73) Qual

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Den Rest der Schulwoche war Willow nicht erschienen, jeden Morgen sah er denselben Gesichtsausdruck auf Harringtons Gesicht - Tut mir Leid. Und jedes Mal wurde er wieder wütend. Wütend auf sie, wütend auf sich selbst! Sollte er vielleicht zu ihr fahren und nach ihr sehen? Oder sollte er ihre Entscheidung einfach akzeptieren und sich von ihr und dem Baby fernhalten?

Wäre er tatsächlich bereit sein Leben so aufzugeben wie Willow es wäre?

Es war selbst für ihn erstaunlich das er sich von den anderen Versuchungen fernhalten konnte seitdem er mit Willow den ernsten Schritt einer Beziehung eingegangen war. War damals seine Angst sie schneller zu betrügen als sie bis drei zählen konnte, hatten ihn wirklich keine anderen mehr interessiert. Willow genügte... Willow gab ihm einfach alles was er brauchte, von dem er nie was wusste...

Doch durch deren Dummheit legte ihre Beziehung ein Tempo voran, dass ihm Schwindelig wurde. Billy wusste, dass er niemals Vater werden wollte, er hatte doch immer so gut auf die richtige Verhütung geachtet! Umso verwerflicher, dass er es an diesem Abend nicht getan hatte. Billy war so in seinen Gedankenversunken, dass er nicht einmal mitbekam wie er einfach jeden brutal wegstieß der seinen Weg durchkreuzte.

Er hatte nicht einmal mitbekommen wie seit Dienstag die Mädchen über Willow und ihn tuscheln.

War doch klar dass das mit den beiden nicht lange hält!

Jetzt sitzt sie zu Hause und heult sich die Augen aus, sie hätte es besser wissen müssen! waren nur wenige Kommentare beim Tratsch Austausch.

Er bemerkte nicht einmal wie verzweifelt die Mädels versuchten seine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen, immerhin wollten sie ihn über die Trennung hinweg trösten. Billy hatte einen Tunnelblick und seine Gedanken kreisten ständig nur um Willow.

Billy war nur noch ein Schatten seiner selbst, dass fiel selbst seiner Stiefschwester Max auf. Die Fahrten waren unheimlich ruhig, die Musik dröhnte zwar wie gewohnt aus den Boxen, aber er war einfach nicht Anwesend. Sein Fahrstil machte ihr aber viel mehr Sorge, denn er fuhr gerade zu anständig und beachtete jedes Verkehrsschild und sogar das Tempolimit. Seine blauen Augen die sonst immer so Wütend aussahen, starrten Ausdruckslos auf die Straße vor sich.

Max hatte bemerkt, dass Billy plötzlich viel zu Hause war. War er doch die Wochen zuvor ständig weg, und am Wochenende kam er sogar erst Sonntag Abends wieder. Und das obwohl er wusste, was auf ihn jeden Sonntag Abend wartete, weil er nicht wie gewohnt nach Hause kam. Selbst als Neil versuchte ihn Freitags Abends davon abzuhalten zu fahren, hatte Billy sich widersetzt, oder er war gar nicht mal erst nach Hause gekommen. Er hatte Max zu Hause rausgelassen und war dann mit quietschenden Reifen davon gerast.

Sie hatte sich oft gefragt warum Willow die Wochenenden nicht einfach bei ihnen verbrachte, dass würde Billy immerhin vor Neils Wut schützen, doch sie kannte Billy gut genug um zu wissen, dass er Gründe dafür haben müsste.

Er müsste Gründe dafür haben, sie vor Neil fernzuhalten. Und es war Billy egal, dass diese Gründe ihn jeden Sonntag teuer zu stehen kamen.

Max verstand zwar noch nicht viel von der Liebe, aber sie sah ihrem großen Bruder an, dass er wohl der Liebe tatsächlich verfallen war. Auch wenn Willow damals sagte, dass sie ihn nicht verändern wird, tat sie es mit ihrer reinen Anwesenheit. Sie hatte aus ihm einen anderen Menschen gemacht. Billy hatte sie nicht mehr so viel beleidigt, hatte sie ohne Gemotze umhergefahren um dann schnellstmöglich zu seiner Willow zu kommen.

Selbst seine Ausstrahlung hatte sich durch sie verändert und noch nie hatte sie Billy so gesehen. Er war zwar immer noch der Coole Billy, aber nun der coole Billy der sofort ein Lächeln auf den Lippen trug sobald er Willow vom weiten sah.

Der es offenbar genoss, wenn sie in seinen Arm lag. Mehr als nur einmal hatte Max beobachten können, wie entspannt Billys Gesicht war, wenn er dieses Mädchen in seinen Armen hielt. Und oft erwischte sie sich dabei, dass sie sich genauso eine Liebe für sich selbst wünscht.

Dass ihr Freund sich eines Tages immer lächelnd zu ihr herunterbeugen wird um dann breit grinsend in den Kuss zu verfallen.

Natürlich hatte sie von den größeren Schülern auf dem Parkplatz manches aufschnappen können, während sie neuerdings immer auf ihren Bruder warten musste. Und ihre Vermutung hatte sich bestätigt, dass Willow und Billy anscheinend kein Paar mehr sind.

Ja, mit tiefem Mitgefühl sah sie ihren großen Stiefbruder an. Er hatte immer noch seine unbeschreibliche Coolness, schien aber eher wie eine Maske für sie. Stumm hatten sie sich einfach ins Auto gesetzt und er war losgefahren.

Was auch immer Billy beschäftigte, es zerriss ihr das Herz mit ansehen zu müssen wie ihr sonst so taffer großer Stiefbruder der das größte Arschloch unter der wandelnden Sonne war, offenbar litt. Er ertrug unfassbare Qualen und sie konnte ihm nur Hilflos dabei zusehen.



Billy Hargrove - Hold my HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt