Mémoire 8

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"Du siehst fabelhaft aus."

"B-Bist du dir sicher? Ich fühle mich etwas unwohl in diesem Kleid. Ich hatte noch nie so etwas an..."

"Keine Sorge. Du musst nur ein paar Stunden damit durchhalten, danach musst du es nie wieder tragen, versprochen."

Ich nickte während ich mich selbst im Spiegel betrachtete. Dominique hatte wirklich ein Talent dafür aus anderen das meiste rauszuholen. Ich staunte nicht schlecht, schon lange hatte ich mich nicht mehr so gesehen. Ich sah... anders aus. Ich gefiel mir selbst. Wo ich sonst immer wie jeder andere aussah war ich nun jemand der aus der Masse hervorstach.

"Vielen Dank.", sagte ich mit einem Lächeln und Dominique erwiderte meine Geste.

"Seid ihr fertig?", jemand klopfte an die Tür und sofort erkannte ich die Stimme. Es war Noé gewesen.

"Wir kommen!", rief Dominique zurück und blickte zu mir. "Bist du bereit?"

Meine Hände ergriffen nervös den Stoff meine Kleides.

"I-Ich denke schon..."

Dominique legte seufzend ihre Hand auf meine Schulter.

"Ich achte ein wenig mit darauf, keine Sorge. Niemand wird dich angreifen können. Versuch einfach ein wenig Spaß zu haben, ok?"

Ich legte meine Hand auf ihre und nickte.
"Auf ein Wort, de Sade."
Sie grinste. "Auf ein Wort."

Als wir die Tür öffneten standen bereits Noé und Vanitas im Flur. Auch sie hatten sich entsprechend gekleidet, wobei Vanitas die größe tranformation von den beiden gemacht hatte.

Nervös blickte ich auf den Boden.
Es war mir ein wenig unangenehm so auszusehen, zumindest vor anderen.

"Dann mal los.", sagte Vanitas als er voranging, wir folgend.

"Hier, die wirst du brauchen.", Noé drückte mir eine Venezianische Maske in die Hand.
"Oh.. Danke."

Noé lächelte ehe sein Blick wieder nach vorne wanderte.

Keiner sagte mehr ein Wort und es dauerte einige Minuten bis wir im Hauptteil des Gebäudes ankamen.

"Masken auf.", zischte Dominique und wir alle taten was sie sagte.

"Immerhin bin ich so weniger auffällig. Vielleicht hilft mir das ein wenig entspannter zu sein.", dachte ich als ich meine Augen mit der Maske auf meinem Gesicht wieder öffnete.

"(Y/N), ein liebgemeinter Rat: Halte von den Vampiren ein wenig Abstand. Vampire haben einen ausgeprägten Sinn dafür zu erkennen wer ein Mensch ist und wer nicht. Sei wachsam.", sagte Vanitas im ernsten Ton. Seine Stimme weniger freundlich als gewohnt.

Ich nickte. "Verstanden."

"Halte dich an mich, so kann dir nichts passieren.", sagte Noé als er mir seine Hand entgegenstreckte.

Zögerlich erwiderte ich seine Hand und zusammen betraten wir den Tanzsaal.

Überall befanden sich bereits Vampire welche miteinander tanzten. Junge Frauen und Männer, vereinzelt sogar ein paar Kinder.

"Dürfte ich um einen Tanz bitten?", fragte Noé und ich blickte verwirrt zu ihm auf.

"I-Ich kann nicht tanzen... zumindest habe ich es noch nie wirklich versucht..."

Noé lächelte sanft. "Keine Sorge, du kannst nicht viel falsch machen."

Nervös nickte ich. Wenn ich nicht auffallen wollte musste ich das tun was von mir verlangt wurde. Am Rand zu stehen und die Zeit abzusitzen war keine gute Lösung gewesen, zudem wäre es auch zu auffällig gewesen. Niemand sollte Verdacht schöpfen.

Während ich langsam Noé's Tanzschritten folgte und wir in der Masse der tanzenden Vampire verschmolzen, sah ich Vanitas. Er sprach mit einem jungen Mädchen, aussehenstechnisch nicht älter als 13.

Er öffnete seine Hand und zum vorschein kam eine wunderschöne Rose. Fasziniert öffnete ich ein wenig meinen Mund, bis Noé aufzischte. Sofort drehte ich mich zu ihm. "Oh Gott, Noé es tut mir so leid, ich–"
"Ist schon gut, mach dir keine Gedanken."

"Jetzt ist es passiert... wie unangenehm."
Ich war Noé auf den Fuß getreten. Vanitas hatte mich zu sehr abgelenkt vom wesentlichen.

Als Noé und ich mit dem Tanz fortfuhren, blickte ich abermals in die Richtung in welcher Vanitas sich befand, doch er war nicht mehr da gewesen.

"Wohin ist er so schnell verschwunden?"
Auch Dominique hatte ich seitdem wir den Saal betreten hatten nicht mehr gesehen.
"Tanzen sie vielleicht zusammen?", murmelte ich und Noé blickte fragend zu mir, sagte jedoch nichts dazu.

Wir beendeten nach einigen Minuten den Tanz. Ich entschuldigte mich und ließ Noé stehen, um etwas frische Luft zu schnappen. Mir war unfassbar warm gewesen. Dieser ganze Trubel war wirklich nichts für mich gewesen. Wie konnte ich auch nur in eine solche Situation geraten?! Ich hatte sie lediglich belauscht und nun stand ich hier, festlich gekleidet zum Tanzen in einer Welt in welche ich nicht gehörte. Das war alles zuviel des guten, ich brauchte einen klaren Kopf.

Ich irrte ein wenig durch die langen Flure des Gebäudes, bis ich letztendlich fand wonach ich gesucht hatte. "Ein Balkon, welch ein Glück."
Erleichtert betrat ich den Balkon, welcher eine gewaltige größe hatte. Niemand befand sich auf dem Balkon, zu sehr waren alle im Hauptsaal beschäftigt gewesen. Ich lehnte mich an das Geländer, die Arme vor meinen Torso überkreuzt. Seufzend beobachtete ich die Nebelschwaden vor meinen Augen, welche durch meinen Atem entstanden waren. Es war wirklich kalt hier draußen, im vergleich zu dem warmen Saal im Inneren.

"Ob ich mir wohl eine Erkältung einfange? Ich sollte nicht so lange hier draußen bleiben...", murmelte ich leise zu mir selbst. Der Himmel war in ein Blutrot getaucht, während sich ein riesiger Mond über ihm erstreckte und somit genügend Licht auf die Erde warf.

Ich erinnerte mich daran was Vanitas und Dominique zu mir sagten. "Stimmt, sie wollten ja auf mich aufpassen und nun habe ich Noé stehen lassen. Ich bin so eine Idiotin..."
Niedergeschlagen legte ich meinen Kopf auf meine Arme. "Aber ich denke mal das niemand vorerst den Balkon betreten wird. Immerhin sind drinnen alle viel zu beschäftigt."

Ich beobachtete weitere Nebelschwaden, unwissend über das was sich hinter meinem Rücken befand.
Es dauerte einige Minuten, bis ich mich dazu entschloss wieder reinzugehen.

Ich hob meine Arme vom Geländer und drehte mich um, bereit dazu den Balkon zu verlassen. Doch Gott hatte andere Pläne mit mir.
Ehe ich reagieren konnte stürzte sich etwas auf mich und drückte mich mit aller Kraft gegen das Geländer.

Vor Schmerzen aufkeuchend versuchte ich mich zu verteidigen, doch es half nichts.
Die Person welche sich vor mir befand hielt mich auf dem selben Fleck gefangen.

"NOÉ! VANITAS! DOMINIQUE!", ich rief verzweifelt, doch niemand konnte mich hören.
Ich versuchte weiterhin meine Körperkraft zu nutzen, um irgendwie Distanz aufzubauen.

"Ich wusste doch das ein Mensch unter uns ist. Ihr Menschen riecht wirklich widerwertig.", sagte die Person, ehe ich einen tiefen, stechenden Schmerz in meinem Hals spührte. Ich wollte schreien und weinen zugleich. Dieses Gefühl machtlos zu sein nagte an mir, ich konnte nichts tun.

Mit jeder Sekunde die verstrich, wurde meine Sicht unklarer, bis ich in ein tiefes Schwarz eintauchte.

"Keine Sorge, ich werden den anderen nichts davon wissen lassen. Man hat nicht jeden Tag einen Menschen der sich hierher verirrt, die Gelegenheit muss ich nutzen."

Ein lachen erklang in der Distanz meiner Ohren, bis es vollständig verstummte.

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt