Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*

Gespräche bringen Licht ins Dunkle

***Nikolas***

Meine bunten Augen fixierten den Braunhaarigen, während er in die Klasse schlurfte. Selbst seine schleifenden Schritte sahen so anmutig aus, faszinierten mich voll und ganz. Sein Gang, sein starrer Blick, einfach alles an ihm hatte so eine starke Wirkung auf mich. Ich fragte mich, wann ich es zugelassen hatte, dass mir jemand psychisch so nah kam, obwohl er mir ja noch nicht einmal physisch nah war. Leider. Der Unterricht begann bereits, doch mein Blick lag immer noch auf dem schlacksigen Jungen. Welcher so dünn war, das man dachte er würde jeden Moment in sich zusammenfallen. Seine weiten Pullis und Jeans die er immer trug, in denen er fast versank, hielten die Außenwelt von ihm fern. Doch er war nicht mehr so dünn wie vorher, doch näher sehen, konnte ich das nicht. Diese Tatsache machte mich so unfassbar glücklich, dass ich lächeln musste. Was machte er nur mit mir? Jedes Mal, wenn der Blick seiner kalten Augen meinen streifte, durchzog mich ein Kribbeln. Was war das? Wie konnte es sein, dass er mir so nah war und es nicht einmal mitbekam? Aber er hatte eine Freundin... Scheinbar war er glücklich mit ihr...

Die Lehrerin versuchte uns etwas mit irgendwelchen Ionenverbindungen weiß zu machen, doch meine volle Aufmerksamkeit lag bei dem Jungen mit den kalten Taddyaugen. Seine braunen Haare, die im Licht der Sonne golden glänzten, lagen verwuschelt auf seinem Kopf. Sie sahen so sanft und weich aus! Ein Gesicht wie von Engeln geschnitzt! Vielleicht etwas dünn, aber das hübscheste, das ich je gesehen hatte. Den Rest seines Körpers versteckte er wie immer.

So faszinierend hatte ich noch nie jemanden gefunden. Allein von meinem kleinen Bruder wollte ich alles wissen.

Was war mit mir los? Ich versuchte diesen süßen unschuldigen und doch sexy Jungen mit dem Tyler Gadt zu vereinen, dem all diese schrecklichen Dinge passiert waren, doch ich schaffte es nicht. Ich war so in Gedanken, dass ich die vielen Blicke und Rufe der anderen nicht spürte und hörte.

"Nikolas! Aufwachen!" schrie mir Vanessa ins Ohr. Erschrocken fixierte ich sie mit meinem Blick. Erst dann sah ich mich um und merkte, dass Frau Edgin ihren Unterricht für mich unterbrochen hatte und nun alle Blicke, außer Tylers, auf mir lagen. Was war mit ihm los? Er schien betrübt."Ähm... Tut mir leid..." stammelte ich an die Lehrerin gerichtet. Sie nahm ihren stechenden Blick von mir und richtete sich wieder an die restlichen Schüler.

Alle fingen an zu lachen und Evora neben mir, lehnte sich etwas zu mir. Sie war die einzige, die ich wirklich mochte von meinen Freunden.

"Was hast du denn an dem Neuen gefunden? Du hast ihn ja schon durchbohrt!" lachte sie. Es verletzte mich jedes Mal, dass ihn niemand bei seinem Namen nannte, denn den hatte er ja definitiv.

"Er interessiert mich halt. Er ist so... anders. Ich will halt wissen, was mit ihm ist." sagte ich so, dass nur sie mich hörte. Ihre großen grünen Augen richteten sich verwundert auf mich, doch ich wunk ab und konzentrierte mich auf den Unterricht. Also mehr oder weniger.

***

Nach dem Klingeln ging ich auf Tyler zu, um ihn aus dem Raum mit mir zu ziehen. Er hatte wohl nicht damit gerechnet und riss die Augen auf. So süß konnte auch nur er sein! Als ich ihn dann mit mir zog, versteifte er sich und wirkt sehr abweisend. Scheinbar sein Schutzmechanismus.

"Können wir mal reden?" fragte ich so sanft wie möglich um ihn nicht zu verschrecken. Skeptisch musterte er mich, nickte dann aber. Also zog ich ihn weiter zu einer Ecke, wo uns niemand sah oder hörte. Es musste schließlich nicht jeder alles von uns hören. Er schien mir nicht zu vertrauen und zitterte ängstlich. Was war denn nun mit ihm los? Als würde ich ihn hier gleich erschießen!

"Was willst du?" fragte er leise. Er redete mit mir! Ohne es verhindern zu können schmückte nun ein Lächeln meine Lippen.

"Keine Sorge, ich wollte nur mal ungestört mit dir reden." versicherte ich ihm ruhig, doch es schien den gegenteiligen Effekt zu haben. Er wurde unruhig und versuchte immer mehr Abstand zu mir zu bekommen. Das verletzte mich! Sehr! Wie konnte er mich so zurückweisen?

***Tyler***

Nachdem es geklingelt hatte kam Nikolas zu mir. Er war echt hübsch, das fiel mir immer wieder auf, doch erinnerte er mich vom muskulösen Körper sehr an Jack und das war alles andere als gut! Wie er so majestätisch und selbstbewusst auf mich zuschritt, kamen die Erinnerungen an Jack immer wieder hoch. Er sah ihm sooo ähnlich! Zwar war er hübscher, doch die Erinnerungen ließen sich nicht fortschieben.

Als er nach meinem Arm griff und mich mit sich zog, war ich wie zurückversetzt in die Zeit, als Jack mich noch besessen hatte. Ich versteifte mich und versuchte meine Schwäche nicht nach außen dringen zu lassen. Es fiel mir nur so schwer!

"Können wir mal reden?" fragte er mit seiner melodischen Stimme. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr er mich doch an Jack erinnerte. Die selbe Nase, der selbe Körperbau... Es machte mir so sehr Angst, dass ich zu zittern begann.

"Was willst du?" quetschte ich gerade so heraus, schaffte es aber leider nicht meine Verunsicherung vollkommen zu verstecken. Zu allem Überfluss schlich sich nun auch das selbe Lächeln, wie das Jacks auf sein Gesicht. Kurz sah ich Jack vor mir. Sein Gesicht, das mich in meine Träume verfolgte. Die Zeit mit meinem Bruder hatte ich ihn fast vollständig vergessen, doch je länger ich Nikolas sah, desto mehr versetzte es mich zurück in die Zeit, mit Jack.

"Keine Sorge, ich wollte nur mal ungestört mit dir reden." versuchte er mich zu beruhigen, doch es klappte nicht. Es machte, wenn überhaupt eher alles schlimmer! 

Ich konnte nicht anders und wich zurück. Die Erinnerungen drohten mich zu verschlucken und der verletzte Blick auf seinem Gesicht projizierte nun endgültig Jack vor mein inneres Auge. Den einst so lieben Jungen, der mich verstanden hatte und dann...

Ich driftete total ab, mein Zittern breitete sich in alle Nervenenden aus. Es grenzte an einen epileptischen Anfall, doch ich wusste, dass es das selbe Krampfen war, das meinem Engel das Leben geraubt hatte. Ich hatte Angst! Einfach so viel Angst!

So das war es jetzt! Ende! Ich hoffe, ihr mochtet meine Geschichte. Danke an alle, die mit gefiebert haben, das war sehr lieb von euch. Jetzt ist es ja doch etwas kürzer geworden...

Nein! April, April! Es geht natürlich noch weiter! Was meint ihr? Ich habe ja jetzt schon mehrmals Jack erwähnt und das nicht im guten Sinne. Wer könnte das sein und wieso sieht Nikolas ihm so ähnlich? Zufall?