder nicken beide Burschen. „Und weswegen kommt ihr dann noch zu mir?" fragt sie irritiert. „Weil Prior Philip meinte dass das Kloster so gebaut würde wenn euch der Entwurf gefällt." erklärt Alfred nicht ohne puterrot anzulaufen. Agnes wundert sich sehr. „Prior Philip meinte allen Ernstes dass ihm der Entwurf nicht zusagt und dennoch würde der Bau genau so entstehen wenn ich es gerne so hätte?" fragt sie darum ungläubig die beiden Brüder. Die nicken unisono. „Hmm, dann zeigt mir doch bitte die Pläne." verlangt Agnes und Alfred reicht ihr die Zeichnungen. Während er erklärt was er da aufgemalt hat wird er zunehmend sicherer. Er ist bei seiner Arbeit nicht so verschreckt und unsicher wie er ausserhalb der Arbeit ist. Immerhin hat er dieses Handwerk seit dem er denken kann bei seinem Vater gelernt. Und der ist der beste Baumeister den Alfred kennt. Gut, er kennt keinen anderen, aber das stört Alfred nicht im Geringsten. Er weiss dass sein Vater das Handwerk versteht und er hat sich immer bemüht das zu tun was sein Vater von ihm verlangt hat. Natürlich hat er nicht das Wissen seines Vaters und er weiss auch dass er nicht halb so klug wie sein Vater ist aber das letzte Haus was er gebaut hat sieht ganz ordentlich aus, findet Alfred. Und alle anderen Menschen haben ihn für sein Häuschen auch sehr gelobt. Nun hat Alfred all sein Können und seine Ideen in diese Zeichnungen gelegt. Er hofft inständig dass sie wenigstens Agnes gefallen. Die schaut sich alles sehr interessiert an. Dann sagt sie bestimmt: „Dein Entwurf ist zu pompös, ich weiss was Prior Philip meint. Das Kloster sollte sich an das Gotteshaus anlehnen, es aber nicht dominieren. Mit deinem Entwurf versuchst du die Kirche in den Schatten zu stellen. Mach das lieber nicht. Wir sollten mit dem Klostergebäude nicht prächtiger als die eigentliche Kirche werden, meinst du nicht auch?" Alfred senkt seinen Blick und er ist den Tränen nahe. Darum sagt Agnes sanft: „Deine Zeichnungen sind wunderschön. Peter hat Recht. Es ist ein traumhafter Palast." Nun schaut Alfred ein wenig überfordert aus der Wäsche. Peter legt seinen Arm um seinen Freund. Er erklärt: „Agnes lehnt dein Kloster nicht ab weil es hässlich ist, sondern weil es zu hübsch ist. Sie will ein einfacheres. Stimmt's?" fragt er und Agnes nickt. Auch sie legt tröstend ihre Hand auf die des arg geknickten Alfreds. „Schau, wenn wir das Kloster halb so pompös errichten dann sollte anschliessend noch Geld übrig sein so dass du das zweite Kloster ebenfalls errichten kannst. Das sollte drin sein, meinst du nicht?" Alfred nickt schliesslich. „Ich mach nen neuen Entwurf." sagt er und er zieht ein frisches Pergament und ein Stück Kohle aus seiner Tasche. Dann fängt er eifrig an zu skizzieren. Mit wenigen Strichen hat er die neue Kirche gezeichnet und dann zeichnet er ein wunderschönes Gebäude daneben. Die Proportionen werden sehr ansprechend. Alfred hat ein Gespür dafür wann ein Gebäude harmonisch aussieht. Agnes staunt über die Gabe des jungen Mannes. Sie hat dem einfältigen Kerl nicht zugetraut dass er so geschickt zeichnen kann. Als Alfreds Zeichnung fertig ist dreht er sie wortlos um und er schaut erwartungsvoll zu Agnes. Die lächelt und sagt: „So gefällt es mir viel besser, dir nicht auch?" Alfred brummt nur als Antwort. Peter erklärt: „Alfred hätte sehr gerne allen bewiesen dass er ein Kloster bauen kann was seinesgleichen sucht. Er würde gerne einmal aus dem Schatten seines Vaters treten." Agnes nickt verstehend. „Ich bin mir sicher, Alfred, dass du das eines Tages sicher tun wirst. Vielleicht wirst du auch einmal eine prächtige Kirche bauen. Mit diesem Kloster zeigst du dass du ein verständiger Baumeister bist, der das Werk seines Vorgängers nicht übertrumpfen möchte sondern die Schönheit unterstreichen kann. Diese Zeichnung ist perfekt. Das Kloster sieht nun so aus als wolle es genau dort hin gehören, als habe der Bauherr der Kirche selbst den Anbau entworfen. Die beiden Gebäude wirken harmonisch." Alfred schaut Agnes aufmerksam an. Dann sagt er leise: „Ihr irrt Mutter Agnes. Ich werde keine Kirche errichten, denn ich werde in Kingsbridge bleiben. Ich lebe hier im Kloster und es gefällt mir sehr gut. Ich werde kein wanderndes Leben führen, so wie es mein Vater geführt hat als ich noch ein Knabe war. Ich weiss wie entbehrungsreich das Leben auf der Walz ist. Meiner Mutter hat es das Leben gekostet. Ich möchte nicht dass einer meiner Lieben sein Leben lässt nur weil ich einem Traum hinterher jage." Agnes schaut Alfred interessiert an. Sie kann sich das Leben der Handwerker kaum vorstellen. Ihr Vater war ein reicher Mann der es sich leisten konnte seiner Tochter Bildung in einem Kloster zu kaufen. Dass sie anstatt zu heiraten im Kloster geblieben ist hat ihren Vater nicht gestört. Die Mitgift war damals so reichlich dass sie schnell ein gutes Amt in ihrem Konvent inne hatte und schnell Oberin geworden ist. Nun von der Not der Handwerker zu erfahren interessiert sie sehr. Alfred grinst plötzlich. Dann sagt er zufrieden: „Aber ganz genau wie ihr es erkannt habt hab ich das Kloster gezeichnet. Ich hab mir einfach gedacht was würde denn mein Vater zeichnen und hab das dann so gemacht. Ich denke er hätte es nicht anders gemacht." Agnes lacht und auch Alfred wirkt zufrieden. „Zeichne dieses Kloster als Bauzeichnung und bringe es dann zu Prior Philip, Alfred. Ich bin mir sehr sicher dass ihm dieser Entwurf sehr gefallen wird." ermuntert Agnes den jungen Bruder. Alfred nickt ernst und er verspricht es zu tun. Peter und Alfred verabschieden sich von Agnes und sie gehen schnurstracks in die Baumeisterhütte damit Alfred die Entwürfe erneuern kann. Als sie mit dem neuen Entwurf bei Philip und Martin vorstellig werden sind die beiden von Alfreds Entwurf mehr als angetan. Philip beschließt dass Alfred dieses Gebäude genau so errichten darf wie er es aufgezeichnet hat. Alfred ist sehr stolz auf sich und er strahlt bis über beide Ohren.
