Mémoire 27

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"Geht es wieder?"
"Ja, danke. In ein paar Minuten können wir weiter. Tut mir leid falls ich euch ein Klotz am Bein sein sollte."

Noé schüttelte mit dem Kopf und hob seine Hände leicht in die höhe.
"Keineswegs! Wir können alle gerade ein wenig Ruhe gebrauchen, nicht wahr Vanitas?"

Vanitas nickte leicht mit einem "mh."
Er hatte die Augen geschlossen, die Hände vor seiner Brust verschränkt und seinen Körper gegen die Steinwand gelehnt, welche sich mehrere Meter durch dieses Labyrinth zog.

Noé senkte seine Hände und sein Blick wanderte bedrückt auf den Boden.
"Aber... Ohne dich wäre ich jetzt vermutlich..."

"Noé."
Ich seufzte, ehe ich die Hand des Weißhaarigen ergriff, welcher direkt neben Vanitas gegenüber von mir saß.

"Bitte, mach dir darüber keine Gedanken, Noé. Dafür sind Freunde doch da, nicht? Verdanke es lieber meinen neuen Fähigkeiten als Vampir. Ohne diese hätte ich dir nicht helfen können. Es hat also doch was gutes das ich gebissen wurde."

Ich lachte kurz auf und auch Noé lächelte leicht, doch man konnte an seinem Gesicht klar wie Glas erkennen das er mit dieser Aussage nicht zufrieden war. Doch er beließ es dabei, auch wenn er wahrscheinlich mehr zu sagen hatte.

Langsam strich ich ihm ruhig mit meinen Fingern über den Handrücken, ohne es wirklich zu merken. Es war ein automatischer Prozess gewesen, um Noé ein klein wenig das schlechte Gefühl zu nehmen.

"Wir werden lebendig diesen Ort verlassen und dann spendiere ich dir einen Tarte Tatin. In ordnung, Noé?", ich lächelte, doch Noé antwortete nicht.

"Noé?–"
Ruckartig packte er meine Hand, mit welcher ich ihm gerade noch über den Handrücken gestrichen hatte, und zog mich nach vorne zu ihm.

Sofort spührte ich wie zwei kräftige Arme meinen Körper festhielten und ein Kopf sich auf meine Schulter legte. "Ich danke dir, (Y/N). Ich bin so froh dich zu kennen. Du bist eine wirklich wundervolle Freundin. Die beste die man sich wünschen kann."

Es war eher ein Flüstern gewesen, aber ich verstand genaustens was er sagte. Lächelnd erwiderte Ich seine Umarmung. Es war seine Art gewesen 'Danke' zu sagen, und das respektierte ich.

Vanitas beobachtete unser treiben monoton, sagte jedoch nichts dazu als er seinen Blick abwandte.

"Danke für die lieben Worte, Noé. Aber könntest du mich vielleicht loslassen? Ich glaube ich ersticke gleich."

"Oh, tut mir leid! Natürlich!"

Sofort verschwand die vertraute wärme und mein Körper war nicht mehr umschlungen gewesen von seinen Armen.

"Und, was machen eure Augen?", fragte Vanitas nach einigen Sekunden, als er seinen Blick weiterhin von Noé und mir abgewandt hatte.

"Die sind weitgehend wieder normal, aber mir ist trotzdem noch übel. Die Welt der Formeln verschwimmt andauernd mit unserer.", antwortete Noé als er seine Hände betrachtete.

"Ich kann wieder normal sehen, mich hat es zum Glück nicht so sehr erwischt.", antwortete ich und Vanitas nickte.

"Das Licht wirkt sich sehr auf Vampire aus. Es soll ihre Augen beeinträchtigen. Auf diesem Weg könnt ihr keine Formeln mehr umschreiben. Ihr verstärkt im Kampf eure Körper soweit ich das beurteilen kann, richtig?"

Vanitas blickte zu Noé.
"Gibt es noch etwas was du mit Hilfe des Formeleingriffs machen kannst?"

Noé seufzte.
"Wenn ich mich anstrenge kann ich an Wänden oder der Decke stehen."

Es herrschte kurz schweigen und ich blickte irritiert zwischen den beiden Männern hin und her.

"Was ist denn nun los?"

Ich zuckte zusammen als Vanitas plötzlich wieder anfing zu sprechen.

"Schafft ihr's? Könnt ihr ihn schlagen?", fragte Vanitas als seine Augen an mir vorbei an die Wand starrten. Den Blick angestrengt und zorning. Hatte er ein Schuldgefühl da Noé und ich verletzt wurden? Oder war es doch etwas ganz anderes gewesen?

Noé's Augen wanderten zu Vanitas. Stumm betrachtete er ihn einige Sekunden lang, bis er seinen Kopf senkte und seufzte.

"Ich weiss es nicht, aber..."

Seine Augen fielen auf mich. "Zu dritt schaffen wir es ganz bestimmt! Da bin ich mir sicher!"

Ich lächelte und auch Vanitas Blick wurde sanfter.

"Das glaube ich auch. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun! Auch wenn ich noch in der Übungsphase bin, versuche ich bestmöglich meine Kräfte zu nutzen!", sagte ich entschlossen und Vanitas nickte.

"Dann ist ja gut."

Noé rappelte sich auf und auch ich erhob mich von dem kalten Steinboden. Noé hielt Vanitas seine Hand entgegen, um ihn aufzuhelfen, während ich vorsichtig um die Ecke spähte. Die Luft schien rein gewesen zu sein. Ich konnte kein Licht erkennen, keine Schritte hören oder gar ein atmen.

"Ich verrate Euch warum ich hier bin.", sagte Vanitas als er Noé's Hand ergriffen hatte und sich mit einem ruck aufgerichtet hatte.

Sofort drehte ich mich um und meine Augen landeten auf Vanitas.
"Er erzählt etwas von sich aus? Das ist wirklich mal was neues", dachte ich.

Vanitas öffnete seinen Mund und sofort hatte er 110% meiner Aufmerksamkeit.

"Ich suche nach einem Mann. Er nennt sich Moreau und ist von der Vampirforschung besessen. Die Chasseure haben ihn allerdings für wahnsinnig erklärt und ihn verbannt. Hier, Noé. Wirf einen Blick hierauf."

Vanitas ließ etwas in Noé's ausgestreckte Hand fallen und interessiert lehnte ich mich nach vorne um sehen zu können was es war.

"Aber das ist doch der Knopf den Dante dem Entführer entrissen hat.", sagte Noé als er den Knopf betrachtete.

Ich verstand nur Bahnhof. Ein Entführer? Von wem oder was? Noé war dank Vanitas immer auf dem neusten Stand, ich allerdings verstand von vielen Dingen nichts. Lediglich der Name Dante sagte mir was. Das war dieser Mann der bei Vanitas, Noé, Jeanne und Luca stand, als ich sie beobachtet hatte.

Er drehte den Knopf um und staunte.
"Die Nummer 128?"

"Das ist eine Werknummer.", antwortete Vanitas.
"Es sind nicht die Chasseure. Es ist jemand anderes der die Vampire überfällt und entführt. Es sind sogenannte Übermenschen. Die Erzeugnisse von Moreau's Experimenten. Er steckt hinter all dem."

Erschocken atmete ich ein.
Vampire? Aber warum? Und wer ist überhaupt dieser Moreau? Woher kannte Vanitas ihn, und warum war er sich so sicher bei seinen Aussagen?

Ich blickte fragend zu Vanitas, welcher meinen Blick erwiderte. Doch er schüttelte nur mit dem Kopf. Er wollte mir nicht erzählen um was es genau ging.
Das Noé alles wusste schien ihm zu genügen.

Während ich in Gedanken versunken war, um irgendwie eine Verbindung der einzelnen Punkte herzustellen, spielte Vanitas gelangweilt an seiner Kette herum, bis er sie gewaltsam packte und von seinem Hals riss. Die einzelnen Kugeln die die Kette zusammenhielten verstreuten sich in alle Richtungen und sprangen auf den Boden herum, bis sie irgendwann nur noch rollten, langsamer wurden und letztendes einfach liegen blieben.

Wir alle besaßen diese Kette. Sie war ein Teil der Uniform gewesen welche alle Chasseure besaßen.

"Gut. Gehen wir.", sagte Vanitas.
Seine Augen blickten kalt zu Noé, bis sie auf mich trafen.

Was auch immer hier geschehen war, es war Vanitas mehr als nur ernst gewesen.

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt