"Wann muss man denn jetzt diese eine Zeit nehmen? Ich verstehe das nicht..." frage ich meinen Englischlehrer ratlos und Haare raufend.
Am nächsten Montag steht die Schulaufgabe an und ich habe wirklich gar keinen Plan von dem Stoff, den wir gerade machen. Seufzend mustert mich mein Lehrer.
Wie es aussieht, verzweifelt er noch an mir.
"Ji-yun, das habe ich jetzt schon mindestens 2 mal erklärt. Du musst es irgendwann verstehen, die anderen aus deiner Klasse langweilen sich sonst."
Als ob das meine Mitschüler stört, ganz im Gegenteil sogar. Die sind doch froh, wenn sie während dem Unterricht nicht aufpassen müssen und sich mit sich selber, oder ihrem Banknachbarn, beschäftigen können.
Wieso allerdings jeder die Zeiten in Englisch versteht, nur ich nicht, ist und bleibt mir ein Rätsel.
Jedoch bekomme ich das irgendwie nicht in meinen Kopf hinein, es ergibt für mich einfach keinen Sinn.
"Ich verstehe es aber trotzdem immer noch nicht. Bitte, erklären sie mir es noch einmal, ein allerletztes Mal. Das ist die letzte Stunde vor der Schulaufgabe." flehe ich ihn an.
Gestresst fahre ich mir durch meine Haare, während mein Lehrer unentschlossen seinen Kopf in den Nacken legt.
"Die Stunde ist in 5 Minuten vorbei, es würde sich nicht lohnen, jetzt nochmal von vorne anzufangen. Vor allem, wenn es nur eine Schülerin nicht versteht."
Enttäuscht nicke ich leicht. Der Lehrer wendet sich von mir ab und beginnt die Hausaufgabe an die Tafel zu schreiben. Alle meine Mitschüler kramen ihre Blöcke oder sonstiges aus ihren Taschen und beginnen diese murrend abzuschreiben.
"Ich verstehe nicht, wieso sie da so ein großes Drama draus macht, sie hat doch Ji-Hu. Der hat ja eh nur Einser in Englisch und normalerweise erklärt er ihr das doch dann immer alles." höre ich einen Jungen leise hinter mir nuscheln.
Wütend kneife ich meine Augen zusammen und atme schwer aus.
"Keine Ahnung, das frage ich mich auch schon die ganze Zeit." antwortet ihm sein Freund.
Morgen.
Morgen wird das alles endlich mit Ji-Hu geklärt. Dann muss ich mir diesen Mist nicht mehr anhören, ohne etwas dazu sagen zu können.
"So, dann wünsche ich euch ein schönes Wochenende, wir sehen uns ja am Freitag leider nicht mehr. Annyeong." beendet der Lehrer seine Unterrichtsstunde und kurz darauf ertönt auch schon, wie perfekt geplant, der Schulgong, der endlich den Schulschluss für uns ansagt.
Die ganze Klasse, inklusive mir, murmelt ein undeutliches "Danke, Ihnen auch." und beginnt, ihre Sachen einzupacken.
So schnell wie möglich mache ich mich startklar und habe mir zügig meine Jacke angezogen und meinen Rücksack über die Schultern geworfen. Als erste, wie meistens, verlasse ich das Klassenzimmer und mache mich zielstrebig auf dem Weg zum Ausgang. Mit steigender Laune öffne ich die Tür und betrete den Vorplatz der Schule.
Ich erblicke relativ schnell einen schwarzen Sportwagen und weiß sofort, dass er zu Jiyong gehört. Genau diesen sehe ich dann auch an seinem Auto lässig angelehnt stehen.
Ein riesiges Grinsen bildet auf meinen Lippen, welches er, als er mich entdeckt, sofort erwidert.
Ich möchte mich gerade auf den Weg zu ihm machen, als ich hinter mir jemanden meinen Namen rufen höre. Seufzend drehe ich mich um und stelle fest, dass es sich um meinen besten Freund handelt.
"Wegen morgen, wie wollen wir das dann eigentlich machen?" fragt er und steckt lässig seine Hände in die Hosentaschen.
Grübelnd kaue ich auf meiner Unterlippe herum und brauche einen kurzen Moment. Denn in meinen Hintergedanken habe ich immer GD, der wartend an seinem Auto steht. Ich will ihn nicht zu lange warten lassen und außerdem auch ein Treffen der beiden vermeiden.
"Wollen wir vielleicht Eis essen gehen, oder so, nach der Schule?" schlage ich schulterzuckend vor.
Ein schwaches Grinsen seiner Seite aus verrät mir, dass er die Idee gut findet. War klar, er liebt Eis, das weiß ich ganz genau.
Ich kenne ihn jetzt schon eine ganze Weile.
"Abgemacht. Na also dann, wir sehen uns morgen..." murmelt er, nickt mir noch einmal zu und verschwindet dann mit einem leichten Winken.
Die kalte Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, macht mir so unglaublich schwer zu schaffen.
Ich bin das einfach gar nicht gewohnt.
Schwer atme ich aus und drehe mich wieder um. Mit schnellen Schritten laufe ich zu Jiyong, der das Gespräch die ganze Zeit anscheinend aufmerksam beobachtet hat.
"Ji-Hu?" fragt er mich und zieht dabei seine Augenbrauen skeptisch etwas nach oben.
"Ja, aber der ist doch jetzt egal." erkläre ich ihm lächelnd.
Sein skeptischer Blick verschwindet augenblicklich und er lächelt mich ebenfalls an.
"Hast recht."
Er legt seine Arme um meine Hüfte und umarmt mich, was ich nur allzu gerne erwidere. Kichernd umschlinge ich seinen trainierten Bauch, lege meinen Kopf seitlich an seine Brust und schließe zufrieden meine Augen.
"Wie war die Schule, ist irgendetwas besonderes passiert?" fragt der Rotschopf, als er sein Kinn, wie so oft, vorsichtig auf meinen Kopf setzt.
"Hm, nicht wirklich..." nuschele ich undeutlich.
Immerhin muss er ja nicht wissen, dass ich Probleme in Englisch habe. Das weiß sowieso eigentlich keiner, außerhalb der Schule.
Warum auch, mir ist das sogar irgendwie peinlich.
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Annyeong, i'm G to the D.
FanfictionJi-yun hat Mist gebaut. Ordentlichen Mist. Deswegen wurde sie von ihren Eltern rausgeschmissen und sitzt jetzt auf der Straße. Zu wem soll sie gehen? Sie kennt nicht wirklich viele Leute in Seoul. Einzig und alleine fällt ihr, ihr großer Bruder ein...