"Huh? Ich dachte, du wärst arbeiten." murmele ich verwundert, als ich zur Haustür hineinkomme.
Ich werfe meinen schwarzen Rucksack irgendwo auf den Boden und laufe zu meinem Bruder in die Küche. Er stellt mir vorsichtig eine dampfende Schüssel auf die Theke und kratzt sich verlegen an seinem Hinterkopf.
Verwundert stelle ich fest, dass es sich bei dem Inhalt um Ramen handelt. Fragend runzele ich meine Stirn, da ich nicht wirklich verstehe, was das ganze soll.
"Ich hab dir Mittagessen gemacht, weil ich mich entschuldigen möchte. Wegen gestern. Ich war dumm, ich weiß das. Es tut mir Leid, ehrlich." beginnt er sich zu entschuldigen.
Seufzend setze ich mich auf den Stuhl an der Theke. Abwarten und hinter der Theke stehend, schaut mich mein Bruder an.
"Ist schon okay." murmele ich leise.
Als ob ich ihm lange böse sein kann, das konnte ich noch nie, von klein auf an.
Ich umschließe die warme Schüssel mit meinen Händen und ziehe sie zu mir. Sofort zieht mir ein leckerer und zugleich angenehmer Duft in die Nase.
Es handelt sich natürlich um Instant Ramen. Alles andere hätte mich auch stark gewundert, bei seinen nicht vorhandenen Kochkünsten.
"Sicher?" hakt Seungri vorsichtshalber nochmal nach.
"Sicher." bestätige ich ihm grinsend.
Kurz danach fällt er mir auch schon um meinen Hals, womit ich nicht gerechnet habe. Da er sich gerade genau über mein Essen lehnt, schiebe ich es schnell zur Seite.
"Danke Ji-yun. Ich hasse es, mit dir zu streiten." sagt er erleichtert, als er wieder von mir ablässt.
Auf meiner Unterlippe kauend ziehe die Schüssel wieder zu mir zurück.
"Du solltest dich aber nicht nur bei mir entschuldigen." erkläre ich ihm und greife nach dem nebenliegenden Löffel.
Nachdenklich fährt er sich durch seine blondierten Haare.
"Du meinst, ich sollte mich auch bei Jiyong entschuldigen?"
Sofort nicke ich und beginnen mit dem Löffel in der Schüssel herum zu rühren.
"Ich wusste gar nicht, dass ihr euch so gut versteht. Wann kam das?" fragt er und stützt sich mit seinen Händen an der Theke ab.
"Ich weiß nicht, wir verstehen uns halt einfach gut. Das hat keinen bestimmten Grund. Ärgert dich das etwa?"
Ich nehme einen Löffeln des Ramens und schiebe ihn mir langsam, mit dem Blick immer noch auf meinem Bruder, in meinen Mund.
"Ich muss zugeben, gestern Abend hat es mich geärgert, ja. Allerdings hab ich jetzt die ganze Nacht lang darüber nachgedacht, auch wegen Taeyang. Ich sollte mich eigentlich einfach freuen, dass du dich so gut mit meinen Freunden, die ebenfalls meine Bandmitglieder sind, verstehst. Ich meine, es könnte ja auch ganz anders sein und theoretisch wäre das viel schlimmer. Ich bin eben dein großer Bruder und habe deswegen einen beschützerischen Instinkt in mir. Doch mir wird so langsam klar, dass ich diesen mal etwas zügeln muss. Immerhin bist du volljährig und ich weiß auch, dass meine Freunde niemals mehr als nur Freundschaft mit dir anfangen würden. Das haben sie mir hoch und heilig versprochen und dann glaube ich ihnen das auch. Wie gesagt, mir tut mein Verhalten echt leid. Wir 6 sind alle eine Familie und so sollten wir uns auch verhalten. Ihr lernt euch ja auch immer besser kennen, so wird der Umgang zueinander nun mal automatisch vertrauter. "
Währenddessen habe ich ihm aufmerksam zugehört und einen Löffel Ramen nach dem anderen verspeist.
Diese Worte von meinem Bruders zu hören, war echt schön und erleichternd, endlich scheint er es zu verstehen.
Allerdings plagt mich nun ebenfalls das schlechte Gewissen. Denn theoretisch gesehen, hatte Seungri leider mit seinen Befürchtungen nicht ganz unrecht.
Mir will sein einer Satz nicht mehr aus dem Kopf gehen: "Das haben sie mir hoch und heilig versprochen und dann glaube ich ihnen das auch."
Jiyong hat es meinem Bruder also versprochen, so wie alle anderen auch. Nur scheint er offensichtlich, sein Versprechen nicht einzuhalten.
Hat er denn gar kein schlechtes Gewissen?
Er belügt und hintergeht somit einen seiner besten Freunde.
Okay, um mal fair zu sein, viel besser bin ich ja dann auch nicht.
Allerdings habe ich Seungri nichts versprochen, das ist Fakt.
"Ich bin froh, dass du es endlich lockerer siehst." sage ich mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen.
"Keine Sorge, das werde ich. Ich muss dann jetzt auch zur Arbeit. Da werde ich mich auch noch gleich bei Jiyong entschuldigen. Es wird spät heute, warte also nicht auf mich. Schlaf später gut."
Er gibt mir einen flüchtigen Kuss auf meine Stirn, schlüpft in seine Adidas Schuhe, streift seine blaue Jacke über und verschwindet aus der Wohnung.
Haare raufend und mit unzähligen Gedanken leere ich vollständig meine Schüssel und verfrachte sie danach in der Spülmaschine.
Ji-yun: Ich hab ein schlechtes Gewissen :(
Schnell versende ich die Nachricht an den Rotschopf und setze mich danach auf die große Couch im Wohnzimmer.
Jiyong: Omo, wieso? :o
Ji-yun: Wegen-, ach keine Ahnung. Du hast ihm etwas versprochen.
Jiyong: Huh, was? Ji-yun, ich kann dir nicht folgen, wenn du mir nicht sagst, was los ist. Und wieso solltest DU ein schlechtes Gewissen haben, wenn ICH etwas irgendwem versprochen habe? Wobei ich nicht mal meine, was für ein Versprechen du meinst.
Ji-yun: Ah, ist egal...
Jiyong: Nein, ist es nicht -.- Wenn du es mir nicht sofort sagst, komme ich persönlich vorbei. Ich hasse sowas nämlich.
Ji-yun: Wir besprechen das einfach morgen, okay? Da sehen wir uns ja.
Jiyong: Oh, meinetwegen.
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Annyeong, i'm G to the D.
FanfictionJi-yun hat Mist gebaut. Ordentlichen Mist. Deswegen wurde sie von ihren Eltern rausgeschmissen und sitzt jetzt auf der Straße. Zu wem soll sie gehen? Sie kennt nicht wirklich viele Leute in Seoul. Einzig und alleine fällt ihr, ihr großer Bruder ein...