Mémoire 25

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Ich spührte eine sanfte Bewegung uns sofort blickte ich zu Noé.

"Noé! Schone dich! Bleib sitzen!", rief ich panisch als ich meine Hände um ihn legen wollte um ihn festzuhalten, doch er hatte andere Pläne.

Langsam und zittrig erhob er sich von dem kalten Steinboden, während ich mich langsam zähneknirschend mit ihm erhob, um ihn weiterhin stützen zu können. Auch wenn ich ihn lieber weiter auf dem Boden festgehalten hätte.

"Zieht euch zurück! In diesem Zustand könnt ihr nicht kämpfen, hört ihr! Lauft lieber fort von hier, ich komme schon zurecht!", rief Vanitas, doch Noé gehorchte nicht.

"Du glaubst doch nicht das ich dich einfach so zurücklassen würde.", sagte Noé angestrengt, ihm fiel es sichtlich schwer seine Balance zu halten.

"Wie wärs wenn du lieber an dich selbst denken würdest!? Wozu habe ich dich Knallkopf vorhin eigentlich gewarnt?!", Vanitas schrie weiter, versuchte hoffnungslos auf den Weisshaarigen einzureden, doch Noé blieb stur.

Ich kam mir so unfassbar hilflos vor. Ich konnte nichts tun.

"So schwammig wie du es erklärst kann ja niemand was damit anfangen! Vanitas! Es ist immer die selbe Leier mit dir!", Noé wurde wütend, als er seinen Blick auf den Boden richtete, die Augen weit aufgerissen vor Wut.

Panisch zischte ich leise. Noé hatte Vanitas bei seinem Namen genannt... Mir fiel dieser Fehler sofort auf und meine Augen wanderten panisch zu Roland. Hatte er diesen Fehler gehört?

"Moment, wie hast du ihn gerade genannt?", Roland drehte seinen Kopf langsam in Vanitas richtung und ich spührte wie mein Herz einen kurzen aussetzer machte. "Oh nein...", er hatte es gemerkt, verdammt!

"Vanitas?"
Er packte Vanitas durch die Gitterstäbe und setzte seine Rede fort. "Schwarzes Haar... diese blauen Augen... Habe ich dich gefunden?"

"Fassen Sie ihn nicht an, lassen Sie ihn in ruhe!", rief ich, doch Roland war zu sehr damit beschäftigt gewesen Vanitas zu inspizieren.

"Vanitas, bist du es wirklich!? Bist du Vanitas!?", rief er plötzlich und Vanitas brachte ein gequältes "Jaaa, verdammt! Und jetzt?!", hervor.

Roland war außer sich vor freude. Wie wild klammerte er sich an den Schwarzhaarigen, umarmte ihn sogar durch die Gitterstäbe und warf mit viel zu vielen freundlichen Worten um sich.

Während ich verwirrt das Szenario vor mir betrachtete, stupste mir plötzlich Noé mit seinem Ellenbogen in die Seite. Sofort bekam er meine Aufmerksamkeit.

"Hör mir zu, (Y/N). Erinnerst du dich noch an das was wir geübt haben?"

Fragend blickte ich zu ihm, nickte jedoch nach einigen Sekunden.

"Wir werden einen Kampf nicht vermeiden können. Dies ist eine Chance für dich zu zeigen wie stark zu in Ausnahmesituationen sein kannst."

Ich wollte protestieren, doch langsam senkte ich meinen Kopf um meine Hand zu betrachten zu können, welche zuvor noch mit einem Messer verletzt wurde. Der Verband war mittlerweile an einigen Stellen in Blut getränkt. Nahezu überall konnte man die roten Flecken sehen. Es tat nicht weh, aber dennoch zeigte diese Wunde zu was ich geworden bin. Ich konnte diese dazugewonnene Kraft für das Gute nutzen.

"Bist du dir sicher, Noé? Ich werde es doch niemals mit einem Paladin aufnehmen können...", ich hob meinen Kopf um den Weißhaarigen sehen zu können.

"Ich werde dich unterstützen, also mach dir darum weniger Gedanken. Wir sind zu zweit, er ist alleine."

"Du musst dich ausruhen, Noé! Ich kann es nicht verantworten wenn dir etwas passieren würde!", ich wurde lauter. Wann begriff Noé es endlich? Er sollte nicht aufstehen, geschweige denn kämpfen! Und dennoch tat er erstes wie selbstverständlich und beim zweiten würde er sich auch nicht zurückhalten können.

"Du wirst mich nicht davon abhalten können. Vanitas ist in Gefahr, da kann ich nicht untätig bleiben."

Ich erwiderte den Blickkontakt zu Noé.

"Also ist es wirklich die Wahrheit, ja? Du wirst von Vampiren ausgenutzt?!"
"Bitte, WAS?"

"Sag, macht er sich deine Schwäche zu nutze? Oder erpresst er dich sogar mit einer Geisel?"
"Hallo?!"

Vanitas klang empört, als Roland weiterhin auf ihn einredete.

"Zu sehen wie eine so junge Seele dazu gezwungen wurde ein Angehöriger vom Clans des blauen Mondes zu werden zerbricht mir das Herz."

Vanitas hatte die Schnauze gestrichen voll. Er holte mit seiner rechten Hand aus und verletzte Roland an seiner linken Wange. Seine klauenartigen Handschuhe machten es Vanitas möglich anderen zumindest ein wenig Schaden zuzufügen.

Auch wenn Noé und ich es nicht sehen konnten, wir wussten das diese Verletzung auf jedenfall bluten musste.

"Ihr habt Euch kein bisschen verändert, war ja klar. Ihr drückt nachwievor jedem mit euren herablassenden Blick euer Mittleid auf! Hör gut zu! Alles was ich tu, tu ich nach eigenem Ermessen, verstanden!? Ich habe mich mit einem Vampir zusammengetan. Ich habe mich hier eingeschlichen und Ich habe dich soeben verletzt! Das alles habe Ich selbst entschieden. Ich bin nicht so wie ihr, die den Worten ihres ach-so-tollen stupfsinnigen Gottes einfach so folge leisten!", Vanitas wurde lauter mit jedem Wort das er sprach.

Er wollte sich nicht bevormunden lassen, und von einem Paladin schon gar nicht.

"Du armes Kind!", Roland began zu weinen und sofort wandelte sich Vanitas ernster Gesichtsausdruck zu einem verwirrten und angewiderten. Dem konnten sich Noé und ich nur anschließen. Normalerweise hätte Roland Vanitas nach seinen Aussagen töten müssen, doch stattdessen weinte er und bemittleidete nur noch mehr den Schwarzhaarigen.

"Oh, bitte habt Erbarmen und vergibt dieser verlorenen Seele! Ich bin mir sicher deine Liebe ist so groß das du ihm verzeihen wirst.", Roland weinte weiter vor sich hin. Komplett schutzlos hatte er uns den Rücken zugewandt, eigentlich wäre dies unsere Gelegenheit gewesen anzugreifen, doch ich zögerte. Jede Minute die wir gewinnen konnten erholte sich Noé mehr und mehr. Wir mussten die Zeit die wir hatten weise nutzen, auch wenn Vanitas darunter leiden musste.

Roland war trotz seiner Wesensveränderung nicht harmlos. Dieser Mann hatte Kraft, sehr viel Kraft. Man durfte ihn nicht unterschätzen.

"Vanitas, wende dich nicht dem Licht ab!"
Er klammerte sich abermals an die Gitterstäbe und sprach auf Vanitas ein. "Öffne deine Augen und Ohren! Mach dich empfänglich für die herrlichkeit Gottes, damit du die Worte unseres Herrn vernehmen kannst!"

"WIE WÄRS WENN DU MAL MEINEM GOTT ZUHÖREN WÜRDEST?!", Vanitas war verzweifelt.

Roland sprach weiter auf Vanitas ein. Es war so viel gewesen, das selbst meine Ohren den Klang der Stille bevorzugten. Jeder brauchte etwas an das er glauben konnte, doch dieser Blondschopf übertrieb maßlos.

"Ich glaub ich muss kotzen...", sagte Vanitas als er sich an die Gitterstäbe klammerte. Er hatte jedem Wort was Roland sprach ein Ohr gegeben, ein großer Fehler.

"So langsam ist meine Sicht wieder einigermaßen normal, so kann ich mich verteidigen.", hauchte Noé als er seine Hand von seinen Augen nahm. Die ganze Zeit über hatte er alles nur aus einem Spalt zwischen seinen Fingern betrachtet, wohl um die Kopfschmerzen so gering wie möglich zu halten. Vanitas hatte uns mehr als genügend Zeit verschafft, wenn auch unwissentlich.

So langsam waren Noé und ich bereit, auch wenn Noé eher den Kampf gesucht hatte.
Doch auch Roland schien nicht weiter untätig bleiben zu wollen. Er zog ein langes Tuch von seiner Waffe ab, welches achtlos zu Boden sank.

Das war es was er die ganze Zeit mit sich herumschleppte. Eine Waffe mit zwei Seiten. Eine Art Lanze und Schwert in einem.

Doch uns blieb keine Zeit zum bestaunen.

"NOÉ! (Y/N)!", ich hörte Vanitas ruf, doch im Augenwinkel konnte ich nur noch etwas schwarz-blondes erkennen.

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt