Mémoire 62

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"Chloé d'Apchier! Willst du dich zusammen mit dieser Welt auflösen, oder mit dieser Schmach weiterleben?! Sag mir, was ist dir lieber?! Ob du lebst oder stirbst ist was dein Ruf anbelangt vollkommen egal! Die Kirche wird sich niemals für diese Vorfälle schuldig bekennen und du wirst auf ewig das verhasste Biest bleiben! Es wird die Hölle für dich sein! Aber vergiss nicht, du hast die Wahl!"

Vanitas rief so laut er konnte, während seine Augen auf Chloé lagen. Sie strahlten so viel aus. Mittleid, Trauer und sogar Schmerz. Dennoch war auch ein Funken Hoffnung, Glaube und Entschlossenheit zu erkennen.

Doch Chloé leistete Vanitas keine Antwort. Sie zögerte und zitterte am ganzen Körper. Sie war sich nicht sicher was sie tun sollte und uns blieb nichts anderes übrig als abzuwarten. Die Dampire und ich waren machtlos, während Vanitas und Jeanne versuchten dem Mädchen zu helfen.

"Was ist das?!", fragte ich geschockt als sich um Chloé herum schattenhafte Gestalten, sowie ein Käfig bildete, welcher sie gefangen hielt.

"Sind das etwa... alles Familienmitglieder der Familie d'Apchier? Hängt sie wirklich so sehr an dieser Familie fest? Diese... Belastung?"

Hilfesuchend klammerte sich Chloé an die Gitterstäbe des Schattens, während sie schluchzte und bitterlich weinte.

"Das Gerät wird nicht mehr lange mitmachen! So zerfällt ihre Existenz wieder!", rief Johann und ich blickte zu ihm.

"Das ist nicht gut. Vanitas und Jeanne müssen sofort handeln!", sagte ich in Panik, als meine Augen auf Vanitas fielen. "Er sieht so gestresst aus... Er will sie wirklich retten."

"Chloé!", zwei Stimmen riefen zeitgleich als ich Jeanne und Jean-Jacques am Käfig erblickte. Beide griffen nach Chloé und zogen sie aus dem Käfig heraus.

"Sie schaffen es!", rief ich.
"Verflucht! Da bleibt mir keine Wahl!", rief Vanitas erschöpft als das Grimoire in seinen Händen sich öffnete und zu leuchten began. Blaues Licht erfüllte den ganzen Raum wie ein Hoffnungsschimmer, das alles wieder gut werden würde.

Die Schatten verschwanden und aus dem Raum um uns herum wurde ein klarer Sternenhimmel.
Fasziniert weitete ich meine Augen. "So viele Sterne. Wie schön."

Neben mir bemerkte ich Weiße Haare und sofort wandte ich mich Noé zu.
"Ach du Schreck! Was ist mit deiner Hand passiert?!", rief ich panisch als ich Noé's Arm packte.
An seinem linken Arm fehlte seine Hand und Blut tropfte ohne zu stoppen auf den Boden unter unseren Füßen.

"Aua. Das tut weh!", zischte er und ich ließ von ihm ab.
"W-War das etwa Astolfo's Werk?"
Noé nickte.

"Aber das ist jetzt nicht so wichtig, wichtig ist das Chloé gerettet ist. Ansonsten wäre alles umsonst gewesen."

Zögerlich nickte ich und hob meinen Kopf wieder an um den Himmel betrachten zu können.
"Dieser Himmel erinnert mich an den ersten Tag unseres Trainings, erinnerst du dich, Noé?"

Der Weißhaarige neben mir began zu lächeln.
"Natürlich erinnere ich mich daran. Der Himmel war in dieser Nacht genau so schön gewesen wie jetzt."

Auch auf meine Lippen schlich sich ein Lächeln. "Das stimmt."

Doch die Schönheit war nicht von langer dauer, als der Himmel Risse bekam und wie ein Glas zerschellte. Langsam lösten sich die Scherben des Sternenhimmels auf und zum Vorschein kam ein blauer Himmel mit Schneeweißen Wolken.

Das Gévaudan war gerettet und mit ihm Chloé d'Apchier.

Der Schnee um uns herum war verschwunden und eine saftige, grüne Wiese erstreckte sich unter unseren Füßen, sowie tausende an blauen Blumen.

"Du kannst wirklich Wunder vollbringen, Vanitas.", lächelte ich als ich das neue Gévaudan betrachtete.

Unzählige Blütenblätter fielen über das Gévaudan hinab und ich fing einige in meiner Hand auf.
"Wie schön."

Die Kirchenglocke aus der Stadt Saugues erklang in der Ferne und Vögel begannen aus allen Himmelsrichtungen ihren Gesang, als hätten sie sich ebenfalls darüber gefreut dass das Gévaudan befreit war.

Ein schmerzerfülltes Stöhnen neben mir erweckte meine Aufmerksamkeit.
"Noé!"

Ich lief auf den Vampir zu, welcher seine verbliebende Hand auf seine Wunde drückte, welche sich an seiner Schulter befand. Astolfo hatte ihn wirklich verdammt zugerichtet.

"Ist alles in Orndnung? Kannst du stehen?", sofort packte ich Noé mit meiner Hand an seinem Rücken, um ihn zumindest ein wenig behilflich sein zu können.

"Das tut ja dreimal... nein, fünfzehnmal mehr weh als gedacht!", sagte Noé mit zitternder Stimme als er seinen durchtrennten Arm ansah.

"Nicht hinsehen!", sagte ich panisch. "Das macht alles nur noch schlimmer!"
"Hey, Noé! Hier, deine Hand! Ich hab' deine Hand gefunden!", Dante kam auf uns zugerannt, Noé's abgetrennte Hand in der Luft haltend.

"Meine Fresse, kommst du klar?", fragte Dante als er neben Noé stehen blieb, welcher schmerzverzerrt zu ihm blickte.

"Ganz und gar nicht. Ich heul' gleich! Sag mal... die kriegt man wieder angenäht, oder?"
"Naja, ansich ist sie ja nicht verbrannt oder so, also... sollte es funktionieren. Was weiß ich schon?"

Noé nickte und blickte zur Seite.
"Astérisque? Und dann gleich so viele? Woher kommen die?"

"Ich bin mir nicht sicher aber,... es heißt das sie überall dort überblühen soll wo in die Weltformel eingegriffen wurde. Keine Ahnung ob's wirklich stimmt.", antwortete Dante nachdenklich und auch ich betrachtete die Blumen.

Ihre Farbe erinnerte mich an Vanitas. Sie waren so hell und erstrahlten fast in einem so schönen Blau wie es Vanitas Augen taten.

"Apropos Vanitas... Wo steckt er eigentlich?"

"Ey! Ich glaub' mein Schwein pfeift!", Dante trat einen Stück zurück und ich erkannte was er meinte.

"Astolfo..."

Er stand einige Meter entfernt von uns, mitten zwischen den Trümmern des ehemaligen Schlosses. Schwer atmend und von Hass erfüllt.

"Ich werde euch alle... umbringen. Vampire werde ich... ausrotten. Ich werde euch alle töten.", murmelte Astolfo als er zu Noé und mir blickte. Auch ich machte einen Schritt nach hinten. Dieser Chasseur war wahrhaft wahnsinnig. Vor ihm war höchste Acht geboten.

Doch Roland versuchte die Situation zu beruhigen, als er sich vor Astolfo stellte und somit seine Sicht auf Noé und mich blockierte.

Astolfo sagte irgendetwas, doch es glich eher einem Murmeln.

"Ich sollte die Gelegenheit nutzen und nach Vanitas suchen. Jeanne, Chloé, Johann und Jean-Jacques sind auch immernoch nicht aufgetaucht. Es ist sicher besser wenn jemand nach ihnen sieht."

Langsam und unbemerkt entfernte ich mich von Dante, Noé, Roland und Astolfo, als ich mir meinen Weg durch den Wald bahnte. Ich versuchte einen Geruch wahrnehmen zu können, um so eventuell auf einen der Vermissten zu stoßen. Und tatsächlich konnte ich den Geruch von Blut wahrnehmen. Ohne weiter darüber nachzudenken verfolgte ich die Spur. Meter für Meter, bis ich den Wald verließ und auf ein Blumenmeer traf, welches sich großflächig erstreckte. Auch diese Blumen waren Astérisque gewesen. Sie bedeckten große Teile des Gévaudan. Überall dort, wo Chloé und das Schloss sich befunden  hatten, in all diesen Jahrhunderten.

Doch das blaue der Blumen wurde von etwas schwarzem durchbrochen und ich versuchte ausfündig zu machen um was es sich hielt.
Es sah so aus, als würde jemand seinen Arm aus diesem Blumenmeer hinausstrecken, um nach etwas zu greifen was nicht existierte.

"Das ist ja... ein Mensch! .. Das ist Vanitas!"

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt