Kapitel 22 - 'Dein Glück, Kleine.'

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"JI-YUN, BIST DU EIGENTLICH GEISTIG ANWESEND?" schreit mir, niemand anderes als mein bester Freund, Ji-Hu lautstark ins Ohr.

"Yah, bist du bescheuert?!" zische ich aufgebracht und schlage ihm unsanft gegen seine Brust.

Schmerzvoll verzieht er sein Gesicht und zieht einen scharfen Luftstoß ein. Er legt seine Hand auf die getroffene Stelle und schiebt seine Unterlippe nach vorne.

"Das tat weh..." jammert er und starrt mich dabei mit seinem berühmten Hundeblick an.

Er wird wohl nie verstehen, dass ich dagegen schon immun bin. Bei jedem anderen Mädchen funktioniert das ja vielleicht, bei mir allerdings nicht, also nicht mehr. Am Anfang bin ich zugegebenermaßen auch schwach geworden, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.

"Dann schreie mich das nächste Mal nicht so an. Willst du etwa, dass ich taub werde?"

Genervt verdrehe ich meine Augen.

"Dann antworte mir das nächste Mal einfach. Du bist andauernd total in deinen Gedanken versunken und ignorierst mich."

Verwirrt blicke ich ihn an und hebe eine Augenbraue.

"Merkst du das etwa nicht mal? Ich rede schon die ganze Zeit mit dir." fügt er fassungslos hinzu.

Peinlich berührt lege ich meine Hand in meinen Nacken und grinse ihn dabei schief an.

"Das tut mir Leid, Ji-Hu, wirklich. Ich habe das gar nicht mitbekommen."

Seine fassungslosen Gesichtszüge lockern sich und er lächelt mich sanft an.

"Sage mir wenigstens, als Entschuldigung, an was oder wen du gedacht hast."

"Ich habe an niemanden gedacht, okay?" versuche ich seiner Frage auszuweichen.

"Ah, Ji-yun, es ist also eine Person!" ruft er begeistert und weitet seine Augen etwas.

Sofort schaue ich mich panisch um, denn er hat es wirklich laut gerufen. Zu meinem Glück hat es allerdings niemand mitbekommen, denn jeder ist damit beschäftigt, sich in der Pause auf die nächste Stunde vorzubereiten. Nur Ji-Hu und ich eben nicht. Wir stehen gemeinsam im Gang herum und unterhalten uns. Naja, eher unterhält sich mein bester Freund mit mir, ich bin ja anscheinend andauernd abwesend.

"Geht's vielleicht noch lauter?"
ermahne ich ihn.

Er wirft mir einen entschuldigend Blick zu.

"Wer ist es? Geht er auf unsere Schule?"

"Ji-Hu, ich weiß nicht was du meinst. Ich habe einfach nur geträumt, mehr nicht."

Unglaubwürdig mustert er mich und seufzt schwer. Zu meinem Glück ertönt die Schulklingel, die die Pause beendet und die nächste Stunde ansagt.

"Dein Glück, Kleine. Wir reden darüber nochmal, da kannst du dir sicher sein.'" meint der Schwarzhaarige.

Er drückt mir einen flüchtigen Kuss auf meine Wange und mischt sich danach unter die laufenden Schüler, die sich in ihr Klassenzimmer begeben. Leicht beschämt lege ich meine Hand auf meine Wange und lächele.

Dieser Idiot.

"Nein, das werden wir nicht!" rufe ich ihm lachend hinterher.

Annyeong, i'm G to the D.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt