Mémoire 46

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"Warum muss es nur so verdammt kalt sein?! In Paris war es wärmer.", ich rieb wie wild mit meinen Händen über meine Arme, um zumindest ein wenig Wärme aufzubauen.

"Woah! Seht nur da drüben! Was für ein wundervoller Anblick! Das ist das Dorf Saugues, nicht wahr? Aaah, wie idyllisch es hier ist. Irgendwie erinnert mich die Aussicht an Averoigne, ach ja.", Noé schwelgte in schönen Worten als er das Dorf neben uns aus dem Karren heraus betrachtete.

"Hey Noé. Könntest du mir mal erklären aus welchem Grund du seit vorhin so quietschfidel bist?", frage Vanitas zitterend. Ihm war genau so kalt gewesen wir mir, eingepackt in seinem Mantel, samt aus seiner Schleife gebundenen Schal, welchen er sich um seinen Hals gelegt hatte. Seinen Körper hatte er zusammen gezogen, um die Wärme so gut es ging beizubehalten.

"Äh, verrate du mir lieber warum du kurz vorm umkippen bist."
"Weil mir arschkalt ist."

So ging es schon die gesamte Fahrt über. Während Noé alles um sich herum bestaunte war Vanitas halb am sterben aufgrund der herrschenden Kälte. Ihm schien es noch schlimmer zu gehen als mir und ich war schon eine Frostbeule

"Haa! Du Weichei kannst ja überhaupt nichts ab.", eine weitere Stimme gesellte sich zu der Konversation zwischen Vanitas und Noé. Es war Dante gewesen, welcher mit in diesem Karren hockte, zwischen einigen Säcken und Kisten.

"Halt die Schnauze. Im Gegensatz zu euch bin ich nunmal ein sensibler Typ, klar?! Apropos, warum dackelt ihr Informanten uns eigentlich hinterher?!", fragte Vanitas genervt und Dante began zu grinsen. "Ach, reg dich nicht so auf. Davon wird dir auch nicht wärmer. Wir hoffen nur darauf an ein paar lukrative Informationen zu kommen."

"Ganz genau.", eine weitere Stimme gesellte sich dazu. Es war Johann gewesen, ein weiterer Dampir, welcher zusammen mit Dante und Vanitas arbeitete. Warum er dabei war, war mir allerdings ein Rätsel.

"Ausserdem... Was habt ihr da letztens mit den Chasseuren abgezogen? Gebt uns gefällgst das nächste Mal bescheid, ich bin immernoch auf Hundertachtzig weil ich diesem Übermenschen, der mich Grün und Blau geschlagen hat, keine reinhauen konnte!", keifte Dante.

Vanitas und Noé zuckten zusammen.

"Aaaah, Dante Herzchen~ Du bist zu gut für diese Welt. Ich hätte diesen Dreckssack der mir den Arm gebrochen hat in Stücke gerissen und zu Hackfleisch verarbeitet.", ergänzte Johann.

Ich enthielt mich aus diesem Gespräch und seufzte. Nebenschwaden entstanden und verliefen sich in der Luft wie ganz normaler Rauch. Lange würde die Fahrt wohl nicht mehr dauern. Wir waren bereits ziemlich weit von Paris entfernt.

Ich wandte mich wieder Vanitas und Noé zu, während Dante und Johann ihrer Verärgerung dicke Luft machten.

"Es stimmt wahrscheinlich das sie scharf auf Informationen sind, aber das ist niemals ihr einziger Beweggrund. Sobald wir unser Gepäck in die Unterkunft gebracht haben gehen wir zum Leichenfundort. Ich will eine Spur von Bête, am besten bevor es Dunkel wird.", sagte Vanitas zu Noé und ich wurde hellhörig.

"Heute schon? Vanitas hat es wohl ziemlich eilig."

Noé nickte. "Verstanden."
Er drehte seinen Kopf zu mir und lächelte. "Ist das spannend! Ich frage mich was wir wohl alles sehen werden!"

Ich war nicht ganz zufrieden mit der Situation, lächelte aber dennoch. "Das frage ich mich auch."

Mir erschien das alles zu Gefährlich, als würden wir uns in Sachen einmischen die uns nichts angingen. Als würden wir alles damit nur noch verschlechtern und unser Leben unnötig auf's Spiel setzen. Doch ich konnte schlecht aussteigen. Wir waren gerade erst am Anfang und es war noch ungewiss was uns erwarten würde.

"Hier sind wir.", sagte der Kutscher welcher uns mitgenommen hatte.
Seine Pferde hielten an und wir verließen nacheinander die Kutsche.

"Vielen Dank für's mitnehmen, Monsieur.", sagte ich, doch er winkte ab.

"Ach was, ich wäre sowieso hier vorbeigekommen. Da stören einige Gäste die auf dem selben Wege sind nicht weiter. Aber passt auf euch auf. Hier Draußen kann es ganz schön gefährlich sein."

Den letzten Teil sagte er eher im Flüsterton und ich nickte langsam.
"Wir werden auf uns aufpassen. Gute weiterreise, Monsieur."

"(Y/N), komm!", rief Vanitas und ich wandte mich vom Kutschfahrer ab.
"Komme!"

Vanitas und die anderen waren bereits ein wenig vorgegangen und ich gesellte mich schnellen Schrittes zu ihnen.

Wir betraten einen dichten Wald welcher überwiegend, wenn nicht sogar nur aus Fichten bestand

"Im 18.Jahrhundert riss es in der Gegend um das Gévaudan und der Auvergne erbarmungslos über hundert Frauen und Kinder. Ein großes, verzerrtes Maul. Spitze Ohren. Scharfe Krallen und der Körper bedeckt mit rotem Fell. Es soll die Gestalt eines gewaltigen Wolfes haben.", sagte Vanitas als er an der Spitze von uns dem Waldpfad folgte.

"Und genau so eine Bestie soll in diesem Silberwald ihr Unwesen treiben?", fragte Noé und Vanitas nickte.

"Ja, doch nicht nur das. Angeblich meidet man diesen Wald weil eine gefürchtete Hexe hier lebt."

"Eine Hexe?", fragte ich überrascht. "So etwas derartiges gibt es also auch..."

"Vanitas, wenn wir davon ausgehen das dass Biest des Gévaudan ein Fluchträger ist, könnte es dann auch sein das die Hexe und der Fluchträger miteinander in Verbindung stehen?", fragte Noé als er zu Vanitas blickte.

"Wer weiss... Mich interessiert nur der Fluchträger. Und ich bin hier weil möglicherweise einer involviert ist."

Ein lautes Geräusch hallte durch den Wald und sofort hielten wir inne. Dante hingegen klammerte sich zitternd an Johann. "Was war das für ein Geräusch?! War das ein Bär?!"

"Also für mich... klang das nach einem Vogel. Was für eine Atmosphäre", sagte Noé als er sich umsah.

Auch ich war alarmiert und versuchte zwischen den dichten Bäumen etwas erkennen zu können. Irgendetwas musste dieses Geräusch doch verursacht haben.

"Ich werde ganz Nostalgisch! Damals habe ich oft mit Louis und Domi im Wald gespielt. OH! HEIDELBEEREN!"

Noé war wieder in seinem besten Element gewesen. Er ließ sich wieder von allem beeindrucken was sich um ihn herum befand.

Vanitas packte sofort den Weißhaarigen an seinem Mantel um ihn festzuhalten, doch wenn Noé sich einmal was in den Kopf gesetzt hatte, bekam man es nur sehr schwer wieder auf ihm heraus.

"Hiergeblieben, verstanden?!"
"Das ist wirklich nicht weit weg. Da vorne, siehst du? Die kann man essen!", Noé zeigte auf einen Strauch, welcher einige Meter entfernt war und riss sich von Vanitas los, welcher hilflos dem Weißhaarigen hinterher blickte.

"Noé, lauf nicht zu weit weg!", rief ich als ich ihm hinterher rannte.

"Noé! Achtung, Ast!", meine Warnung kam zu spät als Noé mit seinem Kopf gegen einen dicken Ast eines Baumes knallte. Sein Hut fiel ihm vom Kopf und rollte einen seitlichen Pfad hinunter.

Sofort lief er hinterher und ich verlor Noé aus den Augen.

"Noé!", rief ich, doch ich erhielt keine Antwort. Von ihm war keine Spur mehr zu sehen, als hätte der Wald ihn verschluckt.

"Verdammt, wie kann man sich nur so ablenken lassen?! Ich sollte lieber zurück zu Vanitas und den... anderen.", als ich mich umdrehte sah ich nichts als Bäume.

Keinen Pfad mehr und auch keinen Vanitas, Dante oder Johann.

Wie konnte ich mich nur auf so einem kurzen Weg verlaufen haben?!

Panisch blickte ich zu allen Seiten, doch nirgends fand ich einen Hinweis darauf woher ich gekommen war. Alles sah gleich aus und die Bäume schienen alles an Hinweisen zu verschlucken.

"Oh nein. Das ist gar nicht gut..."

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt