***Daniels Sicht***
Das erste was zu mir durchdrang, war der Geruch nach Schweiß und Dreck. Als ich meine Augen öffnete wurde das Bild, dass sich mir bot, keines Falls besser. Stickige Luft, schweißgetränkte Körper, blutige Wunden und Menschen die ihren Glauben verloren hatten. Aber nein, da! Dieser kleine Funken Hoffnung in den Augen jedes Einzelnen. Dieser kleine Spross, den Thomas gestern gesät hatte. Würde er heranwachsen oder untergehen? Sich entfalten oder noch bevor er eine Regung von sich geben konnte zusammenfallen, wie ein Kartenhaus im Wind?
Seit gestern war dieser kleine Funke auch in mir herangewachsen, aber ich wusste genau, auch wenn wir es schaffen sollten, hätten wir alle nur eine Überlebenschance von 50%. Vielleicht auch weniger, denn das was wir erleiden mussten nahm niemand auf die leichte Schulter. Es zerfraß uns von innen und auch wenn man es zu unterdrücken versuchte, tauchten diese vielen Fragen auf, auf die niemand je eine Antwort haben würde.
Wieso ich?
Warum musste ich damals raus gehen?
Wieso bin ich überhaupt geboren, wenn mir sowieso nichts gutes widerfährt?
Diese und viele andere unnötige Fragen, tauchten einfach automatisch in meinem Gehirn auf. Dadurch, dass ich ein leicht fotographisches Gedächtnis hatte, konnte ich diese vielen Bilder nicht aus meinem Kopf bekommen. Jetzt wo sie beinahe wieder auf mich niedergeprasselt wären, schob ich sie in die hinterste Schublade meines Gehirns und hoffte, sie würden nie ihren Weg aus dieser heraus finden.
Schnell verdrängte ich all diese Gedanken und versuchte wieder ins hier und jetzt zu finden. In den dreckigen Raum mit den eingerissenen Betonwänden, die kein einziges Fenster besaßen. Zu dem Ort, den ich seit meiner Ankunft, als meine persönliche Hölle betrachtete. Zurück zu meinem Bruder und den anderen Jungs, denen genau dasselbe widerfuhr wie mir. Sie waren alle so viel stärker als ich, beschützten mich und hielten diesen ganzen Scheiß besser aus als ich. Es zerfraß mich, nicht so stark sein zu können wie sie oder mein Bruder. Immer und überall war ich der Schwächling.
Ich wurde durch die sich quietschend öffnende Tür, aus meinen Gedanken gezogen. Mein Kopf schoss in die Höhe und meine Augen visierten den großen Körper des Mannes an, der soeben durch die Eisentür getreten war.
Es war Thomas. Sein schwarzes Haar klebte leicht verschwitzt an seiner Stirn und er sah übermüdet aus. Er hatte wohl nicht schlafen können, letzte Nacht. Seine ersten Worte die er an uns richtete, waren schockierend. Für jeden von uns. Mich überrollte eine Welle an Gefühlen, die ich nicht mehr zuordnen konnte, zu verwirrend und verworren waren sie. Schmerz. Hauptsächlich Schmerz. Bevor ich hier herkam, wusste ich nicht, wie viele Facetten der Schmerz hatte, doch nun deckte sich Tag für Tag eine neue auf oder wurde schlimmer. Es war totenstill im Raum geworden und als uns allen die Bedeutung dieser Worte klar wurde, fingen wir alle an zu schluchzen und zu weinen. Nur einer schaute gedankenverloren in die Ferne. Tyler. Emotionen waren eben nicht sein Ding, dafür weinte ich seine Portion gleich mit. Diese kleinen Worte von Thomas. Worte, die uns noch mehr zerstörten und zerrissen.
"Ihr braucht keinen Ärger mehr machen. Sie haben eine Markierung vorgesehen, an jedem von euch. Sie werden es gleichzeitig tun. Es tut mir so leid! Ich versuche so schnell wie möglich einzugreifen."
***
***Tylers Sicht***
Eine Markierung. Was sollte das sein? Ich hatte dieses Wort noch nie gehört. Ich konnte nicht verstehen warum sie alle anfingen zu weinen, doch es tat weh sie so zu sehen. Jedes einzelne Gesicht würde rot und aufgequollen. Schon oft hatte ich sie so gesehen, doch zuvor hatte ich immer gewusst, warum sie weinten, doch jetzt hatte ich keine Ahnung. War es denn nichts gutes? Eigentlich kam es unserem Plan doch auch entgegen, oder? Schließlich mussten wir uns jetzt keine Gedanken mehr darum machen, wie wir sie auf uns ALLE sauer machen könnten.
Gedankenverloren starrte ich durch die Gegend, bis ich bemerkte, dass nun auch die anderen Werter in den kleinen stickigen verschwitzten Raum standen.
"Wir haben uns etwas schönes für heute ausgedacht! Thomas und Michel, ihr nehmt Daniel. Louis nimmt Andy. Shawn, deiner ist Ruben. Andreas, du darfst dich um Sven kümmern und ich nehme Tyler." verkündetet Aaron lautstark. Jeder ging zu der ihm zugeteilten Person und machte diese los.
Es würde alles gut gehen. Thomas würde sich darum kümmern! redete ich mir ein.
Aaron schleifte mich unsanft in sein persönliches 'Spielzimmer'. Es lag weiter von den anderen weg und war gesicherter.
Er schloss die vielen Schlösser und kam dann zu mir. Er warf mich auf das Bett und schaute unschlüssig auf mich hinab. Er schien irgendetwas überlegt zu haben, doch ich war immer noch verwirrt, denn ich wusste nicht was mich jetzt erwartete.
Anscheinend hatte er sich entschieden, denn er drehte mich auf den Bauch und machte mich an den Bettpfosten fest, sodass ich wie ein Stern vor ihm lag.
Ich hörte das schleifen von Metall. Im nächsten Moment war das Geräusch verschwunden und ich spürte einen Atem an meinem Ohr, bevor ich die Worte hörte, die mir zugeraunt wurden.
"Bevor ich dich markiere, hab ich noch etwas Spaß mit dir!" Ich hörte sein perverses Grinsen aus seiner Stimme heraus.
Er positionierte sich hinter mir und drang dann mit einem Ruck in mich ein. Den Schmerz, der von meinem Schließmuskel ausging, spürte ich schon lange nicht mehr. Jeder einzelne Stoß, jedes klatschen auf meinem Arsch, wenn er seine flache Hand darauf niederließ und sich daran aufgeilte. Ich ließ es über mich ergehen.
Ich hasste ihn. Er war der Schlimmste von ihnen, obwohl ich glaubte, dass Andreas sogar noch skrupelloser war, als er.
Wellen der Demütigung überfluteten mich, während er mir zu stöhnte, wie schön eng ich doch war oder wie geil er mich fand. Es war widerwärtig, diese Komplimente von ihm zu erhalten. Es ließ mir den Ekel über den Rücken kriechen. Doch ich ließ es über mich ergehen.
Endlich war er fertig und ergoss sich in mir. Aaron ließ sein Mini-ich in mir, während er sich zur Seite griff und etwas in die Hand nahm.
Was war das?
Hätte ich mir diese Frage mal nicht gestellt, denn im nächsten Moment fühlte ich auch schon, wie sich die scharfe kalte Klinge eines Messers tief in das Fleisch an meinem Rücken grub.
Schmerz. Eine komplexe Empfindung, die man nicht einfach so verallgemeinern kann. Schmerz differenziert sich in verschiedene Arten, doch jetzt fühle ich alle Arten des Schmerzes gleichzeitig über mich rollen. Es überschwemmt mich, doch ich gebe keinen Laut von mir. Diese Genugtuung hatte er nicht verdient.
Nur den äußerlichen Schmerz, nahm ich nur gedämpft wahr. All der seelische Schmerz rollte über mich, drohte mich zu ertränken und ließ schwarze Punkte vor meinen Augen tanzen.
Ich spürte, dass Aaron keine willkürlichen Schnitte setzte, sondern etwas bestimmtes einritzte, doch wusste ich nicht was.
Als ich meinen Blick über meine Schulter warf, sah ich nur rot. Alles war rot. Alles voll mit meinem Blut.
Jetzt verstand ich, warum die Anderen vorhin geweint hatten.
Ich weiß, das Kapitel ist relativ kurz, aber ich komme in letzter Zeit kaum zum schreiben. Tut mir ganz doll leid. Ich hoffe ihr mögt es trotzdem!
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Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*
Teen FictionMit 6 Jahren wurde ich aus meiner kindlichen Realität gerissen und sah eine der schrecklichsten Seiten des Lebens. Dies war mein neues Leben, mein Leben auf dem Sklavenmarkt. Der Kampf ums Überleben fristete mein Dasein 11 lange Jahre lang und mit d...