Ich wachte auf, denn vereinzelte Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht. Es war ein schöner Morgen. Schlaftrunken machte ich mich auf den Weg ins Bad. Ich wusch mich und machte mich fertig. Heute müsste ich zum Kickboxen. Als wenn ich nicht schon genug Gewalt erfahren hätte. Am Frühstückstisch zwang ich mir das Essen rein, um meine Eltern und auch meinen Engel stolz zu machen. Ich spürte, wie er mich von da oben beobachtete. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Brustkorb aus, aber anders als das Feuer der Wut, Verzweiflung und Trauer.
Mein Vater fuhr mich zu der Halle, in der ich die Schnupperstunde haben würde. Als ich rein ging staunte ich nicht schlecht. Überall waren Jugendliche, die an Boxsäcken trainierten oder unter Aufsicht und Anleitung eines Trainers gegeneinander kämpften. Als ich eintrat, erreichten mich viele Augenpaare. Nur ein Jugendlicher machte sich nichts aus mir und trainierte weiter seine Übungen. Er sah gut aus. Schwarze Haare und gut gebaut. Er trug eine lockere Jogginghose und ein Top, das seine Muskeln hervorbrachte, die echt ansehnlich waren. Er war sicher einer dieser Schlägertypen.
Ein Erwachsener kam auf mich zu und sprach mich an.
"Na Kleiner? Was willst du hier?" fragte der große Mann. Ich hatte keine Angst vor ihm, denn er sah nicht so aus, als wenn er sich an mir vergreifen würde. Trotzdem erwiderte ich nichts und starrte ihn nur mit meinem kalten Blick an.
"Er redet nicht, aber wir haben entschieden, er muss irgendwie mal aus seinem Zimmer kommen, also haben wir gedacht, es wäre ganz gut, wenn Tyler mal Kickboxen ausprobiert." sprang mein Vater für mich ein. Nun hatte ich auch die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen.
***Nikolas***
Ein Neuer kam in die Halle getrottet, doch es interessierte mich nicht. Er war sicher wieder ein Schwächling, der wegen jedem und allem rumheulen würde. Er war sicher das perfekte Mobbingopfer, doch ich zog meine Übungen weiter durch.
"Na Kleiner? Was willst du hier?" fragte Erny. Er fand sichtlich genauso komisch wie ich, denn der Junge war nicht mehr als Haut und Knochen.
"Er redet nicht, aber wir haben entschieden, er muss irgendwie mal aus seinem Zimmer kommen, also haben wir gedacht, es wäre ganz gut, wenn Tyler mal Kickboxen ausprobiert." sagte der Vater des Kleinen und das machte mich schon Neugierig. Tyler also? Naja süß war er schon mit seinen karamellfarbenen Haaren und den,... Ok die waren nicht süß! Was war mit seinen Augen? Eigentlich hatte er Knopfaugen, doch sie starrten Erny kalt an. So kalte Augen hatte ich noch nie gesehen. Er faszinierte mich. Nur Erny wusste von meiner Bisexualität. Er hatte kein Problem damit.
"Ok gut. Ich denke Nikolas wird dir ein bisschen was zeigen." Meinte Erny und zeigte auf mich. Ich wusste, das er nur den Augen des Neuen nicht standhalten konnte.
Dieser kam aber brav zu mir getrottet und ich verstand Erny voll und ganz. Seine Augen waren angsteinflößend, doch ich ließ mir nichts anmerken. Es war, als könnte er mit ihnen direkt duch mich hindurch in mein Inneres gucken. Es war gruselig, doch ich hielt seinem Blick stand. Er stand vor mir und war ungefähr 10 cm kleiner als ich. Das fand ich ganz angenehm.
Ich zeigte ich ein paar Übungen zum warm werden und schlecht stellte er sich nicht an, doch er sagte kein Wort. Vielleicht könnte ich ja noch was aus ihm rauskitzeln. Oder war er Stumm?
Obwohl es eigentlich viel zu früh war, wollte ich austesten was er aushielt und ließ ihn mit Richard, dem Jüngsten in den Ring. Richard machte ihn richtig fertig, doch er verzog nicht mal die Miene. Was war mit dem los?
"Oh! Habe ich dir weh getan?" fragte Richard spöttisch. Er genoss das sichtlich, da er sonst immer verlor.
Der Neue stand unberührt auf und erwiderte sogar etwas. Etwas was mir den Atem stocken ließ und alle die Luft scharf einziehen ließ. Sein Vater stand kurz vor den Tränen.
"Du weißt nicht was Schmerzen sind!" Es waren leise Worte, doch es ließ auf eine grausame Vergangenheit schließen. Der Neue hatte immer noch seine undurchdringliche Maske aufgesetzt und wand sich nun mir zu. Erwartungsvoll blickte er mich an und ich kämpfte um meine Fassung. Er war sehr interessant, hatte irgendwas besonderes an sich.
***Tyler***
Ich sollte mit diesem Richard in den Ring. Es war offensichtlich, das der Schwarzhaarige meine Grenzen austesten wollte. Komischerweise hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, ich müsste mit ihm reden, doch ich hielt mich selbst davon ab. Er war ein guter Trainer, doch ich hatte gesehen, das er ebenfalls schon Leid erlitten hatte. Es war offensichtlich so wie er sich gab. Er hatte ebenfalls eine Maske, die aber nicht so standfest war, wie die meine. Sie begann bereits zu bröckeln.
Es tat nicht weh. Ich war mittlerweile auf dem Boden. Ich hätte mich sicher mehr wehren können, doch sie wollten doch meine Grenzen kennen und nicht wie gut ich mich bereits wehren konnte. Jeder noch so harte Tritt oder jede noch so harte Faust in meinem Gesicht machte mir nichts und meine Maske verrutschte keinen Millimeter. Der Junge freute sich sichtlich auch mal zu gewinnen, doch die Worte die er dann an mich wand gaben mir den Rest und ich konnte meine Klappe nicht mehr halte. "Du weißt nicht was Schmerzen sind!" meine Stimme war bedrohlich, doch ich hatte mich im Griff. Meine Erinnerungen an den Keller und Daniels Tod kamen kurz in mir hoch, doch ich schob sie weit weg. Sehr weit weg.
Um abzulenken drehte ich mich wieder zu Niklas und schaute ihn erwartungsvoll an. Kurz bröckelte seine Fassade, doch dann riss er sich zusammen und schaute mir ebenfalls kalt entgegen.
"Gut! Ich würde sagen für heute machen wir Schluss. Du kannst zum nächsten Training gerne wiederkommen." sagte der erwachsene Trainer.
Ich nickte ihm zu und ging auf meinen Vater zu, dem die Tränen in den Augen standen. Auch er wusste was Schmerz war und er war sichtlich nicht dazu bereit, noch einmal Schmerz zu erleiden. Er sah so viel älter aus, als er eigentlich war. Ich klopfte ihm auf die Schulter und ging dann zum Ausgang.
***Nikolas***
"Wow. Was war das denn?" fragte mich Erny, als wir uns umzogen. "Ich weiß es nicht, aber ich glaube, das hat etwas mit der Vergangenheit des Kleinen zu tun. Der Vater stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch, als er das gesagt hat." merkte ich an.
"Du hast recht, das ist mir auch aufgefallen. Vielleicht ist er ja auf deiner Schule und du kannst da mehr rausfinden?" meinte Erny in Gedanken. Er machte sich Sorgen um Tyler, das sah ich.
"Du weißt, das das bei meinem Ruf nicht einfach ist! .. Ich kann es aber versuchen." meinet ich dann. Versuchen konnte ich es ja mal. Ich hoffte nur, das er nicht so viel über mich erfuhr, denn das konnte ich nicht gebrauchen.
So. Ich habe mal wieder zu viel Zeit, also sorry erstmal, wegen dem ständigen Sichtwechsel, aber wie findet ihr Nikolas?
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Stiller Schmerz (BxB) *Überarbeitung pausiert*
Teen FictionMit 6 Jahren wurde ich aus meiner kindlichen Realität gerissen und sah eine der schrecklichsten Seiten des Lebens. Dies war mein neues Leben, mein Leben auf dem Sklavenmarkt. Der Kampf ums Überleben fristete mein Dasein 11 lange Jahre lang und mit d...