Mémoire 64

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"Bist du dir wirklich sicher?"

"Ja! Nun, ich habe mir diese Macht damals gewünscht um Chloé beschützen zu können. Aber... wenn es letztenendes nur dazu führt das ich sie verletze, dann brauche ich sie nicht mehr. Genau. Ich reiche aus. Ich, Jean-Jacques Chastel reiche aus um Chloé zu beschützen."

"In Ordnung, wie du willst."

Vanitas hob sein Grimoire hervor und sofort schlugen sich leuchtend hell die Seiten auf und blätterten wie Wild, obwohl kein Wind wehte.

"Jetzt verstehe ich. So lautet also dein wahrer Name.", ein sanftes Lächeln legte sich auf Vanitas Lippen, als er auf das Grimoire herab blickte.

"Apricus. Der, der sich an den letzten Schnee schmiegt."

Das Licht umgarnte Jean-Jacques, welcher seine Augen zukniff.

Vanitas hatte ihn erlöst von seiner Last ein Biest zu sein.

Und somit starb das Biest des Gévaudan's aus und Jean-Jacques sowie Chloé d'Apchier war ein normales Leben in Frieden vergönnt.

...

"Endlich zurück in Paris. Wie ich diese Luft vermisst habe.", rief ich als ich aus dem Zug sprang. "Ich hatte schon befürchtet nie wieder hierher kommen zu können."

Noé folgte mit einem Lächeln.
"Das stimmt, wir haben wirklich viel erlebt."

Vanitas war der einzige gewesen der nichts sagte. Schon im Zug brachte er kein Wort hervor, starrte gar nur aus dem Fenster, Stunde um Stunde ohne Pause.

Zu dritt verließen wir den Bahnhof und das Sonnenlicht schien auf uns herab.
"Ich werde Paris nie, nie, nie wieder verlassen.", ich schloss meine Augen und genoss die Wärme welche die Sonne mir spendete.

Noé lachte. "Paris ist wirklich eine besondere Stadt."

Zufrieden drehte ich mich zu Vanitas und Noé

"So gerne ich aber auch mit euch plaudern möchte, die Zeit rennt und ich muss noch einiges erledigen. Ich komme heute Abend zurück in's Hotel, versprochen!", rief ich als ich Vanitas und Noé zum Abschied winkte.

Beide erwiderten, wobei Vanitas eher zögerlich seine Hand hob, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Bewusst hatte er all die Zeit über seine Augen von mir abgewendet, aber ich konnte keinen Finger drauf legen warum. Eher hätte ich jeden Grund dazu gehabt ihm aus dem Weg zu gehen. Die Situation im Blumenmeer ließ mich nicht mehr los und viel zu oft schossen mir die Ereignisse dieses Tages wieder in den Kopf.

Doch Vanitas hatte nichts dazu gesagt. Weder hatte er mich zurechtgewiesen, noch mir gedroht irgendjemanden diesen Vorfall zu melden. Bevor wir in den Zug gestiegen waren hatte er sich zudem ganz normal verhalten, sich gar noch mit Jeanne und den Dhampieren unterhalten, welchen einen späteren Zug nahmen.

Doch wenn ich in der Nähe war verhielt er sich wie ausgewechselt.

"Oh nein... Hasst er mich vielleicht? Ist er tief im Inneren vielleicht sauer auf mich?"

Ich blieb stehen und blickte zum Bahnhof zurück, welcher bereits in gute Ferne gerückt war.

"Ich habe wirklich Mist gebaut... Aber darüber muss ich mir später Gedanken machen! Jetzt bleibt keine Zeit dafür!"

Meine Beine trugen mich weiter zu dem Ort, wo mein Geschäft stand. Es war nichts mehr davon übrig. Freie Fläche erstreckte sich dort wo das kleine Gebäude einst stand und mitten auf dieser Fläche lag etwas kleines, buntes.

Neugierig ging ich darauf zu und kniete mich auf den Boden. Es war ein Blumenstraus gewesen, welcher bereits etwas verwelkt war und einige Tage dort gelegen haben musste.

Lächelnd hob ich die Blumen vom Boden auf und betrachtete sie. "Sie sind wirklich wunderschön. Danke Louanne."

Erst beim wenden der Blumen bemerkte ich eine kleine Karte, welche mit einer Schnur um die Blumen gebunden war.

Mit meinen Zähnen zog ich an der Schnurr und die Karte fiel zu Boden.

"Ich freue mich schon auf den Tag wo mein Arm wieder funktioniert", seufzte ich als ich mich abermals auf den Boden kniete und nun die Blumen mit der Karte austauschte. Ich rappelte mich vom Boden auf und betrachtete die Karte.

Neugierig und mit einem breiten Lächeln öffnete ich sie.

Liebe (Y/N),
es tut uns wirklich leid was
du momentan durchmachen musst.
Wir werden dich unterstützen, egal
wie lange es dauern wird. Wir werden
dafür sorgen das du schon bald ein neues
Geschäft dein Eigen nennen kannst und du
deinen Traum erfüllen kannst.
Wir glauben an dich.
Nous vous aimons, ma chérie.

Das Lächeln auf meinen Lippen verzog sich zu einem traurigen, zittrigen Lächeln, als ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten. Ich hatte wirklich tolle Menschen um mich herum.

Ich hätte mich selbst in den Arsch treten können.
Sie vertrauten mir, halfen mir und waren immer für mich da... Und ich brachte es nicht hervor ihnen die Wahrheit zu sagen. Eher belog ich sie noch und ersetzte sie durch einen Vampir und einem Menschen.

Ich hasste mich selbst.
Ich hasste mich selbst für meinen inneren Konflikt.

"Ich sollte es ihnen beichten..."
Meine Augen wanderten zu meinem gebrochenen Arm. "Mir würde nicht mal eine gute Lüge einfallen um ihnen zu erklären wie das passieren konnte..."

"(Y/N)!"

Eine Stimme erklang hinter mir und ich weitete meine Augen. "Diese Stimme..."

"(Y/N)! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!"

Zwei Arme und das Körpergewicht eines Menschen brachten mich einige Schritte zum taumeln, bis ich mein Gleichgewicht wiederfand.

"Louanne...", zögerlich hob ich meine Hand, doch ich erwiderte ihre Umarmung nicht.

"Ich habe dich so vermisst, (Y/N)! Wie konntest du nur ohne ein Sterbenswörtchen einfach so aus Paris verschwinden?! Als ich deinen Brief erhalten hatte dachte ich du würdest Scherzen."

Ihre Umarmung festigte sich und vorsichtig legte ich meine Hand auf ihren Kopf.

"Das hatte Vanitas bei mir auch gemacht... Und es hatte mir geholfen mich zu beruhigen..."

Mit großen Augen ließ sie von mir ab und packte mich an der Schulter.

"Ach du liebe Güte! Was ist mit deinem Arm passiert?! Du musst dringend in ein Krankenhaus, sofort! Wir gehen dort jetzt hin und—"

"Louanne... Bitte beruhige dich. Es ist nicht so schlimm wie es aussieht, es tut auch nicht mehr so weh. Bitte mach dir keine Sorgen, es geht mir gut."

"Nicht so schlimm wie es aussieht?! Dein Arm ist gebrochen! Das ist schlimm! Wir müssen einen Arzt aufsuchen, komm!"

Sie packte mich an meiner Hand und ging einige Schritte, bis sie merkte das ich ihr nicht folgte.

"(Y/N)..."

"Louanne. Es gibt da etwas... was ich dir sagen muss."

Ich senkte meinen Kopf und sie ließ langsam von meiner Hand ab.

Bedrückt blickte sie zu mir.
"Egal was es ist. Ich werde dir zuhören. Und das weißt du."

Schwer schluckend zögerte ich.

"Ich bin es ihr schuldig. Ich kann nicht weiter davon laufen. Und so etwas wie ich schimpft sich Freundin. Ich sollte mich schämen..."

"Louanne, ich..."

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt