Mémoire 20

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= Vanitas no Carte =

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"Sag mal Noé, wer ist eigentlich Amelia?", fragte ich neugierig als ich zu dem Weißhaarigen blickte der gerade dabei war eine geeignete Stelle für meine ersten Übungsstunden zu finden.

"Oh! Amelia ist eine total nette Dame! Ich habe sie kennengelernt auf meinem Flug hierher nach Paris. Es gab einige Komplikationem und Vanitas hat ihr geholfen.", erklärte er glücklich als er zu mir blickte.

"Moment, Vanitas hat ihr geholfen?"
"Ganz genau. Er hat es mit seinem Buch geschafft den Fluch der auf ihr lag zu brechen. Sie war eine Fluchträgerin musst du wissen."

"Verstehe... Und wo ist sie jetzt?"
Noé seufzte. "Momentan steht sie unter beobachtung vom Orlok. Eigentlich sollte sie exekutiert werden, doch Vanitas und ich konnten es verhindern. Dennoch muss sie überwacht werden, falls sie in ihr altes Muster zurückfällt."

"Oh, das... tut mir leid."

"Nein, nein! Keineswegs muss es dir das! Es geht ihr super und das ist letztenendes alles was wichtig ist, nicht?", Noé lächelte sanft und ich nickte, ebenfalls mit einem Lächeln auf meinen Lippen.

"Also gut, lass uns mit den einfachen Sachen beginnen.", Noé setzte sich auf eine Kiste welche direkt neben einer Steinwand eines Gebäudes stand.

"Zuerst musst du wissen was dich ausmacht. Nicht deine Persönlichkeit, sondern deine Fähigkeiten. Da du ein Halbvampir bist weiss ich nicht was alles auf dich zutrifft, aber das werden wir schon noch herausfinden!"

"Darauf vertraue ich.", lachte ich als ich mich neben ihn setzte.

Noé drehte sich zu mir und ich tat es ihm gleich.
"Ich kann dir nur erzählen was mich auszeichnet. Bist du bereit?"

Ich nickte mit einem breiten lächeln und Noé began zu erzählen.

"Gut also... Als allererstes regeneriere ich mich schneller, heißt: Verletzungen, offene Wunden und gebrochene Knochen benötigen nicht so lange zum verheilen wie bei einem gewöhnlichen Menschen. Desweiteren besitze ich weitaus mehr Ausdauer als ein Mensch. Vanitas ist immer ganz aus der Puste wenn wir durch Paris rennen, weswegen ich ihn ab und zu mal tragen muss.", Noé kratzte sich lachend am Hinterkopf.

"Etwas was ein jeder Vampir besitzt ist Geschwindigkeit und Stärke. Also ist es gut möglich das auch du um einiges stärker geworden bist. Ansonsten habe ich nur noch eine Fähigkeit die nur ein Archiviste besitzen kann."

Aufmerksam blickte ich zu ihm.
"Was ist das für eine Fähigkeit?"

Noé schluckte schwer.
"Ich... naja, also..."
Er seufzte.

"Durch das Blut einer Person kann ich in ihre Erinnerungen blicken und sie lesen. Ich sehe was sie gesehen haben... und auch was sie in diesem Moment gefühlt haben."

Beeindruckt klatschte ich in die Hände.
"Das ist doch eine tolle Fähigkeit... oder etwa nicht?"

Der Weißhaarige zuckte mit der Schulter.
"Kommt drauf an was man sieht und lernt. Es gibt durchaus schöne Erinnerungen... aber manchmal..."

Die Stille Noé's beunruhigte mich und so versuchte ich schnell das Thema zu wechseln. Noé so traurig zu sehen hätte mir beinahe das Herz zerbrochen.

"Also gut, womit fangen wir als erstes an?"
Ich erhob mich und blickte stolz mit in die Hüfte gestemmten Hände zu Noé herunter.

Sofort wandelte sich seine Laune von nachdenklich und trüb, zu aufmerksam und fröhlich.
"Oh stimmt, also... Hmm, womit könnten wir am besten anfangen... Ich weiss! Mit der schnelligkeit. Geschwindigkeit sollte ein leichtes für dich sein. Also, als erstes solltest du dich richtig positionieren, nur fürs Üben versteht sich, du musst es nicht jedes Mal machen. Und dann......"

Noé's Worte wurden immer und immer leiser.
Etwas anderes hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und ließ alles andere um mich herum verblassen wie im Nebel. Tiefblaue Augen starrten mich aus der Distanz heraus an, fraßen sich glatt durch meinen gesamten Körper, als würde er nicht existieren. Diese Augen waren nicht bedrohlich, nein. Das starren war aufmerksam, neugierig und belustigt. Sie funkelten und waren Messerscharf, um auch alles bestens erblicken zu können was sich um mich und Noé herum abspielte.

"Vanitas?", hauchte ich leise wobei ich die Nebelschwade nicht bemerkte die durch die warme Luft meines Rachens entstanden war.

"Tschuldigung, war ich zu schnell?"
"Huh?"

Meine Aufmerksamkeit legte sich sofort auf Noé und ich schüttelte schnell mit dem Kopf.
"Nein, nein. Alles bestens. Tut mir leid, ich bin irgendwie in Gedanken versunken, aber jetzt können wir gerne weitermachen."

Noé's Blick war besorgt und innerlich hätte ich mich am liebsten selbst dafür geohrfeigt so unaufmerksam gewesen zu sein. Jetzt war er besorgt, na klasse.

"Noé, es ist nichts schlimmes, wirklich. Mir kam nur eine alte Erinnerung wieder hoch. Eine positive Erinnerung. Deswegen habe ich mich so ablenken lassen."

"Jetzt lüge ich ihn sogar schon an. Das hat Noé nicht verdient, aber was soll ich nur tun?! Ihm sagen das Vanitas und beobachtet?! Noé würde sich Vanitas vorknöpfen und ihm eine Standpauke halten, ganz bestimmt."

"Oh, verstehe.", ein lächeln legte sich auf seine Lippen und innerlich seufzte ich erleichtert. "Aber bitte, falls irgendetwas sein sollte, wende dich an mich. Ich habe immer ein offenes Ohr, egal um was es geht. Ich verurteile dich nicht und ich werde auch keine Fragen stellen."

Ich lachte. "Ich weiss Noé, ich weiss. Dafür danke ich dir sehr. Ich werde bei Zeiten daran denken falls mich mal etwas bedrücken sollte.", mein lachen verstummte und mit ihr die ganze Welt.
Es war totenstill, nicht mal eine Heuschrecke konnte man hören, oder Schritte eines Fußgängers.

Es war eine ruhige und zudem schöne Nacht.
"(Y/N), seht!", Noé zeigte nach oben richtung Himmel.
Ich folgte seinem Finger und blickte hinauf zu den Sternen.

"Sie sind wirklich wunderschön.", hauchte ich.
"Ich sehe sie mir gerne an. Sie haben etwas schönes an sich, aber auch etwas mysteriöses. Sie sind so winzig klein, fast schon so klein wie ein Glühwürmchen."

Noé hatte wirklich ein unschuldiges und reines Gewissen. Er sah das schlechte nicht, sondern nur die guten Seiten. Er hatte Hoffnungen und Träume und innerlich hoffte ich das sie alle in erfüllung gehen würden ohne komplikationen. Aber ein Gefühl beschlich mich das es nicht reibungslos funktionieren würde. Irgendetwas würde geschehen in der Zukunft, was alles ändern würde. Auch Noé's Sichtweise.

Meine Augen fielen zurück auf die Stelle an welcher ich die tiefblauen Augen gesehen hatte. Sie waren verschwunden.

"Hat es etwas mit dir zu tun, Vanitas?"

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt