Mémoire 28

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Diesmal hielt ich keinen Abstand zu Noé oder Vanitas. Schulter an Schulter gingen wir die schmalen Gänge der Katakomben entlang. Noé links von mir und Vanitas rechts.

Noé schien es nicht zu stören, eher war er froh darüber das ich in seiner unmittelbaren Nähe war. Er fühlte sich sicherer und konnte besser auf mich acht geben. Das merkte man vorallem an seinen Blick, der mehr mir galt als dem was vor uns lag. Ihm hingen die Schuldgefühle wirklich nach. Ich ahnte das dieses Thema noch nicht zuende sein würde.

Vanitas hingegen blickte stur nach vorne, ohne auch nur einmal seinen Blick zu mir oder Noé zu wenden. Seine Hände hatte er vor seiner Brust verschränkt und seine Sanduhr war das einzige gewesen was neben unseren Schritten ein Geräusch erzeugte.

Ich fühlte mich wohl. Dieses Abenteuer war soweit ein voller Erfolg, trotz der Verletzungen seitens Noé und mir. Auch schien sich das Band zwischen uns allen zu stärken. Das Vertrauen wurde größer und auch Vanitas schien langsam aufzutauen.
Ein unbewusstes lächeln schlich sich auf meine Lippen über diese Gedanken.

"ZURÜCK!", Vanitas zischte als er Noé und mich ruckartig packte und zurückzog in eine der Gänge. "Da vorne sind einige Chasseure!"

"Was machen wir denn jetzt?", zischte Noé als er um die Ecke blickte um die Chasseure sehen zu können.

"Wäre es nicht ein leichtes sie auszuschalten? Sie scheinen nicht so stark zu sein wie Roland.", murmelte ich nachdenklich, doch Vanitas atmete erstaunt auf.

"Ausschalten, das ist es!"

Ich blinzelte einige Male überrascht. "Moment, was?"

"Wir schalten sie aus! (Y/N), du spielst ein Ablenkungsmanöver und Noé überrascht sie mit einem gekonnten Angriff, um sie für einige Zeit auszuschalten. Ich kümmere mich derweil um ihre Automaten.", erklärte der Schwarzhaarige mit einem breiten Lächeln.

Bei den Automaten die Vanitas ansprach handelte es sich um kleine, technische Gerätschaften, welche sich bei den Chasseuren aufhielten. Ich wusste zwar nicht wozu sie da waren, aber sie schienen auch eine gewisse Art der Gefahr dazustellen. Sie waren eine Art "Alarmsystem"... so oder so ähnlich.

"Ich als Ablenkungsmanöver? Auf keinen Fall! Was ist wenn sie mich angreifen?", ich schluckte schwer, doch Vanitas legte eine Hand auf meine Schulter. "Keine Sorge, dafür sind wir ja da. Dir kann nichts passieren und im Notfall...", Vanitas zog sein Buch hervor "haben wir ja noch das hier, nicht?", sein lächeln verwandelte sich in ein überhebliches grinsen. Fast schon zu furchteinflößend.

Meine begeisterung hielt sich in Grenzen. Aber da dies der einzige Plan war, hatte ich keine andere Möglichkeit. Seufzend nickte ich. "Verstanden."

"Dann los! Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren!", Vanitas stieß mich am Rücken heraus zurück auf den Gang. Wütend warf ich ihm einen Blick zu, als er einen Daumen nach oben zeigte.

"Wie ich diesen Kerl hasse!"

"Hey, was machst du hier?!", eine Stimme unterbrach meine hasserfüllten Gedanken gegenüber Vanitas. Die Chasseure hatten mich gesehen.

"Oh! Endlich jemand der mir helfen kann! Ich wandere schon seit Stunden umher, auf der Suche nach Hilfe! Ich habe mir den Knöchel verstaucht, und es tut wirklich höllisch weh!", nicht die beste Ausrede, aber dies war das einzige gewesen was mir in dieser Situation in den Sinn kam.

"Moment mal... Du bist einer der Vampire die wir suchen!"

Ich zuckte zusammen. Das hatten sie schnell herausgefunden!

"Noé, jetzt!", Vaniras ruf hinter mir war der Startschuss gewesen. Sofort verließ Noé das Versteck und stürzte sich blitzschnell auf einen der Chasseure. Während er einen von ihnen festhalten konnte, versuchte ein anderer seinen Freund zu unterstützen und auch die Automaten spielten verrückt. Sie versuchten sich auf mich zu stürzen, doch ich konnte schneller ausweichen.

"Vanitas! Langsam bräuchten wir deine Hilfe!", rief Noé, als er von dem einen Chasseur abließ um sich um den anderen zu kümmern.

"Immer nur mit der Ruhe, mein lieber Noé.", Vanitas Stimme prallte an den Steinmauern ab und erzeugte einen Hall, als er sein Buch hervorzog.

"Dies ist das Ende für euren technischen Spielerein!"

Ein seichtes, blaues Licht erhellte den Gang und sofort kniff ich meine Augen zusammen. Das erschrockene aufkeuchen der Chasseure und das klappern der Automaten konnte ich somit umso besser vernehmen. Ein Chasseur schrie auf, während ein anderer zu Boden viel.

Danach war alles vorbei.

Das Licht wurde allmählich weniger und auch die Geräusche verstummten.
Als ich meine Augen wieder öffnete - und sie sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten - sah ich vor mir die Chasseure, welche auf dem Boden lagen. Sie schienen bewusstlos und nicht tot zu sein. Die Automaten verharrten still auf ihrem Platz. Der eine auf dem ersten Chasseur, während der andere an der Decke hing und den zweiten Chasseur in einem Netz unter sich gefangen hielt.

Erstaunt blickte ich zu Vanitas.
"Das war großartig!"

Vanitas blinzelte, ehe er sein Buch unter seiner Jacke versteckte. "Das war doch noch gar nichts."

"Nein, wirklich! Das war absolute Spitze, Vanitas!", staunte Noé und ich nickte.

Ungläubig blickte der Schwarzhaarige zu Noé und mir. "Ihr habt sie doch wirklich nicht mehr alle..."

"Sag, wie hast du das gemacht?", fragte Noé und Vanitas seufzte. "Wir sollten erstmal von hier verschwinden, durch den Lärm sind sicherlich einige Chasseure auf uns aufmerksam geworden. Danach erkläre ich es auch vielleicht."

Schweigend irrten wir Minutenlang durch die Gänge. Es kamen uns keine Chasseure entgegen, dafür liefen wir wahrscheinlich auch zu wirr. Ein Wunder das Vanitas den Überblick behielt. Alles sah für mich gleich aus und eigentlich war auch alles gleich. Jeder weitere Gang den wir betraten hatte die selben Wände, den selben Abstand der Kerzenständer und den selben nassen Geruch.

Doch Vanitas ging gezielt, während Noé und ich Mühe hatten zu folgen.
"Sag, wohin gehen wir eigentlich, Vanitas?", sagte Noé als er aufhörte zu folgen. Verwundert blieb ich ebenfalls auf meiner Position stehen.

Vanitas hingegen ging noch einige Schritte, ehe auch er stehenblieb. Er drehte sich nicht zu Noé und mir, baute keinen Blickkontakt auf oder gab andere Gestiken. Stumm starrte er weiter nach vorne, eine bedrückende Stille machte sich breit.

Noé hatte einen Wunden Punkt getroffen.
"Warum kennst du dich hier Unten so verdammt gut aus? Sprich schon Vanitas!"

Noé wurde lauter. Vanitas zuckte zusammen und drehte sich ruckartig zu uns nach hinten.
"Hey, man! Nicht so laut!"

"Dann erzähle es mir... nein, UNS.", Noé blickte zu mir. "Auch (Y/N) hat ein Recht darauf zu erfahren wozu das alles hier dienen soll. Wir haben sie schließlich mit hineingezogen in all diese Dinge."

"Noé...", ich murmelte bedrückt, doch auch ich wusste das es stimmte. Das es stimmte was Noé sagte. Ich hatte ein Recht darauf es zu erfahren.

Vanitas blickte zu mir, doch mein Blick hatte sich auf den Boden gerichtet.

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt