Mémoire 14

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"Verdammt, warum juckt das so? Urgh. Wenn das weiter so geht werde ich noch Wahnsinnig..."

Es waren nun schon 3 Tage vergangen und von Noé hatte ich noch nichts gesehen. Er hielt sich immernoch mit Vanitas und Dominique in seiner Welt auf, um sich weiter um die Probleme dort zu kümmern.

In der Zeit hatte ich mich verkrochen in meinem eigenen Geschäft.
Vorne an der Eingangstür hing ein Schild mit Informationen darüber das es bis auf weiteres geschlossen bleibt, aufgrund von Lieferengpässen an Stoffen und Nähten.

Dies war gelogen, ich hatte mehr als zu genüge im Geschäft, lediglich... fühlte ich mich nicht so gut.

"Jetzt fängt es wieder an zu pochen, hört das denn nie auf?!"

Es war dunkel gewesen in meinem Geschäft, auch wenn Draußen die Sonne schien. Ich wollte kein Licht und ich wollte auch nicht das Passanten mich in diesem Zustand sahen. Ich fühlte mich wie eine Bestie welche die Schatten ihr Zuhause nennt, abgetrennt von der Zivilisation. Alle Vorhänge waren zugezogen und die Fenster verschlossen.

Komplette isolation.

Meinem Lehrling hatte ich freigegeben. Unser Laden lief Wochenlang bestens, von daher konnten wir uns eine Zeit lang über Wasser halten, auch wenn Tagelang kein neues Geld hinzu kam.

"Mein Magen tut weh, vielleicht sollte ich mal was Essen. Mich selbst zu bemittleiden wird mir auch nicht helfen dieses widerliche Gefühl loszuwerden."

Langsam rappelte ich mich auf. In einem kleinen Nebenraum des Gebäudes lagerten wir einige Kartoffeln, Äpfel und anderes Obst sowie Gemüse, damit konnte ich mich über Wasser halten in den vergangenen Tagen.

Auf dem Weg zum Nebenraum kam ich am Eingang des Geschäfts vorbei und bemerkte eine Silhouette direkt vor der Tür.

"Nicht schonwieder. Haben etwa alle das Lesen verlernt?", seufzend schloss ich die Tür auf und öffnete meinen Mund um ein weiteres Mal den selben Satz zu sprechen, welchen mindestens schon 7 Personen hören mussten in den vergangenen Tagen.

"Tut mir leid, aber das Geschäft ist bis auf weiteres– Vanitas?"

Meine Augen wanderten zum Gesicht des Menschen und ein freches Grinsen kam mir entgegen.

"Guten Tag."

"Aber woher-"

"Ich habe da meine Kontakte, darf ich?", der Schwarzhaarige drängelte sich an mir vorbei in das Gebäude. Überrascht reagierte ich erst einige Sekunden später und nickte. Stumm schloss ich die Tür hinter uns.

"Womit habe ich die Ehre?", fragte ich zögerlich als ich Vanitas Schritten folgte. Stumm blickte er sich um und betrachtete einzelne Gegenstände.

"Naja.", er drehte seinen Kopf zu mir und verschränkte die Arme. "Ich habe dich seit Tagen nicht mehr gesehen und daher dachte ich, ich statte dir mal einen Besuch ab."

"Einen Besuch? Was ist mit Noé?! Ist alles in Ordnung?", fragte ich panisch.

"Es ist alles in bester Ordnung. Noé schläft sich lediglich ein wenig aus, das ist alles."

"Was ist mit den Fluchträgern die uns angegriffen haben?"

"Ganz ruhig, ganz ruhig. Das sind viel zu viele Fragen auf einmal. Sag, wie hast du dir die Zeit vertrieben, das würde mich brennend interessieren."

Ich zögerte.
"Warum fragst du?"

Vanitas zuckte mit den Schultern.
"Mir ist da etwas interessantes aufgefallen am Abend des Maskenballs."

Vanitas ging einige Schritte auf mich zu und instiktiv wich ich zurück.

"Draußen auf dem Balkon befanden sich einige Tropfen Blut. Kann es vielleicht sein das diese Tropfen..."

Vanitas Augen fixierten sich auf meinem Hals und sofort legte ich meine Hand über die Wunde.
"Ich weiss nicht wovon du sprichst. Trinken Vampire nicht Blut? Vielleicht hat ein Vampir einen anderen Gebissen, oder Rotwein verschüttet!"

Vanitas lächelte. "Kann es sein vielleicht du von einem Vampir gebissen wurdest?"

Meine Augen weiteten sich und ich senkte meinen Kopf.

Vanitas lachte. "Ich wusste es. Das du den Raum betreten hattest in welchen Dominique und ich uns befanden hatte mir schon große Fragen aufgeworfen, doch nun fügt sich das Puzzle. Du wolltest deine Wunde verdecken um so nicht bei den Vampiren und uns aufzufallen. Sehr raffiniert, das muss ich dir lassen."

"Kann ich dagegen etwas tun? Kannst du mir helfen?", hoffnungsvoll blickte ich zu Vanitas, doch zu meiner Enttäuschung schüttelte er mit dem Kopf.

"Ich kann dir nicht helfen. Lediglich kann ich Fluchträger von ihrem Fluch befreien und Vampire ausrotten. Es gibt keine Medizin gegen Vampirbisse und ihrer Infektion. Dir bleibt nur eine Mutation."

Geschockt sackte ich langsam zu Boden, da meine Beine mich nicht mehr tragen wollten.
"Soll das etwa heißen... das ich zu einem Vampir werde?"

"Beruhige dich. Es hat doch auch was gutes. Immerhin kannst du so uneingeschränkt auf die andere Seite und zudem wird dich kein Vampir mehr suchen und angreifen."

"Was ist mit Sonnenlicht, Knoblauch oder gar einem Kruzifix?! Oh nein..."

"Hey, hey, hey. Beruhige dich, das sind doch bloß Ammenmärchen. Ich wette das Noé keine Angst vor einem Kruzifix oder gar Knoblauch hat. Und schon vergessen? Er ist mit mir durch Paris gegangen am hellichten Tag und oh Wunder! Nicht zu Staub zerfallen."

"Ich werde nie wieder ich selbst sein können. Ich will nicht zu einem Vampir werden..."
Ohne das ich es wollte spührte ich wie meine Augen feucht wurden. Eine Träne nach der anderen rollte über meine Wange. Der psychische Druck war schlichtweg zu groß gewesen.

"Bitte, beruhige dich!", Vanitas kniete sich vor mich und legte seine Hand auf meine Schulter.
"Wir reden später mit Noé darüber, er wird wissen was zu tun ist."

Ich hob meinen Kopf und nickte.
"Vielen Dank, Vanitas."

Er nickte und erhob sich vom Boden.
"Komm, wir gehen."
"Wie? Sofort schon?"
"Aber sicher. Du willst doch sicherlich Noé wiedersehen, oder etwa nicht?"
"Ja, aber–"

Vanitas lächelte als er vor dem Geschäftseingang stehen blieb.

"Wenn du nicht kommst wird dir niemand helfen können."

Stumm betrachtete ich Vanitas. Ich rührte mich keinen Zentimeter, meine Augen wollten sich nicht von ihm abwenden und mein Körper wollte sich nicht regen.

"Hörst du mir zu?"
Vanitas Stimme klang fern, als wäre sie weit, weit Weg. Als befände er sich nicht im selben Raum mit mir, sondern auf der anderen Seite der Welt.

"(Y/N)? Bist du noch da, hallo?"

Er ging auf mich zu und blieb vor mir stehen. Meine Augen waren immernoch bestens auf ihn fixiert.
"Kannst du nicht mehr laufen oder hat es dir die Sprache verschlagen?"

Ruckartig packte ich den Schwarzhaarigen an seinem Mantel und zog ihn zu mir nach unten.

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt