Mémoire 17

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"Aber Vanitas..."

Er ließ von meinem Handgelenk ab und begleitete den sichtlich verwirrten Mann zur Tür.

"Vielen Dank für Ihren besuch! Bis zum nächsten Mal!", mit einem lauten knallen fiel die Tür in ihr Schloss und Vanitas verschloss die Tür. Die Glocke über der Tür klingelte noch einige Male, ehe sie durch langsames anhalten verstummte.

"Das war knapp.", seufzte er als er sich zu mir drehte.
"Bist du noch ganz bei Sinnen?! Was sollte das werden?!"

Ich schluckte schwer.

"Was habe ich dir bezüglich des beißens erklärt? Und dann auch noch ein MENSCH! Kannst du dir eigentlich auch nur im geringsten vorstellen was mit dir passiert wenn das rauskommt? Dann zerplatzt der Traum von deinem Geschäft und die Menschen werden dich meiden, ja, sogar jagen! Deine gesamte Existenz steht auf dem Spiel! Willst du das wirklich einfach so wegwerfen für einen einfachen Biss?"

Vanitas war außer sich gewesen und ich konnte nicht mehr tun als meinen Kopf zu senken und zustimmend zu nicken. Aus diesem Winkel hatte ich es zwar noch nicht betrachtet gehabt, aber er hatte recht. Menschen fürchteten die Vampire und sollte ich auch nur einen Menschen jemals beißen, würden sie mich verstoßen und töten.

Bei diesem Gedanken lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich musste doch irgendwas dagegen tun können!

Vanitas seufzte. "Wie sehr ergreift dieses Verlangen zu beißen deine Sinne?"
Langsam zog er die Vorhänge zu damit uns niemand von Draußen sehen konnte. Niemand musste wissen das hier ein Gespräch stattfand.

Ich blickte auf. "Sehr...", meine Antwort war eher ein Flüstern als eine richtige Aussage aber Vanitas begnügte sich damit.

"Wir brauchen schneller eine Lösung als ich dachte. Zeig mir mal deine Wunde.", Vanitas ging auf mich zu und nervös schreckte ich zurück. "Ich glaube das ist keine gute Idee..."

"Ich glaube nicht das du mich beißen würdest, oder?"
Vanitas war seiner Aussage nach zu urteilen optimistisch und vertraute mir. Wie gerne hätte ich nur dieses Vertrauen erwidert, doch mein Verlangen sprach eine andere Sprache als die der Vernunft.

Vanitas kam letztenendes vor mir zum stehen und nervös blickte ich zu ihm. "Welche Seite?", fragte er knapp und ich deutete auf die linke Seite meines Halses. Er nickte kurz und legte meine Haare auf die andere Seite um die Wunde sehen zu können.

Er betrachtete sie ausgiebig. "Das war aber ein ziemlich tiefer Biss. Alles ist angeschwollen und rot bis blau, nicht schön.", ich spührte wie seine Finger langsam über die Wunde strichen.

Sofort zog er sie weg. "Und heiß wie die Sonne ist es auch noch."

Während Vanitas meine Wunde untersuchte ließ ich meinen Blick auf seinen Hals schweifen.
"Nicht schonwieder! (Y/N), beherrsche dich!"

"Es tut auch ziemlich pulsieren. Man merkt jeden Herzschlag durch deine Adern.", fügte Vanitas hinzu.
Ich wurde derweil nervöser.

"Ich darf ihn nicht beißen! Ich darf ihn nicht beißen! Verdammt, was mache ich jetzt nur?"

Meine Vernunft wollte gegen dieses pochende Verlangen ankommen, doch ich merkte mit jeder Sekunde wie ich mehr und mehr an Vernunft verlor.

Langsam öffnete ich meinen Mund, während Vanitas immernoch die nächsten Schritte erklärte.

"Ich denke wir sollten diese Wunde mal gründlich auswaschen und desinfizieren. Seit dem Maskenball hat sich noch niemand wirklich um die Wunde gekümmert wie ich sehe. Sowas kann Infektionen auslösen, das wäre wirklich nicht schön."

Seine Worte wurden leiser und das pochen immer stärker.

"Es tut mir leid, Vanitas. Es tut mir so unendlich leid."

Mit einer ruckartigen Bewegung packte ich den Schwarzhaarigen an seiner Schulter und legte meine Zähne an seinen Hals. Erstaunlich leicht glitt ich mit nur einem Biss direkt durch seine Haut geradewegs zu seinen Adern durch und konnte sein Blut schmecken.

Vanitas gab eine erschockenes Geräusch von sich, ehe er vor Schmerzen aufkeuchte.
"Hey, was tust du da-"

Meine Hände ergriffen fester seine Schulter als ich ihn langsam zusammen mit mir selbst zu Boden rang.

Sein Blut... Sein Blut war so köstlich!

Eigentlich sollten mich diese Gedanken anwidern, doch irgendwie taten sie es nicht. Es fühlte sich eher... gut an. Wie etwas was ich unbedingt in diesem Moment brauchte und wollte.

"(Y/N), hör auf damit–! Du bist nicht ganz bei Sinnen!", sagte Vanitas als er mit seinen Händen meine Schultern packte und mich wegdrückte.
Schwer keuchend blickte er zu mir auf, während ich schweigend seinen Blick erwiderte.

Ich wusste das er viel zu sagen hatte, doch er verkniff sich jede kleine Bemerkung. Lediglich saßen wir stillschweigend auf dem Boden, innerlich noch am verarbeiten was gerade passiert war.

Es dauerte einige Sekunden bis Vanitas von meiner Schulter abließ und sich mit zwei Fingern an seine Wunde fasste. Sprachlos betrachtete er das Blut an seinen Fingern.

"Vanitas, es tut mir leid! Irgendwas hat meine Sinne übermannt und–"

"Schweigt!"

Ich hielt inne und Vanitas seufzte.
"Ich weiss was du sagen wirst, also spar dir die Mühen.", langsam rappelte Vanitas sich vom Boden auf und klopfte seine Kleidung ab.

"Du weisst genau was ich zu dir sagte vor einigen Tagen und du hast dich nicht daran gehalten. Das muss bestraft werden."

Meine Augen weiteren sich.
"Was hast du vor?"

"Wir werden Noé zu Rate ziehen müssen. Vampire die einen Menschen angreifen dürfen nicht ungestraft umherwandern."

Vanitas war wütend, oder war es doch bloß die Verwirrung? Immerhin hatte es sich angefühlt wie Jahre, obwohl es doch lediglich nur einige Sekunden waren.

Schuldbewusst senkte ich meinen Kopf.
"Ich verstehe."

"Wir gehen sofort. Komm!"
Vanitas drehte mir den Rücken zu und schloss die Tür auf, ehe er das Geschäft verließ und die Tür lautstark hinter ihm in ihr Schloss fiel.

"Oh nein, er ist wirklich sauer. Was habe ich nur angerichtet? Dumme (Y/N)!"

Ich rappelte mich auf und ging Richtung Tür, als meine Augen auf einen Spiegel neben der Tür fielen.
"Was ist nur aus mir geworden? Ich bin ein Monster... Ein wahrhaftiges Monster. Ich sollte mich schämen...", murmelte ich.

Langsam legte ich eine Hand auf meine Wange und legte den Kopf leicht schief. Ich würde nie wieder so werden wie vorher und ich hatte niemanden dem ich die Schuld zusprechen konnte. Es war weder Dominique's Schuld, noch die von Noé oder Vanitas.

Dumme, dumme (Y/N).

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt