***Fynn***
Ich hatte Nikolas allein gelassen, um zu Leon zu gehen, denn ich hatte gesehen, dass er in seiner eigenen Welt gewesen war. Was er wohl gelesen hatte? Es sah aus wie ein Tagebuch. Auf jeden Fall war es Handgeschrieben. Es tat weh ihn so zu sehen. Das Glänzen war aus seinen Augen verschwunden und er wartete nur. Wartete darauf, dass sein Prinz aufwachte und ihm sein Glänzen zurückgab. Ich machte mich also auf den Weg, Leon zu suchen. Als ich dann vor der Cafeteria stand und die Tür zögerlich aufdrückte, durchsuchten meine Augen den Raum wie ein Scanner, bis sie ihn gefunden hatten. Er saß an einem der Tische und sah sehr einsam aus. So wollte ich ihn nicht sehen! Wir waren doch noch so jung! Ich ging auf ihn zu. Vor ihm blieb ich stehen, worauf sich sein Blick hob. Sofort glitzerten Tränen in seine Augen, wie auch in meinen und er zog mich still zu sich, setzte mich auf seinen Schoß und strich mir sanft über den Kopf. "Es tut mir leid! Es tut mir so leid!" schluchzten wir beide immer wieder. Keiner konnte sich halten oder auf den anderen reagieren, sodass wir uns beide einfach immer wieder entschuldigten.
"Ich wollte dich da nicht einfach stehen lassen! Es tut mir so leid!" bröckelte so langsam aus dem Wörtersalat, den ich von mir gab. "Nein! Nein, nein, nein.-" Immer wieder schüttelte er, wie ein Epileptiker den Kopf. "Ich kann dich erstehen! Ich hätte nicht anders gehandelt. Alles wird gut. Tyler wird das schon überleben und auch dein Bruder wird wieder!" versuchte er mir Mut zu machen. Gerade als ich antworten wollte, erreichte mich ein Anruf.
***Jenny***
Sie hatten uns versetzt. Aber Tyler war doch sonst nicht so! Er meldete sich wenigstens sonst, wenn er mal nicht konnte, doch das kam so selten vor! Mehrmals hatte ich versucht ihn zu erreichen, doch jedes Mal kam nur "Ihr derzeitiger Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar..." Wie mich das ankotzte! Ich machte mir sorgen! Auch seine Eltern waren nicht zu erreichen. Ich hatte Patrick gegenüber meine Bedenken ausgesprochen, doch er hatte nur gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen, es wäre schon nichts passiert. Doch ich sah auch in seinen Augen die Sorge von Sekunde zu Sekunde wachsen, doch das war wohl eher wegen mir. Mir ging es Tag für Tag immer schlechter. Ich wurde krank vor Sorge. Ich versuchte es bei Nikolas, bei Tyler, bei Tylers Eltern, doch niemand ging ran. Sie alle waren wie vom Erdboden verschluckt. Meine letzte Hoffnung war es jetzt Nikolas Bruder anzurufen.
Nach 2 Tagen hatte ich endlich seine Nummer herausgefunden. Nun saß ich schon über 2 Stunden vor dem Handy und traute mich nicht. Was, wenn Tyler keinen Kontakt mehr zu mir haben wollte? Was, wenn er es mir einfach nur nicht ins Gesicht sagen wollte?
Bevor ich mich noch weiter verrückt machen konnte, drückte ich auf den grünen Hörer und wartete. Es tutete, tutete und tutete. Als ich gerade wieder auflegen wollte, stoppte das Tuten und eine helle Stimme meldete sich am Telefon. "Ja hallo? Wer ist da?" fragte die Stimme. Sie war kratzig und kraftlos. Was war nur los? Hatte ich die falsche Nummer erwischt oder war ihnen doch etwas zugestoßen? "Hallo. Hier ist Jenny. Spreche ich mit Fynn Klink?" fragte ich förmlich und darauf bedacht, dass meine Stimme nicht brach. "Oh. Ja hier ist Fynn." kam es schwach vom anderen Ende der Leitung.
"Ich kann sonst niemanden erreichen. Kannst du mir bitte sagen, was mit Tyler und Nikolas los ist?" fragte ich leise. Zum Glück war Patrick jetzt nicht da. Ich wollte ihm nicht meine schwache Seite zeigen. Er hatte bereits mehr von ihr gesehen, als mir lieb war. "Du weißt es nicht?" fragte er erstaunt. "Was weiß ich nicht?" Sofort war ich in Alarmbereitschaft und angespannt. "Sie hatten auf dem Weg zu dir einen Unfall.-" setzte er zur Erklärung an , doch ich unterbrach ihn mit einem Schluchzer. Mein Herz zog sich zusammen und das einzige was ich noch herausbekam war: "Wo?"
***
Patrick hatte bereits einen Schlüssel zu meiner Wohnung, da er seit neuestem fast bei mir wohnte. Seit dem Unfall, also hatte ich ihm einen Zettel geschrieben.
Patrick. Ich bin im Krankenhaus. Am Tag als wir uns mit Niko und Ty treffen wollten, hatten sie einen Autounfall. Ich weiß noch nichts genaueres, aber ich musste sofort hin. Ich fühle mich so schuldig, dass ich bis jetzt nichts mitbekommen habe. Ich musste einfach sofort zu ihnen. Bitte verstehe es. Jenny.
Ich stürmte in das Krankenhaus, welches mir Fynn genannt hatte und stürzte auf die Rezeption zu. "Wo sind Tyler Gadt und Nikolas Klink?" fragte ich sofort die total überraschte Sekretärin. Sie schaute in ein paar Akten und meinte dann: "Über Tyler Gadt's Status darf ich ihnen keine Auskunft geben außer sie sind mit ihm verwandt." "Nein ich bin nicht mit ihm verwandt. Und was ist mit Nikolas? Oder Fynn Klink?" setzte ich sofort nach, da sie dies mehr oder weniger übersprungen hatte. "Nikolas ist bei Tyler und Fynn Klink ist in der Cafeteria." sagte sie. "Danke." rief ich ihr noch zu, als ich sofort zur Cafeteria rannte.
Nachdem ich mich mindestens 3 Mal verlaufen hatte, kam ich endlich in der Cafeteria an, wo ich auch gleich die beiden Turteltäubchen sah. Sie saßen an einem Tisch gegenüber vom Eingang. Fynn hatte Platz auf Leons Schoß gefunden, welcher ihn tröstete. Ich ging langsam auf sie zu und setzte mich dann neben sie. Ich legte meine Hand auf Fynns. Er hob seinen Blick und begegnete meinem.
"Niko hat ein gebrochenes Bein und eine schwache Gehirnerschütterung. Tyler hat es eigentlich nur leicht erwischt, aber dann hat er es nicht mehr ausgehalten und hat versucht sich... Er hat versucht sich auf der Toilette.. das L-Lebe-n z-zu nehm..." seine Stimme brach und die Tränen flossen nur so aus seine Augen, wie auch aus meinen. Ich hatte schon vermutet, dass Tyler nicht mehr lange die Kraft haben würde, aber...
"Lebt er noch?" fragte ich mit heiserer und brüchiger Stimme. "Ja, aber... hätte i-ich i-ihn n-nich-t ge-gefunden..." Wieder schluchzte er zu stark um reden zu können und Leons Arme schlossen sich fester um Fynn.
Diese Informationen musste ich erstmal verarbeiten.
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Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*
Teen FictionMit 6 Jahren wurde ich aus meiner kindlichen Realität gerissen und sah eine der schrecklichsten Seiten des Lebens. Dies war mein neues Leben, mein Leben auf dem Sklavenmarkt. Der Kampf ums Überleben fristete mein Dasein 11 lange Jahre lang und mit d...