Mémoire 63

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"Vanitas!", rief ich als ich durch das Blumenmeer hindurch zu ihm rannte. "Vanitas! Ist alles in Ordnung?", sofort hockte ich mich neben den Schwarzhaarigen, der flach auf den Blumen lag und mit einem erschöpften Gesicht zu mir blickte.

"Ach, du bist es (Y/N).', raunte er als er seinen Blick von mir abwendete und wieder zu dem strahlend Blauen Himmel hinauf blickte.

"Diese Operation hat dich wirklich viel Kraft gekostet, nicht?"

Vanitas nickte.
"Kann man wohl so sagen. Wie geht es den anderen?"

"Noé hat seine Hand verloren... Und Astolfo ist immernoch darauf aus Rache zu üben, aber Roland kümmert sich um ihn. Ansonsten war niemand mehr bei uns außer Dante.", informierte ich und Vanitas nickte.

"Sicher das alles in Ordnung ist?", ich setzte mich neben ihm auf die Blumen.

"Da die Operation erfolgreich verlief, ja. Ich muss mich nur ein wenig ausruhen die nächsten Tage, dass ist alles."

"Falls ich irgendetwas für dich tun kann sag es mir."

"Du solltest dich erstmal um dich selbst kümmern."

Vanitas deutete auf meinen gebrochenen Arm und ich senkte beschämt meinen Blick.

"Du hast wirklich schnell Fortschritte gemacht. Bewundernswert, dafür das du Mal ein Mensch warst."

"Huh?", ich hob meinen Kopf und sah das Vanitas mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ansah.

"Das war wirklich keine leichte Mission. Vorallem Astolfo hat dir und Noé Schwierigkeiten bereitet. Aber dennoch hast du dich ihm entgegengestellt."

"Was hätte ich denn sonst tun sollen? Noé alleine gegen so einen starken Gegner kämpfen lassen? Ich musste doch etwas tun..."

Vanitas began neben mir Lauthals zu lachen und ich zog eine Augenbraue in die Höhe.
"So lustig ist das nun auch nicht."

"Wirklich? Also ich finde das Urkomisch!"
Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf.

"Dein Sinn für Gerechtigkeit gefällt mir. Ich bin gespannt was noch auf uns zukommen wird, oder besser gesagt: Auf dich. Ich sehe großes Potenzial. Zumindest dann wenn auch du wieder uneingeschränkt handeln kannst."

Ich lächelte und stieß dem Schwarzhaarigen neben mir leicht in die Seite.

"Dann bin ich genau so gespannt was für Operationen du noch durchführen wirst."

Vanitas Lächeln wurde breiter und er schloss seine Augen. Eine Briese brachte kalte, erfrischende Luft mit sich und auch ich schloss meine Augen. Das Wetter war wirklich angenehm gewesen. Trotz der kälte der Luft war die Sonne warm, eine willkommene Abwechslung.

Dennoch bestärkte sich langsam in mir das Gefühl, welches mich schon seit Stunden quälte.

Das Pochen.
"So Nah an Vanitas zu sein bringt mich noch um den Verstand! Aber ohne Blut wird sich auch meine Wunde nicht schnell regenerieren können! Was mache ich jetzt nur?!"

Vorsichtig beobachtete ich Vanitas aus meinem Augenwinkel heraus, welcher immernoch unbekümmert die Sonne und die Ruhe genoss.

"Ob ich ihn wohl fragen sollte? Nein, das wird niemals funktionieren. Als ob er so etwas derartigem zustimmen würde! Aber dennoch... Moment, was sagte er noch in einer der letzten Nächte die wir in Paris verbracht hatten? Ah, genau, ich erinnere mich!"

Mir schoss die Situation vor Augen als Vanitas und ich uns alleine auf den Straßen von Paris unterhalten hatten.

"Und wenn du dieses Pochen an deinem Hals hättest, würdest du dann jemanden beißen? Keine Sorge, das war lediglich eine Interessensfrage."

"Warum diese Fragen, Vanitas? Das muss doch einen Grund haben, sowas fragt man doch nicht einfach so aus Spaß! Bist du sauer? Oder enttäuscht? Vielleicht aber auch irritiert oder verwirrt? Hör zu, ich wollte dich nicht beißen, wirklich! Ich-"

"Damit ich weiss was zu tun ist, solltest du ein weiteres Mal deinen Verstand verlieren."

Ich überlegte. "Ist nicht jetzt so eine Situation?"

Schwer schluckend richtete ich mich langsam von den Blumen auf, meine Augen immernoch auf Vanitas fixiert.

"Ich habe keine andere Wahl. Wenn ich will das dieses Pochen endlich verschwindet... Dann muss ich ihn beißen!"

Auf Vanitas hinabblickend fühlte ich nichts weiter als das Verlangen zu beißen. Meine Überlegungen und Sorgen wurden vernebelt. Vor mir war die Gelegenheit zur Lösung meines Problems gewesen.

Ich musste das Vertrauen brechen und mich um mich selbst kümmern. Um meine Probleme. Um meine Sorgen.

Mit einer ruckartigen Bewegung setzte ich mich auf Vanitas Körper, packte seine Schulter und senkte meine Zähne in das Fleisch seines Nackens.
Sofort zuckte Vanitas unter mir zusammen und packte mich mit seiner Hand an meinem gebrochenen Arm.

"(Y-Y/N), was tust d-du denn da?!", hörte ich Vanitas fragen. Seine Stimme war zittrig, schwach und leise. Doch ich reagierte nicht. Nur noch tiefer versenkte ich meine Zähne in seinem Fleisch und Blutstropfen für Blutstropfen gelang meinem Hals hinunter.

"Hör a-auf... sofort!", Vanitas Hand wanderte von meinem Arm zu meiner Schulter, als er mit wenig Kraft versuchte mich von ihm runter zu stoßen. Doch es funktionierte nicht. Meine Nägel bohrten sich in das Fleisch seiner Schulter und schwer atmend ließ ich von ihm ab.

Auch Vanitas atmete schwer. Sein Gesicht war rot wie eine Tomate und seine Hand zitterten unkontrolliert, als er mit geweiteten Augen zu mir aufblickte.

Keiner Sprach ein Wort, als wir uns schweratmend ansahen. Keiner rührte mehr einen Muskel und auch die Luft war wie eingefroren.

Ich leckte mir über die Zähne und beugte mich abermals hinunter zu Vanitas, als ich nun in seine Schulter biss, in welche ich zuvor meine Fingernägel gekrallt hatte.

Vanitas stöhnte auf und seine Hand legte sich auf meinem Kopf, als er sich an einige meiner Haare krallte.

"Das ist also dieses Gefühl von dem Vanitas sprach. Ich glaube ich verstehe was er jetzt gerade fühlt und denkt..."

Ich wusste nicht wie viel Blut ich bereits getrunken hatte, doch es war noch nicht genug. Ich wollte mehr. Mehr von diesem Geschmack, von dieser Flüssigkeit.

"Bitte... hör auf...", hörte ich Vanitas schwach keuchen und ich ließ ruckartig von ihm ab, als hätte mein Körper gesagt das es genug ist.

"Vanitas...", bedrückt blickte ich auf ihn hinab, als er mit einem Arm seine Augen überdeckte. Tränen bahnten sich an seinen Wangen den Weg nach unten und ich spührte eine andere Form der Atmung anhand seines Brustkorbes. Er schluchzte, atmete ruckartig ein und aus und leise konnte man die Geräusche seines Wimmerns vernehmen, welche zwischen seinen Lippen hervorkamen.

Dieser Anblick von Vanitas zerbrach mir das Herz. Noch nie zuvor hatte ich ihn jemals weinen sehen. Weder durch Verzweiflung, noch durch Erschöpfung oder gar Verletzungen. Alles hatte er mit einem Lächeln weggesteckt und nun lag er dort, direkt unter mir auf den Blumen, welche seine Schönheit mehr ausdruck verliehen. Doch auch die Blumen konnten diesen Anblick der Trauer nicht retten.
Sie schienen mit ihm zu verwelken.

"Ich hätte ihn töten können mit meinem Egoismus... Ich habe es übertrieben... Ich bin ein Monster."

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt