***Daniels Sicht***
Mein Rücken schmerzte, so wie mein Unterleib. Ich richtete meinen Oberkörper auf und setzte mich mit dem Rücken an die Wand.
Die Beine angezogen, die Arme um diese geschlungen und mit dem Gesicht auf den Knien, wiegte ich mich vor und zurück, als sei ich psychisch gestört, was ich irgendwie ja auch war.
Ich ließ den letzten Tag revue passieren.
Die Entführung, Vergewaltigung und eine wichtige Sache.
Ich würde meinen Zwilling wiedersehen.
Heute hatten wir Geburtstag. Unser 17. Ich würde ihn nach 11 Jahren endlich wiedersehen.
Würde er sich freuen?Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen,als die Tür aufging und 4 Typen zu sehen waren.
2 davon kannte ich von gestern.
Michel, den Typ, dem ich in die Zunge gebissen hatte und Aaron, der der mich vergewaltigt hatte.
Ein Anderer hatte rote Haare, grüne Augen und leichte Sommersprossen.
Der 4. hatte blonde Haare und blaue Augen. Das Klischee eines 'Schönlings'.
Alle hatten dieses Grinsen auf dem Gesicht. Richtig gruselig.
"Morgen Schätzchen. Wenn du dann fertig wärst uns abzuchecken, würden wir dich zu den Anderen bringen." gab der Rothaarige belustigt von sich. Ich aber verzog mein Gesicht nur angewiedert und entgegenete: "Ihr seid nicht gerade mein Fall."
Daraufhin lachten sie nur und kamen auf mich zu.
Es war mir unangenehm, da ich nur in Unterwäsche vor 4 Männern saß.
Sie hielten mich fest und zogen mir, unter viel Protest meinerseits, der aber nichts gebracht hatte, die Boxer auch noch aus.
Dann schleppten sie mich aus dem Raum, in Richtung eines Anderen.
Sie positionierten mich genau vor der Tür und als sie diese schlussendlich aufstießen, entfuhr mir ein geschocktes Keuchen.
4 Jungs saßen nackt an die Wände gebunden, auf dem Boden und starrten mich nun außer einer alle verwirrt an.
Ihre Blicke glitten immer wieder von mir zu dem Jungen, der wie es aussah noch schlief, und wieder zurück.
Auch dieser Raum hatte keine Fenster, nur ein kleiner Sanikasten hing an der Wand.
Mein Blick heftete sich auf den schlafenden Jungen und ich betrachtete ihn genauer.
Sein Gesicht konnte ich nicht sehen.
"Tyler!" kam es scharf von hinter mir.
Ich zuckte zusammen, konnte meinen Blick aber nicht von meinem Zwilling abwenden, der nun langsam seinen Kopf hob.Seine Augen weiteten sich und ich sah Entsetzen. Kein Glück, keine Freude, sondern nur Entsetzen und Wut. Unglaubliche Wut. War er sauer auf mich? Hatte ich etwas falsch gemacht.
Sein Blick verdüsterte sich und wanderte zu den Wächtern hinter mir, die der Szene gespannt gefolgt waren und sich zu freuen schienen.
"Schön Tyler. Eine Reaktion. Wir machen Fortschritte." sagte Michel amüsiert.
Tyler fixierte ihn mit seinem Blick, bevor er ihn Aaron zuwandt.
"Du hast es versprochen." war das einzige was kratzig aus seiner Kehle kam, als hätte er länger nicht gesprochen.
Aaron sah tatsächlich etwas schuldbewusst aus. Es herrschte Stille in dem kleinen Raum und dann lief Tyler eine kleine Träne aus dem Auge.
"Du hast es versprochen. Du hast es versprochen. Du hast es versprochen!" murmelte Tyler immer wieder vor sich hin und wiegte seinen Körper vor und zurück, so gut es mit den Fesseln eben ging, während er immer wütender wurde.
Dann geschah es und er hatte einen Ausraster. Wenn alle nicht vorher schon geschockt gewesen wären, wäre jetzt der Zeitpunkt dazu.
Tyler riss an seinen Seilen, wobei die Stellen, an denen diese saßen, bereits bluteten und schüttelte immer wieder den Kopf, während er abwechselnd mich und die Werter, vor allem Aaron, ansah.Mit einer unglaublichen Kraft, von der ich nicht wusste, woher sie kam, zerriss Tyler seine Fesseln und stürzte sich auf die Männer hinter mir.
Es waren zu viele und Tyler zu ausgelaugt, um tatsächlich etwas gegen sie ausrichten zu können. Er hatte keine Chance, sodass er schon bald auf den Boden gedrückt wurde.Ich hörte, als wäre es ganz weit weg, mehrere Schluchzer, die von den anderen 3 herzukommen schienen.
Wie festgefroren konnte ich mich nicht bewegen.
Ich sah nur in die, mittlerweile tränenüberströmten Augen Tylers, aus denen die Tränen in ganzen Bächen über seine Wangen rannen. In diesen Augen, die obwohl wir Zwillinge waren, so ganz anders waren als meine eigenen, lag so viel Schmerz und tiefste Erschütterung, wie ich es noch nie gesehen hatte. Es war als könnte ich seinen Schmerz spüren. Es zog sich durch meinen ganzen Körper, als hätte jemand einen Defibrilator bei mir eingesetzt. Wie elektrische Impulse, zogen sich die Schmerzwellen durch meinen Körper und ließen mich neben meinem Bruder zusammenbrechen. Nach außen hin, erkannte man nur ansatzweise wieviel Schmerz nicht nur er, sondern auch ich gerade erlitten.
Der Schmerz war so groß, obwohl ich nur mit meinem Bruder litt, der diesen tausendfach stärker spüren musste, dass ich bewusstlos wurde.***Tylers Sicht***
Nein!
Wieso taten sie mir das an? Ich zerbrach innerlich doch sowieso schon. Das einzige, das mich aufrecht gehalten hatte, war die Hoffnung, dass es meinem Engel besser ging als mir. Ich hatte gehofft, gebetet ihm das hier ersparen zu können, doch jetzt stand er da. Stand einfach da. Ich war so überrumpelt. Er schien enttäuscht gewesen zu sein, doch darauf konnte ich nicht achten. Alles woran ich denken konnte war: Wann wache ich endlich auf?
Keine Antwort. Auf all diese Fragen in meinem Kopf hatte ich keine Antwort. Er schien zu explodieren. Es gab nur diesen ganzen Schmerz, den ich versuchte zurückzudrängen, so wie ich es damals getan hatte, nur hatte ich jetzt keinen wirklichen Anreiz mehr.Sie machten sich über mich lustig, aber ich konnte ihnen nicht zuhören. Es tat so weh!
Es überkam mich wellenartig, schlimmer als alles was ich je erlebt hatte. Ich wiegte mich vor und zurück, wobei mich diese beschissenen Seile sehr beeinträchtigten. Mein Blick glitt von meinem Zwilling zu den Männern hinter ihm, die nun auch schafften mich nicht nur zu zerstören, sondern auch in meine persönliche Hölle zu bringen und mein Inneres zu zerreißen. Als meine Augen Aarons trafen, brannte ich innerlich. Das Feuer weitete sich aus. Wo es vorher nur leicht in Teilen meines Herzens gewütet hatte, hatte ich nun das Gefühl zu Johnny Storm zu werden. Die Wut kochte mein Blut und durch meine Muskeln und Sehnen schoss der Schmerz.Ich dachte immer ich wüsste durch alles was ich durchgemacht hatte, was Schmerz ist, doch jetzt wurde mir bewusst, wie falsch ich lag. Dieser Schmerz war nicht zu beschreiben und jeder der ihn durchmachen musste, wurde sicherlich nie wieder leben wollen.
"Du hast es versprochen." murmelte ich wie ein Mantra vor mich hin, dabei fixierte ich Aaron mit meinem Blick.
Als ich dann auch noch sah wie er langsam etwas schuldbewusst wurde, stieg mir das Blut in den Kopf, ich hörte meinen Puls in meinen Ohren pulsieren und wand mich mit einer Kraft, die ich aus meiner Wut und Verzweiflung schöpfte, aus meinen Fesseln, die ich teilweise auch zerbiss.Als nächstes stürzte ich mich auf Aaron. Er sollte leiden, dafür, dass er sein Versprechen mir gegenüber gebrochen hatte, welches daraus bestand, meiner Familie nichts zu tun, solange ich mich nicht wehrte. Und dafür, dass er Daniel bereits wehgetan hatte. Ich sah es ihm an.
Leider hatte ich nicht die geringste Chance. Die Wut wurde von Schmerz überdeckt, den ich nicht länger unterdrücken konnte als ich Daniel ansah.Sie drückten mich auf den Boden, doch ich spürte es nicht. Ich war bereits in der Hölle angekommen. Tiefer ging nicht. Nun kam zu meinem Schmerz noch die Erkenntnis, das ich zu schwach war, meinen Zwilling zu beschützen. Ich hatte versagt. Eine erneute Schmerzwelle, die sich aber anders anfühlte als die Anderen, überkam mich und ich sah nur noch wie Daniel hinfiel. Sie wollten auf ihn zugehen, aber von irgendwo nahm ich meine restlichen Reserven zusammen und kletterte so auf Daniel, dass ich ihn nicht verletzte, aber auch niemand anderes mehr an ihn rankam.
Mein Blick verdüsterte sich und ich fauchte: "Wenn ihr ihm zu nahe kommt, seid ihr tot." Erschrockene Blicke taxierten mich. Die großen Männer wichen tatsächlich zurück und verließen den Raum.
Mein Adrenalinspiegel sank wieder auf ein normales Niveau, das Feuer zog sich zurück und ich sah auf meinen Bruder. Vorsichtig schleppte ich ihn zur Wand und legte ihn auf die Seite. Erst dann schaute ich zu den Anderen, die sich vor Schock nicht mehr bewegen konnten.
Ruben hatte sich als erstes wieder gefasst, befreite sich aus seinen Fesseln, die sie bei ihm nie sehr fest banden, und kam langsam auf uns zu. Skeptisch hockte ich mich vor meinen Zwilling. "Ich will ihm nur helfen." meinte Ruben beschwichtigend und ich ging, immer noch misstrauisch, ein Stück zur Seite.
Er kniete sich neben Daniel und fing an ihn zu verarzten, während ich ihn kritisch beäugte.
Dadurch, dass das Adrenalin nachließ, wurde ich Müde und legte mich neben Daniel, den ich dann beschützerisch zu mir zog. Ich würde ihn nicht mehr allein lassen. Nicht hier. Niemals wieder!
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Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*
Teen FictionMit 6 Jahren wurde ich aus meiner kindlichen Realität gerissen und sah eine der schrecklichsten Seiten des Lebens. Dies war mein neues Leben, mein Leben auf dem Sklavenmarkt. Der Kampf ums Überleben fristete mein Dasein 11 lange Jahre lang und mit d...