Mémoire 19

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"Es freut mich wirklich das Lord Ruthven dir eine neue Chance gegeben hat. Ich glaube so nett war er noch nie zu jemanden gewesen, du hast wirklich eine Menge Glück.", sagte Jeanne als wir das Gebäude verließen.

"Ich hatte schon das schlimmste befürchtet.", lachte ich als ich mich am Hinterkopf kratzte.

Vanitas ging allen voran, stillschweigend. Seitdem wir uns von Lord Ruthven verabschiedet hatten, hatte er kein Wort mehr gesagt, mir gar eines Blickes gewürdigt.

Meine Augen fielen auf seinen Rücken, immernoch überlegend warum er Lord Ruthven nicht sagte das ich ihn gebissen hatte. Neue ungeklärte Fragen kamen hinzu, doch ehe ich alles überdenken konnte sprach eine weitere Stimme zu mir.

"Es freut mich wirklich das Lord Ruthven so ein großes Herz für dich hat, (Y/N).", Noé öffnete feierlich seine Arme und ich erwiderte seine Umarmung.
Noé war wirklich der Beste. "Danke Noé."
Nach einigen Sekunden ließ ich vom Weisshaarigen ab. "Sag mal Noé... Woher kennt ihr Lord Ruthven eigentlich?"

Noé blieb kurz überrascht stehen und schien zu überlegen.

"Nunja, also...", er seufzte.
"Nachdem wir dich zurückgeschickt hatten haben wir weiter gegen die Fluchträger gekämpft, es waren hunderte, gefühlt jeder Besucher des Maskenballs war infiziert. Die Frau die du auch gesehen hattest mit der Maske vor ihrem Gesicht... wir sind ihr wieder begegnet, doch dieses Mal kam Lord Ruthven und entschärfte die Situation. Vanitas wäre fast ein Eisblock geworden, das musst du dir Mal vorstellen.", Noé lachte. "Lord Ruthven hat daraufhin das Eis schmelzen lassen, Vanitas befreit und uns versichert das er uns nicht schaden will und wir ihm vertrauen können."

"Verstehe. Er scheint innerlich ein sehr netter Vampir zu sein.", sagte ich und Noé lächelte. "Das glaube ich auch."

Vanitas blickte kopfschüttelnd zu uns.
Er murmelte irgendwas ehe er seinen Kopf wieder nach vorne drehte und Dominique beachtete, welche sich zu ihm gesellt hatte.

"Was hat er?", murmelte ich überfragt, doch Noé schien mich gehört zu haben.
"Manchmal ist er einfach so. Manchmal ist er total aufgedreht und aktiv und dann auf die nächste Sekunde stillschweigend und verschlossen. Glaub mir, es hat nichts mit dir zu tun. Er meint Dinge nie so wie es scheint oder wie er es sagt."

Noé klopfte mir auf die Schulter.

"Ich bin wirklich froh dich zu kennen, Noé. Du weisst immer was du sagen musst um mich wieder aufzumuntern.", ich lächelte und Noé wurde rot.
Er erhielt wohl nicht so oft Komplimente.

-

"Du führst deinen Alltag normal fort. Noé wird dir dabei helfen dich an dein neues Leben zu gewöhnen. Du darfst niemanden, wirklich NIEMANDEN davon erzählen was du von nun an bist, verstanden?"

Wir waren mittlerweile wieder in Noé's und Vanitas Raum angekommen, nachdem wir uns von Jeanne und Dominique verabschiedet hatten.
Jeanne war zum Ende hin ein wenig nervös, da sie Luca so lange allein ließ, doch ich hatte das Gefühl das wir uns mehr und mehr angefreundet hatten im Verlauf des Tages.

Nur Dominique fühlte sich unerreichbarer an.
Ich mochte sie, aber irgendwas stimmte nicht.
Fühlte sie sich schuldig? Oder war sie genervt von mir gewesen? Lag es an Noé? Urgh, diese Frau war wirklich mehr als nur kompliziert. Sie war schlimmer als das Buch was Vanitas bei sich trug.

Stimmt ja... da war ja was.

Ich schüttelte meinen Kopf um aus meinen Gedanken wieder in die Realität zu finden.
"J-Ja... Verstanden."

"Du setzt sie total unter Druck, Vanitas!"
"Also wirklich.", Vanitas seufzte und legte zwei Finger genervt an seine Stirn.

"Ich glaube ihr das es nicht nochmal vorkommen wird, aber wir können auch nicht ewig ihr Babysitter sein, Noé. Wir haben noch so viel wichtiges zu tun. Charlatan, Amelia... schon vergessen, Noé?"

Noé blinzelte einige Male.
"So hatte ich das noch gar nicht betrachtet."

"Du bist ja auch ein Erbsenhirn, Noé.
Hör mir zu (Y/N). Noé wird dir die Grundlegenden Dinge erklären und beibringen. Abends, wenn niemand mehr auf den Straßen ist, lernst du selbstständig, verstanden? Eine Sache pro Tag. Noé kann dir für maximal eine Woche beistehen, bis dahin musst du alles gelernt und verinnerlicht haben."

Hilfesuchend blickte ich zu Noé, doch dieser nickte zustimmend.

"Ok."

Vanitas klatschte erfreut in die Hände.
"Super, wirklich wunderprächtig. Dann haben wir das ja auch geklärt. In der Zeit wo du dich um (Y/N) kümmerst werde ich weiter nachrecherchieren um an Informationen zu gelangen."

"Gut. Aber nur unter einer Bedingung.", Noé's Blick wurde ernster und Vanitas schluckte nervös.
"Was kann jemand wie du schon fordern?"

Noé's Blick war wirklich beängstigend, als könnten Blicke tatsächlich töten.

"Tarte Tatin."

"Was?", Vanitas Gesicht strahlte pure überforderung aus und ich lachte.

"Das ist alles?", fragte er ungläubisch und Noé nickte.
"Tarte Tatin ist das beste was Frankreich zu bieten hat. Es ist so locker mit einer wirklich tollen Konsistenz und–"

"Jaja, erspar mir die Details. Ich besorg das Tarte Tatin und du übernimmst alles andere, Deal?
"Deal!"

Noé und Vanitas reichten sich die Hände.
Dies war das erste Mal gewesen das Vanitas und Noé so miteinander kooperierten, zumindest vor meinen Augen.

"Keine Sorge, es wird nicht so schwer.", versicherte mir Noé und ich nickte. Ich vertraute ihm. Es war immerhin auch das einzige was mir übrig blieb wenn ich weiter nach diesem Buch forschen wollte.

Meine neue Identität kam tatsächlich recht gelegen, auch wenn ich lieber weiterhin ein Mensch gewesen wär.

"Morgen früh erkläre ich dir alles notwendige und Abends üben wir, ja?"
"Danke Noé."

Noé und ich lächelten uns an, während Vanitas die Augen verdrehte.

Dies würden anstrengende Tage werden, doch was tat man nicht alles für ein Buch. Wie Vanitas darüber gesprochen hatte auf dem Kronleuchter war wirklich beeindruckend. Dieses Buch schien weitaus mehr zu sein als das was ich mir vorstellen konnte. Es zog mich magisch an und ich wollte alles darüber in erfahrung bringen.

"Ich sollte wohlmöglich mehr mit Vanitas reden um an sein Vertrauen zu gelangen. Er scheint mich ja nicht wirklich zu mögen..."

Meine Augen fielen auf den Schwarzhaarigen der seinen Blick von mir abwendete, sich auf sein Bett legte und Noé und mir den Rücken zudrehte.

"Dies könnte sich jedoch schwieriger erweisen als ich dachte..."

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt