Mémoire 43

400 34 1
                                    

Es war dunkel geworden und Paris war Menschenleer. Niemand war mehr auf den Straßen. Es war wieder die Zeit der Straßenlaternen gewesen, um diese Stadt ein wenig mit Licht zu versorgen.

Und ich befand mich auf dem Rückweg zum Hotel.

Eigentlich wollte ich schon längst wieder dort sein, doch ich kam um einen Besuch meines abgebrannten Geschäfts nicht herum. Es war nichts mehr übrig gewesen, außer schwarze Asche. Ich hatte über meine Träume nachgedacht und darüber wie es weitergehen sollte. Ich konnte nicht ewig bei Vanitas und Noé bleiben, geweigedenn untätig nichts tun. Ich musste so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen. Das war ich nicht nur mir selbst schuldig, sondern auch meinem Lehrling.

Schritte hallten so laut wie Donner durch die Straßen. Sie waren schnell, fast schon hastig und von Panik durchzogen.

Sie wurden lauter, immer lauter.
Die Person kam näher und panisch blickte ich um mich herum. Der Nebel der sich durch die Straßen zog erschwerte meine Sicht und ich wurde unruhiger.

Wer oder Was war um diese Uhrzeit noch–

Im Augenwinkel konnte ich etwas erkennen. Es kam direkt auf mich zu. "Ein... Mann?", ich sah genauer hin. "Das ist Vanitas!"

Ohne mich wirklich zu bemerken, rannte besagter Vanitas an mir vorbei. "Vanitas!", rief ich und der Schwarzhaarige blieb augenblicklich stehen. Die Panik war ihm ins Gesicht geschrieben und er rannte auf mich zu.

"(Y/N)! Was tust du noch so spät hier auf den Straßen?! Wir sollten zurück–!"

"Was ist los, Vanitas? Warum all die Panik? Ist irgendetwas schlimmes vorgefallen?", fragte ich, angesteckt von Vanitas Verhalten.

Vanitas biss sich auf seine Unterlippe, packte mich jedoch nur wenige Wimpernschläge später an meinem Arm und rannte los.

"Ich habe ein schlechtes Gefühl was Noé anbelangt. Wir müssen sofort zu ihm!"
"Was ist denn passiert?"

Angestrengt versuchte ich mit dem Schwarzhaarigen Schritt zu halten.

"Lange Geschichte, aber erstmal sollten wir uns auf Noé fixieren!"

Ich folgte ihm stumm, während wir durch Paris liefen. Während wir Straßen und Gassen durchquerten, blickte ich auf seinen Hals und Schulterbereich.

Durch die Bewegung des laufens bewegte sich seine Kleidung und man konnte für wenige Bruchteile einer Sekunde etwas an seiner Schulter erkennen.
Desto länger ich es betrachtete desto mehr wurde mir klar um was es sich handeln musste.

"Deswegen ist Vanitas noch nicht zurück im Hotel."

Er ließ von meinem Arm ab und öffnete mit aller Kraft die Eingangstür des Hotels. So schnell wir konnten rannten wir die Stufen hinauf zu unserem Zimmer und Vanitas riss die Tür auf.

"Noé!", rief er ehe er inne hielt.
"Ist alles in Ordnung?", ich blickte an Vanitas vorbei in das Zimmer.

Noé lag auf dem Boden, sein Kopfkissen zwischen seine Arme geklemmt und die Augen verschlafen und trüb.

"Hey Vanitas... Hey (Y/N).", murmelte er als er sich streckte. "Was'n los?"

Ich blickte genau so sparsam wie Vanitas auf den Weißhaarigen herab. All diese Panik für... nichts? Was um alles in der Welt dachte Vanitas was mit Noé geschehen sein könnte?!

"Oh, es ist ja schon Stockdunkel.", sagte Noé erstaunt als er sich aufgesetzt hatte und seinen Rücken gegen sein Bett lehnte. "Habe ich so lange geschlafen?"

Währendessen versuchten Vanitas und ich unseren normalen Atmungsrhythmus zurückzuerlangen.
Es war wirklich alles für die Katz' gewesen.

Vanitas schaltete das Licht ein und setzte sich grummelnd auf sein Bett, während ich die Tür schloss und mitten im Raum stehen blieb.

"Was ist denn mit euch passiert? Wieso seid ihr so außer Atem?", fragte Noé als er seine Nase rümpfte. "Ach du meine Güte, bist du etwa verletzt?!", panisch blickte Noé zu Vanitas.

"Noé kann Vanitas Verletzung riechen?!", erstaunt blinzelte ich. Noé hatte mir nicht von all seinen Fähigkeiten erzählt. Vielleicht war diese auch einfach nur zu unwichtig gewesen.

"Geht dich nichts an.", entgegnete Vanitas genervt als er seinen Kopf auf seiner Hand abstützte und seine Augen schloss.

Ein lautes Geräusch erweckte unsere Aufmerksamkeit, als das einzige Fenster, welches sich in diesem Raum befand, von Außen heraus aufgerissen wurde. "Quacki!"

"Ah, Dante. Na, wo hast du Dominique gelassen? Dann wären wir Vollzählig.", fragte Vanitas gelassen als er seine Augen öffnete und ich zuckte zusammen.

"Natürlich hat er mitbekommen das wir ihm aufgelauert sind... wie unangehm. Wie soll ich mich da nur wieder herausreden?", dachte ich nervös.

"Huh, Domi? Moment mal, soll das heißen du hast uns bemerkt?", fragte Dante erstaunt und innerlich spührte ich wie mein Herz mehr und mehr sank.

"Wie um alles in der Welt hätte ich euch denn bitte nicht bemerken sollen?", Vanitas blickte zu mir und sofort fielen meine Augen auf einen anderen Fleck des Raumes.

"Hast ja recht.", Dante gab sich geschlagen.
Währendessen blickte Noé sparsam zu uns. Er verstand nichts von dem was gesagt wurde. Wie denn auch? Er war ja nicht dabei gewesen... zum Glück.

"Aber lassen wir das Ganze! Ich hab' nämlich ganz fiese Neuigkeiten! Bête ist noch am Leben! Das Biest des Gévaudan! Es ist wieder zurückgekehrt!", erklärte Dante angespannt. Doch weder Noé noch Ich verstanden von was Dante eigentlich sprach.

"Gé...wo?", fragte Noé überfordert und Vanitas began zu lachen.

"Wie aufregend! Ich will Details hören, Dante."

Dante schluckte schwer, nickte jedoch und betrat den Raum. Leise schloss er das Fenster hinter sich, nahm sich einen Stuhl uns setzte sich zu uns, während ich mich neben Noé auf sein Bett setzte. Vanitas schaltete das Licht des Raumes aus und zündete stattdessen eine Kerze an, welche für nur schwaches Licht sorge. Sie tauchte den Raum in ein helles Grün.

Vanitas begab sich zurück auf sein Bett und began zu erzählen.

"Man erzählt sich das es an einen ungeheuren Wolf erinnert. Ein großes, verzerrtes Maul. Spitze Ohren. Scharfte Krallen. Der Körper bedeckt mit rotem Fell und schwarzen Streifen, die über den Rücken dieser Kreatur verlaufen. Im 18.Jahrhundert riss es in der Gegend um das Gévaudan und der Auvergne erbarmungslos über hundert Frauen und Kinder. Die Menschen lebten in Furcht vor dem Biest und tauften es Bête du Gévaudan."

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken bei Vanitas Worten.

"Bis zum heutigen Tag kusieren diverse Gerüchte über die wahre Gestalt von Bête. Doch die Kirche und die Vampire hatten seiner Zeit bereits den selben Verdacht gehabt. Sie sind davon ausgegangen das dass Biest von Gévaudan nur eins sein konnte. Ein Fluchträger.", erklärte Dante und ich nickte leicht, während Noé geschockt über all diese Informationen auf den Boden vor sich starrte.

Erst jetzt wo ich eine seitliche Sicht auf Vanitas hatte bemerkte ich seine Wunde an seinem Arm, welche ihm durch Jeanne zugefügt wurde. Bedrückt senkte ich meinen Blick. Vampire konnten wirklich gefährlich werden in den falschen Situationen und dennoch schien er ihr zu vertrauen, obwohl er nur ein gewöhnlicher Mensch war.

"Und du hast gesagt Bête sei wieder aufgetaucht. Aber handelt es sich dabei wirklich um das selbe Biest wie im 18.Jahrhundert?", fragte Vanitas. Dante zuckte mit der Schulter als er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte.

"Das kann ich leider nicht mit Gewissheit sagen. Aber in diesem Monat sind bereits fünf Leichen gefunden worden. Herausgerissene Eingeweide, abgetrennte Köpfe. Das sieht nach dem vollen Programm aus."

"So wie damals im 18.Jahrhundert, ja?"

"Genau. Einige wollen Bête tatsächlich gesehen haben."

Meine Augen fielen auf Noé, welcher unentspannt auf Vanitas Arm blickte.
"Noé, was hast du?", fragte ich im Flüsterton doch Noé antwortete nicht. Wie paralysiert starre er auf das Blut an Vanitas Arm. Selbst seine Atemzüge konnte ich klar und deutlich vernehmen.

"Na, und? Was hast du jetzt vor, Quacki?"

Ein Lächeln legte sich auf Vanitas Lippen. "Ich seh mir das an. Immerhin könnte es sein das ein Fluchträger involviert ist."

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt