Schon berühmt?

512 44 16
                                    

***Nikolas***

Ich versuchte ihn zu halten, versuchte ihn bei Bewusstsein zu halten, doch er driftete total in die Dunkelheit. Panik stieg in mir auf. War er Epileptiker? Nein, dieses Krampfen hatte sich durch das Zittern angekündigt, wie es bei einem epileptischen Anfall niemals der Fall gewesen wäre. So schnell ich konnte zog ich mein Handy mit zitternden Fingern aus meiner Tasche und wählte die 112. Mir brach der Angstschweiß aus und ich nur noch daran denken, was passierte, wenn ich diese Teddyaugen nie wieder sehen würde. Was würde ich machen? Ich dachte ich würde wohl alles dafür tun, das das nicht passierte.

War es meine Schuld gewesen? War ich Schuld, dass er diesen Anfall hatte? Er krampfte immer noch, doch ich versuchte ihn zu fixieren, ihn zu beruhigen. Leise flüsterte ich ihm beruhigende Sachen ins Ohr. Hoffte, ihn so bei mir behalten zu können. Es hatte sich bereits eine Schülerschar um uns gebildet, alle tuschelten, doch niemand kam auf die Idee zu helfen.

"Wenn ihr ihm nicht helfen könnte, dann geht! Verdammte Scheiße nochmal!" schrie ich die herumstehenden Schüler an. Auf mein Schreien hin kamen noch mehr Schüler angerannt, darunter auch diese Jenny. Sie schrie auf und stürzte dann an meine Seite.

"Nein! Nein! Tyler bleib hier! Komm schon, du schaffst das! Bitte. Es darf nicht enden wie bei ihm!" redete sie vollkommen verwirrend auf ihn ein. Als ich Sirenen hörte, sah ich wie Evora zur Tür eilte, sie wollte die Sanitäter wohl zu uns führen. Ich war ihr so dankbar, doch der Druck auf meiner Brust blieb.

Alles schien in Zeitlupe abzulaufen. Die anstürmenden Sanitäter, die geschockten Blicke, die von überall auf uns lagen, doch ich fixierte mich nur auf den dünnen Jungen, der mittlerweile noch leicht zitterte, doch aufgehört hatte richtig zu krampfen. Jenny immer noch schluchzend neben mir.

Die Sanitäter nahmen ihn mir ab und kümmerten sich um ihn, doch einer von ihnen kam zu mir und Jenny und setzte sich mit uns hin. "Was ist passiert?" fragte der große Mann führsorglich. "Ich wollte nur mit ihm reden! Ich wollte doch nur mit ihm reden!" rief ich verzweifelt und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Jenny strich mir beruhigend über den Rücken. "Wissen sie seinen Namen?" fragte der Mann erneut. "Tyler Gadt." erwiderte ich, während der Sanitäter schockiert aufstand und zu den Anderen eilte. Was war denn jetzt los?

"Jungs macht schnell, das ist Tyler Gadt! Ich werde nicht zulassen, dass das selbe passiert, wie mit seinem Bruder!" rief er laut.

Und tatsächlich schienen die Sanitäter sofort bescheid zu wissen und legten ihn auf eine Liege, um ihn raus zu transportieren. Ich durfte nicht mit.

Was war mit seinem Bruder passiert? Hatte Jenny mit ihrem Satz 'Es darf nicht enden wie bei ihm!' auch seinen Bruder gemeint? "Was weißt du über seinen Bruder?" fragte ich sie vorsichtig. Schluchzend sah sie mich an und erwiderte dann stockend. "Er h-hat-te a-au-auch diese P-Panik-attacken und ist vor 3 Monaten deswegen u-um-umgekommen." Ich wusste ja das sein Zwilling gestorben war, doch dadurch? Jetzt machte ich mir noch mehr Vorwürfe.

"Woher weißt du seinen Namen?" fragte Evora, die mittlerweile auch bei uns war. "Ich weiß ihn halt." wies ich ab. Schließlich war Tyler auch entführt worden. Wie er. Natürlich interessierte ich mich da für ihn. Doch Evora wusste nichts von meiner Vergangenheit und so sollte es auch bleiben! Den restlichen Unterricht schwänzte ich und fuhr zum Krankenhaus um zu erfahren, wie es ihm ging. Die ganze Zeit schwirrte Tyler in meinen Gedanken herum, ließ mich nicht in Ruhe. Wieso hatte er so auf mich reagiert? Wir hatten keine schlimmen Erfahrungen miteinander gemacht! Vielleicht hatte ich ihn an etwas oder jemand anderes erinnert. An etwas oder jemanden aus der Zeit, in der er gefangen war? Dabei musste ich sofort an ihn denken, doch Tyler hatte ihn nicht kennen können. Es war ja schon 9 Jahre her! Er hatte ihn nicht kennen können. Oder?

Vollkommen in Gedanken betrat ich das Krankenhaus und fragte nach ihm, doch man sagte mir, er schliefe noch und ich sollte warten. Ich setzte mich also in den Wartebereich und schweifte wieder vollkommen ab. Erinnerungen an die Zeit vor 9 Jahren kam hoch.

Fynn war gerade mal 1 Jahr alt gewesen, als es passierte. Noch so jung, dass er sich nicht mehr an ihn erinnerte, doch ich tat es. Damals war ich selbst erst 9 Jahre alt gewesen. Mein Held, einfach weg. Meine Eltern, die sich selbst auf die suche nach ihm gemacht hatten, da die Polizei nichts finden konnte. Der Unfall. Und auf einmal waren Fynn und ich allein. Es ging alles so schnell! Unsere Tante, die nie Zeit für uns hatte. Wir zwei, gegen den Rest der Welt. Bis Tyler kam. Was hatte er nur mit mir gemacht?

Endlich wurde mir gesagt, ich könnte nun zu Tyler, da er wach war und zugestimmt hatte, ich dürfte ihn sehen.

Meine Füße trugen mich zu ihm. Kurz atmete ich noch einmal durch, bevor ich die Tür öffnete, die mich von meinem Wunder auf zwei Beinen trennte. Als ich ihn da so liegen sah, der dünne Junge in dem Krankenbett lief mir eine Träne über die Augen. Es erinnerte mich daran, wie viel ich bereits verloren hatte und das ich alles dafür tun würde meinen kleinen Fynn niemals hier vorzufinden.

Seine braunen Augen hefteten sich an die meinen, hielten meinen Blick. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Lange sahen wir uns nur an, doch dann ging ich langsam auf ihn zu. Ich wollte ihn nicht schon wieder verschrecken. "Was war mit dir los?" fragte ich so vorsichtig wie nur irgend möglich.

"Du erinnerst mich nur an jemanden." gab er kleinlaut zu. Seine Stimme war brüchig und traurig.

Ich überlegte kurz und fragte dann einfach das erste, was mir in den Sinn kam.

"Kanntest du Jack?"

So. Bitteschön! Ich würde gerne mal etwas wissen. Wie stellt ihr euch Tyler und Nikolas vor? Habt ihr irgendwie bestimmte Personen vor Augen?

Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt