Mémoire 24

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Vanitas und Noé unterhielten sich einige Meter vor mir, während ich ihnen langsam folgte. Ich konnte sie dabei beobachten wie sie angespannt flüsterten, anscheinend tüftelten sie an einem Plan wie wir aus dieser Situation wieder herauskommen konnten. Seufzend betrachtete ich die Umgebung. Alles war aus Stein und die Decken in diesem Komplex waren gigantisch. Viele, viele Meter reichten sie nach oben, unerreichbar für die eigenen, im vergleich viel zu kurzen, Arme.

"Kannst du den Kerl nicht irgendwie zum schweigen bringen?"

Nun hörte ich Vanitas etwas deutlicher.

"Unmöglich. Er gibt sich keinerlei Blöße. Was machen wir denn jetzt?!", Noé betrachtete mit verachtendem Blick Roland's Rücken, welcher einige Meter vor ihnen war.

Ich senkte meinen Blick. Wir hatten wirklich ein Problem.

"So einen Ort hätte ich wirklich nie erwartet.", staunte Noé als wir einen neuen Abschnitt der Katakomben betreten hatten. Viele Kerzen auf Kerzenständern, die an einzelnen Säulen der Wände befestigt waren, erhellten den schier unendlichen Raum mit Licht. In der Ferne lag ein dunkler Durchgang.

"Nanu?", Roland wandte sich von der Gruppe ab und ging zu einem Rahmen, wozu wohl eine Tür gehören musste, welche sich zu unserer linken befand. "Vincent, komm mal her! Kannst du dir das mal ansehen?", der Blonde kniete sich vor dem Rahmen hin. Vanitas, welcher angesprochen wurde unter dem Namen Vincent, ging ohne zu zögern auf Roland zu. "Natürlich!"

Noé und ich blieben weiter hinten zurück. Wir trauten diesem Roland nicht, egal wie freundlich er auch zu sein schien oder sich gab. Vanitas hatte hingegen keine andere Wahl, er musste zu ihm, um keinen Verdacht zu erwecken.

"Es geht um diese Schriftzeichen hier.", Roland deutete auf etwas was Noé und ich aus der Ferne nicht erkennen konnten.

"Wo denn?", Vanitas beugte sich vor, als er ebenfalls diese vermeintlichen Schriftzeichen suchte.

Blitzschnell reagierte Roland als er Vanitas packte und nach vorne schleuderte.

"Vincent!", ich schrie als ich instinktiv zu ihm und Roland wollte, doch Noé hielt mich zurück.

"Du mieser Verräter!", keifte ich als Roland mit einem grinsen auf dem Gesicht zu uns blickte.

Das was wir zuerst für einen Rahmen hielten entpuppte sich als eine Gefängnisszelle, in welche Vanitas von Roland geschleudert wurde. Augenblicklich fuhr das Tor hinunter und schloss den Schwarzhaarigen, welcher unsanft gegen eine Steinwand geknallt war, ein.

"Nun seid ihr dran.", sagte Roland als er etwas in die Luft warf.

"Seht nicht hin!", rief Vanitas panisch als er sich an das Metallgitter der Tür klammerte.

Sofort schloss ich meine Augen und verdeckte sie dazu noch mit meinen Armen. Noé hatte neben mir das selbe getan als ein helles Licht den Raum in pures weiss tauchte. Dieses Licht war heller gewesen als alles was die Sonne zu bieten hatte. Heller noch als das Licht am Ende des Tunnels, woran viele glaubten.

"Was zur Hölle ist das?", fragte ich mich selbst als das Licht nachließ und ich langsam meine Augen wieder öffnete. Sofort began sich die Welt um mich herum zu drehen und ich sah im Augenwinkel wie Noé zu Boden sackte. "Noé!", sofort ging ich taumelnd auf ihn zu und kniete mich vor ihn. Er hatte die Augen zugekniffen und eine Hand an seinen Kopf gelegt. Ihm schien es noch schlechter als mir zu gehen.

"Oh, gleich zwei Vampire? Wie ich es mir bereits gedacht habe.", sagte Roland mit einer verächtlichen Stimme als er Noé und mich musterte.

"Tut es sehr weh? Quält ihr euch etwa? Wisst ihr, dieses Licht von eben dient dazu eure Augen unbrauchbar zu machen."

"Noé, sag doch etwas! Geht es dir gut?", ich packte ihn an seiner Schulter und rüttelte einige Male. Langsam öffnete er seine Augen und blickte zu mir, wenn auch desorientiert. Als wäre ich aus Glas und er würde durch mich hindurch sehen können. Schockiert betrachtete ich seine Iris. Stetig wechselte sie die Farbe zwischen Orange und Lila.

"Er braucht Hilfe, so schnell wie möglich. Verdammt! Was mache ich jetzt nur?"

Langsam sackte Noé vor mir zusammen, als sein Kopf gegen meine Schulter fiel und sich dort abstützte. Sofort legte ich meine Hand auf seinem Kopf und blickte hasserfüllt nach hinten zu Roland. Dieser hatte sich Vanitas zugewandt und sprach zu ihm.

"Gehe ich recht in der Annahme das ihr die Kleidung gestohlen habt? Und ihre rechtmäßigen Besitzer... habt Ihr sie etwa getötet?"

"N-Nein...", Noé keuchte. Für ihn war es unfassbar anstrengend gewesen dieses Wort über die Lippen zu bringen.

"Ich weiss zwar weder wer ihr seid, noch was ihr hier Unten zu suchen habt, aber kein Vampir wird diesen Ort jemals wieder lebendig verlassen.", Roland hatte sich wieder Noé und mir zugewandt, blickte aber eher zu mir als er diese Worte sprach.

"Ich bin ein Chasseur. Das Lichtschwert Gottes-", Roland zog etwas aus einer kleinen Kammer seines Gewandes hervor. "Jäger der rotäugigen Ketzer!"

Ich weitete meine Augen. Das was er hervorzog war eine Spritze gewesen!

Ohne zu zögern injizierte Roland die in ihr befindliche Flüssigkeit in seinen Körper durch den Hals.

"Ihr, die ihr die Welt ins Chaos stürzt, fürchtet den Zorn unseres Herrn! Denn sein Wille geschehe!"

Ich wurde mit jedem Wort das er sprach panischer. Vanitas selbst geriet in Panik, als er wie wild an dem Metallgitter rüttelte. "Ihr müsst hier weg, sofort!", schrie er, doch ich war wie gelähmt. Roland wirkte bedrohlicher, größer und weitaus stärker, als es noch vor einigen Minuten der Fall gewesen war. Bedrohlich blickte er auf Noé und mich herab.

Egal wie sehr ich es auch wollte, meine Beine bewegten sich kein Stück.

"Wir würden hier unten sterben, nicht? Ich kann nichts tun um Vanitas oder Noé auch nur in irgendeiner Art und Weise zu helfen. Roland wird uns alle töten, egal ob Vampir oder nicht. Ich will nicht so sterben, nein! Nicht so!", meine Gedanken kreisten panisch, ich sah das Ende vor meinem geistigen Auge schon nahe.

Ich würde nichts mehr über das Buch was Vanitas besaß herausfinden, oder gar über Noé, welcher garantiert viele spannende Geschichten zu erzählen hatte. Ich würde nie mein Geschäft weiter ausbauen können, um die bekannteste Schneiderin dieser Zeit zu sein. Ich würde nie sehen was aus meinem Lehrling wird, geschweige denn was das Leben für ihn bereithielt. Und nie mehr würde ich diesen schönen Sternenhimmel sehen können, zu welchen Noé und ich nur wenige Nächte zuvor aufgesehen hatten.

Umbemerkt verlor ich eine Träne bei all diesen schönen aber auch zugleich traurigen Gedanken.

Dies war das Ende und ich musste es akzeptieren.
Dieser Mann würde mich töten, aus reiner Überzeugung.

"Tut mir leid Vanitas, aber ich kann mich nicht bewegen.", hauchte ich als ich meine Augen schloss. Alles was mir jetzt noch blieb war die Hoffnung das es schnell und schmerzlos gehen würde.

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt