Mémoire 76

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Vanitas drehte seinen Kopf zu mir, doch sein sonst so freches Lächeln fehlte. So Monoton und Bedrückt hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich presste meine Lippen zusammen und öffnete langsam meinen Mund.

"Vanitas es... es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen... Nie wäre ich auch nur im Traum darauf gekommen dich anzugreifen... Aber diese Nacht, sie–"

"Es stört mich nicht. Mich anzugreifen war dein gutes Recht, immerhin hätte ich dir sonst dein Leben rauben können. Du hast das einzig richtige getan. Du hast Noé verteidigt und versucht mich zu stoppen. Das hat mich wirklich ein wenig überrascht."

Seine Augen blickte genau in meine und ich schluckte schwer.

"Ich sagte doch das ich gespannt darauf bin wie du dich noch entwickeln wirst."

Überrascht weitete ich meine Augen.

"Aber Vanitas... Ich habe gesagt das ich dich hasse! Ich habe dir Dinge an den Kopf geworfen und dich verletzt! So etwas kannst du mir nicht verzeihen! Ich mag zwar Fortschritte gemacht haben, aber mein Verhalten war eher ein Rückschritt!"

Ich senkte meinen Kopf und schloss meine Augen.

"Ich wollte dir nicht sagen das ich dich hasse. Das war aus dem Affekt heraus. Es war alles so stressig und überfordernd. Ich hatte gehofft dich damit zumindest zur vernunft bringen zu können... aber es war trotzdem nicht der richtige Weg gewesen... Es tut mir leid."

Eine Hand auf meiner Schulter brachte mich zum aufblicken und mein Herz setzte einen Schlag aus.

Vanitas lächelte. Sanft und leicht. Seine Augen waren geschlossen, was seinem Gesicht mehr Ausdruck verlieh.

"Aber Vanitas..."
"Vergeben und vergessen. Wir haben wichtigere Dinge denen wir uns widmen sollten."

Langsam nickte ich.
Ich wusste zwar nicht wovon er sprach, aber dennoch wusste ich das uns noch eine Menge bevorstand.

"Sag Mal Vanitas, was war eigentlich mit dir los nachdem wir aus dem Gévaudan zurückgekehrt sind? War das meine Schuld?"

Was eigentlich nur eine normale Frage sein sollte brachte Vanitas neben mir total aus seiner Fassung.

"W-Wie? Was mit m-mir los war? Nichts! Ich ha-habe mich einfach nicht g-gut gefühlt, das ist alles!", stammelte der Schwarzhaarige und ich zog eine Augenbraue in die Höhe.

"Bist du dir da ganz sicher?"
"Total! So sicher war ich mir noch nie, ich–"
"War es durch meinen Biss?"

Vanitas hörte neben mir auf rumzufuchteln und verharrte in seiner Position.

"Waaaas? Wo denkst du da nur hin? Als ob mich sowas aus der Fassung bringen würde, also wirklich! Haha!"

Nervös lachte der Schwarzhaarige, als er seinen Blick von mir abwendete.

"Sag mal... könnte es sein das du–"
"Das ich was?!", sofort drehte Vanitas seinen Kopf zu mir und ich blinzelte einige Male überrascht.

"Na, das du eine Erkältung kriegst. Du bist rot wie ein Ofen, kein Wunder wenn du auch so dünn bekleidet hier Draußen im Nassen hockst.", sagte ich als ich eine Hand an Vanitas Stirn legte.

"Du brennst ja förmlich!"
Sofort sprang ich vom Boden auf und rannte los.
"Warte, ich hole dir einen frischen Tee und gebe Amelia bescheid und–"

Ehe ich weit genug laufen konnte spührte ich eine Hand, welche meine umgriff und ich blieb stehen.

"Vanitas..."
"Ich glaube... das wird alles nicht nötig sein."
"Bist du dir da sicher? Es macht mir nichts aus diese Dinge zu holen."

Vanitas schüttelte seinen Kopf und ließ langsam von meiner Hand ab.

"Ich glaube nicht das es eine Erkältung ist."
"Wie bitte?"

Vanitas gemurmel konnte ich nicht verstehen, doch er schüttelte abermals nur mit dem Kopf.

"Nicht so wichtig."

"Also wirklich, aus dir soll mal einer schlau werden.", lachte ich als Vanitas beschämt seinen Blick von mir abwendete.

"Ach komm, ich meine es doch nicht böse."
Ich legte meine Hand auf Vanitas Kopf und fuhr ihm durch die Haare. Sie waren strohig, verfilzt und in ihnen befand sich immernoch ein wenig Staub und Dreck.

"Ein Bad würde dir auch nicht schlecht tun."
"Das habe ich gehört!"

Ich lächelte sanft. Dennoch konnte ich das Gefühl in meiner Brust nicht unterdrücken. Alles zog sich in mir zusammen und ich spührte wie die nervösität in mir aufstieg, desto mehr Zeit verging.

"Ich kann doch nicht wirklich... in Vanitas-"

"(Y/N), Vanitas!"

"Sieh mal, da ist Noé!", sagte ich als ich den Weißhaarigen erblickte, welcher zu Vanitas und mir auf das Dach stieg. Auch er hatte einige Verbände und Pflaster an seinen Armen und Kopf.

"Er ist ja genau so dünn gekleidet wie Vanitas... Will er sich etwa auch erkälten?", murmelte ich als Noé auf uns zukam.

Bedrückt blickte er zu Vanitas und mir.
"Also... eure Wunden... Wie geht es euch? N-Nein, entschuldigt... Mit solchen Verletzungen ist das ja offensichtlich."

"Konntest du dich zumindest ein wenig erholen?", fragte ich und Noé nickte.
"Ja, mir geht es schon besser."

Eine kalte Briese kam und Noé began zu zittern.

"Wollt ihr nicht lieber reinkommen? Ihr erkältet euch sonst noch."

"Gute Idee, mir ist auch verdammt kalt, dabei war Vanitas im Gévaudan so eine Frostbeule.", ich lachte auf, doch die Stimmung lockerte sich nicht.
Zwischen Vanitas und Noé war es immer noch leicht angespannt.

"Achja und... wenn es dich stören sollte kann ich mir auch eine andere Unterkunft suchen."
Noé klang bedrückt als er zu Vanitas blickte.

"Ich habe bloß gewartet. Darauf das er kommt.", raunte Vanitas und erstaunt drehte ich mich um.

"Mikhail!", sofort ging ich einen Schritt nach hinten und machte mich bereit den Jungen zu attackieren, sollte er abermals versuchen Noé und Vanitas gegeneinander aufzuhetzen.

"Er hat ja auch sein Automaton wieder bei sich."

Kalt blickte der Junge zu Noé und mir. Auch seine Wunden waren bereits behandelt worden. Die Stelle wo Noé ihn erwischt hatte war in einen dicken Verband gehüllt, an welchem schon einiges an Blut sichtbar war.

"(Y/N), Noé. Ihr müsst nichts unternehmen, aber... bitte bleibt."

"Huh?", fragend blickte ich auf Vanitas hinab, welcher seinen Blick wieder in die Ferne gerichtet hatte.

"Gestern... Gestern hatte ich noch eine Frage, die ich... dir nicht stellen konnte... Die würde ich gern'... dir jetzt gern' stellen...", Mikhail zitterte und ballte seine Hände zu Fäusten.

"Ist es meine Schuld... das Vater gestorben ist? Und das ich mich nicht mehr an den Tag erinnern kann? Und ich meinen Arm verloren habe? Ist... das alles... ist das alles meine–"

"Ist es nicht. Ich habe sie getötet."

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt