"Geht es dir gut?!", hörte ich Noé fragen und ich rappelte mich langsam auf.
"Wie viel Zeit ist vergangen?"
"Nur einige wenige Sekunden, die Explosion war nicht so stark. Komm!"Noé packte mich an meinem Arm und zerrte mich ohne weiter zu warten hinter sich her.
Zusammen stiegen wir einen kleinen Haufen an Metallschrott hinauf, die ehemaligen Maskottchen, und sofort erblickte ich Vanitas, einige Meter entfernt auf dem Boden sitztend."War das alles?!", fragte Noé hassdurchtränkt als er bedrohlich auf Vanitas hinabblickte, welcher sich vom Boden aufrappelte. Dennoch wagte keiner von ihnen auch nur einen Schritt nach vorne. Noé atmete schwer neben mir, als er zu überlegen schien was er tun solle. Vanitas schien derweil abzuwarten was Noé oder ich vorhatten.
"All diese Wochen... All diese Erlebnisse und Umstellungen in meinem Leben... Sie haben mich zu einen anderen Menschen gemacht. Aber vorallem haben sie mich zu einer Lügnerin gemacht. Ich hatte Louanne über Wochen hinweg verschwiegen was passiert war. Und nun schaffe ich es nicht einmal Vanitas aufzuhalten, nach all diesen Wochen meiner Entwicklung. Ich bin stärker geworden! Ich habe geholfen wo ich nur konnte. Und nun stellt mich ein einfacher Mensch auf die Probe. Das alles muss ein Ende finden, hier und jetzt!"
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und nach einigen Sekunden des schweren Atmens schrie Noé auf.
"Ich muss mich beeilen! Für Domi!"
Sofort machten Noé und ich einen Satz nach vorne, geradewegs auf Vanitas zu, welcher es uns gleichtat. Jeder von uns war in der Position und der Lage gewesen zu töten. Dennoch besaß Vanitas keinerlei Deckung mehr und geschockt weitete ich meine Augen.
"Wenn ich ihn jetzt angreife, wird er sterben!"
Wie in Zeitlupe näherte ich mich dem Schwarzhaarigen.
"Das darf ich nicht zulassen!"
Es waren nur noch wenige Meter.
"Ich darf ihn nicht töten!"
Wenige Zentimeter.
"Ich will ihn nicht töten!"
Sofort machte ich einen Rückzug und auch Noé brach seinen Angriff auf der Stelle ab. Doch Vanitas hatte ihn erwischt. Geschockt blickte ich zu Noé neben mir, welcher taumelnd einige Schritte nach vorne ging, ehe er zu Boden sackte.
Vanitas hatte ihn mit seinem Dolch gefährlich verletzt. Blut wirbelte durch die Luft und unter Noé bildete sich eine Pfütze aus der roten Flüssigkeit.
"Noé!", ich hockte mich neben den Weißhaarigen und stützte ihn, während ich hasserfüllt zu Vanitas blickte. "Du elendiger-!", was aus Wut gesagt wurde entspannte sich, als meine Emotionen ihren Kurs wechselten.
Ich blickte zu dem Schwarzhaarigen auf, welcher schwer atmend und ebenfalls verletzt zu uns blickte.
Ich spührte so etwas ähnliches wie Mittleid und Gewissensbisse, als mein Gesicht sich ein wenig entspannte und ich meine Augen weitete."Hat Noé ihn doch... erwischt?"
Vor Schmerzen keuchend krallte sich Noé an meine Schulter und ich half ihm sich aufzurichten.
"Was soll das?! Ich musste mich von Mikhail dafür verhönen lassen nicht das geringste über dich zu wissen! Aber du lässt ja auch niemanden an dich heran! Tust immer so als wärst du der Allwissende höchstpersönlich! Und du kommst nicht mal auf die Idee mit uns über irgendwas zu reden! Es macht mich so wütend! Nicht nur das du die beleidigst die ich liebe, es gibt keine einzige Sekunde in der du uns wirklich gehör schenkst! Und auf einmal tust du so als wäre... als wäre alles was wir gemeinsam durchgestanden haben nie passiert! Wie wärs wenn du endlich mal dein Mundwerk aufmachst, Vanitas!"
Vanitas sagte kein Wort. Der Regen, welcher uns immernoch umgab, wurde von Sekunde zu Sekunde lauter um uns herum. Es war unerträglich.
"Los jetzt! Sprich mit uns!", rief Noé verzweifelt, doch ich packte ihn an seinem Arm und zog ihn mit mir einige Schritte zurück.
"Achtung! Er injiziert sich noch eine Droge!"
Die Spritze fiel zu Boden und sprang einige Male auf, ehe sie still liegen blieb.
Vor Panik schwer atemend spührte ich wie mir noch mehr Adrenalin durch die Adern schoss.
Vanitas war nicht mehr zu stoppen gewesen. Reden brachte ab diesem Punkt nichts mehr.
Er wollte weder etwas von uns hören, noch ins Antwort leisten. Ihm war es egal ob er uns tötete oder nicht. Es ging ihn nur noch um sich selbst.
"Er hat selbst gesagt das er die Menschen und Vampire verachtet, da sie egoistische Wesen sind, aber selbst ist er kein Stück besser!"
Während ich innerlich Vanitas Doppelmoral verachtete wandte sich Noé mit einem erschrockenen Aufkeuchen von Vanitas ab.
Ehe ich realisieren konnte was geschehen war, war Noé bereits neben mir verschwunden und rannte geradewegs auf das Riesenrad zu.
"Das ist ja Dominique! Oh nein!", schrie ich auf als ich erkannt hatte was geschehen war.
Dominique war gesprungen.
"Domi!", hörte ich Noé verzweifelt rufen als er versuchte aufzuholen um sie aufzufangen. Doch eine andere Person kam dazwischen und fing die junge Frau vor Noé's Augen auf.
"Jeanne ist ja auch hier, welch ein Glück!", ich hatte die Höllenfeuerhexe sofort erkannt.
Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, als ich mich wieder Vanitas zuwandte, welcher immernoch unberührt auf seiner Position stand.
"Hör auf damit, Vanitas! Dieser Kampf führt zu nichts! Kannst du es wirklich verantworten Noé oder mich zu töten? Könntest du damit wirklich die nächsten Jahre deines Lebens leben?! Nach all dem was wir durchgemacht haben?! Kannst du das?! Du bist ein egoist! Du solltest dich schämen, so über Dominique und Noé zu reden! Wie kann man nur so einen widerlichen Charakter haben... Du bist nicht Vanitas! Du bist nicht der Vanitas den ich kennengelernt habe! Du bist noch mehr ein Monster als ich es bin! Ich hasse dich!", rief ich, als ich mit Tränen in den Augen und geballten Fäusten zu dem Schwarzhaarigen blickte.
"Was sage ich denn da? Ich hasse ihn nicht... nein. Ich könnte ihn niemals hassen."
"(Y/N), weg da!", hörte ich Noé hinter mir rufen und sofort machte ich einen Satz nach hinten. Gerade noch rechtzeitig. Durch meine Gedanken wurde meine Sicht vernebelt und ich hatte Vanitas nicht kommen sehen.
Schwer atmend landete ich neben Noé auf dem Dach eines kleinen Gebäudes.
"Danke, Noé!", keuchte ich und Noé nickte."Es ist noch nicht vorbei."
Ein Greifhaken befestigte sich über uns an einer Achterbahn und Vanitas sprang zu uns hinauf. Mit einem gezielten, unvorhersehbaren Angriff schaffte Vanitas es Noé mit seinem eigenen Gewicht zu treffen und die Decke gab unter unseren Füßen nach. Zusammen stürzten Noé und ich hinab in das Gebäude und landeten unsanft zwischen hinunterfallenden Gestein.
Hustend rappelte ich mich auf und auch Noé setzte sich auf. Zum Glück war uns nichts weiter passiert. Dennoch dauerte es einige Sekunden bis wir die Situation verarbeitet hatten und Noé knurrte neben mir auf, als er seinen eigenen Schatten hinter sich sah, bereit zum Angriff. Doch es stellte sich nur als ein Spiegel heraus, in welchem er sich einige Sekunden erschrocken selbst betrachtete.
"Habe ich etwa die ganze Zeit über... so eine Grimasse gezogen? Und Vanitas... Was hat er für ein Gesicht gemacht?", hörte ich Noé erstaunt murmeln und ich betrachtete mich ebenfalls im Spiegel. Ich sah wirklich schlimm aus. Überall kleinere Verletzungen, Blutergüsse und aufgerissene Stellen, aus welchen Blut austrat. Meine Haare waren zerzaust und in ihnen befand sich Dreck, Gestein und Staub, sowie einige Blutspuren, welche von Noé's Verletzungen auf mich abgefärbt hatten.
Auch ich sah aus wie ein Monster.
Der Hass hatte meine Gefühle und Gedanken beeinflusst und auch Noé schien von seinem Adrenalintrip hinunter zu kommen. Geschwächt lehnte er sich gegen den Spiegel, welcher unter seiner Last Risse bekam und zerbrach."Mikhail hatte recht... Wir wissen nicht das geringste über Vanitas Vergangenheit."
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Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]
Fanfiction[BEENDET] Eines Tages geschah etwas merkwürdiges in Paris was deine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Zwei Männer, ein Buch und die Frage was dieses Buch wohl zu verbergen hat ist etwas, was dich mehr beschäftigen sollte als alles was du zuvor gesehen...