"Urgh, mein Schädel... Was ist passiert?", ich stöhnte auf vor Schmerzen als ich meine Augen öffnete. Mein Kopf fühlte sich Leer an, als würde etwas fehlen. Etwas sehr wichtiges. Dennoch ich konnte mich an alles Geschehene erinnern.
"Wo sind die anderen?", murmelte ich als sich meine Augen an ihre Umgebung gewöhnt hatten. Ich war wieder in diesen tristen, veschneiten Wald gewesen. Alles um mich herum sah gleich aus und ich atmete erstaunt ein. "Wo ist Charlatan? Wo sind Vanitas, Jeanne, Noé, Dante und Johann?"
Langsam rappelte ich mich von dem verschneiten, kalten Boden auf und blickte mich um.
"Niemand von ihnen ist hier... Haben sie mich etwa zurückgelassen? Nein, so etwas derartiges würde niemand von ihnen tun, vorallem nicht Noé. Das kann es also nicht sein... Aber was ist dann passiert? Ich erinnere mich nur daran das die Kette des Buches durchtrennt wurde. Hmm..."
Ich began zu überlegen. Es war bitterlich kalt und der Tag neigte sich dem Abend zu. Wer wusste schon was sich hier Nachts für Tiere rumtrieben? Ich brauchte einen geeigneten Unterschlupf und das schnell, danach konnte ich mir Gedanken über die anderen machen.
Meine Beine setzten sich langsam in Bewegung und Meter für Meter stapfte ich durch den Schnee. Meine Beine fühlten sich zwar besser an als noch wenige Stunden zuvor, aber die Kälte und Nässe fühlte sich unangenehm an. Am liebsten hätte ich all' die Kleidung von mir weggerissen und mir neue, wärmere und vorallem trockenere angezogen. Aber leider stand dies nicht zur Auswahl.
Und so wanderte ich ziellos durch den Wald. Ob ich tiefer in ihn hinein ging oder mehr zum Rand kam wusste ich nicht. Ich achtete auf den Boden ob ich Fußspuren finden konnte, ein Anzeichen auf Noé, Vanitas, Jeanne oder die Dhampire, aber erfolglos. Neuer Schnee war bereits gefallen und ältere Fußspuren überdeckt.
Die Panik stieg in mir auf erfrieren zu können, desto weiter ich die Sonne am Horizont sinken sah. Die Nacht war noch kälter als der Tag und langsam gaben meine Kräfte nach. Ich hatte die Zeit darüber verloren wie lange ich schon durch diesen Wald lief. Ich hatte keine Erfolge errungen und meine Verzweiflung übernahm meinen Geist.
Die Sonne war untergegangen und es wurde Dunkel und unerträglich Kalt.
"Das ist dann wohl das Ende meiner Reise. Ich hoffe es geht zumindest den anderen gut...", hauchte ich in die Luft als ich mich auf dem Boden niederließ und meinen Rücken gegen einen Baum lehnte.
Ich hatte aufgegeben. In diesem Zustand hätte ich diesen Wald niemals verlassen können.
"Ich kann mich nicht mal von Louanne oder meinem Lehrling verabschieden... Wie lange es wohl dauern wird bis sie die Nachricht über mein Ableben erhalten?"
Bei diesem Gedanken lächelte ich leicht.
"Falls sie es überhaupt erfahren."Langsam schloss ich meine Augen und gab mich der Leere um mich herum hin. Erfrieren war zwar nicht die schönste Art zu sterben, aber ich besaß auch nichts um es anders Entscheiden zu können.
"Ich konnte nichts über dieses Buch in Erfahrung bringen... oder gar über Vanitas oder Noé... Wie schade."
Eine kalte Windböhe brachte meinen Körper zum zittern und ich zog meine Beine weiter an mich heran, als ich meinen verletzten Arm zwischen Oberkörper und Oberschenkel legte, den anderen Arm um meine Knie geschlungen.
In der Hoffnung schnell einschlafen zu können versuchte ich eine regelmäßige Atmung beizubehalten und mir selbst positive Erinnerungen vor mein geistiges Auge zu rufen.
Wie ich mein Geschäft kaufte. Wie ich meinen ersten Lehrling eingestellt hatte. Oder gar wie ich mit Louanne die ein oder andere unsinnige Sache in Paris getrieben habe, als wir noch Kinder waren. Sogar die erste Begegnung mit Vanitas und Noé kam mir in den Sinn.
"Ich bin froh sie kennengelernt haben zu können. Schade das es nur so kurz war, ich-"
"Mademoiselle, (Y/N)?!"Ruckartig öffnete ich meine Augen und sofort blendete mich ein Licht und meine Sicht wurde entgültig Weiß. "Geht es Euch gut?!", sprach die Stimme weiter, während ich versuchte mein Augenlicht zurückzuerlangen.
"Johann, seid Ihr es?", fragte ich mit zugekniffenen Augen und ich hörte ein erfreutes Aufatmen.
"Ich bin ja so froh, endlich habe ich jemanden gefunden!"Ich zeigte mit meinem Finger in die Richtung aus welcher das Licht kam.
"Könntet Ihr das Licht bitte von meinem Gesicht nehmen?"
"O-Oh! Ja, natürlich!", das Licht verschwand und ich öffnete langsam meine Augen und blickte zu dem Brillenträger neben mir. "Wo ist Dante?"
"Das wüsste ich auch gerne. Seit Stunden kann ich weder ihn, noch die anderen finden."
"Ging mir genau so, ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Es freut mich wirklich Euch zu sehen, Johann."
Der Brillenträger lächelte und reichte mir seine Hand, welche ich dankend mit meiner umgriff.
"Wir können nicht länger hier Draußen bleiben, das wäre unser sicherer Tod. Wir sollten uns eine geeignete Stelle zum Schutz suchen.", sagte er und ich nickte.
Mit der neu dazu gewonnenen Hoffnung folgte ich Johann, als wir Seite an Seite durch den Wald gingen.
"Sagt, wo habt Ihr eigentlich die Laterne her?"
"Oh, die? Die habe ich bei einer Leiche gefunden."
"Einer Leiche?"
"Ja. Hier waren einige Männer gewesen vor wenigen Stunden. Ich habe sie nur im lebendigen Zustand gesehen, aber sie wurden anscheinend alle getötet."
"Das ist warum Noé mich abgehalten hat meinen Kopf zu drehen, um zu sehen was Astolfo hinter mir tat..."
"Hier ist gut.", hörte ich Johann sagen und wir blieben stehen.
"Eine Lichtung? Seid ihr Euch da sicher?"
"Voll und ganz. Bitte helft mir ein wenig den Schnee zu beseitigen, dann können wir uns für die Nacht hier niederlassen."
Ich nickte und zusammen schoben wir mit unseren Händen eine kleine Fläche vom Schnee frei, in welche wir uns dann setzen konnten. Johann öffnete die kleine Tür der Laterne und dankend hielt ich meine Hände dem kleinen Feuer entgegen.
"Habt Ihr das Feuer selbst gemacht?"
"Wie soll ich's sagen? Ich habe nun mal verborgene Talente.", sagte Johann stolz und ich lachte auf."Ich glaube ein Dampir zu sein ist schon Talent genug."
Auch Johann lachte und wärmte seine Hände an dem kleinen Feuer. "Ihr könnt ruhig ein wenig schlafen, ich halte so lange die Stellung."
"Seid Ihr Euch da sicher?"
"Naja, Ihr seht ziemlich erschöpft aus, es wäre nur noch mehr Balast könntet Ihr nicht mehr laufen oder sprechen."
"Ihr habt recht.", ich seufzte.
Diese ganze Situation war purer Stress und ich konnte nicht wirklich abschalten. Diese Gelegenheit musste ich nutzen. Ich wollte keine Last für andere sein.Von einer Schneiderin zu einer Halbvampirin welche zusammen mit einem Vampir, zwei Dampiren, einer Höllenfeuerhexe und einem Menschen reiste.
Hätte mir das jemand jemals gesagt, hätte ich wahrscheinlich angefangen Lauthals zu lachen.
Ein leichtes Lächeln huschte auf meine Lippen und ich legte mich auf den Boden, welcher zwar immernoch gefroren und kalt war, aber zumindest nicht mehr von Schnee dominiert wurde.
"Gute Nacht, Johann."
"Schlaft gut, Mademoiselle (Y/N). Ich wecke Euch sobald die Sonne aufgeht."
"Bitte, sprecht mich nicht so Förmlich an."
Johann lächelte. "Ich versuche es mir zu merken. Das beruht dann auf Gegenseitigkeit."
Johann's Worte erinnerten mich an die von Dominique, als ich ihr angeboten hatte die Förmlichkeiten fallen zu lassen.
"Ich versuche es mir zu merken.", sagte ich ironisch und Johann lachte auf.
"Nun schlaf. Jede Sekunde ist kostbar, Morgen wird sicherlich ein langer Tag."
Ich nickte und schloss meine Augen.
"Ich hoffe es geht den anderen gut und sie sind in Sicherheit..."
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Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]
Fanfiction[BEENDET] Eines Tages geschah etwas merkwürdiges in Paris was deine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Zwei Männer, ein Buch und die Frage was dieses Buch wohl zu verbergen hat ist etwas, was dich mehr beschäftigen sollte als alles was du zuvor gesehen...