Kapitel 39 - 'Ich muss gar nichts, Seungri.'

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Noch etwas verschlafen schlendere ich am nächsten Morgen in die Küche. Mein Bruder sitzt gut gelaunt und fertig gestylt an der Theke und schaufelt einen Löffel Müsli nach den anderen in sich hinein.

"Guten Morgen Ji-yun." begrüßt er mich schmatzend.

Müde lasse ich mich gegenüber von ihm auf einen Stuhl fallen. Meine Ellenbogen platziere ich auf der Theke und stütze meinen Kopf mit meinen Händen ab.

"Morgen..." grummele ich.

Ich bin einfach kein Morgenmensch, das war ich noch nie und werde ich auch nie. Ich kann es nicht verstehen wie manche Leute, mein Bruder zum Beispiel, am Morgen schon gut gelaunt und fit sein können.

Das ist doch nicht normal.

"Hast du heute irgendetwas besonderes vor?" fragt er mich, als er die letzten Reste aus seiner Schüssel herauskratzt.

Langsam schüttele ich meinen Kopf.

"Ne, eigentlich nicht. Heute ist Samstag, endlich ein Tag an dem ich mich ausruhen kann, bevor der stressige Schulalltag wieder losgeht. Wie sieht es bei dir aus?" seufze ich gelassen.

Dass ich mich um diese Uhrzeit schon sinnvoll ungehalten kann, gleicht auch einem Wunder.

"Ich muss auf die Arbeit. Um genau zu sein, haben wir heute Training. Wir müssen eine neue Performance lernen."

Ich nicke konzentriert und fahre mir durch meine ungekämmten Haare. Seungri legt den Löffel in die leere Schüssel und schiebt diese etwas beiseite. Seine Hände faltet er vor sich auf dem Tisch und er schaut mich durchdringend an. Verwundert erwidere ich seinen Blick.

"Du, uhm, ich muss dich da mal was fragen." beginnt er das, ihm sichtlich unangenehmes, Thema.

Nachdenklich gebe ich ihm stumm zur Kenntnis, dass er fortfahren soll.

"Nun ja, du wohnst ja jetzt schon seit ein paar Tagen bei mir. Ich habe damit auch gar kein Problem, überhaupt nicht, ich bin sogar froh, dass ich nicht mehr so alleine bin. Du bringst hier wieder etwas Leben in die Bude." führt er angespannt fort.

Mit einem unwohlen Gefühl in meinem Magen, warte ich auf den Harken an der Sache.

"Ich habe mit Absicht etwas gewartet, bis ich das Thema anspreche, da du am Anfang deswegen dauernd abgeblockt hast. Jedoch finde ich, dass wir langsam mal dadrüber reden sollten. Ich würde einfach nur gerne wissen, warum dich Eomma und Appa rausgeworfen haben. Ich meine, ich lasse dich hier kostenfrei und so wohnen, da habe ich doch das Recht dazu, den Grund deswegen zu erfahren."

Verkrampft beiße ich meine Zähne fest aufeinander und stoße einen geräuschvollen Luftstoß aus.

Muss er mich auf so ein unangenehmes Thema ansprechen?

Das dann auch noch kurz nachdem ich aufgestanden bin, um so eine Uhrzeit. Ist er irgendwie lebensmüde.

"Seungri, ich will darüber wirklich nicht reden. Verstehe das doch bitte." murmele ich etwas gereizt.

Verzweifelt seufzt der Blondhaarige und lässt dabei seine Schultern etwas sacken.

"Ich wusste, dass du so reagieren wirst. Wieso sagst du es mir denn nicht einfach? Ich bin immerhin dein großer Bruder, ich werde dich nicht verurteilen oder sonstiges." erklärt er mir ruhig.

Stur schüttele ich meinen Kopf und stehe von dem Stuhl auf.

"Ji-yun, bitte. Wir können doch ganz normal darüber reden, was ist schon dabei. Irgendwann musst du es mir erzählen." fleht er mich verzweifelt an.

"Ich muss gar nichts, Seungri." nuschele ich und verschwinde in meinem Zimmer.

Ich weiß, dass er theoretisch wirklich das Recht dazu hätte, den Grund zu erfahren. Immerhin hat er mich hier sofort und ohne Gemecker aufgenommen, als ich unerwartet mit einer Reisetasche vor seiner Tür stand. Das war wirklich nicht selbstverständlich, vor allem bei seinem Lebensstandard. Trotzdem möchte ich es ihm einfach nicht erzählen und dabei bleibt es für das erste auch.

Das Aufklingen meines Handy's zieht meine volle Aufmerksamkeit auf sich und ich nehme es von meinem weißen Schreibtisch.

Jiyong: Ich vermisse dich.

Sprachlos starre ich die Nachricht gefühlte Stunden lang an. Das kann nicht sein, das kann unmöglich von GD sein. Mehrmals kontrolliere ich, ob die SMS wirklich von ihm ist. Natürlich bleibt es dabei.

Wie meint er das wohl?

Grübelnd kaue ich auf meiner Unterlippe herum und überlege beinahe schon verzweifelt, was ich darauf antworten soll. Das ist echt keine einfache Aufgabe. Soll ich sie vielleicht sogar einfach ignorieren?

Nein, das wäre auf jeden Fall unangebracht. Vor allem, da ich mich ja eigentlich immer riesig freue, wenn er mir schreibt. Nicht, dass er dann denkt, er würde mich nerven. Allerdings soll er auch nicht mitbekommen, wie sehr es mich freut.

Okay, ich merke schon, ich bin echt kompliziert. Aber in dieser Hinsicht sind doch wirklich fast alle Mädchen so.

Ji-yun: Dann ändere das.

Kurz nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, zweifle ich auch schon wieder an meiner Antwort.

Jiyong: Wie meinst du das?

Wow, er antwortet wirklich schnell.

Ji-yun: So, wie ich es geschrieben habe."

Annyeong, i'm G to the D.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt