Teil 66

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Mit einem Dämon unter einem Dach zu leben ist nicht leicht. Philip und Martin treffen immer wieder Brüder und Schwestern die sehr mit sich hadern. Nicht nur Agnes hat Lucifer erzählt dass sie nicht gottesfürchtig sei wenn sie ein Kind im Arm hält. Auch Remigius wird hart von Lucifer angegangen. Sein Bier sei Teufelsgebräu redet ihm Lucifer ein. Philip und Martin nehmen sich den Dämon bei Seite. „Lucius, bitte ermahne niemanden mehr dass er nicht gottesfürchtig leben würde." überfällt ihn Martin. Lucifer schaut den jüngeren Dämon erstaunt an. „Aber wenn sie doch nicht nach den Regeln leben dann muss man sie doch ermahnen." sagt der Dämon empört. Martin schaut ihn ein bisschen wütend an. „Das ist aber nicht deine Aufgabe und schon gar nicht mit deiner verführerischen Stimme. Die Menschen haben Angst dass sie gesündigt haben und können kaum noch denken, geschweige denn Richtig und Falsch unterscheiden." schimpft Martin. Philip legt seinem Freund einen Arm um die Schultern. Der Kleine ist zu aufgebracht und Wut ist kein guter Berater. Philip ergreift das Wort und er erklärt dem Dämon wofür die Regeln und Gesetze da sind. „Wenn wir die Menschen bestrafen dann fühlen sie sich nicht gut. Doch ich möchte nicht dass sich meine Brüder und Schwestern schlecht fühlen. Ich möchte nicht dass sie aus Pflichtgefühl oder Angst vor der Strafe in die Kirche gehen und beten. Ich möchte dass sie zur Kirche kommen und beten weil es ihnen selbst ein Bedürfnis ist. Es ist befreiend und gut zu beten. Mit Gott in Kontakt zu treten ist ein Geschenk, keine Last und es sollte auch genau aus diesem Grund erfolgen. Schau dich an, du bist nun Teil unserer Gemeinschaft und auch du darfst dir sicher sein dass Gott dich liebt und er dir deine Sünden vergibt. Auch wenn du dich selbst nicht liebst und dir nicht vorstellen kannst dass dir irgendjemand deine Schuld abnehmen kann." Der Dämon schaut Philip entgeistert an, so wie er jedes mal entsetzt ist dass Philip so denkt. Er ist derjenige der sich von Gott abgewandt hat, wie kann er glauben dass Gott sich ihm zuwendet? Philip glaubt das so fest dass Lucifer geneigt ist ihm zu glauben. Es wäre zu schön um wahr zu sein. Doch er weiss dass er unendlich viel Leid und Elend über die Schöpfung gebracht hat. Wie sollte Gott ihm da verzeihen? Aber Lucifer liebt es Philip zuzuhören. Seine Zuversicht machen dem Dämon Mut und sie stärkt ihn in dem was er gerade tut: er möchte seine Existenz ändern. Er möchte eigentlich nicht mehr das Böse sein und er möchte kein Verführer mehr sein. Leider holt ihn sein Wesen immer wieder ein. Glaubt er die Regeln müssten von allen befolgt werden und er ist sich sicher dass er das Richtige tut indem er die Missachter der Regeln ermahnt, so erinnert ihn Philip daran dass die Regeln für die Menschen gemacht sind damit sie besser leben können und nicht um die Menschen zu knechten. Natürlich ist das Gebet wichtig und gut und die Zeiten sind manchmal furchtbar schwer zu ertragen. Aber wenn man sich aus dem warmen Bett geschält hat um in die kalte Kirche zu gehen und Gott zu loben dann fühlt man sich hinterher besser. Dann fühlt man wie sehr einen Gott trägt und selbst die Müdigkeit und die Kälte überwindet er mit einem zusammen. Wenn man allerdings einen sehr wichtigen Grund findet nicht in die Kirche zu gehen, nicht weil man zu bequem oder zu nachlässig ist, so ist das keineswegs Sünde. Einer Schwester zu helfen die mit zwei Babys überfordert ist ist keine Sünde. Einem Bruder zu helfen dessen Füße verwundet sind und schmerzen ist keine Sünde. Philip glaubt ganz fest daran dass die Arbeit für das Gebet ruhen soll aber der Dienst am Nächsten nicht. Niemals würde er ein Krankenbett verlassen weil die Glocke zum Gebet ruft. So manches mal haben er und Martin die Gebete versäumt weil eins ihrer Kinder krank war. Die kleinen fiebernden Wesen alleine zu lassen wäre ihnen nicht im Traum eingefallen. Natürlich haben sie sich um die kleinen gekümmert. Das erklären sie nun Lucifer und der tut so als würde er es verstehen. Philip freut sich schon dass Lucifer verstanden hat was er ihm erklärt hat. Doch Martin traut dem ganzen nicht und darum hakt er nach. „Was meinst du, Lucius, wann darf man die Gebote übertreten?" Der Dämon schaut Martin nachdenklich an. „Ich würde ja sagen nie. Aber Philip hat erklärt dass die Gebote nicht immer wichtig sind." Martin nickt zustimmend. „Aber wann darf man sie ignorieren?" fragt er nach. Der Dämon zuckt mit den Schultern. „Ich weiss es nicht." gibt er kleinlaut zu. Martin muss ein bisschen lächeln. Auch ihm ist das früher furchtbar schwer gefallen das zu unterscheiden. „Wenn du sie aus egoistischen Gründen ignorierst dann ist das nicht gut. Du solltest dich an die Gebote halten weil sie dir helfen auf dem rechten Weg zu bleiben." erklärt Martin sanft. „Wenn du jedoch einen anderen Menschen in Not triffst und du demjenigen aus Mitleid hilfst, dann ist das wichtiger als jedes Gebot." Lucifer nickt erkennend. „Wenn ich aber aus egoistischen Gründen helfe?" fragt er schwach. „Also wenn nun Agnes der Anne nur hilft weil sie so gerne die Babys im Arm hält?" Martin seufzt und Philip antwortet: „Dann ist das völlig okay. Die Babys brauchen Hilfe und da war es nur recht dass Agnes geholfen hat. Anne  war mit der Situation völlig überfordert. Sie brauchte Hilfe und es wäre ein Unrecht gewesen wenn Agnes nicht geholfen hätte." Der Dämon hakt noch ein paar mal nach ob man denn bei der Erfüllung seiner Pflicht überhaupt Freude empfinden dürfe. „Wenn mir etwas Spass macht und mich befriedigt so ist es doch automatisch Sünde, nicht?" fragt er listig. Philip schüttelt seinen Kopf. Martin antwortet: „Nein, nicht alles was Spass macht ist Sünde. Wir haben ja auch Freude bei den Gesängen und Gebeten." Nun wird der Dämon nachdenklich. „Ich komme einfach nicht dahinter was ihr meint." jammert er. Martin streichelt ihm mitfühlend den Rücken. „Schau, wenn ich dich jetzt tröste dann weil du verzweifelt bist. Diese Berührung kommt aus dem Herzen und sie ist rein. Ich darf dich berühren um dich zu trösten. Wenn ich dich aber genau so berühre um dir Lust zu bereiten oder um mir Lust zu bereiten so ist das schon nicht mehr in Ordnung. Die Berührung sieht identisch aus. Außenstehende können nicht beurteilen ob wir gerade sündigen oder nicht. Die Sünde kommt aus dem eigenen Herzen. Aus der Gier, der Lust, dem Verlangen. Wenn man in einer Situation nur sich selbst sieht und handelt um sich selbst einen Vorteil zu erschaffen dann ist das Sünde. So kann beispielsweise auch eine im ersten Moment gute Tat böse sein. Wenn ich mich kasteie und arm lebe weil es meine Überzeugung ist dann ist das gut. Tue ich das um von den Menschen bewundert zu werden und um mich selbst besser als die anderen Menschen zu fühlen dann ist das schlecht. Von aussen kann niemand sagen ob ich in Sünde lebe. Das kann nur Gott der das Herz sieht." Lucifer schaut Martin erschrocken an. „Wie kann ich denn dann gut werden? Ich müsste mich ja selbst aufgeben, oder?" Martin schüttelt seinen Kopf. „Auf keinen Fall. Im Gegenteil. Du musst für dich selbst auch gut sein. Du darfst gut und gerne leben. So wie du es magst und im Einklang mit deinen Nächsten. Wenn du ihnen schadest, egal wie, ob mit Worten oder mit Taten so ist das schlecht und gefällt Gott nicht." Lucifer senkt seinen Blick. Er horcht tief in sich hinein ob er sich selber noch lieben kann. Er kann es nicht. Er sieht nur den Dämon, den Verführer, den Teufel in sich selbst. Seufzend gibt er zu dass er so weit weg von Gott ist wie nur irgendjemand sein kann. „Und doch schaut Gott nicht weg. Er schaut dich an und er liebt dich." tröstet Philip den traurigen Kerl. Lucifer schaut so skeptisch dass nun auch Philip seine Hand ausstreckt um den Rücken des Dämons zu streicheln. „Du darfst daran glauben. Ich glaube fest daran." sagt er sanft. Lucifer schüttelt seinen Kopf. „Ich bin seit Anbeginn der Zeit der Widersacher. Ich habe die Sünde in die Welt geholt. Wie kann Gott mir verzeihen? Wenn ich er wäre würde ich mich auslöschen. Mit Feuer und Schwefel, mir eine Hölle bauen und mich da hinein werfen." Lucifer beschreibt die Lebenswirklichkeit der Dämonen ziemlich gut. Sie kennen keine Freude und sehen kein Erbarmen. Doch Martin weiss wie sich Lucifer fühlt. Er hat die selben Gedanken gedacht und die selben Zweifel gefühlt. Seit dem er Philip kennt und liebt weiss er dass er gerettet ist und nun endlich wieder zu Gott gehört. Das sagt er nun Lucifer. „Dich liebt Philip ja auch!" sagt Lucifer ein bisschen böse. Er ist schon ein wenig neidisch auf die innige Verbindung die sein Mitdämon mit seinem Meister hat. Philip ist etwas überrascht weil der Dämon so heftig reagiert. Martin aber bleibt ganz sanft zu dem Kerl. „Ja, Philip liebt mich. Mit seinem Herzen und mit seiner Seele. Und ich liebe ihn. Das macht es mir unendlich einfach an die Liebe zu glauben. Die Macht die höher und grösser ist als die Vernunft. Ich wünschte ich könnte dich genau so lieben aber es geht einfach nicht. Ich kann dich mögen, mich über dich freuen aber ich liebe nun einmal Philip." Lucifer schaut Martin wütend an. „Wieso liebst du ihn und mich nicht? Du bist mein Meister, du könntest wenigstens versuchen mich zu lieben." klagt er bitterböse den kleinen Engel an. Martin seufzt schwer. „Mein Herz liebt einfach Philip. Ich kann und will das nicht ändern. In meinem Herzen ist Platz für dich aber so sehr wie ich Philip liebe kann ich dich nicht lieben. Und das ist auch gar nicht nötig damit du gerettet wirst, ein anderer liebt dich so sehr wie ich Philip liebe." Der Dämon schaut ungläubig und skeptisch. Philip würde am liebsten den Kerl schütteln und rütteln. Sein Martin bietet ihm seine Liebe und einen Platz in seinem Herzen an und der Dämon möchte mehr. Er ist nie zufrieden mit dem was er bekommt, immer möchte er ein Stück mehr. Wie können sie dem verlorenen Wesen nur klar machen dass er nicht die erotische Liebe erfahren muss? Die reine Liebe, die Agape reicht völlig um geliebt durchs Leben zu gehen. Eltern lieben ihre Kinder ja auch mit all ihrem Herzen, ihrer Seele und sie werden sie dennoch nie verführen. Ob der Dämmon eigentlich den Unterschied kennt? Philip fragt Lucifer ob er die verschiedenen Möglichkeiten der Liebe kennt. Der Dämon schaut Philip verwundert an. „Es gibt doch nur die eine Liebe, oder?" fragt er verunsichert. Martin erklärt es ihm geduldig. „Als Dämon kannst du das nicht wissen, aber es gibt so viele Möglichkeiten der Liebe. Die erotische Liebe, die du in eine besitzergreifende verwandelst und die dienende Liebe, die Agape. Die die sich für den anderen aufopfert ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Du kannst sie nicht kennen, aber du kannst sie hier kennen lernen." Lucifer schaut Martin an als wolle der ihm erzählen dass der Himmel rosa ist. „Aha." sagt er nur. Dann strafft er seine Schultern und schüttelt sich. „Ich werde weiter lernen. Wenn ihr das wünscht." sagt er zu Philip und Martin. Die beiden schauen ihn ernst an. „Wir werden dich nicht alleine lassen. Du wirst am besten von uns lernen." sagt Martin und er nimmt den Dämon in den Arm. Der macht sich stocksteif und er erwidert die Umarmung nicht. „Du sagst du liebst mich nicht und dann umarmst du mich?" sagt er anklagend. Martin weint fast. Philip sagt leise: „Martin hat nie gesagt dass er dich nicht liebt. Du bist ihm lieb und teuer, sonst wärst du nicht hier. Und mir bist du auch lieb und teuer. Ich mag dich und ich würde mich freuen wenn du unser Freund würdest. Und nein, wir wollen nicht von dir verführt werden." schiebt er noch schnell hinterher als er die Augen des Dämons gierig aufblitzen sieht. Sofort ist das höllische Verlangen in Lucifers Augen wieder verschwunden und er nickt brav. „Dann soll es so sein." sagt er und nun umarmt er Philip stürmisch, der die Umarmung zögerlich erwidert. „Freunde?" fragt Lucifer und Philip antwortet fest: „Freunde." Die beiden umarmen sich noch einmal und Martin sitzt etwas betroffen daneben. Er fühlt sich nicht gerade gut aber er ist furchtbar eifersüchtig auf den Dämon. Der Dämon sieht ihm ja äußerlich sehr ähnlich. Er hat die selben Haare und wenn man nicht so genau hinschaut auch das selbe Gesicht. Martin weiss dass Philip ihn von dem ersten Moment an dem er ihn sah geliebt hat. Martins äussere  Gestalt gefiel Philip und er gefällt seinem Mann auch noch heute. Wenn nun sein Dämon seinen Mann so innig umarmt dann kann Martin nicht anders, sein Herz verkrampft dabei. Es fällt ihm nicht leicht dabei zuzusehen. Philip schiebt den Dämon mit sanftem Druck weg. Er lächelt ihm noch einmal zu und dann umarmt er seinen Martin. Philip hat gesehen wie verletzt Martin ihm zugesehen hat. Und Philip will seinen Martin auf keinen Fall verletzen. Einen Dämon zu seinem Freund zu machen ist ein Spiel mit dem Feuer. Philip weiss nicht ob er sich dabei verbrennt. Im Gegensatz zu Martin, den er im Traum von einem Engel ans Herz gelegt bekommen hat hat sich für Lucifer niemand bei ihm im Traum gemeldet. Nur Martin hat viel über die Dämonen und besonders über Lucifer berichtet. Martin wollte gerne Lucifer die Möglichkeit schenken gut zu werden. Philip hat dem nicht widersprochen und schliesslich eingewilligt. Doch nun ist er sich gar nicht mehr so sicher dass das eine gute Idee war. Martin hat ganz übel geknickt ausgesehen als Philip dem Dämon die Freundschaft erwidert hat. Soll er es zurück nehmen? Doch als Philips Arm um Martins Schultern liegt da lächelt sein Kleiner wieder zufrieden und glücklich zu ihm hoch. Philip küsst Martin auf die Nase und dann wendet er sich wieder Lucifer zu der den beiden interessiert zuschaut. Lucifer macht grosse Augen und er fragt Philip süß: „Würdest du mir auch einen Kuss schenken? Wir sind doch Freunde, oder?" Philip schüttelt seinen Kopf. „Wir sind Freunde aber keine Verleibten. Ich mag dich aber so liebe ich halt nur Martin." Lucifer schaut nun sehr traurig und zerknirscht, gerade so wie Martin eben. „Aber du sagtest doch dass du mich liebst. Und du sagtest dass du Martin auch liebst. Wie kann das sein dass du ihn anders behandelst als mich? Liebst du ihn etwa doch mit der erotischen Liebe die den Mönchen verwehrt bleiben sollte?" Martin schaut Lucifer entsetzt an. Der Dämon hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Philip und er sind mehr als nur Freunde. Sie sind ein Paar und sie lieben sich mehr als die Kirche es zulassen würde. Philip reagiert da wesentlich gelassener. „Bruder Lucius, du musst noch sehr viel lernen. Ja, ich liebe Martin mehr als ich dich je lieben könnte, ja das mag dir als Sünde erscheinen aber es ist keine. Ich liebe ihn mit reinem Herzen und das wirst du mir mit deiner teuflischen Logik nicht zerstören können." Lucifer schaut Philip erstaunt an. „Wie kann das sein?" fragt er empört. „Habt ihr mir nicht lang und breit erklärt welche Liebe gestattet ist und welche nicht? Und nun sagt ihr ihr liebt euch mit der Liebe die nicht gestattet ist und wollt dennoch kein Sünder sein?" Philip lächelt Lucifer zu wie man ein Kind anlächeln würde. „Deine Logik ist nachvollziehbar aber falsch. Ich sagte dir doch dass ich Martin in jeder Hinsicht liebe. Wir sündigen aber dabei nicht. Denn die Sünde wäre ein Verlangen. Und ich liebe Martin niemals verlangend. Ich werde ihn nie mehr lieben als es uns beiden gut tut. Ich kann mir sehr vorstellen dass das für dich verwirrend ist. Ich kann dir verzeihen dass du das nicht nachvollziehen kannst. Darum biete ich dir noch einmal an: lerne von uns. Schau dir an wie wir miteinander umgehen und versuche es zu begreifen. Vielleicht kannst du uns ja eines Tages verstehen." Lucifer fällt in sich zusammen. „Es ist so schwer die Sünde zu erkennen. Kaum glaube ich sie erkannt zu haben da sagst du mir dass das nicht so ist. Wie kann ich denn dem richtigen Weg nacheifern wenn ich ihn nicht sehen kann? Ihn nicht begreifen kann?" jammert Lucifer. „Dann vertraue uns. Glaube Martin und mir dass wir dich nicht herein legen wollen sondern es gut mit dir meinen. Lerne uns kennen. Ich weiss dass dir das Klosterleben sehr gut gefällt. Nun solltest du versuchen die Brüder und Schwestern nicht mehr zur Busse zu überreden, denn dir gelingt es nicht die Sünde vom rechten Weg zu unterscheiden." sagt Philip. Lucifer schaut ihn mit geschürzten Lippen an. Dann seufzt er und er sagt: „Du hast recht. Ich kann wirklich nicht den richtigen Weg erkennen. Alles was ich bisher gut machen wollte hab ich in eine Katastrophe verwandelt. Ich sollte besser gehen." Lucifer ist so niedergeschlagen dass er Martin leid tut. „Weisst du, ich habe als ich hier nach Kingsbridge gekommen bin die ersten Jahre geschwiegen. Ich habe einfach nicht geredet und nur zugehört. Vor allem Philip aber auch allen anderen Brüdern. Ich habe viel dabei gelernt. Ich habe gelernt Geschwätz von einem Gespräch zu unterscheiden, ich habe gelernt wie die Menschen sich benehmen wenn sie glauben du seist schwächer als sie. Ich habe viel Prügel eingesteckt und gemerkt dass es einen gibt der mich beschützt. Erst nach meiner Taufe habe ich angefangen mit den Brüdern zu reden. Bis dahin habe ich gelernt." Lucifer staunt Martin an. Dann sagt er: „Das will ich auch tun." Martin und Philip halten das für eine gute Idee und im nächsten Gottesdienst nehmen sie Lucifer feierlich das Schweigegelübte ab. Von dem Moment geht es in Kingsbridge wesentlich friedlicher zu. Die kleinen Zankereien unter den Nonnen und Mönchen hören auf. Die Brüder und Schwestern versuchen nicht mehr so viel zu verheimlichen und sie entschuldigen sich wieder öfters wenn sie jemanden unabsichtlich verletzt haben. Philip ist sehr zufrieden. Er hofft dass Lucifer noch lange schweigt und es in Kingsbridge wieder friedlich zu geht.

PhilipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt