Teil29

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Richard und Philip sind sich einig dass Alfred und Jake auf der Baustelle getrennt werden müssen. Tom merkt an dass beide Jungen für die Baustelle unverzichtbar sind. Alfred weil er seine rechte Hand ist. "Der Junge ist seit dem er denken kann mit mir zusammen auf dem Bau. Er hat von mir gelernt wie wichtig es ist vorher die Berechnungen zu machen. Er nimmt die Arbeit inzwischen sehr genau und er kann gerade Mauern bauen. Ihm fällt es inzwischen leicht auch andere Menschen anzuleiten so dass die gute Arbeit abliefern. Alfred weiss wie wichtig ein Stein ist. Wenn beim Fundament nicht sauber gearbeitet ist so wird die ganze Wand schief." erklärt er inbrünstig. Philip weiss wie zuverlässig Alfred die Steine behauen kann. Er weiss aber auch dass Alfred nicht wirklich die Berechnungen selbst ausführen kann. "Kann Jake nicht besser rechnen als Alfred?" fragt Philip darum. Tom zuckt mit den Schultern. Jake ist zweifelsohne ein Künstler. Wenn er einen Stein in die Hand nimmt dann ist er anschliessend ein Kleinod. Doch er hat noch nie eine Mauer hoch gezogen, noch nie einen Winkel berechnet. Ich glaube dass er es kann aber bisher habe ich es ihm noch nicht beigebracht weil er andere Gaben hat die ich gerne nutzen wollte." Richard ist sich sicher dass Jake dann ab sofort nicht mehr auf dem Bau erscheinen darf. Jake schaut entsetzt. "Wieso bin ich der einzige der bestraft werden soll?" fragt er böse. Philip ist der gleichen Meinung wie Jake. "Es kann doch nicht angehen dass ein Junge die Folgen seiner Handlung spürt und der andere nicht. Es muss eine andere Lösung geben. "Jake könnte uns bei den Berechnungen helfen. Dann wäre er nicht so nah an Alfred." schlägt plötzlich Martin vor. Philip schaut seinen Freund an und er denkt darüber nach. Martin ist wirklich sehr krank. Er wird ihm in den nächsten Tagen und Wochen bestimmt nicht auf die Baustelle begleiten können. Wenn Jake Martins Aufgaben übernähme wäre das von Vorteil. Er nickt nachdenklich. "Das kann ich mir gut vorstellen." sagt Philip. Richard wirft erbost ein: "Was soll das denn für eine Strafe sein?" Doch Philip winkt ab. "Ich will die beiden nicht bestrafen. Noch nicht. Ich will ihnen helfen dass sie ihren Hass aufeinander überwinden können. Ich glaube dass sie das können wenn sie nicht mehr so eng beieinander arbeiten." Tom nickt und Ellen strahlt. Alfred schaut seine Füsse an und Jake lacht freudlos auf. "Wir könnten es besser wenn wir nicht zusammen wohnen würden! Ich muss mir mit dem Blödmann ein Bett teilen!" platzt es aus ihm heraus ehe er seine Zunge zügeln kann. Er sitzt hier auf der Anklagebank. Da so etwas von sich zu geben ist alles andere als klug. Entsetzt schlägt er sich seine Hand vor den Mund. Er schaut leicht panisch zu Philip doch der lächelt Jake zu. "Ich würde dich sehr gerne im Kloster begrüssen. Du könntest Martin dann nicht nur auf dem Bau ersetzen, sondern ihn auch in seinen anderen Aufgaben unterstützen." Was Philip als nettes Angebot gemeint hat findet Ellen entsetzlich. Ihr Junge soll der Kirche dienen? Der gleichen Institution die seinen Vater auf dem Gewissen hat? Genau das sagt sie dann auch. Nun entfacht ein heftiger Disput ob Ellen das Recht habe die Kirche zu kritisieren. Philip und Martin sind die einzigen die auf Ellens Seite stehen. "Wenn niemand die Kirche kritisieren darf dann würde gewaltig was schief laufen!" sagt Philip. "Die Kirche ist unfehlbar!" sagt Remigius und er schaut böse. "Nein, es gibt einige unerschütterliche Glaubensgrudsätze, wenn wir die anzweifeln würden dann würde das Gefüge auseinanderbrechen. Aber die einzelnen Gläubigen, auch die Vertreter der Kirche sind nicht unfehlbar. Was Ellen geschehen ist war Unrecht und wenn sie das nicht sagen darf dann würden wir das Unrecht gut heissen. Das tue ich ausdrücklich nicht!" sagt Philip laut. Natürlich bekommt er Gegenargumente aber die sind eher aus der Luft gegriffen. Martin sagt zu Ellen: "Vertrau Philip deinen Jungen an. Ich glaube ihm vertraust du." Ellen muss zugeben dass ihr der Prior immer besser gefällt. Sie hatte bisher nicht den Eindruck dass sie ihm mehr vertrauen könnte als allen anderen Kirchenmännern. Ellen dachte dass Philip so nett zu ihr sei weil ihr Mann seine Kirche baut. Doch nun merkt sie dass Philip sich auf ihre Seite stellt ohne dass Tom ihn darum gebeten hätte. Hier haben sie jeder für das eigene Kind gekämpft und Ellen glaubte sich schon auf verlorenem Posten. Ellen gibt ihren Sohn nur sehr ungerne in andere Hände aber im Kloster weiter ausgebildet zu werden bedeutet für Jake auch eine Chance. Er hatte bisher nur sehr wenig Bildung. Er kann kaum lesen oder schreiben. Ein Steinmetz braucht das nicht, ein Baumeister dagegen schon. Tom hat es den Knaben zwischendurch gezeigt. Alfred kann lesen und schreiben seit dem er ein Kind ist, Jake hat es zu spät gelernt als dass es ihm schon in Fleisch und Blut übergegangen ist. Nun im Kloster zu lernen kann ihm nur nützen. Jake schaut seine Mutter bittend an. Er würde zu gerne lernen. Er weiss dass er eine Begabung hat. Er kann für den Rest seines Lebens die hübschen Verzierungen für die Bauwerke von Alfred herstellen, oder er emanzipiert sich jetzt von den Builders und er fängt an selber zu lernen. Philip begrüsst Jake also in der Schar der Brüder. Alfred darf einen Monatslohn als Strafe zahlen und dann bleibt er die rechte Hand seines Vaters. Die Zuschauer murren. Sie finden es nicht so gut dass die beiden ungeschoren davon kommen sollen. Philip erklärt noch einmal seine Motivation: "Ich möchte nicht Bestrafen. Büssen hilft nur dann wenn die Busse dazu führt dass das Unrecht nicht noch einmal begangen wird. Alfred und Jake können einfach nicht miteinander. Doch jeder für sich ist ein guter Mann. Ich würde mir selbst schaden wenn ich die beiden hart bestrafe und danach alles beim Alten belassen würde. Sobald die beiden ihre Strafe abgesessen haben würde ihr Streit von neuem beginnen, denn im Kerker zu hocken hilft den beiden nicht ihren Hass aufeinander zu überwinden. Was kann den beiden helfen? Ihr habt es aus Jakes Mund gehört: Abstand! Abstand voneinander kann den beiden helfen sich nicht mehr so sehr zu hassen um dem anderen am liebsten die Faust ins Gesicht zu schlagen. Wenn wir die beiden nun voneinander trennen helfen wir ihnen dass die Tat sich nicht wiederholt. Das finde ich übrigens das allerwichtigste daran: Die tat darf sich nicht wiederholen. Das wäre Fatal und wer weiss, vielleicht geschähe dann ein noch viel grösseres Unglück. Darum hole ich Jake ins Kloster. Die beiden werden nicht mehr unmittelbar zusammenarbeiten. Doch beide werden ihr Können und ihre Arbeitskraft weiterhin für den Bau der Kirche und zum Lobe Gottes geben. Das ist mir wichtiger als dass jemand im Kerker sitzt weil Martin gebrochene Knochen hat." Die Zuhörer können dem nichts mehr entgegnen. Ihre Argumente dass jemand für Martins Schmerzen sühnen müsste verhallen ungeachtet. Vor allem Martin hält zu seinen Freunden und er sagt dass die Schmerzen aashaltbar seien. Richard beugt sich Philips Urteil und er wird nicht selbst über die beiden richten. Alfred und Jake nehmen das Urteil an. Jake freut sich sehr und er umarmt Philip und Martin. Alfred braucht etwas länger um zu kapieren dass er nicht nur nicht hingerichtet wird, sondern auch nicht mehr zurück in den Kerker muss. Dass Jake zu Hause auszieht lässt ihn strahlen wie ein Honigkuchenpferd. Er geht zu Martin und sagt: „Ich will dir auch sagen dass es mir sehr Leid tut dass wir dich die Mauer herunter gestoßen haben. Ich hätte nie gedacht dass ihr mich dafür belohnt anstatt zu bestrafen. Also ich wäre sauer auf mich gewesen wenn ich das mit mir gemacht hätte." Philip und Tom schauen Alfred tadelnd an aber Martin lacht nur. Er umarmt den großen Jungen und er sagt: „Nichts für Ungut, Al, aber du wirst einen Monat ohne Lohn arbeiten. Nimm das als Strafe an. Ich bin dein Freund und darum will ich dich nicht härter bestrafen." Alfred brummt. Er hat noch nie gewusst dass Martin sein Freund ist. Jakes vielleicht, vielleicht auch der seines Vaters und ganz bestimmt Philips Freund, aber seiner? Bisher hat er nie viel mit Martin zu tun gehabt. Doch nun findet er den kleinen Mönch doch ganz nett. Immerhin hat er ihn irgendwie gerettet. Alfred nimmt sich vor Martin mal kennen zu lernen. Vielleicht kann er ja auch für ihn ein Freund werden.

PhilipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt