Es war schon dunkel und es regnet stark. Philip hat sich die Kapuze seiner Kutte tief ins Gesicht gezogen. Er ist auf dem Weg vom Bischof zurück in seine Priorei. Die Jahresbilanz war das erste mal seit dem er die kleine Enklave vor etwa fünf Jahren übernommen hat zufriedenstellend und Philip hat ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen. Das Unwetter spiegelt tatsächlich nicht seine Stimmung wieder obwohl er die Stadt mit den engen, stinkenden Gassen nicht mag und normalerweise sehr deprimiert durch diese Gassen geht. Doch heute ist er frohen Mutes, denn der Bischof hat ihm einen Brief für den Prior von Kingsbridge mitgegeben. Philip freut sich diesen kleinen Umweg auf sich nehmen zu dürfen, denn er liebt die Abtei und viele der Brüder sind ihm vertraut. Schon beim Hinweg hätte er große Lust gehabt seine einstige Heimat zu besuchen, er hatte jedoch keinen Grund gehabt. Daher freut er sich nun um so mehr. Plötzlich vernimmt Philip lautes Gejohle und Gegröle. Es klingt als sei eine Schlägerei im Gange und die Zuschauer jubeln und grölen den Beteiligten zu. Philip ist kein Kämpfer. Dennoch wagt er es sich dem Lärm zu nähern, denn sein Sinn für Gerechtigkeit gebietet ihm nachzuschauen ob dort etwa ein Unrecht geschieht und er eventuell einschreiten sollte. Er sieht ein paar Männer die mit Stöcken bewaffnet sind. Sie werfen sich gegenseitig Glasflaschen zu und schlagen sie mit den Stöcken in eine Häuserecke in der ein Sack liegt. Philip tritt näher und bemerkt dass der Sack blutverschmiert ist. Ein Glas trifft und der Sack wimmert. Ein dünner Arm versucht ein Gesicht zu schützen. Die Glassplitter treffen das Ärmchen und den Körper dahinter. Philip merkt wie ihm das Blut in den Adern gefriert: „Ihr gottloses Gesindel!" donnert er mit bebender Stimme die Leute an. „Was glaubt ihr was ihr da tut? Habt ihr keine Furcht vor dem Herrn?" die Männer schauen ihn erstaunt an. Für sie wirkt der erboste Gottesmann wie ein himmlischer Bote. Sie haben Angst vor dem zornigen Mönch hat der doch das Recht der Kirche auf seiner Seite. Die Männer sind zunächst unschlüssig wie sie reagieren sollen. Einer nach dem anderen verschwindet in dem Dunkel der Nacht. Die Flucht ist die eleganteste Lösung wenn sie es sich nicht mit der Kirche oder gar mit Gott selber verscherzen wollen. Philip ist schnell mit dem weinenden Menschlein allein. Er geht zu dem blutigen Etwas und mit den Schuhen zertritt er knirschend die Scherben. Ein kleiner Junge mit ganz kurz geschorenen Haar liegt dort in der Ecke. Das Gewand das er trägt ist seltsam geschnitten. Die Farbe ist undefinierbar weil es voller Blut ist. Philip geht vorsichtig in die Hocke. Zwei große Augen schauen ihn entsetzt vor Angst und Schmerzen an. Philip sieht dass der Kleine nicht einmal Schuhe trägt. Er nimmt ihn vorsichtig auf den Arm und trägt ihn aus dem Scherbenhaufen. Der Kleine wimmert. Unzählige Wunden übersähen den Körper. Philip beschließt dem Kleinen zu helfen. Er trägt ihn zurück in den Bischofspalast. Er bittet doch um das Nachtlager das er vor einer Stunde noch abgelehnt hatte. Der Bruder brummt ihm nur zu. Philip kennt den Weg in die Zelle. Er trägt das blutende Bündel hinein ohne weiter gesehen oder gehört zu werden. In der Zelle legt er das ohnmächtige Kind auf das Bett. Er entzündet die Lampe und schaut sich seinen Fund genauer an. Überall stecken Glassplitter in dem Knaben. Philip fängt an den Kleinen von den Splittern zu befreien. Er zieht sie aus dem Gesicht und den Armen. Aus den Beinen. Er entkleidet den Jungen und ihm bleibt fast das Herz stehen. Die Splitter stecken wirklich überall in ihm. Selbst in den Lenden. Philip befreit ihn weiter von den Scherben. Er schaut ihn genauer an. Der Knabe ist wahrscheinlich um die 10 Jahre. Er ist dürr von Gestalt regelrecht ausgemergelt. Philip kann bei dem Jungen alle Rippen zählen und die Hüftknochen stehen ungesund hervor. Philip tut der Knabe unendlich Leid. Nicht nur die zahlreichen Schnittwunden dauern ihn auch dass das Kind offensichtlich halb verhungert ist. Philip fragt sich was das Kind wohl für ein Leben führt und weswegen er so misshandelt wurde. Splitter um Splitter entfernt er aus dem kleinen Körper. Er arbeitet an ihm bis die Sonne aufgeht. Der Fremde öffnet seine Augen. Er schaut Philip ängstlich an. Er erinnert Philip an ein Reh. Doch die Augen des Knaben sind Blau. Sein Blick geht panisch in alle Richtungen im Raum. Philip versucht ihn mit einem beruhigenden „Schschsch..."die Angst zu nehmen. Der Junge starrt nun wieder Philip an. Dann stürzt er sich panisch auf seine Kleidung. Er verwundet sich die Finger erneut als er seine Kleidung anfasst. Dennoch lässt er nicht davon ab und hält bald das in den Händen was er offenbar gesucht hat: ein schmaler Lederköcher. Der Junge drückt den Köcher an seine Brust und versucht gleichzeitig seine Blöße zu verdecken. Philip dreht sich um. Er will dem Knaben sein Untergewand geben. Er zieht also seine Kutte aus und dann sein Untergewand. Er dreht sich zu ihm um und schaut in schreckgeweitete Augen die so blau sind wie der Himmel an einem sonnigen Julitag. Der Knabe hat offensichtlich große Angst vor Philip. „Ich will dir doch nichts tun." sagt er sanft und hält dem Jungen das Gewand entgegen. Der rührt sich nicht. Er hält weiter verkrampft ihre Arme um sich geschlungen und starrt Philip aus großen Augen an. Philip wirft das Gewand in Richtung des verängstigten Knaben und dreht sich wieder um. Philip zieht seine Kutte an. Die harsche Kutte kratzt und juckt auf der Haut aber Philip ist zu stolz um ausgerechnet im Bischofspalast um eine Albe zu betteln. Dann zieht er dem Knaben das Untergewand über den Kopf da der sich keinen Millimeter bewegt hat. Langsam steckt der Kleine seine dünnen Ärmchen durch die Ärmel des Gewandes und zupft es zurecht. Reicht es Philip gerade einmal bis zu den Knien und sitzt eng um die Hüften so ist es bei dem Knaben ein bodenlanges Gewand und viel zu weit. Philip löst lächelnd seinen Rosenkranz den er stets neben dem Gürtel um die Hüften gebunden trägt und schlingt ihn dem Knaben um den Leib. Er rafft das Gewand ein wenig so dass es nicht mehr ganz so lang fällt. Mit dem weißen Untergewand und den raspelkurzen Haaren sieht er nun aus wie ein Novize. Philip betrachtet sein zartes Gesicht aus dem immer noch Angst spricht. „Wer bist du?" fragt Philip. Der Fremde antwortet nicht. „Wie heißt du?" fragt er. Der Knabe scheint ihn nicht zu verstehen. Da Philip keine Lust auf Erklärungen hat möchte er gerne die Stadt so früh wie möglich verlassen. „Komm!" sagt er und hält ihm die Hand hin. Das scheint er zu verstehen. Zumindest steht er auf und ergreift Philips Hand. Er geht mit Philip mit. Als sie außerhalb der Stadtmauer sind fragt er mit einer zarten, unsicheren Stimme: „Kingsbridge?" Philip lächelt ihm zu. „Ich gehe nach Kingsbridge." Der Knabe schaut Philip mit seinen großen, blauen Augen fragend an. Philip merkt dass er ihn nicht versteht. Er versucht es mit Zeichensprache. „Ich" er legt seine Hände auf seine Brust. „Gehe" er macht eine gehende Bewegung „nach Kingsbridge. Er zeigt in die Richtung in der die Abtei liegt. Der Knabe scheint ihn verstanden zu haben. Er bemüht sich ebenfalls der Zeichensprache. Er zeigt auf sich, dann auf Philip und dann deutet er in die Richtung die Philip eben für Kingsbridge genommen hatte. Zum Schluss sagt er wieder „Kingsbridge" und schaut Philip flehend an. Philip ist vom Klang seiner Stimme fasziniert. Er hat eine lieblich klingende Stimme. Nicht zu hoch und äußerst melodisch. Noch ganz wie ein Kind. Philip hat sich die Stimme der Engelschöre immer ganz genau so vorgestellt wie diese Stimme klingt. Philip lächelt ihm zu und streckt ihm eine Hand entgegen. Der Junge nimmt seine Hand wieder. Die Berührung empfindet Philip als sehr angenehm. Der Bub hat eine zarte Hand. Die Finger haben keine Schwielen. Während er so schweigend an seiner Hand neben ihm geht beobachtet Philip ihn aus dem Augenwinkel. Sein Gesicht ist schmal geschnitten und sehr eben. Die zart geschwungenen Augenbrauen, die blauen Augen mit den langen blonden Wimpern, die kleine Nase und der Mund mit den roten Lippen lassen erkennen dass er ohne die zahllosen Schnitten und Blessuren ein ungewöhnlich hübscher Knabe ist. Philip fragt sich wer ihm wohl die Haare angeschnitten hat und warum. Am Nachmittag bemerkt er dass der Knabe seine Hand fester drückt und sich von ihm mehr ziehen lässt. Philip schaut zu ihm und sieht das er wieder stark blutet. Philip hält an und der Junge schaut erstaunt zu ihm. „Pause" sagt Philip lächelnd. Von dem kleinen Jungen kommt keine Reaktion. Er versteht ihn nicht. Philip setzt sich auf einen umgekippten Baumstamm und bedeutet dem Knaben sich neben ihn zu setzen. Er folgt seiner Aufforderung und zum ersten Mal schaut er ihn nicht ängstlich sondern vertrauensvoll an. Philip holt sein Proviant aus seiner Tasche und teilt es mit dem Jungen. Nun schaut der Junge Philip dankbar an. Er lächelt ihn an und Philip hat das Gefühl als würde die Sonne aufgehen. Er nimmt den Apfel den Philip ihm reicht und beißt glücklich hinein.
Nach der kurzen Rast kommen die beiden im Nachbarstädtchen an. Philip geht zum Kloster und bittet für sich und seinen ‚Novizen' um ein Lager. Sie bekommen eine Zelle zugewiesen. Der Kleine legt sich in das Bett und schläft sofort ein. Philip deckt ihn zu und geht dann zum Abendbrot und anschließend zu den Gebeten. Er hat dem Knaben ein bisschen Käse und einen Apfel eingesteckt. Als er zurück in die Zelle geht weint der Kleine im Schlaf. Philip geht zu ihm und streichelt ihm die Wange. Da schrickt er hoch und sieht Philip mit panischen Augen an. „Beruhige dich. Es war nur ein Traum. Du bist jetzt in Sicherheit." Versucht Philip den Knaben zu beruhigen. Der versteht zwar kein Wort aber Philips Stimme beruhigt ihn. Philip gibt dem Knaben das Essen und er isst hungrig die Speisen auf die Philip ihm mitgebracht hat. Danach legen sich beide in das schmale Bett. Sie müssen eng zusammenrücken wenn sie nicht herausfallen wollen.
Philip ist diese Nähe unangenehm. Er schläft im Gemeinschaftssaal zwar mit den Brüdern zusammen aber nie im selben Bett. Das ist auch der Grund weswegen er am liebsten alleine reist. Unterwegs teilt man fast immer sein Nachtlager mit der Reisebegleitung. Dem Knaben scheint es ähnlich zu gehen. Als Philip sich nicht mehr rührt und die Augen geschlossen hat schlüpft der Junge aus dem Bett. Philip weiß nicht wohin er geht und er ist zu müde um sich darüber Gedanken zu machen. Er rollt sich ein und fällt in den Schlaf.
Im Traum erscheint ihm ein Engel des Herrn. Er befiehlt Philip sich um den Knaben zu kümmern. Philip schrickt hoch weil er sich vor dem Engel fürchtet. Der Knabe sitzt im Schneidersitz auf dem Boden. Der helle Mondschein fällt auf das Kind und taucht ihn in ein unirdisches Licht. Die Hände hat er auf seine Knie gelegt. Er sieht entspannt aus.
Er hat die Augen geschlossen. Sein Gesicht ist genau so entspannt wie sein Körper. Sein Brustkorb hebt und senkt sich mit jedem Atemzug. Er öffnet ihre Augen und schaut Philip an. Philip schaut zurück. Es ist ein stummer Dialog. Philip weiß, dass dieses Kind ihm grenzenlos vertraut. Er würde ihm gerne etwas sagen aber es fallen ihm keine passenden Worte ein.
Die Glocke ruft zum Gebet. Philip schält sich aus der warmen Decke und wäscht sich den Schlaf mit dem kalten Wasser aus den Augen. Der Knabe folgt Philip zur Laudes.
Sie reihen sich zwischen die Brüder des Klosters. Philip betet mit, der Knabe bleibt stumm. Er folgt dem treiben sehr andächtig und Philip hat nicht den Eindruck dass der Junge sich langweilt oder mit den Gedanken nicht bei der Sache sei. Im Gegenteil er ist völlig präsent und scheint den Gebeten sehr andächtig zu lauschen.
Anschließend gehen sie gemeinsam mit den anderen Brüdern zum Frühstück. Philip bittet zusätzlich um Reiseproviant. Er erhält wie alle anderen lediglich eine kleine Kruste Brot und etwas Speck. „Dein Novize bekommt aber nichts. Die Ernte war nicht gut und wir hungern." Philip ärgert sich. „Weswegen bekommen immer die hohen Herren und diejenigen die nichts haben gehen leer aus?" Der Mönch schaut ihn missmutig an. „Es steht dir frei zu teilen." brummt er. Der Knabe scheint verstanden zu haben dass er kein Essen bekommen wird. Er legt die Hände vor der Brust zusammen, schließt die Augen und verbeugt sich vor dem Mönch. Der lacht und meint: „Auch dein Betteln hilft dir nicht." Er steht wieder aufrecht, lächelt den Mönch an und wendet sich zum Gehen. Philip geht ein Stich durchs Herz. Dieses Kind bedankt sich einfach für nichts. Der Junge wirkt gleichmütig und gefasst obwohl er ungerecht behandelt wurde. Philip nimmt sich vor dieses als Lektion an Demut anzunehmen.
Sie treten auf die Straße und der Knabe folgt Philip. Philip schreitet heute schnell aus. Das nächste Kloster ist weit entfernt und er möchte nicht erst in der Nacht ankommen. Philip ärgert sich, weil er nicht so schnell vorwärts kommt wie er es gerne hätte. Eine Unterhaltung mit dem Jungen zu führen ist unmöglich. Er scheint kein Wort zu verstehen und reagiert auf Ansprache einfach gar nicht. Es ist als liefe neben Philip ein Schatten. Davon ist er zunehmend genervter. Zudem ist der Bub so langsam! Seinetwegen werden sie die Vesper verpassen. Philip ärgert sich richtig. Er dreht sich zu ihm um um ihn anzutreiben, doch der Junge stolpert just in diesem Augenblick über eine Wurzel und fällt der Länge nach hin. Anstatt aufzustehen bleibt er liegen. Gereizt beugt sich Philip zu ihm herunter. Entsetzt bemerkt er dass Füße des Knaben nur noch eine einzige blutige Wunde sind. Er kann darauf nicht mehr laufen. Der kleine Körper liegt zitternd und bebend im Staub. Philip fühlt sich hilflos. Er weiß nicht was er nun tun soll. Er dreht das Kind in seinen Arm und hebt es von der Straße. Er setzt sich mit ihm an den Straßenrand. Der Junge sitzt mit angewinkelten Knien, vergräbt sein weinendes Gesicht in den Händen und legt es auf den Knien ab. Der Kleine ist ein trauriges Häufchen Elend. Philip streicht ihm tröstend über den zuckenden Rücken. Unter seiner Berührung färbt sich das Hemd rot. Es scheinen doch einige Wunden noch zu bluten. Nicht nur die an den Füßen. Philip lässt seine Hand auf dem Rücken des Jungen liegen. Er spürt seinen Schmerz und das Beben der kleinen Schultern. Nach einer kleinen Weile hebt der Bub sein Gesicht. Mit dem Handrücken wischt er sich die Tränen weg. Er schaut Philip entschlossen an und steht auf. Zumindest versucht er es. Philip hält den Jungen fest und zieht ihn wieder in den Straßengraben. Philip holt den Kanten Brot und den Speck aus seiner Tasche und hält es dem Jungen hin. „Iss, damit du wieder zu Kräften kommst." Doch der schüttelt den Kopf. „Du musst etwas essen." drängt Philip. Der Knabe schaut weg. Philip reißt eine Krume vom Brot und führt es an Lippen des Jungen. Erschrocken dreht der sich zu ihm um. „Bitte iss etwas." sagt Philip. Er schiebt dem Bub den Bissen in den Mund und nimmt dann seine Wange in die Hand. Der schaut ihn ängstlich mit großen Augen an. „Keine Angst, ich bleibe bei dir." versprichst Philip. Doch der Knabe versteht immer noch kein Wort. Ein Karren nähert sich. Philip springt auf und bittet den Mann dass sie mitfahren dürfen. Er erklärt dass sein Novize verletzt ist. Der Knecht ist einverstanden und die beiden dürfen auf den Karren mit Heu klettern. Sie sitzen auf der Rückwärtigen Wagenkante und Philip hält das Kind fest damit es nicht herunter fällt. Bald fallen dem Knaben vor Müdigkeit die Augen zu. Sein Kopf fällt auf Philips Brust. Philip hält den Jungen fest im Arm. Er merkt wie der Kleine im Schlaf zittert. Er scheint vor seinem Alptraum große Angst zu haben. Philip will den Bub gerade wecken da erwacht er mit einem panischen Schrei. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen und Angst verzerrtem Gesicht schaut er Philip an. „Es war nur ein Traum!" versucht Philip das Kind zu beruhigen. „Hey, es war nur ein Traum." Der Angst und Panik folgen Tränen. Philip nimmt den Jungen wieder fest in den Arm und der schluchzt. Philip streichelt ihm sacht den Kopf und den Rücken. „Ich möchte wissen was für ein Dämon dich plagt. Was hast du schlimmes erlebt dass du es wieder im Traum erlebst?" Philip weiß dass der Kleine ihm nicht antworten kann weil er die Frage nicht versteht. Seine Stimme scheint das Kind in seinen Armen zu beruhigen. Er hört auf zu weinen. Er will sich wieder aufrichten aber Philip hält ihn fest. Panisch entwindet er sich Philips Griff. Der Kleine schaut Philip verängstigt an. Philip erschrickt sich und weicht vor ihm zurück. „Ich wollte dir nicht weh tun!" verteidigt er sich. Der Knabe rutscht so weit von Philip weg wie es der Karren zulässt. Er lehnt sich an die Seitenwand und schaut Philip weiter traurig an. Philip kommt es vor als habe er mit diesem einen Griff das ganze Vertrauen das der Kleine zu ihm hatte weggefegt.
Spät am Abend kommen die beiden im Kloster an. Das Abendessen haben sie verpasst. Sie bekommen eine kleine Zelle zugewiesen. Der Knabe legt sich nicht zu Philip ins Bett. Er setzt sich am Fußende auf den Boden. Philip versucht alles um ihn zu überzeugen ins Bett zu gehen. Doch der Junge reagiert einfach gar nicht. Philip müsste ihn schon hochheben und gegen seinen Willen ins Bett zwingen. Das erscheint ihm aber als Vertrauensbruch und er lässt ihn irgendwann dort wo er ist um zur Komplet zu gehen. Der Knabe steht auf und folgt Philip. Sie gehen schweigend durch die Nacht zur Kirche. Die Sohlen von Philips Schuhen klacken laut auf den Steinen. Die nackten Füße des Jungen verursachen kein Geräusch. Philip schaut zurück und sieht dass die Füße des Knaben Spuren aus Blut auf den Steinen im Kreuzgang hinterlassen. Er zeigt darauf und der Bub senkt den Blick als würde er sich schämen.
„Hast du Schmerzen?" Philip fragt nur um des Redens Willen weil er Zeit braucht um zu entscheiden was er tun soll. Eigentlich würde er gerne zum Gebet gehen. Der Knabe braucht ihn aber dringender. Er nimmt ihn an die Hand und Philip geht mit ihm zu den Fischteichen. Philip setzt den Bub auf den Steg und zeigt ihm dass er seine Füße ins Wasser halten soll. Der Junge folgt Philips Anweisungen und steckt die Füße ins Wasser. Nach einer Weile nimmt Philip die nassen und wirklich eiskalten Füße des Jungen und untersucht sie. Feine Schnitte sind an den Fußsohlen zu sehen und die bluten noch. Der Knabe hängt seine Füße wieder ins Wasser. Die Kälte zieht die Wunden zusammen. Leider kriecht sie ihm auch ins Gebein. Philip nimmt den Kleinen hoch und trägt ihn zurück in ihre Zelle. Er legt den Jungen ins Bett und sich daneben. Der Bub zittert und friert am ganzen Körper. Doch Philips Nähe und die Decke wärmen ihn und tauen ihn langsam wieder auf. Obwohl er offensichtlich Angst vor Philip hat rückt er eng an ihn heran. Philip bewegt sich nicht. Er traut sich kaum zu atmen, geschweige denn den Kleinen in seine Arme zu ziehen. Doch die Müdigkeit übermannt Philip. Bald fallen ihm die Augen zu. Er träumt dass er eine Gestalt an einem Abgrund stehen sieht. Er geht näher hin und die Gestalt ist der Junge. Der steht am Abgrund und schaut hinunter. Philip geht zu dem Abgrund und schaut ebenfalls hinunter. Dort unten leuchtet das Höllenfeuer. Drohend und heiss lodert das Feuer und Philip kann die alles versengende Kraft die von dem Feuer ausgeht auf seiner Haut spüren. Philip bekommt Angst und will wieder zurückweichen. Er schaut zu seinem Jungen und der verliert das Gleichgewicht und stürzt in den Abgrund. Philip erwacht mit einem Schrei. Entsetzt richtet er sich auf. Das Kind neben ihm schluchzt verzweifelt. Hatte er wirklich den gleichen Traum? Den selben Alp? Philip legt tröstend seine Arme um den Kleinen und er ist heilfroh dass der Junge sich dieses Mal von ihm trösten lässt. Doch nach einer kleinen Weile erhebt sich der Knabe und setzt sich wieder wie zu Anfang der Nacht auf den Fußboden am Fußende des Bettes. Er vergräbt sein Gesicht in den Händen und hockt mit angezogenen Knien da. Philip würde ihn gerne weiter trösten aber er reagiert wieder ängstlich auf seine Berührung. Philip legt sich darum wieder hin. Es ist noch viel zu früh aufzustehen. Philip fällt wieder in den Schlaf und dieses Mal erscheint ihm wieder der Engel im Traum. „Rette ihn!" befiehlt er Philip. Philip erwacht schweißgebadet. Die Glocke ruft zur Laudes. Rasch benetzt er sein Gesicht mit Wasser. Der Knabe erhebt sich vom Fußboden und sie gehen gemeinsam zum Gebet. Wieder folgt der Bub mit Spannung der Liturgie. Philip wundert sich. Eigentlich dürfte der Kleine doch kein Wort verstehen. Dennoch scheint er Freude an dem Geschehen zu haben. Das Frühstück ist wieder karg aber wenigstens bekommt der Kleine heute etwas. Sie setzen sich schweigend zu den anderen und essen. Obwohl der Knabe gestern fast den ganzen Tag gefastet hat isst er wenig und zurückhaltend. Philip ist beeindruckt. Die Novizen in seiner Enklave essen oft mehr als ihnen zusteht und die Liturgie langweilt sie. Doch dieser Junge scheint ein perfekter kleiner Novize zu sein. Als das Mahl beendet ist gehet Philip mit seinem Jungen zur Straße. „Heute werden wir Kingsbridge erreichen." sagt Philip. Der Knabe scheint ihn verstanden zu haben und lächelt ihm freudig zu. Philip kann gar nicht anders als zurück zu lächeln denn das Lächeln des Jungen erwärmt sein Herz. Der Kleine kann wie ein Engel lächeln.