Teil40

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Am nächsten Tag gehen Martin und Philip zur Stadtwache. Die jungen Männer sind alle erschienen und sie bekommen gerade ihre Waffen und die ersten Übungen gezeigt. Sie staunen nicht schlecht als sie die Gottesmänner erblicken die so selbstverständlich zu der Stadtwache treten. Philip und Martin grüssen Richard und Martin schaut die fünf jungen Männer strahlend an. "Wie schön dass ihr gekommen seid um unsere Truppen zu unterstützen." sagt er freundlich. Die jungen Männer kennen den kleinen dünnen Mönch der sich so gut mit Heilkräutern und Medizin auskennt. Er hat ihnen im letzten Winter im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet indem er sie eingeladen hat in Kingsbridge zu wohnen. Sie mussten mit ihren Familien aus ihrer Heimat fliehen und sind eher zufällig zu dem neuen Markt nach Kingsbridge gekommen um ihre letzten Wahren zu verkaufen. Martin war an diesem Tag zugegen und er hat ihnen eine Bleibe angeboten. Noch nie waren sie mit so offenen Armen irgendwo empfangen worden. Doch die aufstrebende Stadt, die erst noch eine werden wollte hat sie sofort in ihrer Mitte akzeptiert. Der kleine Mönch hat sie zunächst in die Kirche eingeladen aber als Vater ihm erklärt hat wer sie sind hat der nur gelächelt und sie demütig gefragt ob sie denn einen Raum bräuchten um ihre Gebete zu verrichten. Vater hat dem Jungen Mönch gedankt und gesagt dass ein Haus mehr als ausreichend ist um darin zu wohnen und zu beten. Und nun kam auch noch der Heerführer und hat sie gefragt ob sie nicht richtig dazu gehören wollten. Und wie sie wollen! Das Stadtrecht besitzen und die Stadt im Ernstfall verteidigen stellen sich die Burschen sehr gut vor. Vater hat sie zwar ausgeschimpft und gesagt dass das nicht ginge aber die jungen Männer haben sich dennoch zur Stadtwache begeben. Nun wendet sich der Prior von Kingsbridge an die jungen Männer. Auch er heisst sie herzlich willkommen und wünscht ihnen eine gute Zeit. Die fünf sind erstaunt. Natürlich wissen sie wer Philip ist. Doch normalerweise hätten sie nie gedacht dass ein Gottesmann der Kirche ihnen eine Chance geben würde in der eigenen Stadt zu wohnen. Für gewöhnlich sind Städte die einem Bischof untertan sind für Juden sehr gefährlich. Ein säkularer Herrscher ist für sie bedeutend sicherer. Doch Philip hat sie herzlich begrüsst und nun wendet der sich den anderen Soldaten zu. Er geht mit den Soldaten in den Hof und er reiht sich bei ihnen ein. Martin, ausgerechnet der schmächtige Junge, leitet die Soldaten an und sie beginnen mit ihren Übungen. Philip macht da mit. Den fünf jungen Männern bleibt der Mund staunend offen stehen. Sie hätten nie gedacht dass ein Prior so dermassen gut mit dem Schwert umgehen kann. Doch Philip scheint wehrhaft zu sein. Er macht in ihren Augen eine gute Figur. 

Philip, Martin und Richard ringen mit Francis um jeden Cent den sie dem König für dessen Krieg geben müssen oder halt auch nicht geben müssen. Francis ist sich sicher dass der König neben den Kriegern auch Geld von den Städtern benötigt. Philip möchte das eigentlich nicht aufbringen, da sie ja ausgebildete Soldaten zu Pferde schicken werden. Es wird eine gute Abteilung sein die da los ziehen wird. Doch Francis besteht auf das Geld und Martin gibt Francis recht. "Wenn jeder dem König den Tribut nicht zollt dann wird er nicht weit kommen." Sagt Martin sacht zu Philip und wird traurig dass sie in dieser Sache das erste Mal streiten und nicht einer Meinung sind. "Alle anderen Heerführer haben auch um jeden Mann gerungen und für ihren Vorteil gehandelt, du weisst das weil wir bei der Besprechung dabei waren." sagt Philip ein wenig erbost zu Martin. Martin bejaht und er erklärt Philip seinen Standpunkt. "Wenn jeder nur die allernötigsten Soldaten entsendet dann wird unser König Stephan ein kleines Heer haben. Er wird eventuell unterliegen obwohl er vielleicht die weitaus grössere Streitmacht besässe." argumentiert er. Philip versteht seinen Freund nicht. Wieso will der unbedingt den Krieg unterstützen? Zum ersten Mal zweifelt Philip an Martin und er fragt sich ob der Kleine nicht doch ein Kriegslüsterner Dämon sei. Als Martin ihm sagt: "Wir haben mit dem Fest das ganze Geld eingenommen das König Stefan von uns verlangt und wir haben den Edlen Richard von Kingsbridge der mit seinem Heer bereit ist für Gott und Vaterland einzutreten, wieso weigerst du dich dem König das zu geben was ihm zusteht?" Da ist Philip wie vor den Kopf gestossen. Er schaut Martin verständnislos an. Doch dann sagt er: "Wenn du willst dann ziehst du mit Richard und den Seinen in die Schlacht!" Martin bekommt grosse Augen. Er verneigt sich dann aber vor Philip und er murmelt: "Wenn das dein Wunsch ist dann werde ich kämpfen." Martin dreht sich um und er nimmt Philip beim Wort. Er holt das Geld und dann geht er zu Richard der gerade seine Truppen reisefertig macht. Er gibt Patrick noch die letzten Anweisungen und dann lässt er zum Aufbruch blasen. In letzter Minute kommt Martin dazu. Er hat sein Pferd aufgezäumt und sagt knapp zu Richard: "Wartet auf mich, ich werde als euer Knappe  mitkommen, Philip will es so." Richard wundert sich zwar weswegen der Prior seinen besten Mann in die Schlacht schickt aber da Martin ein guter Kämpfer ist freut Richard sich. Martin als seinen Knappen zu haben wird eine grosse Hilfe in der Schlacht sein. Wenn er es richtig verstanden hat dann hat der junge Priester bereits Kampferfahrung in seiner Vergangenheit gemacht. Richard braucht nicht lange warten da kommt Martin in einer Uniform angeritten. Sein Pferd ist zwar kein Schlachtross aber das benötigt Martin ja auch nicht. Richard gibt das Zeichen und die Reiter machen sich auf den Weg zu König Stefan. Sie reiten zügig und mit grossem Elan. Jetzt da sie einmal auf dem Weg sind sind die Männer aufgeregt und wollen ihr Ziel möglichst schnell erreichen. König Stefan ist wohl schon im hohen Norden und sie müssen sich beeilen um noch halbwegs rechtzeitig bei dem Heer anzukommen. Die Reiter kommen zügig voran und sie reiten den ganzen Tag bis tief in die Nacht. Erst als die Pferde nicht mehr können gönnen sie sich eine Rast. Die Männer lassen ihre Tiere gut versorgen und dann gönnen sie sich in der Schankstube einen kühlen Umtrunk. Die meisten haben gute Laune. Schnell lachen und singen sie laut und sie machen sich Mut für die kommende Schlacht. Nur Martin sitzt eher unglücklich bei den Männern. Er rührt keinen Tropfen Alkohol an und er möchte auch kaum essen. Ihm fehlen die Gebete. Zu Hause würde er jetzt die Komplet singen. Martin wird richtig unglücklich. Er vermisst sein geliebtes Kingsbridge. Er vermisst die regelmässigen Gesänge, die Gebete, das Studieren der heiligen Schriften und die Gemeinschaft der Brüder. Doch am allermeisten vermisst er Philip. Oh, ja Philip! Martins Herz zieht sich krampfhaft zusammen als er an seinen Prior denkt. Warum hat der ihn bloss weg geschickt? Warum hat er ihn in die Schlacht geschickt? Martin fühlt sich als würde er zur Schlachtbank gehen. Natürlich nimmt er sein Schicksal an. Als Dämon mit Meister bleibt ihm ja auch kaum etwas anders übrig. Philip ist nun mal Martins Meister auch wenn Philip stets so getan hat als sei er es nicht. Nun versteht Martin die Welt nicht mehr. Er hat von Philip gelernt, hat dessen Weltanschauung geteilt, hat die Schriften gelesen und sich gegen seine Natur entschieden. Nun doch wieder in den Kampf geschickt zu werden schmerzt ihn sehr. Martin macht sich grosse Sorgen ob er in dem Kampf wie er es als Dämon gelernt hat kämpfen soll oder ob er sich eher wie ein Mönch zurückhalten soll? Er weiss es nicht. Am liebsten würde er wieder nach Hause gehen und bei Philip sein. Die Nacht ohne Philip wird entsetzlich werden. Er wird ohne Hoffnung auf Hilfe an dem Rand der Hölle stehen und in die Tiefe gezogen werden. Doch gerade als Martin sich die ersten Tränen aus den Augen wischt geht die Tür des Schankraumes auf und Philip betritt den Raum. Martin traut erst seinen Augen nicht doch dann springt er auf und rennt seinem Prior mit einem eher geschluchzt als gerufenem "Philip!!" entgegen. Doch der Mann der den Schankraum betreten hat ist nicht Philip. Als Martin vor ihm steht da schaut er in das erstaunte Antlitz von Francis. Der schaut den verheulten Martin entsetzt und ungläubig an. Er öffnet die Arme und der jüngere wirft sich direkt hinein. "Ich dachte du wärst Philip und wolltest mich zurück holen." verrät Martin Philips Bruder seinen Kummer. Francis streichelt dem jüngeren beruhigend über den Rücken. "Was ist passiert?" fragt Francis den jüngeren. "Philip hat mich weg geschickt. In die Schlacht." verrät Martin schluchzend. "Warum das denn?" fragt Francis entsetzt. Marin schaut Francis traurig an. Er zuckt mit seinen schmalen Schultern und sagt leise: "Ich weiss es nicht. Philip hat mich einfach in die Schlacht geschickt und ich muss ihm doch gehorchen." Martin nimmt sich einen Stuhl und er setzt sich. Er lässt Kopf und Schultern hängen. Francis setzt sich neben den traurigen Freund von seinem Bruder. Er hat zwar noch nicht den Zusammenhang verstanden weswegen ein kleiner Mönch in die Schlacht ziehen soll aber so weit er es verstanden hat hat Philip Martin geschickt. "Habt ihr euch denn gestritten?" fragt Francis ins Blaue weil er sich keinen Reim darauf machen kann weswegen Philip den kleinen Kerl in sein Verderben schickt. Martin nickt und wischt sich die Nase an seinem Ärmel ab. So wie er da hockt sieht er aus wie ein verängstigtes Kind. Francis bekommt eine grosse Wut auf seinen blöden Bruder. Er haut mit der Faust auf den Tisch und er sagt wütend: "Wie kann er dich einfach in die Schlacht schicken?" Martin seufzt und er sagt: "Ich bin ihm untertan. Philip kann alles mit mir machen." Francis entgegnet energisch: "Aber nicht in den sicheren Tod schicken! Das verbiete ich." Martin schüttelt traurig seinen Kopf. "Ich kann kämpfen. Ich bin darin ausgebildet." nuschelt er. "Aber was machst du hier?" fragt er leise. Francis seufzt und lässt die Schultern hängen. "Ich bin auf dem Weg zu Philip. Ich war beim König Stefan um noch einmal um die Soldaten und das Geld zu handeln das ihr geben müsst. König Stefan erlässt euch das Geld wenn ihr wirklich die berittenen Soldaten schicken könnt. Reiter sind ihm im Moment wichtiger als Gold." Martin zieht die Geldbörse aus seiner Tasche und er gibt sie Francis. "Bring bitte Philip sein Geld und sag ihm liebe Grüsse von mir, ja?" fragt er Francis und schaut dabei so treuherzig dass Francis sein Herz fast zerbricht. "Du liebst ihn." stellt er fest und Martin nickt verschämt lächelnd. "Ja, ich liebe deinen Bruder. Ich werde alles für ihn tun." "'Und wenn er dich in einen Krieg schickt dann gehst du." stellt Francis ernüchtert fest. Martin nickt. "Ja, wenn Philip mich in den Krieg schickt dann gehe ich. Fast alle meine Herren vor Philip haben mich in Schlachten geschickt. Die meisten in der Hoffnung dass ich darin umkomme. Ich weiss nicht ob Philip mich tot sehen möchte aber ich werde so gut ich es eben kann kämpfen. Vielleicht sterbe ich ja nicht." sagt Martin und er schaut Francis sogar mit einem kleinen Lächeln an. Richard ruft Martin herbei. "Knappe, wir wollen aufbrechen!" ruft er laut und Martin steht auf. Er umarmt Francis noch eimal feste weil er wirklich Philip sehr ähnlich sieht. "Sag deinem Bruder bitte dass ich ihn sehr lieb habe und dass ich ihn vermisse." flüstert Martin Francis ins Ohr und dann dreht er sich hastig um um mit den Reitern zu verschwinden und die nächste Etappe der Reise anzutreten. 

PhilipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt