28) Halt dich von mir fern

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Seine Augen blitzten vor Wut auf, so viele Abfuhren hatte er wohl noch nie einstecken müssen. Willow berührte bereits die Türklinke als sie unsanft fort gezogen wurde.

,, Was willst du Chichi?" knurrte er bedrohlich und hielt sie an ihrem Unterarm fest. Doch er war nicht grob zu ihr.

,, Chichi?" wiederholte sie verwirrt.

,, Beantworte meine Frage! Warum wehrst du dich so sehr gegen mich?! Ich sehe das du mich willst, ich fühle es und ich spüre es! Warum lässt du mich nicht an dich ran?"

,, Habe ich dir bereits beantwortet."

,, Du willst keine von vielen sein, hab ich verstanden!" setzte er wütend an ,, Also bist du im Endeffekt eine, die sich erhofft das du die Eine für mich bist, die mich ändern kann." schlussfolgerte er.

,, Eben nicht. Du sollst so bleiben wie du bist, die Frauenwelt braucht dich Billy. Aber ich nicht. Ich brauche keinen bedeutungslosen Fick, ich brauche eine aufrichtige Beziehung! Ich brauche jemanden der mich kennt und für so etwas bist du nicht geschaffen. Es ist ok! Du musst jetzt einfach akzeptieren das dir ein Mädchen Grenzen zeigt und nicht mit dir Schlafen will, weil sie dich nicht will! " Zum Ende hin wurde Willow lauter.

,, Lügnerin." zischte er ihr entgegen.

,, Lügnerin?" wiederholte sie unglaubwürdig.

,, Ja du bist eine Lügnerin! Du willst mich und du brauchst mich!"

,, Ich brauche dich?"

,, Warum wärst du sonst immer noch hier?" fragte er offen. ,, Wenn du mich wirklich nicht wollen würdest, hättest du einen Weg hier raus gefunden. Du hättest dich vorhin aus meinen Armen befreien können als Wheeler sich nach dir erkundigte, aber du lagst lieber in meinen Armen. Weil ich dir das geben kann, was andere dir nicht geben!"

,, Und das wäre was? Der beste Sex meines Lebens?" fragte sie hysterisch lachend.

,, Sicherheit!" spuckte er ihr entgegen und entgeistert sah sie ihn an.

,, Was?" keuchte sie atemlos.

,, Denkst du ich bin so blöd? Du suchst seit unserer ersten Begegnung ständig Sicherheit bei mir. Sei es nach deiner ersten Ohrfeige von Linda, oder der Prügelei. Selbst als du vorhin weinend in meinen Armen lagst, hast du die Sicherheit gesucht und du hast sie bekommen." endete er ruhig und Willow sah ihn mit großen Augen an.

Das sie jemals eine tiefgründige Unterhaltung mit Billy führen würde, hätte sie sich nicht mal ausdenken können.

,, Lass mich jetzt gehen!" zischte sie und versuchte sich aus seinen Griff zu befreien der sich sofort verhärtet hatte. ,, Lass mich los!" sagte sie energischer und versuchte gegen ihn anzukämpfen, gegen die Gefühle die in ihr aufkochten. Doch er sagte nichts, er sah sie einfach nur an und hielt ihren Versuchen sich aus seinem Griff zu befreien locker stand.

,, Warum kämpfst du gegen mich an?"

,, Weil du dann gehst sobald du hattest was du willst!" schrie sie ihm wutentbrannt entgegen.

,, Ich hab es doch gesagt, du gehörst zu den Hoffnungslosen die direkt einen Ring am Finger und ein Haus voller Blagen haben möchte."

,, Ich will nicht das du mir das nimmst, was ich brauche! Sobald ich mit dir schlafe wirst du gehen und du wirst mir nicht mehr die Sicherheit geben!" Tränen fielen auf dem Boden hinab und klatschten hart auf den Fliesenboden.

,, Sag mir, warum ausgerechnet ich dir anscheinend das Gefühl von Sicherheit geben kann. Du nennst mich indirekt eine Hure!" Und Willow sah ihn grübelnd an.

,, Ich weiß es nicht." wisperte sie verzweifelt und sanft wischte er ihre Tränen weg und diese liebevolle Geste zerbrach das Eis.

,, Du - du bist einfach so stark! Du hast vor niemanden Angst und stellst dich jedem. Du weißt einfach immer das Richtige zu tun, und wenn es mir nur die Tränen abwischen ist." Interessiert sah Billy sie an, sie war verwundert das er noch nicht zu Lachen begonnen hatte.

,, Wer hat dich so verletzt das du ausgerechnet in einem Arschloch wie mir Sicherheit finden kannst?"Seine blauen Augen trafen sie hart.

,, Mein Dad." wisperte sie. ,,Du erinnerst mich ein wenig an ihn."

Entsetzt sah er Willow an über deren Gesicht unzählige Tränen liefen. Mit einem Dad war er noch nie verglichen worden und er fühlte Enttäuschung aufkeimen.

,, Er war mein Superheld!" Ihre Worte erlangten ungewollt seine Aufmerksamkeit. ,, Er war groß und stark und wirkte unbesiegbar, diese Ausstrahlung hast du auch." flüsterte sie beinahe und wich seinem Blick aus.

Er verstand einfach nicht worauf Willow hinaus wollte.

,, Mein Dad starb vor Zehn Jahren, als er mich aus einer Strömung im Meer rettete. Mein Superheld, einfach so ertrunken."

Sie schluchzte laut und Billy spürte wie schwer sein Herz wurde.

,, Wegen eines dummen Mädchens, welches nicht auf ihn gehört hatte. Die nicht nur die Füße drin badete sondern weil sie das Wasser so sehr liebte, einfach weiter hinein lief. Nie werde ich vergessen wie ich das erste Mal in seinem Leben die Angst in seinen Augen sah. Er hatte Angst mich zu verlieren, stattdessen verlor ich ihn. Der, der mir jeden Abend Gute Nacht Geschichten vorlas, der die Monster unter meinem Bett eigenhändig umbrachte und mich nicht jede Nacht wie meine Mom zurück in mein Bett schickte in dem ich so eine Angst hatte. Er war einfach immer da, in seiner Nähe konnte ich keine Angst spüren, dass Wort existierte nicht einmal."

,, Du hast also einfach panische Angst vor dem Wasser, deswegen konntest du nicht rein." schlussfolgerte er.

,, Leider. Dabei liebe ich das Wasser- ich liebe das Meer! Gerne wünsche ich mich wieder dorthin zurück, den heißen Sand unter meinen Füßen, Muscheln zu sammeln und mich auf dem Meer einfach treiben zu lassen. Aber es geht nicht, jedes Mal sehe ich meinen Dad wovon ich dachte, er wäre unbesiegbar, von dem getötet worden war, was ich liebte." Verständnisvoll nickte er, zu etwas anderem war er nicht in der Lage. Er hätte nicht gewusst was er hätte sagen sollen, was die richtigen Worte wären.

,, Das ist der Grund warum ich nicht mit dir schlafe! Nicht weil ich dich nicht attraktiv finde und will das du dich für mich änderst. Du sollst so bleiben wie du bist! Ich will einfach nicht mit dir Schlafen, weil du mir dann nie wieder zu Nahe kommen wirst." endete sie und sah ihn aus ihren großen grünen wässrigen Augen an.

Sein Kopf explodierte förmlich, er wusste nicht was er sagen geschweige denn was er tun sollte. Sie hatte sich ihm geöffnet, verdammte Scheiße soviel hatte er noch nie mit einem Weib gesprochen! Sie änderte ihn einfach, vollkommen unbewusst...

,, Du wirst mich so oder so Verlieren. Egal ob du jetzt mit mir schläfst oder nicht, ich werde gehen." Sie nickte wissend und setzte ein Lächeln auf.

,, Ok, dass akzeptiere ich. Dann halt dich von mir fern." Er nickte ihr zu.

,, Dann lass mich los." Ihm war nicht einmal aufgefallen das er sie immer noch nicht aus seinem Griff gelöst hatte und jeder Muskel und jede Faser in seinem Körper sträubte sich dagegen sie los zu lassen. ,, Billy." wie sanft sie seinen Namen aussprach... schließlich gewann sein Verstand und er konnte sie gehen lassen und öffnete ihr die Tür.

,, Das gleiche gilt für dich, halt dich fern von mir." Ohne ihn eines Blickes zu würdigen lief sie an ihm vorbei und er versuchte angestrengt ihr nicht nach zusehen...

Sofort wurde sie von ihren Freunden in Empfang genommen, während Billy sich durch die Menge drängte. Für einen Moment fragte er sich, ob sie wohl die ganze Zeit vor der Tür gewartet und was sie alles gehört hatten. Doch das sollte nicht sein Problem sein.



Billy Hargrove - Hold my HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt