Mémoire 54

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"Kann ich dich etwas fragen, Vanitas?"
"Hm?"
"Wie fühlt es sich an... gebissen zu werden?"
"Was ist denn das für eine merkwürdige Frage?"
"Tut mir leid..."

Seufzend blieb Vanitas stehen und stämmte seine Hände an seine Hüfte, als er zu überlegen began.

"Also wenn du mich fragst ist es ein tolles Gefühl, so perfide wie es auch klingen mag. Einem wird ganz warm und die Sinne werden vernebelt. Man lebt in diesem Moment und denkt nicht an Morgen oder gar an das was Gestern war. Verstehst du?"

Er versuchte es mir so gut es ging zu erklären, doch ich konnte es mir nicht wirklich vorstellen.

"Tut es denn weh?"
"Der Biss? Nein. Die Schmerzen werden von den Emotionen gelindert. Warum interessiert dich das auf einmal so?"

"Oh, n-nur so."

Vanitas zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Du denkst doch nicht etwa daran zu beißen, oder?"

"Was? Nein!"

Vanitas began bei meiner Reaktion zu lachen und beschämt senkte ich meinen Kopf.

"Du bist mir wirklich eine tolle Halbvampirin. Erst Beißt du ohne dir darüber Gedanken zu machen und nun explodierst du förmlich vor Scham, das soll mir mal einer erklären."

Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel während ich hochrot wie ein Kessel meinen Blick auf den Boden fixierte.

"Es hat mich nunmal interessiert! Tut mir leid wenn ich so neugierig bin..."

Sein Lachen verstummte nach einigen Sekunden und mit einem hilflosen seufzen seitens Vanitas kehrte Stille ein.

"Du solltest erstmal lernen wie du mit deinen Emotionen umgehst und wie du sie am besten ausdrückst, bevor du dir Gedanken darüber machst deinen Blutdurst zu stillen."

Ich spührte etwas warmes auf meinem Kopf und zuckte zusammen. Etwas fuhr mir durch die Haare, ehe es einige Male sanft auf meinen Kopf klopfte.

Langsam hob ich meinen Kopf und blickte zu Vanitas, welcher mit einem breiten Grinsen auf den Lippen zu  mir blickte.

"Mach dir in Zukunft einfach weniger Gedanken."

Ich nickte einige Male und Vanitas hob seine Hand von meinem Kopf.

"Wir haben da vorne noch nicht gesucht."
Er deutete in eine Richtung, in welche er auch zugleich ging ohne weitere Zeit zu verschwenden.

"Was war das für eine merkwürdige Situation? Und seine Reaktion... so habe ich ihn noch nie zuvor gesehen..."

Vanitas entfernte sich Meter für Meter, bis er merkte das ich ihm nicht zu folgen schien.
"Hey! Bist du dahinten eingeschlafen oder was ist los?", hörte ich sein Rufen und ich zuckte zusammen.

"Ich komme ja schon!"

...

"Beruhige dich, (Y/N). Beruhige dich!"

Neben Vanitas stillschweigend zu gehen war nicht die beste Idee. Ich konnte es riechen. Sein Blut. Sein Geruch kam mir wieder in den Sinn. Der Geruch, den ich schon vernommen hatte als ich Vanitas das erste Mal gebissen hatte. Er musste eine offene Wunde besitzen, so genau hätte ich mir nie und nimmer diesen Geruch vorstellen können!

"Lange werde ich dem nicht standhalten können! Desto schneller wir Noé finden desto besser!"

Eifrig suchte ich nach dem Weißhaarigen, während sich Vanitas über meine Bemühungen belustigte.

"Du hast es aber ganz schön eilig. Bedrückt dich etwa etwas?"

Sofort schüttelte ich mit dem Kopf.

"Nein. Aber wenn wir Noé rechtzeitig finden wollen sollten wir uns beeilen! Weiß Gott was diese Maschiene jede Sekunde anrichten könnte!"

"Jetzt wo du es sagst... ich glaube ich sehe ihn dort.", Vanitas zeigte in eine nach vorne und ich folgte der Richtung in welche er deutete mit meinen Augen.

"Tatsächlich! Weisse Haare!", sofort rannte ich auf Noé zu und Vanitas folgte.

Bewusstlos lag Noé auf dem Steinboden einer kleinen Brücke, welche Schloss und Mauer miteinander verbindete.

"Noé! Kannst du mich hören!", ich packte ihn mit meiner Hand an seiner Schuler und rüttelte einige Male, bis mir das Blut an seinem Kopf auffiel.

"Er ist verletzt!", panisch drehte ich mich zu Vanitas, welcher sich seufzend neben mich kniete, Noé an seinem Arm packte und nach oben zog.

"Noé.", sagte er ruhig und sofort öffnete Angesprochener seine Augen. Von Tränen durchtränkt, welche bereits ihren Weg seine Wangen hinunter suchten, blickte er zu Vanitas und mir, mit einem geschockten Gesichtsausdruck.

"Wie kann es sein das du schon wieder halb am abkratzen bist? Sag schon.", Vanitas sprach weiter ruhig auf Noé ein. Erst jetzt fiel mir die Farbe seiner Augen auf, welche statt des schönen Lilas in einem strahlenden Rot aufleuchteten.

"Vanitas... (Y/N). Seid ihr es? ...Seid ihr es wirklich? ...Seid ihr Real?", fragte Noé zögerlich und ich hörte Vanitas neben mir genervt grummeln. Beruhigend legte ich meine Hand auf Noé's Schulter. "Was lässt dich denken das wir nicht echt sind?"

Noé's Blick traf auf meinen und er schluckte schwer.
"Ich... weiss es nicht..."

Vanitas grummeln verwandelte sich derweil in ein genervtes seufzen, als er mit seiner Faust ausholte und Noé eine verpasste.

"Na, tut's weh?"
"J-Ja..."

Sofort ließ ich von Noé ab und wandte mich Vanitas zu.
"Musst du eigentlich immer alles mit Gewalt lösen?!"

"Was denn? Anders versteht er es ja nicht.", schulterzuckend blickte Vanitas zu mir und ich legte hilflos einen Finger an meine Stirn, um nicht meine Fassung zu verlieren.

Derweil hatte sich Noé von Vanitas Schlag wieder erholt.

"Das hat wirklich wehgetan..."

"Glückwunsch, du bist wieder in der realen Welt. Sag mal, was soll dieser jämmerliche Auftritt? Bist du auf Drogen oder was?"

"So ist es. Anscheinend bin ich das wirklich...", verheult blickte Noé auf seine Hände.

"Warte... Was hat er gesagt?"

"Fängst du jetzt an Scherze zu machen?", fragte Vanitas überfragt als er das Gesicht verzog.

"Sind Dante, Johann und Jeanne auch hier?", Noé wechselte das Thema und Vanitas nickte.
"Ja."
"Sind sie wohlauf?"
"Ja."
"Was für ein Glück. Ich habe mir Sorgen gemacht."
"Du hast gut Reden! Was glausbt du was Ich mir-!", Vanitas brach während seines Satzes ab und alle Augen waren nun auf ihn fixiert.

"Ja?", Noé saß mit großen Augen vor Vanitas auf dem Boden, als er auf den Rest des Satzes wartete.

"Ach, vergiss es! Was viel wichtiger ist. Erzähl mir lieber ob du in der Zwischenzeit an brauchbare Informationen gekommen bist."

"Jetzt hör doch auf Noé so mit fragen zu durchlöchern! Er ist verletzt! Das sollte jetzt wichtiger sein!", sagte ich empört als ich mich vor Noé positionierte.

"Er hat schon schlimmeres hinter sich, da wird er ja wohl mit einer Kopfverletzung schon fertig.", antwortete Vanitas und ich seufzte genervt. Ich öffnete meinen Mund um etwas sagen zu können, doch Noé hatte sich bereits hinter mir aufgerappelt und griff mich sanft an meiner Schulter.

"Es ist wirklich nicht so schlimm wie es aussieht. Mir geht es gut, wirklich."

Ich drehte mich zu Noé und nickte.

"Wenn du das sagst..."

Bloodbound (Vanitas x Reader) [Vanitas no Carte/The case study of Vanitas]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt