72) Alt & grau

99 1 0
                                    

Er konnte ihr nur fassungslos nachsehen, er war nicht imstande sich zu regen oder nach ihr zu rufen. Er konnte ihr einfach nur nachsehen wie sie langsam aus seinem Blickfeld verschwand... aus seinem Leben verschwand...

Die Kälte schlug auf ihn ein, all die Wärme die er die letzten Wochen kennen gelernt und lieben lernte, waren fort... wurden mit ihr fortgetragen...

Die Geborgenheit die er durch sie kennenlernte verwandelte sich wieder in die triste Einsamkeit die ihn sein Leben lang begleitet hatte, seitdem seine Mom auch ihn verlassen hatte...

Die Sicherheit die sie ihm gab, nur durch ihre Nähe, entriss sie ihm mit ihren Gehen. Er sehnte sich bereits nach ihr, nach ihren wunderschönen Anblick, ihrem wundervollen Lächeln, ihren liebevollen Augen, ihrer weichen Haut. Er sehnte sich danach, sie in seinen Armen liegen zu haben, dass er nur einen Arm um sie schlingen musste um sie fest zu halten, ihrer Nähe die ihm so viel Sicherheit gab.

Es zerriss ihn, die Sehnsucht nach ihr zerriss ihn innerlich. Die Vorstellung nie wieder mit ihr einzuschlafen mit ihren Kopf auf seiner Brust, ihrer Haare die seine Nase kitzelten, dass ihr Hund nie wieder mitten in der Nacht anfängt an seinen Füßen zu knabbern...

Sie entzog ihm ihre Liebe, denn auch wenn sie es vorhin zum ersten Mal sagte, dass sie ihn liebte, brauchte sie es tatsächlich nie zu sagen, denn er spürte ihr Liebe.

Er hatte ihre Liebe von Anfang an gespürt. Ob es ihre liebevollen Berührungen waren indem sie beruhigend durch sein Haar strich, sie sich um ihn kümmerte in den verschiedensten Weisen. Zum Beispiel backte sie regelmäßig die Kekse für ihn, die er bei ihr gegessen hatte als er sie nach Hause gebracht hatte. Nachdem er sie geschwängert hatte, dachte er bitter.

Sie war das erste Mädchen das ihn wirklich sah, nicht nur den coolen Billy mit der geilen Karre, der einfach Spaß am Leben haben wollte und keine Gefühle zu haben schien. Sie hatte seine Fassade zum bröckeln gebracht, sie hatte ihn vom ersten Moment an so akzeptiert wie er ist. Sie versuchte nicht ihn zu ändern, sie nahm ihn mit seinen Ecken und Kanten.

Wie selbstverständlich sie wusste, dass er mit ihr nach dem Sex nichts mehr zu tun haben wollte. Mit wieviel Fassung sie es getragen hatte, wie sie ihm erklärte das es solche Männer wie ihn geben muss der die Frauen verführt und aus ihren tristen Alltag reißt.

Sie hatte seine Fassade mit ihrer Liebe und Güte niedergerissen.

Wie sie ihn damals vor der Tracht Prügel bewahrte indem sie seinem Dad auf sich Aufmerksam machte. Er wusste, dass sie durch sein Verhalten zu erahnen schien, dass sein Dad ein schlechter Mensch, ein schlechter Dad ist. Selbstlos hatte sie sich eingemischt und wusste gar nicht in welcher Gefahr sie sich wegen ihm begeben hatte. Denn sein Dad hatte direkt dasselbe in ihr gesehen, wie er. Diese wunderschöne reine Naturschönheit die nur die wenigsten Menschen besitzen.

Tausende Bilder schlugen auf ihn ein. Ihre erste Begegnung an seinem Camaro und wie sie ihn in ihren Bann zog mit ihrer reinen Schönheit. Wie sie ihn mit ihrer Natürlichen Schönheit an seine Mom erinnerte... seine Hände ballten sich zu Fäusten durch die Gedanken an seine Mom...

Willow liebte dieses Baby, sein Baby jetzt schon, hatte sie gesagt. Willow beschützte dieses Baby bereits jetzt schon... sein Baby...

Willow hatte ihn nur Äußerlich an seine Mom erinnert, auch nur deswegen weil er seine Mom auch nie mit Make Up oder ähnliches gesehen hatte, sie war auch so atemberaubend schön - nur durch ihre Ausstrahlung. Seine Mom war groß gewachsen und schlank, blond und blauäugig. Willow hingegen klein mit ihren braunen Haaren und grünen Augen - doch sie hatte dieselbe Ausstrahlung wie sie.

Doch in einem schienen die beiden Frauen sich zu unterscheiden. Während seine Mom ihn im Stich ließ, ihn wissend mit diesem Monster alleine ließ war Willow mit ihren Siebzehn Jahren stärker als seine Mom es je war. Sie würde ihr Baby vor jeder Gefahr beschützen und selbstlos hatte sie ihn sogar von jeglicher Verpflichtung und Verantwortung entsagt. Sie ging aus seinem Leben, nicht weil sie ihn nicht liebte, sondern weil sie ihn liebte...

Sie wollte ihm das nicht antun, die Verantwortung sich um eine Frau und ein Kind zu kümmern, nichts aus seiner Zukunft machen zu können. Sie hatte entschieden, dass sie ihr Leben für ihr gemeinsames Kind aufgibt, während er sein Leben so führen sollte wie er es wollte.

Aber wie wollte er sein Leben führen? Sein Leben lief doch gerade von ihm davon...

Und mit einem Schlag wurde ihm bewusst, wurde ihm wirklich richtig bewusst, dass er dieses Mädchen liebt.

Aber wusste sie es? Wusste sie das er sie liebte? Hatte er ihr es je zeigen können? Hatte sie es jemals so zu spüren bekommen wie er ihre Liebe spürte? Oder stand seine Feigheit vor diesen Gefühlen immer im Weg weil er ganz cool versuchte, es ihr nie so zu zeigen?

Nein, sie würde es nie wissen... Und jetzt wo er Angst hatte sie zu verlieren, wusste er, dass er sie brauchte. Er hatte Angst es sich jemals anmerken zu lassen, doch er brauchte sie. Er will mit ihr zusammen bleiben bis sie alt und grau sind...

Billy Hargrove - Hold my HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt