Rückkehr der Welle

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Ich habe mich jetzt dafür entschieden den Sänger als Tyler, bzw Daniel anzugeben, denn ich finde vom Aussehen her, passt es eigentlich super gut. Naja viel Spaß beim lesen.

***Tyler***

Es ist keine Lösung, alles in sich hineinzufressen, denn irgendwann kommt ja doch alles wieder hinaus.

Hätte ich das nur mal berücksichtigt, dann würde jetzt nicht alles auf einen Schlag wiederkommen. Meine Erinnerungen überschwemmten mich. Aus weiter Ferne hörte ich die kindlichen Rufe meines Zwillings und folgte ihnen wie hypnotisiert. Ich driftete total in meine Fantasiewelt ab, schloss die Realität aus. Meine Füße trugen mich zu dem Wältchen, von welchem ich die Rufe meines Engels hörte. Seine helle Glockenstimme zeigte mir den Weg, zog mich mit sich, wie an einer Leine. "Komm schon Tyty! Wir wollten spielen! Du hast es mir versprochen!" hörte ich seine schmollende Stimme rufen und musste gleich darauf lächeln. Tyty. Damals, vor der Entführung, hatte er mich oft so genannt. Vor allem, wenn er etwas von mir wollte, wie jetzt. Ich wollte mit ihm spielen, ihm jeden Wunsch erfüllen um ihn nie wieder verlieren zu müssen. Immer weiter trat ich in das Unterholz, immer weiter ging ich in den Wald, der doch etwas größer war, als zuerst gedacht. "Tyty! Wo bleibst du denn?" Seine Stimme wurde immer leiser, er entfernte sich von mir, doch das wollte ich nicht zulassen. Ich fing an zu rennen um ihn aufzuhalten. Ihn bei mir zu haben und ihn nie wieder missen zu müssen.

Irgendwann sah ich ihn dann. Er hatte dasselbe an, wie an unserem 6. Geburtstag. Sein Lieblingsshirt, welches einen großen Tiger auf seinem Bauch zeigte, seine braune Hose, die wir als Partnerlook das Jahr zuvor zum Geburtstag bekommen hatten.

Auf einmal verschwand sein Lächeln und ein vorwurfsvoller Gesichtsausdruck ersetzte dieses.

"Wieso hast du mich allein gelassen? Du hättest mich retten können! Ich hätte nicht sterben müssen! Wegen dir bin ich gestorben. Ich habe es dir nicht übel genommen, wollte, dass du glücklich wirst, das Leben auf eine schöne Weise kennenlernst und dich jemandem anvertraust. Ich wollte, dass du dir nichts antust, aber was hast du getan? Du hast dich zurückgezogen! Hast Mami und Papi ausgeschlossen und ihrer Trauer überlassen. Du hast zugelassen, dass die Familie mehr und mehr zerbricht. Wenn man es genau sieht, haben sie nicht nur ein, sondern gleich zwei Kinder verloren."

Das hatte gesessen. Ich spürte die Übelkeit in mir aufsteigen und den Schmerz in meine Kehle treten. Es schnürte mir die Luft ab. Wie hatte ich so werden können? Wie hatte ich meine Eltern über meine Trauer und Nikolas so vergessen können? Wie hatte ich ihnen das antun können? Immer wieder hatten sie versucht, mich wieder aufzurappeln, mich wieder zum Leben zu bringen. Doch ich hatte sie ignoriert. Erst Nikolas hatte ich wieder an mich herabgelassen. Meinen Eltern hatte ich die Schuld gegeben, da sie sich zurückzogen, doch jetzt wurde mir klar, dass sie es nur nicht hatten ertragen können, wie ich sie mehr und mehr aus meinem Leben schloss. Sie hatten mich schon einmal verloren und nun erneut. Mein schlechtes Gewissen brachte mich beinahe um.

Erst jetzt erkannte ich den kleinen Wald. Es war der Wald am Park in dem ich entführt worden war. Kalt überkam es mich, als ich mich selbst als 6 jährigen Jungen sah, der stolpern und lachend herum rannte. Ich wusste was jetzt passieren würde und hielt Ausschau nach den 2 mir eingebrannten Gesichtern. Ich entdeckte sie im Schatten des Gestrüppes, welches nur ein paar Meter von meinem damaligen Ich entfernt war. Ich sah mich fallen und spürte den Schmerz in meinem Knie. Dem Jungen mit den karamellfarbenen Haaren lief eine Tränen die Wange hinab. Er zog sich hinter den stämmigen Baum, der am nähesten stand. Ich wollte meine Fehler wieder gut machen, es ungeschehen machen, nicht mit ihnen mitgehen, doch ich War machtlos. Ich musste meiner eigenen Lebensgeschichte ein weiteres mal beiwohnen, doch dieses Mal nur als Zuschauer. Ich setzte mich in Bewegung, wollte wissen, was meine Eltern in dieser Zeit taten. Doch als ich aus dem Wald trat, War ich nicht wie erwartet in den Park gelangt, sondern in den Keller. In einem Zeitraffer liefen nun die Ereignisse meines Lebens an mir vorbei. Passierte so etwas nicht sonst, wenn man starb? Starb ich gerade? Kam ich nun endlich zu meinem Engel?

Dann tauchte ein sehr prägnantes Gesicht auf. Jack. Die Zeit mit Jack, War wohl die beste und auch schlimmste gewesen. Ich hatte ihn wie den großen Bruder angesehen, den ich nie hatte. Er hatte mich beschützt, mir zugehört, wenn ich Trost brauchte, mich in die Arme genommen. Länge Zeit hatte er nie etwas sich erzählt, doch als er es dann tat, schweißte sich unser Verhältnis noch enger zusammen. Nie hätte ich das Kribbeln gespürt, welches ich fühlte, wenn ich Nikolas berührte, doch ich liebte ihn dennoch. Aber auf eine andere Art und Weise. Dann hatte er mich verraten und allein gelassen. Er hatte mir die Luft zum atmen genommen, doch ich musste durchhalten. Ich hatte keine andere Wahl, denn ab da an, lebte ich wirklich einzig und allein noch wegen und für Daniel. Mein Engel. Wie gern wäre ich jetzt bei ihm, würde ihn in den Armen halten, meine Nase in seinen Haaren vergraben, seinen Duft in mich aufnehmen und ihre nie wieder gehen lassen. Aber ich hatte ihm etwas versprochen. Hatte ihm versprochen weiter zu machen. Doch konnte ich das wirklich noch? Konnte ich ihm weiter diesen Wunsch erfüllen? Nikolas War noch nicht aufgewacht und meine Welt schien ein weiteres Mal aus ihretwegen gerissen worden zu sein.

Wie sollte ich das überstehen? Wie sollte ich das bewältigen? Mit welcher Kraft? Vielleicht starb ich gerade tatsächlich... Vielleicht auch nicht. Woran bemerkte man, ob man starb? Fühlte man Trauer und Schuldbewusstsein, wie ich es tat? Oder doch nicht? Mein Herz fing an zu schmerzen als würde ein Messer darauf einstecken. Ich fühlte mich, als müsste ich schon längst mit tausend löchern versehen sein, wie ein Bild on welches man immer und immer wieder mir einer Stecknadel stach.

Nun war ich mir sicher. Ich starb nicht, doch ich würde es bald, denn ich hielt das nicht länger aus! Ich würde sterben. Durch meine eigene Hand.

Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt